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Virtuelle Belästigung mit realen Folgen

Jugendliche nutzen Webseiten und soziale Netzwerke, um sich selbst zu inszenieren, aber auch um andere herunter niederzumachen. Bereits jeder vierte User von sozialen Netzwerken wurde beleidigt oder gar bedroht.

Von Manuela Lundgren | 31.10.2010
    Lizzy hat geantwortet. Felina, Jan und Luise sitzen vor dem Computer. Die Seite von Facebook ist geöffnet. Lizzys Nachricht kündigt sich mit diesem unverwechselbaren Plong an.

    Geredet - nein - "gechattet" wird mit 3 von 30 Freundinnen, die ebenfalls gerade online sind. Es wird begutachtet und natürlich gelästert, denn Lizzy hat Fotos von ihrer letzten Homeparty bei Facebook eingestellt. Die Themen des Chats sind vielseitig. Versehen mit Smileys, die lachen, weinen oder andere Gefühlsregungen ausdrücken sollen, werden in einer ganz eigenen Sprache kurz und knapp Themen wie Hausaufgaben, nervende Mütter und Outfits und Figur der Freunde bearbeitet.

    In den vorgefertigten Profilen finden sich Angaben zu Alter, Geschlecht, Wohnort, Schule, Hobbys und Status, sprich ob man Single oder gerade frisch verliebt ist. Im Mittelpunkt des Interesses aber stehen die Fotos und Videos, die jeder jugendliche User von sich ins Netz stellen kann und die häufig Grundlage für Lästerattacken sind. Im Schnitt stellt jeder Jugendliche rund 200 Fotos von sich ins Netz. Die Fotos zeigen Szenen der letzten Party und aus dem Urlaub. Jeder kann den neuen Freund begutachten oder das neue Auto bewundern.

    Das gesamte Leben wird hier zum offenen Buch, denn die Selbstinszenierung zählt. Zwar kann jeder Nutzer seine Privatsphäre durch Einstellungen schützen, doch mehr als die Hälfte der jungen Surfer nutzt die Möglichkeiten zum Schutz der Privatsphäre nicht und das bedeutet: Die ganze Welt liest mit. 98 Prozent der Jugendlichen haben einen Internetzugang und 85 Prozent sind in sozialen Netzwerken registriert. Die Offenheit im Netz kann zum Bumerang werden. Und das heißt vor allem Cyber-Mobbing oder auch Cyber-Bullying, also absichtliches Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen anderer, mithilfe moderner Kommunikationsmittel. Schauplatz für das neue Phänomen Cyber-Mobbing sind virtuelle Chaträume wie Twitter, Facebook, SchülerVZ, StudiVZ, ICQ und MySpace. Mobbing im Netz ist weit verbreitet. Jeder vierte User hat Cyber-Mobbing bereits erlebt. Zahlen, die auch der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, Prof. Dr. Johannes Caspar, sehr ernst nimmt.

    "Viele der Kinder und Jugendlichen befinden sich mittlerweile ja schon mehr in der sogenannten virtuellen Welt als in der realen, und in dieser Welt ist es eben auch angesagt, Dinge zu tun, die man normalerweise im normalen Umgang möglicherweise nicht miteinander tun würde, weil gerade auch im Internet die Möglichkeit des Anonymen an den Pranger Stellens viel eher gegeben ist, als wenn man das unter realen Lebensbedingungen macht und vor Ort über jemanden spricht. Hier kann man ohne zur Rechenschaft gezogen zu werden, andere Leute bloßstellen und das ist eben eine Gefahr, die sich gerade im Bereich des Cyber-Mobbings ergibt."

    Die Formen des Mobbens im Internet sind vielfältig. So können Täter Fotos mit Beleidigungen kommentieren oder es bilden sich regelrechte Hassgruppen gegen das Opfer. Oft werden auch Fotomontagen angefertigt, die die Gesichter der Opfer auf
    Tierleibern zeigen. Bei Cyber-Mobbing unter Kindern und Jugendlichen kennen Opfer und Täter einander in der Regel auch in der realen Welt. Die Täter sind in über 80 Prozent die Klassenkameraden, denn Mobbing beginnt fast immer auf dem Schulhof. Die Gründe dafür sind häufig Neid, Rachegefühle, gekränkte Liebesbeziehung, fehlende Anerkennung. Besonders Mädchen der Klassenstufe sieben mobben. Hier verlagert sich der sogenannte Zickenterror vom Schulhof ins Netz.

    Die Auswirkungen sind für die Täter oft nicht absehbar, für die Opfer aber dramatisch. Anders als beim direkten Mobbing können es beim Cyber-Mobbing alle lesen, der Inhalt verbreitet sich schnell und der Terror endet nicht nach der Schule, sondern setzt sich am Computer zuhause fort. So las Patrick, 16-jähriger Schüler auf einem Hamburger Gymnasium, an einem Sonntagmorgen zuhause bei Facebook Folgendes über sich:

    "Alle, die Patrick die Freundschaft kündigen bekommen 1000 Euro. Ich hasse Patrick, weil er so eine Bastardgestalt ist."

    Und diese, für alle sichtbare Beleidigung auf seiner virtuellen Pinnwand, war im Vergleich zu anderen Beschimpfungen noch harmlos.

    "Ich weiß noch, dass da auch eine Morddrohung drunter war, wo die betreffende Person eben gesagt hat, mir gedroht hatte, sie würde mich aufschlitzen und meine Organe auf der Straße verteilen. Das war schon ziemlich hart. Erstmal, weil ich so etwas nicht auf meiner Pinnwand stehen haben möchte und weil das natürlich schon ein extremer Angriff gegen mich und mein Verhalten ist."

    Ein eindeutiges Opferprofil gibt es nicht. Es kann jeden treffen, aber es ist erwiesen, dass Kinder, die im Internet gemobbt werden, oft schon vorher im realen Leben Angriffsziel von Mobbern waren. So auch Patrick. Er hatte eine Klasse übersprungen, war somit der Jüngste in seiner Stufe und wurde von den anderen als Streber bezeichnet. Dr. Joachim Walter vom Wilhelmstift in Hamburg, Leiter der Kinder und Jugendpsychiatrie, behandelt sowohl Cyber-Mobbing Opfer wie auch Mobber. Jedes Jahr wenden sich mehr Eltern und Schüler an seine Klinik. Seine Patienten sind vor allem Schüler in der Altersklasse 11 bis 16 Jahre. Ein Alter, das laut Dr. Walter eine besonders schwierige Phase im Leben der Jugendlichen darstellt. Die Kinder sind in dieser Zeit sehr verletzbar und sie haben eine hohe Sensibilität dafür, wie man verletzen kann. Besondere Angriffsflächen bieten dabei Kinder und Jugendliche, die bereits wegen ihres Aussehens (zu dick - zu dünn etc.) stigmatisiert wurden. Doch es gibt noch weitere Merkmale bei den Opfern.

    "Es spielt eine Rolle, ob Jugendliche gelernt haben, mit Konflikten umzugehen, sich aktiv zu wehren, und ob sie einen Freundeskreis um sich herumhaben, der sie verteidigen kann. Häufig finden wir es auch, dass überangepasste Kinder, die häufig auch wenig Konflikterfahrung haben, leichter zum Ziel von Mobbing werden, die nichts Eigenes bieten können und sehr an Erwachsenen orientiert sind."

    Doch nicht nur Opfer sind bei Dr. Walter in Behandlung, auch Täter. Welche Kinder und Jugendliche sind es, die andere im Netz mobben, beschämen verletzen, bloßstellen?

    "Täter sind zum einem natürlich Menschen, die auch selber schon erlebt haben, selbst zum Opfer geworden zu sein, wo man Rache nehmen möchte. Kein neues Phänomen. Es gibt ein Stück Täter, die das im Sinne, wir nennen es narzisstischer Überhöhung tun, sie stellen sich gerne dar als die Mobber und als die Mächtigen, die dann leider manchmal auch in Klassen, durchaus auch in sozialen Gemeinschaften, geschätzt werden."

    Die Täter sind fast zu gleichen Teilen Jungen und Mädchen. In einer Studie aus dem Jahr 2008 haben 16 Prozent der Befragten angegeben, selbst Cyber-Mobbing betrieben zu haben. 40 Prozent von ihnen hätten dies als Scherz verstanden. Ein Scherz mit ungeahnten und oft dramatischen Auswirkungen für das Opfer. Die Folgen reichen von der sozialen Isolierung, Stress und psychischen Problemen bis hin zum Selbstmord.

    Im September 2009 hatte sich in Großbritannien ein junges Mädchen das Leben genommen, weil es online gemobbt wurde. Es war bereits der dritte Fall in zwei Jahren in England. Auch in Deutschland soll es schon Selbstmorde als Folge von Cyber-Mobbing gegeben haben. Welche Symptome auf Cyber-Mobbing hinweisen können, schildert Dr. Walter:

    "Am dramatischsten ist es, wenn es um Selbstmordgedanken geht, wenn man sich selbst und sein weiteres Leben so sehr infrage stellt, dass man nicht mehr einen Blick in die Zukunft wagen kann. Also Suizidalität - ein wichtiges Thema. Auftauchen tut es auch im Rahmen von Essstörungen. Es gibt dann auch Jugendliche, die mit Amokdrohungen kommen - es gibt depressive Bilder, einfach Rückzug und sicherlich das Häufigste ist das Vermeiden der Bereiche, wo man mit anderen Kindern in Verbindung kommt, sprich Schule, Verweigerung, Schulvermeidung aus Angst, sich zu stellen."

    Die Behandlung der Patienten kann je nach Schwere der Störungen bis zu drei Monate dauern. Eine stationäre Behandlung ist immer dann angezeigt, wenn das Kind nicht mehr zur Schule gehen kann, und wenn die Gefahr droht, dass der junge Patient sich selbst oder anderen etwas antun könnte. Hauptziel der Behandlung ist es, den betroffenen Kindern wieder ein soziales Umfeld zu schaffen, in dem sie sich wohlfühlen, um sie aus der Isolation herauszubringen. Und dennoch können Langzeitschäden, nicht ausgeschlossen werden. Durchlebte Beschämung prägt sich ein und hält lange an, sodass das Selbstwertgefühl für einen längeren Zeitraum stark beschädigt sein kann.

    Die Behandlung der Opfer kann somit sehr langwierig, kosten- und zeitintensiv sein, vor allem wenn die Opfer sich erst spät jemandem anvertrauen und den Verletzungen im Internet bereits monatelang ausgesetzt waren. Die erschreckenden Auswirkungen des neuen Phänomens Cyber-Mobbing werden mittlerweile sehr ernst genommen und so wurden in den vergangenen Jahren Kampagnen zur Förderung von Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen und Präventions-Projekte gegen Cyber-Mobbing ins Leben gerufen. Auch die EU hat die Gefahren für die jungen User erkannt und 2009 das "Safer Internet Programme" verabschiedet, an dem sich 26 europäische Länder beteiligen.

    Zusätzlich haben viele Bundesländer Kampagnen und Projekte im Kampf gegen Cyber-Mobbing gestartet: Die Niedersächsische Landesmedienanstalt beispielsweise hat eine Selbsthilfe-Plattform gegründet. Unter juuuport.de sind ehrenamtliche Scouts erreichbar, die Jugendliche bei schlechten Erfahrungen im Internet beraten sollen. Die Scouts zwischen 14 und 18 Jahren werden durch psychologische, juristische und medienpädagogische Fachkräfte ausgebildet. Denn junge Leute wollen sich lieber untereinander austauschen, als Erwachsene einzuweihen. Erste Hilfe bieten die jungen Scouts, wenn Schüler in sozialen Netzwerken beleidigt werden oder unerwünschte Fotos von ihnen erscheinen. Scout Adrian, 16 Jahre alt, erläutert seine Rolle:

    "Es ist nicht der Experte, der von oben sagt, so geht das nicht und Du musst das so und so machen; dass wir Tipps geben können, vielleicht schon eigene Erfahrung gemacht haben usw., da können wir dann ganz frei mit den Nutzern sprechen."

    Warum sich die Jugendlichen eher von Gleichaltrigen beraten lassen, erklärt Nils, der ebenfalls als Scout bei juuuport arbeitet.

    "Ich denk' auf jeden Fall, dass die Hemmschwelle niedriger ist, dass man seinen Eltern vielleicht so was nicht erzählen würde, weil die Eltern das nicht verstehen und keine Erfahrung im Internet haben, nicht mit SchülerVZ, sie wissen nicht, worum‘s da geht."

    Was die Internet-Nutzung angeht, gibt es oft eine große Kluft zwischen Kindern und Eltern, wobei die Kinder den Älteren weit voraus sind. Diese Elterngeneration ist die Erste, die technisches Wissen nicht an ihre Kinder weitergeben kann. Eltern fühlen sich überfordert beim Thema Erziehung zu Medienkompetenz, dabei ist ihre Aufmerksamkeit und Mitarbeit bei diesem Thema wichtiger denn je. Welche Präventionsarbeit können die Eltern leisten? Moritz Becker vom niedersächsischen smiley e.V.:

    "Eltern müssen ihre Kinder begleiten, wie immer im Leben, erst recht im Internet. Ganz wichtig ist es, dass man Kindern den Rücken stärkt, dass man wegkommt von 'Chatten ist schlecht', dass man da konstruktiv mit den Kindern gemeinsam versucht, herauszufinden, wie kann ich das wirklich so nutzen, wie ich das eigentlich möchte."

    In Hamburg wurde im Februar eine Initiative zur Förderung der Datenschutzkompetenz an Hamburger Schulen vorgestellt. Im Rahmen von Unterrichtseinheiten soll mit Schülern das Leben in der virtuellen Welt eingeübt werden. Johannes Caspar, der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz, und seine Behörde sind Initiator des Projektes.

    "Ein Konzept, das eben künftig den Schulen ermöglicht, ihre Verantwortlichkeit als Lehranstalt insofern auch so weit wahrzunehmen, als Kinder und Jugendliche darauf hingewiesen werden, welche Gefahren eben in der virtuellen Welt auf sie warten. Das Verhalten im Internet muss im Grunde genauso eingeübt werden wie im Straßenverkehr, und die Schulen ziehen die Schüler und Schülerinnen natürlich bereits ins Internet, indem dort recherchiert wird für Hausarbeiten, indem dort Referate gemacht werden. Und wir haben gesagt, es kann eben nicht sein, dass die schulischen Lehrinhalte dieses Thema 'wie verhalte ich mich im Internet' aussparen, denn dies ist in der Tat ein Thema, das viele der Eltern-Generation gar nicht kennen - das muss die Schule künftig selbst machen."
    Der Jugendbeauftragte von SchülerVZ, Philip Groeschel, sieht eine große Chance in der Zusammenarbeit zwischen Schülern und Lehrern für mehr Sicherheit im Netz.

    "In der Tat ist es natürlich so, dass viele Lehrer sich mit diesem Thema nicht besonders vertraut und sicher fühlen. Ich glaube aber, das ist gar nicht so schlimm. Was Kinder und Jugendliche sehr gut können, ist mit dem Computer umgehen - die haben eine sehr hohe technische Medienkompetenz, während Lehrer und Eltern eine sehr hohe soziale Kompetenz in der Regel haben. Ein Lehrer oder Erwachsener kennt in der Regel die Verhaltensnormen in der Gesellschaft, weil er sie schon sehr viel verinnerlicht hat und vielleicht auch ein anderes Bewusstsein dafür hat und ein Kind weiß, wie man gut mit einem Computer umgeht. Schmeißt man all dieses Wissen in einen Topf, dann kann man sehr viel erreichen."

    Datenschutzbeauftragte und die Politik fordern von den Betreibern der Plattformen schon lange Datensicherheit und Anleitungen für die junger User im Netz. Die Reaktionen der Communities fallen sehr unterschiedlich aus. SchülerVZ hat aus Fehlern der Vergangenheit gelernt, die Gefahr für ihre jungen Mitglieder im Netz erkannt und sich darauf eingestellt. Dazu Philipp Groeschel:

    "Wir als Betreiber im sozialen Netzwerk SchülerVZ sehen da natürlich eine ganz klare Verantwortung auf unserer Seite, nämlich darin, unsere Nutzer richtig aufzuklären und zu informieren wie sie untereinander und miteinander innerhalb des sozialen Netzwerks umgehen. Dafür haben wir den sogenannten Verhaltenskodex - das sind einfach Spielregeln, wie man sich auf der Plattform verhält. Und auf der anderen Seite müssen wir unsere Nutzer natürlich auch unterstützen, wenn es Probleme gibt. Wir sind also immer erreichbar, es gibt eine Meldefunktion, über die man Beschwerden an uns richten kann. Unsere Nutzer können uns E-Mails schicken, wenn sie Sorgen und Probleme haben und wir unterstützen sie entsprechend auch, möglicherweise sogar auch mit Konsequenzen. Gegenüber anderen Nutzern, das heißt: Wer einen anderen regelmäßig belästigt oder beleidigt, muss natürlich auch damit rechnen, von uns gelöscht zu werden."

    Doch eines weiß auch Philip Groeschel: Mobbing im Netz lässt sich nie ganz verhindern unabhängig davon, wie sicher Netze sind oder ob sie über rote Knöpfe verfügen, mit denen man Angriffe im Netz melden kann. Denn: Die Auslöser für die Konflikte, für Beschimpfungen, Demütigungen und Beleidigungen im Netz sind auf den Schulhöfen, also in der realen Welt verankert. Und nur dort können sie auch gelöst werden und das je früher desto besser. Bei Patrick konnte ein längerer Leidensweg vermieden werden, weil er sich seinen Eltern gleich am nächsten Tag mitgeteilt hat und Eltern die nötigen weiteren Schritte einleiten konnten. Besonders wichtig für Patrick war die Aufmerksamkeit und Fürsorge seiner Freunde:

    "Was ich sehr gut fand, dass mich meine Freunde auf jeden Fall ermutigt haben, das heißt, als ich am Montag in der Schule war, ging ich davon aus, dass ich diese Drohung einfach auf meine Pinnwand gelöscht hätte und da kamen aber gleich mehrere von ihnen auf mich zu und sagten, hey wir haben gelesen, was da auf deiner Pinnwand steht, das ist ja total unglaublich, da müssen wir unbedingt gegen vorgehen. Dann haben wir das auch gleich der Ersten große Pause besprochen, was man da machen kann und dann, als wir unsere Tutorin wieder hatten, gleich gemeldet, da war ich positiv überrascht, dass die das erstens mitgekriegt haben und sich gleich Gedanken drüber gemacht haben und das dann eben auch in die Tat umgesetzt haben."

    Die Schulleitung reagierte sofort. Die beiden Klassenkameraden, die unter ihrem eigenen Namen gemobbt hatten, mussten die Schule verlassen. Patrick hat sich also nicht zum Opfer machen lassen und er empfiehlt anderen, keine Angst aufkommen zu lassen:

    "Ich würde ihnen auf jeden Fall raten, sobald sie auch nur die geringste Idee haben, wer dahinter stecken könnte, dass sie es auf jeden Fall melden. Nachdem meine Klassenlehrerin meine Eltern angerufen hat, da haben wir lange überlegt, ob wir das der Polizei melden und wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass das Sinn macht, weil der beleidigten Person eigentlich nicht wirklich was passieren kann. Da wird keiner von den Tätern, wenn er weiß, dass die Polizei eingeschaltet ist, wird sich keiner dann mehr rächen oder irgendwas Schlimmeres tun."

    Das Phänomen Mobbing wird es weiter geben, doch schnelles Handeln und Prävention könnte Mobbing im Netz vermindern oder im besten Fall sogar verhindern. Moritz Becker von Smiley EV hat noch einen weiteren sehr wichtigen Wunsch:

    "Mein Traum ist es, dass eines Tages Jugendliche im Internet genau so wenig wegschauen, wenn irgendwo jemand beleidigt, beschimpft wird, wie man das eigentlich auf der Straße auch nicht macht. Zivilcourage im Internet, das muss eigentlich das Ziel von Medienerziehung in diesem Bereich sein."

    Das Internet mit seinen fast unbegrenzten Möglichkeiten ist zu einem wichtigen und wesentlichen Bestandteil unseres Lebens geworden. Keiner möchte oder soll auf die Vorteile der Social Communities verzichten, mit deren Hilfe sich beispielsweise Kontakte über Jahre hinaus pflegen lassen. Entscheidend sind, die Gefahren, die im Netz lauern, zu erkennen und Risiken zu vermeiden. Und Patrick? Bleibt er trotz seiner schlechten Erfahrung weiter in seinem sozialen Netzwerk?

    "Doch, ich werde weiter bei Facebook bleiben, ich hab die Personen, die sich da geoutet haben, dass sie das unterstützen - diese Drohung, oder: dass sie mich blöd finden, die habe ich einfach als Freunde gelöscht, das heißt, die können mir bei Facebook jetzt nichts mehr schreiben und ansonsten werde ich natürlich bei Facebook bleiben, weil es - für mich - die beste Community ist, mit seinen richtigen Freunden in Kontakt zu bleiben."