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Viererpack

Hoch am Himmel, fast im Zenit, strahlt gegen Mitternacht die helle Wega. Etwa drei Vollmonddurchmesser links oberhalb können Sie fernab der größeren Städte ein Sternpaar der besonderen Art erkennen - vorausgesetzt, Ihre Augen sind noch einigermaßen sehtüchtig.

Von Hermann-Michael Hahn |
    Gemeint ist der Doppelstern mit dem ungewöhnlichen Namen Epsilon-1-Epsilon-2 Lyrae. Es ist ein Sternpaar der vierten Größenklasse - und damit am Großstadt-Himmel nicht leicht zu entdecken. Beide Sterne stehen etwa dreieinhalb Bogenminuten auseinander und sollten daher eigentlich mit bloßem Auge getrennt zu erkennen sein. Es gelingt aber nicht jedem Beobachter, und so wird Epsilon-1-Epsilon-2 auch als Augenprüfer bezeichnet.

    Das besondere bei diesem Sternpaar ist, dass jeder der beiden Sterne in einem genügend großen Teleskop noch einmal doppelt erscheint. In Wirklichkeit umkreisen sich dort also jeweils zwei Sternpaare gegenseitig. Die beiden Partner des einen Paares benötigen dafür rund 600 Jahre, die des anderen Paares etwa doppelt so lange.

    Die Entfernung der Vierergruppe beträgt gut 160 Lichtjahre. Der Abstand der beiden Paare untereinander dürfte bei mindestens 60 Lichttagen liegen. Daraus lässt sich ableiten, dass die beiden Paare mehrere hunderttausend Jahre brauchen, um sich gegenseitig zu umrunden.

    Würden Sie auf einem hypothetischen Planeten leben, der um einen dieser Sterne kreist, so sähen Sie den Partner rund 100-mal heller als den Vollmond. Das andere Sternpaar dagegen erschiene Ihnen wie zwei gleißende Punkte so hell wie der Mond im Ersten Viertel.

    Beobachtungsobjekt epsilon Lyr

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