"Villa-Lobos - Piano Music"
Relativ unbekannt ist hierzulande auch die Klaviermusik des Brasilianers Heitor Villa-Lobos. Die Gitarristen zählen ihn inzwischen zum Standardrepertoire, und ab und zu wird auch einmal eine seiner "Bachianas brasileiras" gespielt. Hyperion legt nun eine CD vor, die der kanadische Pianist und Komponist Marc-André Hamelin aufgenommen hat, und man muss sich wirklich glücklich schätzen, dass nun wieder eine wirklich ebenso poetische wie virtuose Aufnahme von "Rudepoêma" vorliegt, jener großen Klavierrhapsodie, die Villa-Lobos in den 20er Jahren für Artur Rubinstein schrieb. "Rudepoêma" heißt übersetzt "Rauhes Gedicht"; es hat nichts von seiner Modernität verloren und nichts von seinem artifiziellen Primitivismus. * Musikbeispiel: Heitor Villa-Lobos - "Rudepoêma" Neben "Rudepoêma" hat Marc-André Hamelin die kleine Suite "As Tres Marias" und die beiden Suiten "A Prole do Bebê - die Babyfamilie" eingespielt. Da geht es nun um Miniaturen von wenigen Minuten Dauer, die den scharf charakterisierenden Virtuosen erfordern, den Meister der Farben und des Pedals. Vor allem die zweite Suite von 1921 spiegelt die Auseinandersetzung von Villa-Lobos mit Debussy und Ravel wider. Manche dieser poetischen Studien haben als Encores der großen Pianisten überlebt. Als Zyklen werden aber auch diese Suiten kaum je gespielt. Eines der beliebtesten Kunststücke ist dabei "O Polichinello", der Kasper, ein witziger Hommage an Strawinskys "Petruschka". Artur Rubinstein spielte "O Polichinello" an seinem letzten Abend als letzte Zugabe - es war wohl nicht ohne Hintersinn, dass er sich mit dem hölzernen Zappelmann von seinem Publikum verabschiedete. Marc-André Hamelin. * Musikbeispiel: Heitor Villa-Lobos - "O Polichinello" Das war noch einmal Marc-André Hamelin, übrigens einer der interessantesten Pianisten der Gegenwart, diesmal mit "O Polichinello" von Heitor Villa-Lobos aus dessen zweiter Suite "O Prole do Bebê". Die neue CD mit Klavierwerken von Villa-Lobos ist, wie gesagt, bei Hyperion erschienen.