Eine mehr als 100 Jahre alte rostige Eisenbahnbrücke spannt sich über das Tal, in dem Westerburg liegt. Gut fünfeinhalbtausend Einwohner hat das Städtchen im Westerwald. Die Polizeistation liegt gut sichtbar an einer Durchgangsstraße. Schräg gegenüber hat sich die Tat ereignet, die seit Tagen im Westerwald für Gesprächsstoff sorgt: Zwei Polizisten schlagen und treten einen Mann, der schon am Boden liegt. Zwei weitere Beamte stehen daneben. Die Szene wird aus einem Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite gefilmt und der Koblenzer "Rheinzeitung" zugespielt. Die Regionalzeitung veröffentlicht das 20-Sekunden-Video mit den prügelnden Polizisten auf ihrer Homepage. Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) reagiert entsetzt:
"Also ich war sehr erschrocken, als ich die Bilder im Video gesehen habe, diese Gewalt ist nicht zu akzeptieren. Die Staatsanwaltschaft wurde unmittelbar eingeschaltet, eine andere Dienststelle ermittelt."
Alle vier Polizisten, die auf dem Video zu sehen sind, sind inzwischen zwangsbeurlaubt worden. Der 27 Jahre alte Mann, den sie traktiert haben, soll aus der Westerwälder Drogenszene kommen.
In der Einkaufstraße von Westerburg ist der brutale Übergriff, der sich schon Ende Mai ereignet hat und erst jetzt durch das Video öffentlich wurde, Gesprächsthema Nummer Eins. Einige haben selbst im Westerwald schon Erfahrungen mit prügelnden Polizisten gemacht. Ein etwa 20 Jahre alter junger Mann mit Nasenpiercing und schwarzem T-Shirt will seinen Namen nicht nennen:
"Da war halt die Situation. Wir als Jugendliche. Gut, manche haben sich ein bisschen danebenbenommen. Das die eingegriffen haben ist auch in Ordnung. Aber wie es dann abgelaufen ist mit fünf Leuten auf einen, der ist schon am Boden, der ist schon blau angelaufen. Dann lässt man ihn nicht los, sondern traktiert den halt weiter, so ging das dann. Und wenn dann zehn Leute drum rum stehen und sagen, jetzt ist langsam mal gut, es ist jetzt okay, der macht ja nichts mehr, keine Reaktion."
In der Region wird der Verdacht geäußert, die hiesige Polizei begegne vor allem den Menschen mit Ressentiments, die nicht ganz den bürgerlichen Durchschnittsnormen entsprechen. Eine etwa 50 jährige Frau im Hippy-Outfit will lieber auch anonym bleiben:
"Ja, ich habe es erlebt, dass ich auch angehalten wurde, da wurde kein Name genannt, so richtig ruppig. Nicht so wie früher die Polizei, dein Freund und Helfer. Sondern die Jüngeren sind zum Teil wie Rambos, nicht physisch. Sondern die Art, wie sie Ansprache halten. Ich kann das nicht sagen, dass das hier in Westerburg ist, sondern allgemein. Wie ne Machtausübung, ja."
Dass Polizisten Macht ausüben – für andere Passanten in Westerburg ist kein Problem.
Sie haben auch Verständnis dafür, dass Verdächtige aus der örtlichen Drogenszene mal etwas härter angefasst werden müssen. Gerade dann, wenn sie sich einer Verhaftung entziehen wollen. Aber auf jemanden einzuschlagen, der schon am Boden liegt – das findet hier niemand akzeptabel:
"Ich beschönige das nicht auf gar keinen Fall. Aber gerade vorher mit Leuten zu tun haben, die sich nicht wie zivilisierte Menschen benehmen. Das ist ja heute auch gang und gäbe, dass dies heute nicht so ist. Dass die Polizei mit vier, fünf Leuten anrücken muss, um Leuten Herr zu werden, die sich gewalttätig verhalten."
Bürger und Polizei in einer Spirale von Gewalt und Gegengewalt – das ist gerade in abgelegenen Gegenden wie dem Westerwald besonders heikel. Denn allzu oft gibt es keine Zeugen für das, was auf der Straße geschieht. Im Fall der prügelnden Polizisten in Westerburg waren es jetzt die Aufnahmen mit dem Handy-Video, die das Ausmaß der Gewalt zutage treten ließen. Ein beunruhigender Gedanke, dass dies möglicherweise kein Einzelfall ist.
Die Koblenzer "Rheinzeitung", die den Westerburger Fall aufgedeckt hat, berichtet von Bürgern, die sich in der Redaktion gemeldet und von eigenen Gewalterfahrungen mit Polizisten berichtet haben. Die Zeitung will den Fällen nachgehen. Auch der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz zeigt Entschlossenheit:
"Das, was ich da gesehen habe, ist nicht zu akzeptieren. Wir werden es aufklären müssen."
Die rheinland-pfälzischen Grünen fordern unterdessen eine neutrale Beschwerdestelle für Vorwürfe gegenüber der Polizei. Diese Stelle solle auch die Aufgabe bekommen, für einen Ausgleich zwischen den Beteiligten zu sorgen.
"Also ich war sehr erschrocken, als ich die Bilder im Video gesehen habe, diese Gewalt ist nicht zu akzeptieren. Die Staatsanwaltschaft wurde unmittelbar eingeschaltet, eine andere Dienststelle ermittelt."
Alle vier Polizisten, die auf dem Video zu sehen sind, sind inzwischen zwangsbeurlaubt worden. Der 27 Jahre alte Mann, den sie traktiert haben, soll aus der Westerwälder Drogenszene kommen.
In der Einkaufstraße von Westerburg ist der brutale Übergriff, der sich schon Ende Mai ereignet hat und erst jetzt durch das Video öffentlich wurde, Gesprächsthema Nummer Eins. Einige haben selbst im Westerwald schon Erfahrungen mit prügelnden Polizisten gemacht. Ein etwa 20 Jahre alter junger Mann mit Nasenpiercing und schwarzem T-Shirt will seinen Namen nicht nennen:
"Da war halt die Situation. Wir als Jugendliche. Gut, manche haben sich ein bisschen danebenbenommen. Das die eingegriffen haben ist auch in Ordnung. Aber wie es dann abgelaufen ist mit fünf Leuten auf einen, der ist schon am Boden, der ist schon blau angelaufen. Dann lässt man ihn nicht los, sondern traktiert den halt weiter, so ging das dann. Und wenn dann zehn Leute drum rum stehen und sagen, jetzt ist langsam mal gut, es ist jetzt okay, der macht ja nichts mehr, keine Reaktion."
In der Region wird der Verdacht geäußert, die hiesige Polizei begegne vor allem den Menschen mit Ressentiments, die nicht ganz den bürgerlichen Durchschnittsnormen entsprechen. Eine etwa 50 jährige Frau im Hippy-Outfit will lieber auch anonym bleiben:
"Ja, ich habe es erlebt, dass ich auch angehalten wurde, da wurde kein Name genannt, so richtig ruppig. Nicht so wie früher die Polizei, dein Freund und Helfer. Sondern die Jüngeren sind zum Teil wie Rambos, nicht physisch. Sondern die Art, wie sie Ansprache halten. Ich kann das nicht sagen, dass das hier in Westerburg ist, sondern allgemein. Wie ne Machtausübung, ja."
Dass Polizisten Macht ausüben – für andere Passanten in Westerburg ist kein Problem.
Sie haben auch Verständnis dafür, dass Verdächtige aus der örtlichen Drogenszene mal etwas härter angefasst werden müssen. Gerade dann, wenn sie sich einer Verhaftung entziehen wollen. Aber auf jemanden einzuschlagen, der schon am Boden liegt – das findet hier niemand akzeptabel:
"Ich beschönige das nicht auf gar keinen Fall. Aber gerade vorher mit Leuten zu tun haben, die sich nicht wie zivilisierte Menschen benehmen. Das ist ja heute auch gang und gäbe, dass dies heute nicht so ist. Dass die Polizei mit vier, fünf Leuten anrücken muss, um Leuten Herr zu werden, die sich gewalttätig verhalten."
Bürger und Polizei in einer Spirale von Gewalt und Gegengewalt – das ist gerade in abgelegenen Gegenden wie dem Westerwald besonders heikel. Denn allzu oft gibt es keine Zeugen für das, was auf der Straße geschieht. Im Fall der prügelnden Polizisten in Westerburg waren es jetzt die Aufnahmen mit dem Handy-Video, die das Ausmaß der Gewalt zutage treten ließen. Ein beunruhigender Gedanke, dass dies möglicherweise kein Einzelfall ist.
Die Koblenzer "Rheinzeitung", die den Westerburger Fall aufgedeckt hat, berichtet von Bürgern, die sich in der Redaktion gemeldet und von eigenen Gewalterfahrungen mit Polizisten berichtet haben. Die Zeitung will den Fällen nachgehen. Auch der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz zeigt Entschlossenheit:
"Das, was ich da gesehen habe, ist nicht zu akzeptieren. Wir werden es aufklären müssen."
Die rheinland-pfälzischen Grünen fordern unterdessen eine neutrale Beschwerdestelle für Vorwürfe gegenüber der Polizei. Diese Stelle solle auch die Aufgabe bekommen, für einen Ausgleich zwischen den Beteiligten zu sorgen.