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Violakonzerte von Hoffmeister, Stamitz, Zelter

Der Mezzosopran unter den Streichinstrumenten ist heute mit seinen frühklassischen Hits zu Gast: Hariolf Schlichtig und das Münchener Kammerorchester haben für Tudor Recording die Bratschenkonzerte von Carl Stamitz, Franz Anton Hoffmeister und Carl Friedrich Zelter eingespielt. * Musikbeispiel: F. A. Hoffmeister - Allegro aus: Konzert für Viola und Orchester D-Dur Das Münchener Kammerorchester und Hariolf Schlichtig spielten den 3. Satz, Allegro, aus dem Bratschenkonzert D-Dur von Franz Anton Hoffmeister. Wie Carl Stamitz hat auch er in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gelebt und gewirkt – Wien und Leipzig waren die Hauptstätten seines Schaffens, das neben dem Komponieren in erster Linie im Herausgeben von Notenmaterial bestand. Hoffmeister war zu Lebzeiten Mozarts dessen Hauptverleger und Freund. Sein Violakonzert ist für jeden heutigen angehenden jungen Bratscher ein Muss. Der Bielefelder Katalog verzeichnet bisher drei Einspielungen – ebenso viele (oder wenige) wie mit dem Konzert von Stamitz, Zelters Konzert ist sogar nur einmal eingespielt worden. Dieser doch eher dürftigen Ausbeute hat Hariolf Schlichtig zusammen mit dem Münchener Kammerorchester jetzt seine Neueinspielung hinzugefügt, die die drei frühklassischen Konzerte auf einer CD versammelt – und dies, wie ich finde, wirklich gelungen. Frisch und spritzig kommt die Aufnahme daher, Hariolf Schlichtig beherrscht sein Instrument souverän, er besticht durch makellose Intonation, lebendige Virtuosität und ein sicheres Gespür für den "richtigen Ton", für die Musiksprache der Komponisten. Das Orchester lässt sich von seinem Solisten mitreißen und spielt in kammermusikalischer Besetzung ebenso homogen wie transparent – die Fertigkeit eines jeden einzelnen Ensemblemitglieds ist bei einer so kleinen Besetzung gefragt, die jede Kleinigkeit schonungslos offen legt. Dieses Können stellen die Orchestermitglieder hier unter Beweis.

Anne Friedrich |
    Carl Stamitz, einer der Söhne von Johann Stamitz, dem Leiter der berühmten Mannheimer Hofkapelle, war ein gefragter Bratschen- und Viola d´amore-Solist und hat sein virtuoses Bratschenkonzert wohl für sich selbst geschrieben. Daraus jetzt der Beginn des mit Allegro überschriebenen ersten Satzes: * Musikbeispiel: Carl Stamitz - Allegro (Ausschnitt) aus: Konzert für Viola und Orchester D-Dur Das war der Beginn des ersten Satzes des Bratschenkonzerts von Carl Stamitz, gespielt vom Münchener Kammerorchester und Hariolf Schlichtig, der auch die Leitung hat. Schlichtig stammt aus Tuttlingen und hat zunächst Geige studiert bei Max Rostal und anschließend bei Sándor Végh, der sehr wichtig für ihn gewesen ist und bei dem er dann auch zur Bratsche gewechselt hat. Als Bratschist hat er seit dessen Gründung dem Cherubini Quartett angehört, und auch als Solist ist Hariolf Schlichtig auf bedeutenden Konzertpodien zuhause. An der Münchener Musikhochschule unterrichtet er Bratsche und Kammermusik. Wie das Münchener Kammerorchester, das seit 1995 unter der Leitung von Christoph Poppen steht, engagiert sich Hariolf Schlichtig auch sehr für die zeitgenössische Musik. Das Münchener Kammerorchester hat für seine gelungene Programmgestaltung in der zu Ende gehenden Saison gerade vom deutschen Musik-Verleger-Verband eine Auszeichnung erhalten.

    Carl Friedrich Zelter, der Komponist des dritten Bratschenkonzerts der neuen CD mit Hariolf Schlichtig und dem Münchener Kammerorchester, ist vor allem bekannt geworden durch seine enge Beziehung zu Goethe, mit dem er in regelmäßigem Briefwechsel stand. Zelter verehrte Johann Sebastian Bach und Klassiker wie dessen Sohn Carl Philipp Emanuel und Joseph Haydn, "neueren" Kollegen wie Beethoven oder Schubert gegenüber blieb er skeptisch. Goethe hatte jemanden gesucht, der seine Lyrik musikalisch verewigt und stieß in Zelter auf einen Komponisten, der diese Erwartungen gerne erfüllte. Vor allem Zelters Liedvertonungen haben sich denn auch bis in die Gegenwart erhalten, von seinen reinen Instrumentalwerken nur das Bratschenkonzert in Es-Dur, das Hariolf Schlichtig neben denen von Stamitz und Hoffmeister für seine Neueinspielung mit dem Münchener Kammerorchester ausgewählt hat. Aus Zelters Konzert möchte ich Ihnen jetzt das Rondo spielen: * Musikbeispiel: Carl Friedrich Zelter - Rondo aus: Konzert für Viola und Orchester Es-Dur Die Neue Platte - mit dem Finalsatz aus dem Konzert für Viola und Orchester Es-Dur von Carl Friedrich Zelter geht die heutige Sendung zu Ende. Die CD, auf der sich außerdem noch die Bratschenkonzerte in D-Dur von Carl Stamitz und Franz Anton Hoffmeister befinden, ist eine Co-Produktion zwischen dem Bayerischen Rundfunk und Tudor Recording. Es spielt Hariolf Schlichtig, das Münchener Kammerorchester begleitet unter der Leitung des Solisten.