Der Kalauer wurde mit Sicherheit für die Stiefelhalbinsel erfunden: Design oder Nichtsein, das ist keine Frage. Äonenlang schlug das Kernland des römischen Reichs die Nordländer mit seinen unermesslichen Kunstschätzen in Bann, doch das 20. Jahrhundert in seiner zweiten Hälfte gehörte dem Design. Im Hamburger Kunstgewerbemuseum, das den weltweiten Siegeszug der italienischen Formgestaltung mit hundert trendsetzenden Geniestreichen aus der ständigen Sammlung der Mailänder Triennale illustriert, braust die legendäre Vespa dem Heer der exzentrisch eleganten Entwerfer als ewiges Avantgarde-Verhikel voraus.
Schon ein Jahr nach Kriegsende hieß das Markenzeichen der wiedererwachten Industrieproduktion "Bella figura". "Absitzen" lautete der Befehl für die sportiven Kradfahrer auf ihren sperrigen Motorradmaschinen. Die Vespa, auf deutsch die "Wespe", bekam den Namen von ihrer Vespentaille, wie beim Flugzeugbau war der Motor aerodynamisch verkleidet. Und Kultstatus bekam der aufregende Roller spätestens, als im Hollywood-Film "Ein Herz und eine Krone" Gregory Peck seine Prinzession Audrey Hepburn in den Sattel hob und durch die Straßen von Rom flitzte. Die fröhliche Testfahrt transportierte das Zukunftsprogramm aller Produkte "made in Italy": jugendliche Frische, Ungebundenheit, Leichtigkeit, Ideenreichtum und vor allem überraschenden Witz.
Wenn all die Mythos gewordenen Sitzmöbel, Lampen, Schränke, Radios, Fernseher, Espresso-Maschinen, Telefone, Büro-Container und Olivetti-Schreibmaschinen aus fünf Jahrzehnten Revue passieren, wird klar, wie sehr der Import des unberechenbaren Italo-Designs auch das deutsche Lebensgefühl verändert und in Schwingung versetzt hat. Was da so munter und bunt über die Alpen kam, stellte so ziemlich alles in Frage, was im Land der hochgehaltenen Bauhaus-Tradition die so genannte gute Form ausgemacht hat: Ernsthaftigkeit und Beständigkeit, Nüchternheit und funktionstüchtige Rationalität zum Zweck einer geordneten Lebensgestaltung.
Da sah die Alternative aus dem Süden doch ganz anders aus: Dolce vita pur, die Freude am Spiel, das Lustprinzip als Sinngeber intelligenter Formerfindung, gemixt mit Utopie und Protest, gewürzt mit Schockeffekten und Ironie.
Von Anfang an suchten die Italiener die Nähe zur freien Kunst und lockerten das Bündnis mit dem Gebrauchswert, ohne es je zu verraten. Und sie reagierten seismographisch auf gesellschaftliche und politische Veränderungen, was am chronologischen Aufbau der Ausstellung entlang der historischen Zickzacklinie aus Konsumrausch, Jugendrevolte, Terrorangst und Globalisierungskrise sehr genau abzulesen ist. Den geschwungenen und geschnittenen Sessel aus reinem Glas hat Cinio Boeri kreiert, als die Transparenz der russischen Glasnost-Bewegung die Welt erregte. Die Liege von Giovanni Levanti, kurz vor der Jahrtausendwende entstanden, ist eine Kreuzung von Teppich und Sofa, womit der Zwang zum modernen Nomadentum eine originelle Formulierung fand.
Wunderbar ist die labil gewordene Balance während der Ölkrise in der Kultlampe "Tizio", was auf deutsch "Kerl" bedeutet, durch ihre stabilisierenden Gegengewichte symbolisiert. Schon 1949 entwarf Carlo Mollino den Couchtisch "Arabesco", dessen Unterbau die Kunst der Zeit widerspiegelt, indem er die Form einer liegenden Frau nachzeichnet, inspiriert von Dali, Arp und Henry Moore. Kein Wunder, dass die meisten Designgegenstände inzwischen selbst zu begehrten Sammelobjekten geworden sind, wie allen voran Ettore Sottsass' berühmte Kredenz "Casablanca", die so italienisch wirkt, weil sie wie ein Mensch aussieht, der mit Armen und Händen spricht.
Schon ein Jahr nach Kriegsende hieß das Markenzeichen der wiedererwachten Industrieproduktion "Bella figura". "Absitzen" lautete der Befehl für die sportiven Kradfahrer auf ihren sperrigen Motorradmaschinen. Die Vespa, auf deutsch die "Wespe", bekam den Namen von ihrer Vespentaille, wie beim Flugzeugbau war der Motor aerodynamisch verkleidet. Und Kultstatus bekam der aufregende Roller spätestens, als im Hollywood-Film "Ein Herz und eine Krone" Gregory Peck seine Prinzession Audrey Hepburn in den Sattel hob und durch die Straßen von Rom flitzte. Die fröhliche Testfahrt transportierte das Zukunftsprogramm aller Produkte "made in Italy": jugendliche Frische, Ungebundenheit, Leichtigkeit, Ideenreichtum und vor allem überraschenden Witz.
Wenn all die Mythos gewordenen Sitzmöbel, Lampen, Schränke, Radios, Fernseher, Espresso-Maschinen, Telefone, Büro-Container und Olivetti-Schreibmaschinen aus fünf Jahrzehnten Revue passieren, wird klar, wie sehr der Import des unberechenbaren Italo-Designs auch das deutsche Lebensgefühl verändert und in Schwingung versetzt hat. Was da so munter und bunt über die Alpen kam, stellte so ziemlich alles in Frage, was im Land der hochgehaltenen Bauhaus-Tradition die so genannte gute Form ausgemacht hat: Ernsthaftigkeit und Beständigkeit, Nüchternheit und funktionstüchtige Rationalität zum Zweck einer geordneten Lebensgestaltung.
Da sah die Alternative aus dem Süden doch ganz anders aus: Dolce vita pur, die Freude am Spiel, das Lustprinzip als Sinngeber intelligenter Formerfindung, gemixt mit Utopie und Protest, gewürzt mit Schockeffekten und Ironie.
Von Anfang an suchten die Italiener die Nähe zur freien Kunst und lockerten das Bündnis mit dem Gebrauchswert, ohne es je zu verraten. Und sie reagierten seismographisch auf gesellschaftliche und politische Veränderungen, was am chronologischen Aufbau der Ausstellung entlang der historischen Zickzacklinie aus Konsumrausch, Jugendrevolte, Terrorangst und Globalisierungskrise sehr genau abzulesen ist. Den geschwungenen und geschnittenen Sessel aus reinem Glas hat Cinio Boeri kreiert, als die Transparenz der russischen Glasnost-Bewegung die Welt erregte. Die Liege von Giovanni Levanti, kurz vor der Jahrtausendwende entstanden, ist eine Kreuzung von Teppich und Sofa, womit der Zwang zum modernen Nomadentum eine originelle Formulierung fand.
Wunderbar ist die labil gewordene Balance während der Ölkrise in der Kultlampe "Tizio", was auf deutsch "Kerl" bedeutet, durch ihre stabilisierenden Gegengewichte symbolisiert. Schon 1949 entwarf Carlo Mollino den Couchtisch "Arabesco", dessen Unterbau die Kunst der Zeit widerspiegelt, indem er die Form einer liegenden Frau nachzeichnet, inspiriert von Dali, Arp und Henry Moore. Kein Wunder, dass die meisten Designgegenstände inzwischen selbst zu begehrten Sammelobjekten geworden sind, wie allen voran Ettore Sottsass' berühmte Kredenz "Casablanca", die so italienisch wirkt, weil sie wie ein Mensch aussieht, der mit Armen und Händen spricht.