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Vogeltod durch Windräder

Windräder können für Vögel gefährlich sein, Untersuchungen hierzu kommen zu widersprüchlichen Ergebnissen. In Hamburg haben Forscher sich jetzt daran gesetzt, alle vorliegenden Studien zusammenzutragen und Konsequenzen daraus zu fordern. Neben Vogelschützern sitzen auch die Betreiber von Windrädern mit im Boot, sie haben gemeinsam mit dem Naturschutzbund und wissenschaftlichen Einrichtungen die Erstellung der Studie getragen.

Von Werner Nording | 03.03.2005
    Seit Anfang der Neunzigerjahre widmet sich das Michael-Otto-Institut des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) dem Vogelschutz. Jetzt haben Institutsleiter Hermann Hötker und sein Team mehr als 120 Studien ausgewertet, die sich vor allem in den USA, aber auch in Spanien, Großbritannien, den Niederlanden , Australien und natürlich Deutschland mit den Auswirkungen von Windkraftanlagen auf Vögel und Fledermäuse beschäftigen:

    Im Grunde gibt es zwei große Bereiche, in denen Beeinträchtigungen vorkommen können, das sind Vertreibungen, dadurch, dass Vögel Windkraftanlagen auch weiträumig meiden, zum anderen besteht Gefahr, dass Vögel und Fledermäuse in diesen Anlagen verunglücken, das heißt von den Rotoren erschlagen werden.

    Der Biologe macht Angaben darüber, welche Vogelarten besonders gefährdet sind und welche Standorte besonders gefährdet sind:

    Also zu den gefährdeten Arten kann man sagen, dass es eine erstaunlich hohe Anzahl von Greifvögeln, besonders zu erwähnen der Rotmilan oder der Seeadler, gibt, die an diesen WKA verunglücken, ansonsten sind es vor allem Möwen, die bislang an Opfern nachgewiesen wurden. Zu den Strandorten ist es so, dass in Deutschland insbesondere die Standorte an Gewässern, an Feuchtgebieten gefährdet sind, in anderen Ländern auch die Standorte auf hohen kahlen Bergrücken, so etwas gibt es bei uns nicht, zumindest nicht als Windkraftstandort, das sind Gebiete in Spanien und im Süden der USA.

    Beängstigend sind für Hötker die Totfunde der 41 Rotmilane in den vergangenen zwölf Jahren. Die Studie macht auch Angaben, wie viele Vögel insgesamt in den 16.000 deutschen Windkraftanklagen verunglückt seien:

    Um das mal auf Deutschland zu beschränken, wobei Deutschland das Windkraftland Nummer Eins ist, es gibt kein weiteres Land, wo so viele Windkraftanlagen stehen wie in Deutschland, hier wird das eine Zahl als ganz grobe Schätzung um die 100 000 sein, pro Jahr.

    Durch eine bessere Planung der Standorte nach naturschutzfachlichen Gesichtspunkten könnte in Großteil der Gefährdungen vermieden werden. Der Experte sagt, was zu tun wäre:

    Die Standorte an Gewässern vermeiden, natürlich die Standorte an Konzentrationen von Vögeln, die sich sehr leicht vertreiben lassen, das sind vor allem Gänse, Watvögel, also Goldregenpfeifer, Kiebitze, Brachvögel, diese Plätze müssen frei bleiben und für die Fledermäuse kommen noch die Waldstandorte hinzu. Es gibt neuerdings Bestrebungen, Windkraftanlagen auch im Wald oder an Waldrändern zu erreichten und das gefährdet die dort lebenden Fledermäuse.

    Und der NABU geht noch einen Schritt weiter. Die Konsequenz aus diesen Erkenntnissen müsse sein, Windkraftanlagen an unfallträchtigen Standorten wieder abzubauen:

    Das wäre ein sehr wesentlicher Schritt, das ist vielleicht auch ohne allzu großen Aufwand möglich, weil wir im Augenblick in einer Phase sind, wo viele ältere Anlagen durch neuere ersetzt werden, das so genannte Repowering, eine Sache, die, wenn sie gut gemacht wird, den Schaden für die Natur nicht wesentlich erhöht, hier besteht aber die Chance, an den Standorten zu korrigieren, das heißt neue Standorte, weniger gefährliche Standorte auszuwählen und alte aufzugeben.

    Die Forderung an Umweltpolitik, die sich aus der Studie ergibt ist klar: Windkraft ist aus Sicht des Vogelschutzes machbar, allerdings sollten die richtigen Stellen ausgewählt werden:

    Das heißt, die bekannten gefährlichen Standorte sollten vermieden werden, das sind eben die großen Rastplätze von Gänsen und Watvögeln und die Nähe von Feuchtgebieten und Wäldern.