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"Vochlea"
Ein Tool, das Stimme in Instrumente umwandelt

Die besten Erfindungen entstehen bekanntlich aus Zufällen. Wenn ein englischer Kunststudent ein Thema für seine Abschlussarbeit sucht und dann über Michael Jackson stolpert, könnte dies möglicherweise den Zugang zur Musik für Jedermann ebnen. George Wrights Erfindung "Vochlea" wandelt nämlich die Stimme in Instrumente um.

Von Florian Schairer | 14.03.2017
    George Wright mit seiner Erfindung - dem Vochlea
    George Wright mit seiner Erfindung - dem Vochlea (Florian Schairer)
    1994 wird Michael Jackson in einem Urheberrechtsstreit von einem Richter befragt, wie er vorgeht, wenn er Songs schreibt. Und Michael antwortet: Indem ich die Ideen für die einzelnen Instrumente in einen Kassettenrecorder singe.
    "Usually when I write songs I vocally, orally put the melody into a tape recorder and I’ll have a tape recorder and I’ll sing the bass into the tape recorder. For instance when creating this song Billy Jean I was riding in my car and it started with the base lick again. It was: dmdmdmddmdmdmdm and on top of that I hear the chord: düd düd düd düd, then the melody: 'She was more like a beauty queen from a movie scene.'"
    Diese fast schon historische Aufnahme war es, die George Wright aus Leeds bei der Entwicklung von Vochlea inspiriert hat.
    "Michael Jackson war der Wendepunkt in meiner Recherche"
    "Es fing an mit einem Kunstprojekt: Ich habe 'Innovation Design Engineering' am Royal College of Art studiert und wollte für meine Abschlussarbeit unbedingt etwas mit Musik machen, weil mir das am meisten Spaß macht. Also habe ich mich umgehört, bei Musikern und Musikliebhabern. Und dabei bin ich auf diese Aufnahme von Michael Jackson gestoßen. Und das war der Wendepunkt in meiner Recherche, und ich finde sie absolut fantastisch. Jetzt können wir das vielleicht nicht so gut wie Michael Jackson, aber wir sind alle ziemlich gut darin unsere Ideen mit der Stimme auszudrücken. Wir machen das ja schon unser ganzes Leben lang und haben damit schon ein Instrument eingebaut. Man braucht aber etwas, das die musikalischen Ideen umsetzt. Traditionell kann das eine Band tun, oder ein Produzent. Aber inzwischen ist hat sich die Technik soweit entwickelt, dass das auch ein Computer lernen kann."
    Dafür schließt George an seinen Computer ein Gerät an, das ein bisschen aussieht wie eine graue Eistüte in die ein Mikrophon eingebaut ist. George Wright nennt es Vochlea.
    Beats, Bass, Gitarre oder Trompete in Echtzeit
    George summt in sein Vochlea und das Programm erkennt sofort, welches Instrument das sein soll und ersetzt es in Echtzeit durch Samples von Beats, Bass, Gitarre oder Trompete. Das funktioniert ein bisschen wie bei einer Spracherkennung. Deshalb muss die Software jeden User erstmal ein bisschen kennenlernen, bis es richtig funktioniert. Und es gibt noch eine weitere Möglichkeit mit dem Mund zu musizieren.
    "Wenn ich jetzt die Trompete nachmache und diese Taste drücke, dann bleibt es Trompete und ich kann mit der Stimme ihren Klang verändern. Das ist also eine zweite Möglichkeit, mit der Stimme einen bestimmten Sound herzustellen."
    Technik soll zum Ende des Jahres zu kaufen sein
    Noch kann man Vochlea nicht kaufen, aber die Technik funktioniert schon. Dafür wurde George bei der diesjährigen SXSW, der großen Technik- und Musikmesse in Austin Texas für den begehrten Interactive Innovation Award in der Kategorie Musik und Audio nominiert. Ob er den Publikumspreis auch gewinnt wird sich am Abend zeigen, wenn die Gewinner bekanntgegeben werden. Bis zum Ende des Jahres soll man Vochlea dann auch im Geschäft kaufen können. Dann brauch man dafür auch keinen Computer mehr.
    "Wie man sieht, läuft das jetzt noch über meinen Laptop. Aber die Software soll später in ein eigenständiges Gerät eingebaut sein. So dass man es ähnlich wie ein Instrument nutzen kann."
    Vochlea soll mit einem Mehrspurprogramm kommen, mit dem man dann ganze Songs zusammenbauen kann: erst den Beat, darüber dann den Bass, dann die Gitarre. Einfach alles selbst eingesungen. Fast so wie bei Michael Jackson.