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Virtuelles Studium mit Gummibaum

An der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder kann man nicht nur virtuell studieren, sondern sich auch per Internet einschrieben. Das englischsprachige Angebot des reinen Online-Studiengangs ''International Master of Business Informatics'' richtet sich an Studierende in aller Welt, die somit auch nicht zur Immatrikulation nach Franfurt kommen müssen.

    Ein Pult, ein Mikrofon im Hörsaal AB-06 an der Frankfurter Europa-Universität, - neben dem Sprechenden sitzt ein Student mit seinem Laptop und spielt die Videoaufzeichnung direkt in den Computer ein, das Scheinwerferlicht wirkt indessen eher angenehm, und Professor Karl Kurbel mit roter Krawatte und rotem Jackett trifft nicht nur Entscheidungen, was den Lehrstoff angeht. Er hat sich auch für einen Gummibaum im Hintergrund entschieden.

    Wir haben vor zwei Jahren zum ersten Mal versucht aufzunehmen, und da habe ich gedacht, der Hintergrund sieht ja schrecklich aus.

    Das Studium via Internet erreicht vor allem Berufstätige, neuerdings einen Mann aus Eritrea, der in Kanada lebt, einen Italiener, einen Türken und vor allem Deutsche und Schweizer, die pro Semester 5.000 Euro und insgesamt für das Studium "International Master of Business Informatics" 20.000 Euro überweisen. 10 Studenten nehmen weltweit das Angebot wahr, das dem brandenburgischen Hochschulgesetzt unterliegt, sonst wäre es an der Europa-Universität Viadrina gar nicht erst genehmigt worden, sagt Professor Karl Kurbel.

    Anbieter ist eine virtuelle Organisation, an der sich 17 Professoren von 14 Universitäten in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich beteiligen. Aber natürlich fließt alles zusammen an der Europa-Universität.

    Der Abschluss ist dennoch ein realer, per E-Mail werden die Zertifikate am Ende wohl nicht versandt.

    Darüber haben wir noch gar nicht nachgedacht. Wahrscheinlich schicken wir Urkunden weg, per Kurier.

    Gefördert wird das Studium vom Bundesbildungsministerium. Gerafft spielt sich auf dem Computer ab, was man auch in einem Hörsaal sehen und hören kann. Der Professor spricht, im einem zweiten Fenster erscheint die Folie, die er normalerweise auf den Overheadprojektor legen würde, und wer heute keine Lust auf eine Vorlesung hat, holt sich vom Server eben eine andere. Ein wichtiger Helfer des Professors in Frankfurt an der Oder ist Alexey Pachomow, 24 Jahr alt, Russe und Diplom-Kaufmann hinter der Kamera. Natürlich habe man darüber nachgedacht, wie ein Student in der Dritten Welt an die große Datenmenge herankommen, soll, wenn es da keine Highspeed-Zugänge gibt.

    Das ist ein Problem. Wir haben jetzt Angebote für langsame Modems und die schnelle DSL-Verbindung. Aber natürlich ist das Bild nicht so gut wie auf einem Videorekorder, aber der Ton ist so gut wie bei einer schnellen Verbindung.

    Professor Kurbel kann sich aber nicht zurücklehnen, wenn sein Vortrag einmal im Computer ist. Er stellt sich in Frankfurt wieder vor die Videokamera, sagt "Hello" und beginnt mit einer der nächsten Vorlesungen, die in IT und Management weiter- oder ausbilden sollen:

    Wir müssen das jetzt alles wieder neu aufzeichnen, weil sich die technischen Möglichkeiten geändert haben, und da muss man seine Vorträge noch einmal einsprechen, weil es neue Versionen von Microsoft und andere Programmiersprachen gibt.

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    Der zweijährige Studiengang "International Master of Business Informatics" wird von der Europa-Universität Viadrina gemeinsam mit der Virtual Global University durchgeführt. Dort kann man sich auch noch bis zum 2.9.2002 für das Wintersemester 2002/03 bewerben.