Freitag, 29. März 2024

Archiv

Virtuelles Geld
Bitcoins als Alternative zu Euro und Girokonto

Im Zug der Finanzkrise haben alternative Währungen an Bedeutung gewonnen, allen voran die sogenannten Bitcoins. In einigen Berliner Cafés und Geschäften kann man mit dem digitalen Geld bereits bezahlen.

Von Philip Banse | 16.01.2014
    Das Café "Floors" in Berlin-Kreuzberg. An der Tür klebt ein Hinweis: Seinen Latte macchiato kann hier jeder mit Bitcoins bezahlen. Café-Besitzerin Florentina Martens zeit, wie es geht.
    "Das sieht dann so aus, das ist mein Bitcoin-Portemonnaie, da steht 0,0978 Bitcoins, das ist nicht so viel."
    Der Kunde öffnet sein Bitcoin-Portemonnaie auf dem Smartphone und tippt den Preis des Latte macchiato ein: 2,60 Euro.
    "In Euro tippst du das ein, ja?" - "Genau, in Euro."
    Anhand des aktuellen Bitcoinkurses berechnet die App sofort den Preis in Bitcoin.
    "Da vorne hängt ein QR-Code."
    Jetzt scannt der Kunde mit dem Smartphone einen Code, der am Tresen klebt. Dahinter verbirgt sich die Bitcoin-Kontonummer des Cafés. Passwort eingeben, fertig. Sekunden später macht das Tablett von Café-Besitzerin Florentina Martens 'pling', die Bitcoins wurden ihrem Bitcoin-Konto gut geschrieben.
    Wie Gold - nur besser?
    Bitcoins sind Datenpakete, eine digitale Währung ohne staatliche Aufsicht oder Zentralbank. Sie wird ausschließlich im Netzwerk aus allen Bitcoin-Nutzern erstellt, berechnet, verwaltet und überwiesen. Jeder kann sich mit einer Gratis-Software, dem Bitcoin-Portemonnaie, in dieses Bitcoin-Netzwerk einloggen, hat dann eine Nummer, seine Kontonummer. Die ersten Bitcoins tauscht man am besten bei Wechselstuben im Internet gegen ein paar Euro ein. Jetzt kann man Bitcoins an andere Kontonummern schicken, im Prinzip wie eine E-Mail. Ob die Überweisung korrekt ist, berechnen andere Bitcoin-Teilnehmer - und bekommen dafür neue Bitcoins. Doch die Bitcoin-Menge ist begrenzt: 21 Millionen, mehr lässt die Bitcoin-Software nicht zu. Und je mehr Bitcoins berechnet wurden, desto schwerer wird es, neue zu berechnen. Begrenzte Menge, immer schwerer zu finden und bisher nicht zu fälschen: Bitcoins seien wie Gold - nur besser, sagt der US-Analyst Horace Dediu in seinem Podcast.
    "It's the better Gold and it is a valuable thing."
    Einmal pro Tag zahle ein Kunde mit Bitcoins, sagt die Berliner Café-Betreiberin Florentina Martens. Für sie ist das ein Experiment:
    "Ich habe noch nie einen Bitcoin von Floors ausgegeben oder umgetauscht."
    Das ist riskant. Klaut ein Computervirus ihre Bitcoins vom Rechner, sind sie weg. Es gibt keinerlei Anlegerschutz. Zudem: Der Bitcoin-Kurs wird nur durch Angebot und Nachfrage bestimmt und schwankt daher extrem. Aus 2,60 Euro für den Latte macchiato können so 100 oder 1000 Euro werden - oder es bleiben nur Bruchteile von Cent übrig. Rüdiger Stumpf von "Finanztest" rät Verbrauchern, die mit Bitcoin bezahlen wollen:
    "Wenn ich wirklich sie nur für eine Transaktion, einen Kauf brauche, kann ich sie kurz vor dem Kauf erwerben - und vorher nicht."
    Transparenz inklusive
    Mit Bitcoins kann man heute Ferienhäuser mieten, Pizzas bezahlen und Drogen kaufen. Denn Zahlen mit Bitcoins hat Vorteile: Alle jemals gemachten Bitcoin-Zahlungen sind für jeden einsehbar - aber es tauchen nur Nummern auf, Namen und Adresse muss niemand nennen. Vor allem aber sind Überweisungen umgehend verbucht und kostenlos. Das schätzt auch David Albrecht, Betreiber eines Plattenladens in Berlin:
    "Wir handeln viel mit dem Ausland, etwa mit Jamaika, wo wir einen Großteil unserer Platten beziehen. Und das kostet uns regelmäßig hohe Bank- und Transaktionskosten. Und mit Bitcoin werden wir einen Großteil davon einsparen."