Manfred Kloiber: Wie lange wird sich Windows Vista denn wohl verzögern und was sagt Microsoft dazu, Peter Welchering?
Peter Welchering: Analysten sagen, frühestens im April, wahrscheinlich dürfte es sogar Juni werden, bis Vista endlich fertig ist. Ja, und bei Microsoft gibt es drei Fraktionen. Die Entwicklerfraktion sagt unter der Hand: Wir brauchen eben so viel Zeit, bis wir ein halbwegs stabiles Betriebssystem fertig haben. Neil Charney, der Direktor für das Windows Produkt Management, so hört man inoffiziell aus Redmond, soll sich hingegen dafür stark machen, Vista pünktlich im Januar 2007 für den Endkunden herauszubringen, aber eben ein abgespecktes Vista, bei dem einige Betriebssystemroutinen und Features erst später dazu kommen. Und dann gibt es die Fraktion der Vernebler, die sagen: Wir bringen Vista in sechs unterschiedlichen Varianten heraus. Vielleicht auch in acht oder neun. Wenn sich dann Kunden beschweren, dass ihr Windows-Betriebssystem die eine oder andere Funktion nicht hat, die sie erwartetet haben, dann sagen wir einfach: Sorry, lieber Kunde, Du hast da wohl die falsche Vista-Edition gekauft, aber wir sind da nicht so: Du darfst auf die von Dir benötigte Variante umsteigen. Ob dieser Umstieg kostenpflichtig sein wird oder nicht, ist dabei noch nicht entschieden. Auf jeden Fall dürfte auch mit dieser Verneblungsstrategie ein Zeitgewinn von mindestens fünf bis sieben Wochen zu erzielen sein. Die Pressestelle von Microsoft Deutschland sagt übrigens zu allen diesen Diskussionen nichts.
Kloiber: Welche Betriebssystem-Funktionen machen den Entwicklern denn am meisten Probleme?
Welchering: Ganz schwierig war das Anmeldeverfahren SecureID, das Microsoft von RSA Securita lizenziert, also gekauft hat. Das sollte ja Unbefugten den Zugriff auf Vista-Rechner und Dateisysteme so gut wie unmöglich machen. Bei SecureID muss sich der Benutzer nach dem Hochfahren des Systems ja mit einem so genannten Faktor-2-Verfahren anmelden, das heißt er gibt nicht einfach Benutzername und Passwort ein, um sich anzumelden, sondern auch noch eine persönliche Identifikationsnummer, die jedes Mal beim Hochfahren des Betriebssystems extra erzeugt wird. Art Coviello, der Chef von RSA Security hat ganz traurig berichtet, dass SecureID nicht mehr in Vista eingebaut werde. Ein anderes Problem ist der DVD-Kopierschutz. Wer einigermaßen pfiffig ist, kann ja das bisher eingesetzte Context Scrambling System aushebeln, das verhindert, dass DVS einfach kopiert werden. Deshalb war im Betriebssystemkonzept von Vista ja auch vorgesehen, dass alle digitalen Signale den PC nur noch verschlüsselt verlassen sollen. Ein-zu-eins-Kopien von DVDs wären dann überhaupt nicht mehr möglich. Auch dieses Konzept ist aufgeweicht. Es scheint so, als würde die Verschlüsselung aller digitalen Signale frühestens im Sommer 2007 fertig werden. Und auch die umfangreichen Video-Authoring-Funktionen sind wohl nicht ganz im Zeitplan, nach allem, was man aus Redmond hört. Wenn Vista im Januar ausgeliefert wird, dann dürfte nach Expertenmeinung nur eine Art fortgeschrittener Videomaker installiert sein, den es auch schon unter XP gab.
Kloiber: Wie sieht es mit dem Vista Media Center fürs Wohnzimmer aus? Da gibt es seit Anfang der Woche ja auch viele Gerüchte, dass die Microsoft-Entwickler hier um mindestens drei Monate im Zeitplan zurückliegen.
Welchering: Zunächst hatte hier die Vernebler-Fraktion offensichtlich das Sagen. Und es gab eine Ankündigung, dass es eine eigene Vista Media Center Edition geben würde. Damit wäre auch verbunden, dass in den übrigen Vista-Editionen nur ein stark abgespecktes Media Center für die Hifi-Anlage, für den Fernseher, für das Wohnzimmer eben, ausgeliefert würde. Die Media Center Edition ist aber jetzt ganz gestrichen. Die Betriebssystemroutinen, die hier unter dem Oberbegriff "Spielebeschleuniger" laufen, die haben hier große Probleme gemacht. Es hat mit der HDTV-Unterstützung nicht so richtig geklappt. Und die gesamten Audiofunktionen sollen jetzt in einem eigenen Systembereich zusammengefasst werden, bei XP waren die noch im so genannten Kernel-Modus, also sehr betriebssystemkernnah. Das ist bei Vista zunächst einmal anders, weil die gesamte Audiounterstützung wohl auch hinter dem Zeitplan liegt. Und dann macht es natürlich auch Sinn, die sozusagen an den Außenrand des Betriebssystems zu setzen, denn da können sie dann leichter ausgetauscht werden.
Kloiber: Mit welcher Systemschrift wird Vista an den Markt kommen?
Welchering: Auch das wird seit einigen Tagen diskutiert. Der Schriftenentwickler Linotype hat ja per EU-Beschluss verhindern können, dass die Vista-Systemschrift als Geschmacksmuster eingetragen wird. Die EU-Behörden gaben Linotype recht, dass die Vista-Systemschrift der Frutiger-Next-Schrift ähnelt, und deshalb könne sie nicht als Software geschützt werden. Ich denke aber nicht, dass Microsoft sich in diesem recht späten Entwicklungsstadium noch für eine andere Systemschrift entscheidet. Man wird es in Redmond wohl eher darauf ankommen lassen, ob man die Vista-Systemschrift nicht auch ohne den Geschmackmusterschutz einfach per Marktmacht durchsetzen kann.
Kloiber: Unternehmenskunden sollen Vista ja bereits im November bekommen. Ist dieser Termin auch gefährdet?
Welchering: Glaubt man den Analysten der Gartner Group, dann wird es auch für die Unternehmensversionen von Vista eng. Allerdings sind die Business und Enterprise Version, die für Unternehmenskunden gedacht sind, weitaus weniger von den Schwierigkeiten bei den Multimediafunktionen und bei den Sicherheitsfunktionen betroffen als die Endkundenversionen. So gesehen könnte es mit der Unternehmenskundenversion zum Jahresende klappen. Gleichwohl lässt es ein wenig stutzen, dass auch hier plötzlich von zwei unterschiedliche Versionen für Unternehmenskunden die Rede ist. Das ist neu. Und da fragt man sich natürlich: Ist hier auch die Vernebler-Fraktion am Werk?
Peter Welchering: Analysten sagen, frühestens im April, wahrscheinlich dürfte es sogar Juni werden, bis Vista endlich fertig ist. Ja, und bei Microsoft gibt es drei Fraktionen. Die Entwicklerfraktion sagt unter der Hand: Wir brauchen eben so viel Zeit, bis wir ein halbwegs stabiles Betriebssystem fertig haben. Neil Charney, der Direktor für das Windows Produkt Management, so hört man inoffiziell aus Redmond, soll sich hingegen dafür stark machen, Vista pünktlich im Januar 2007 für den Endkunden herauszubringen, aber eben ein abgespecktes Vista, bei dem einige Betriebssystemroutinen und Features erst später dazu kommen. Und dann gibt es die Fraktion der Vernebler, die sagen: Wir bringen Vista in sechs unterschiedlichen Varianten heraus. Vielleicht auch in acht oder neun. Wenn sich dann Kunden beschweren, dass ihr Windows-Betriebssystem die eine oder andere Funktion nicht hat, die sie erwartetet haben, dann sagen wir einfach: Sorry, lieber Kunde, Du hast da wohl die falsche Vista-Edition gekauft, aber wir sind da nicht so: Du darfst auf die von Dir benötigte Variante umsteigen. Ob dieser Umstieg kostenpflichtig sein wird oder nicht, ist dabei noch nicht entschieden. Auf jeden Fall dürfte auch mit dieser Verneblungsstrategie ein Zeitgewinn von mindestens fünf bis sieben Wochen zu erzielen sein. Die Pressestelle von Microsoft Deutschland sagt übrigens zu allen diesen Diskussionen nichts.
Kloiber: Welche Betriebssystem-Funktionen machen den Entwicklern denn am meisten Probleme?
Welchering: Ganz schwierig war das Anmeldeverfahren SecureID, das Microsoft von RSA Securita lizenziert, also gekauft hat. Das sollte ja Unbefugten den Zugriff auf Vista-Rechner und Dateisysteme so gut wie unmöglich machen. Bei SecureID muss sich der Benutzer nach dem Hochfahren des Systems ja mit einem so genannten Faktor-2-Verfahren anmelden, das heißt er gibt nicht einfach Benutzername und Passwort ein, um sich anzumelden, sondern auch noch eine persönliche Identifikationsnummer, die jedes Mal beim Hochfahren des Betriebssystems extra erzeugt wird. Art Coviello, der Chef von RSA Security hat ganz traurig berichtet, dass SecureID nicht mehr in Vista eingebaut werde. Ein anderes Problem ist der DVD-Kopierschutz. Wer einigermaßen pfiffig ist, kann ja das bisher eingesetzte Context Scrambling System aushebeln, das verhindert, dass DVS einfach kopiert werden. Deshalb war im Betriebssystemkonzept von Vista ja auch vorgesehen, dass alle digitalen Signale den PC nur noch verschlüsselt verlassen sollen. Ein-zu-eins-Kopien von DVDs wären dann überhaupt nicht mehr möglich. Auch dieses Konzept ist aufgeweicht. Es scheint so, als würde die Verschlüsselung aller digitalen Signale frühestens im Sommer 2007 fertig werden. Und auch die umfangreichen Video-Authoring-Funktionen sind wohl nicht ganz im Zeitplan, nach allem, was man aus Redmond hört. Wenn Vista im Januar ausgeliefert wird, dann dürfte nach Expertenmeinung nur eine Art fortgeschrittener Videomaker installiert sein, den es auch schon unter XP gab.
Kloiber: Wie sieht es mit dem Vista Media Center fürs Wohnzimmer aus? Da gibt es seit Anfang der Woche ja auch viele Gerüchte, dass die Microsoft-Entwickler hier um mindestens drei Monate im Zeitplan zurückliegen.
Welchering: Zunächst hatte hier die Vernebler-Fraktion offensichtlich das Sagen. Und es gab eine Ankündigung, dass es eine eigene Vista Media Center Edition geben würde. Damit wäre auch verbunden, dass in den übrigen Vista-Editionen nur ein stark abgespecktes Media Center für die Hifi-Anlage, für den Fernseher, für das Wohnzimmer eben, ausgeliefert würde. Die Media Center Edition ist aber jetzt ganz gestrichen. Die Betriebssystemroutinen, die hier unter dem Oberbegriff "Spielebeschleuniger" laufen, die haben hier große Probleme gemacht. Es hat mit der HDTV-Unterstützung nicht so richtig geklappt. Und die gesamten Audiofunktionen sollen jetzt in einem eigenen Systembereich zusammengefasst werden, bei XP waren die noch im so genannten Kernel-Modus, also sehr betriebssystemkernnah. Das ist bei Vista zunächst einmal anders, weil die gesamte Audiounterstützung wohl auch hinter dem Zeitplan liegt. Und dann macht es natürlich auch Sinn, die sozusagen an den Außenrand des Betriebssystems zu setzen, denn da können sie dann leichter ausgetauscht werden.
Kloiber: Mit welcher Systemschrift wird Vista an den Markt kommen?
Welchering: Auch das wird seit einigen Tagen diskutiert. Der Schriftenentwickler Linotype hat ja per EU-Beschluss verhindern können, dass die Vista-Systemschrift als Geschmacksmuster eingetragen wird. Die EU-Behörden gaben Linotype recht, dass die Vista-Systemschrift der Frutiger-Next-Schrift ähnelt, und deshalb könne sie nicht als Software geschützt werden. Ich denke aber nicht, dass Microsoft sich in diesem recht späten Entwicklungsstadium noch für eine andere Systemschrift entscheidet. Man wird es in Redmond wohl eher darauf ankommen lassen, ob man die Vista-Systemschrift nicht auch ohne den Geschmackmusterschutz einfach per Marktmacht durchsetzen kann.
Kloiber: Unternehmenskunden sollen Vista ja bereits im November bekommen. Ist dieser Termin auch gefährdet?
Welchering: Glaubt man den Analysten der Gartner Group, dann wird es auch für die Unternehmensversionen von Vista eng. Allerdings sind die Business und Enterprise Version, die für Unternehmenskunden gedacht sind, weitaus weniger von den Schwierigkeiten bei den Multimediafunktionen und bei den Sicherheitsfunktionen betroffen als die Endkundenversionen. So gesehen könnte es mit der Unternehmenskundenversion zum Jahresende klappen. Gleichwohl lässt es ein wenig stutzen, dass auch hier plötzlich von zwei unterschiedliche Versionen für Unternehmenskunden die Rede ist. Das ist neu. Und da fragt man sich natürlich: Ist hier auch die Vernebler-Fraktion am Werk?