
Die großen Herausforderungen seien so nicht mehr zu stemmen gewesen, betonte Höne. Am Ende seien es nicht einzelne Themen gewesen, warum Menschen nicht mehr die FDP wählten, sondern das Gesamterscheinungsbild. Die Wähler hätten der FDP nach den schwierigen Ampel-Jahren mit viel Streit nicht mehr zugetraut, für konsequent liberale Politik einstehen zu können. Jetzt brauche es neue Ideen für ein Grundsatzprogramm.
Höne zeigte sich in dem Zusammenhang hoffnungsvoll mit Blick auf den neuen Vorsitzenden Dürr. Der frühere Fraktionschef ist gestern auf dem Bundesparteitag der FDP zum neuen Vorsitzenden gewählt worden. Er erhielt 82 Prozent der Delegiertenstimmen; einen Gegenkandidaten gab es nicht.
Dürr: Kurs halten bei Grundüberzeugungen
In seiner Bewerbungsrede rief Dürr die Partei dazu auf, auch nach der verlorenen Bundestagswahl inhaltlich Kurs zu halten. Bei der Wahl seien die Extreme die strahlenden Sieger gewesen. Alle - auch die FDP - müssten sich daher hinterfragen, sagte Dürr. "Aber die Antwort kann nicht sein, dass man sämtliche Überzeugungen nach der Bundestagswahl über Bord wirft." Der 48-Jährige attackierte in diesem Zusammenhang CDU und CSU. Die 180-Grad-Wende der Union sei auch aus Demokratiegesichtspunkten ein Fehler. Man könne nicht das Gegenteil tun, was man im Wahlkampf plakatiert habe. Dies koste das Vertrauen in die Demokratie.
Dürr betonte, die schwarz-rote Koalition rühme sich jetzt damit, die Wirtschaft anzukurbeln, und gleichzeitig vergesse sie eine Gruppe, nämlich die Fleißigen in der Mitte der Gesellschaft. Er forderte, die richtige Energiepolitik müsse her und nicht niedrige Preise finanziert durch die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler.
Lindner: "Durch harte Arbeit wieder in Bundestag einziehen"
Dürr löst den langjährigen Parteichef Lindner ab. Dieser hatte in seiner Abschiedsrede den Parteitag als Neuanfang für die Liberalen bezeichnet. Ziel sei es, durch harte Arbeit und eine Rückbesinnung auf liberale Koordinaten wieder in den Bundestag einzuziehen. Lindner betonte, die FDP habe unter seiner Führung in den vergangenen Jahren auch Fehler und Rückschritte gemacht. Das werde von der neuen Parteispitze aufgearbeitet. Zugleich kritisierte er den neuen Bundeskanzler Merz. Dieser habe im Wahlkampf mehr Freiheit und weniger Staat versprochen. Bekommen habe man nun aber mehr Staat und mehr Schulden. Lindner gibt das Amt des Parteivorsitzenden nach gut zwölf Jahren ab.
Die Liberalen hatten bei der Bundestagswahl 4,3 Prozent der Zweitstimmen erhalten und sind im neuen Bundestag nicht mehr vertreten.
Kuhle: "Trump oder AfD keine Vorbilder"
Das FDP-Präsidiumsmitglied Strack-Zimmermann rief ihre Partei zu einem Neustart auf. Es gehe darum, zu reflektieren, was die FDP falsch gemacht habe, sagte die Abgeordnete im Europäischen Parlament im Deutschlandfunk. Die Partei müsse nun schauen, was die Menschen in Deutschland bewege und darauf Antworten finden.
Der Vorsitzende der FDP Niedersachsen, Kuhle, warnte seine Partei vor einer Radikalisierung. Seiner Meinung nach müsse die FDP "eine Gestaltungspartei der Mitte" sein und "keine bürgerliche Protestpartei, die jedes Mal zusammenbricht, wenn sie Kontakt mit der Realität hat". Was jetzt nicht helfe, seien Debatten, ob die FDP linker oder rechter werden solle, sagte Kuhle dem Nachrichtenportal "Web.de News". Er fügte hinzu, für Liberale seien autoritäre Politiker wie etwa US-Präsident Trump oder Abgeordnete der AfD keine Vorbilder. Stattdessen solle sich seine Partei an positiven Beispielen orientieren, etwa an Polen oder Kanada, in denen sich liberale Parteien durchgesetzt hätten.
Mit der Wahl einer neuen Generalsekretärin setzt die FDP den Parteitag heute fort.
Hintergrund: Krise der FDP – Zur Zukunft des Liberalismus
Diese Nachricht wurde am 17.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.