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Schweizer Einwanderungspolitik hat Folgen für internationale Wissenschaft

Die Schweizer Bevölkerung hat entschieden, die Einwanderung in ihr Land zu regulieren. Die EU reagierte darauf auch im Bildungs- und Wissenschaftsbereich: Verhandlungen über das europäische Forschungsprogramm Horizon 2020 sowie das Austauschprogramm Erasmus+ wurden auf Eis gelegt.

Von Sabine Goldhahn | 18.02.2014
    Fähnchen der EU und der Schweiz im Nationalratssaal in Bern
    Gelder aus Brüssel sind die zweitwichtigste Quelle der öffentlichen Forschungsförderung in der Schweiz. (dpa / picture alliance / Michael Stahl)
    Seit 2004 ist die Schweiz assoziiertes Land an den Forschungsrahmenprogrammen der EU. Mit diesem Status können Wissenschaftler nicht nur an EU-Forschungsprojekten teilnehmen, sondern auch selbst welche vorschlagen und koordinieren. Gelder aus Brüssel sind die zweitwichtigste Quelle der öffentlichen Forschungsförderung in der Schweiz. Zwei Drittel davon gehen an die beiden ETHs in Zürich und Lausanne und an die Universitäten.
    Allein bis Juni 2012 war die Schweiz an 2086 verschiedenen Projekten des 7. EU-Forschungsrahmenprogramms beteiligt. Bis dahin flossen insgesamt 1,28 Milliarden Euro an die EU, von dort zurück kamen etwa neun Millionen weniger. Doch die Zahlungen der Schweiz endeten 2013, wohingegen noch bis 2018 Gelder in Höhe von etwa 400 Millionen Euro von Brüssel zurückfließen werden. Die Bilanz ist also positiv für die Schweiz: Die bevorzugte Teilnahme an den EU-Forschungsrahmenprogrammen rechnet sich für die Eidgenossen.
    Auf das Renommee kommt es an
    Wichtiger als der direkte finanzielle Vergleich ist allerdings das wissenschaftliche Renommee. So erhielt die Schweiz über 300 der begehrten ERC-Stipendien des europäischen Forschungsrates und koordinierte über 600 Projekte. Darunter fällt auch das ambitionierte Human Brain Project, das die Erforschung des Gehirns in dem Mittelpunkt stellt. Von dem millionenschweren Projekt, das erst im Oktober gestartet ist, gehen allein im 7. EU- Forschungsrahmenprogramm schon 40 Prozent an Schweizer Forscher. Ob sie das Projekt auch als nicht mehr assoziiertes Land unter dem neuen Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 federführend mitbestimmen können, bleibt offen. Ebenso, wie die Schweizer Beteiligung am Kernspaltungsprogramm von Euratom, wo es um Sicherheit und Lagerung radioaktiver Abfälle und Schutz vor Strahlung geht.
    Unsicherheit gibt es auch in puncto Austauschprojekte. Immerhin gingen im Rahmen der europäischen Programme "Lebenslanges Lernen" und "Jugend in Aktion" mehrere tausend Menschen aus der Schweiz in EU-Staaten und umgekehrt. Wie es beim Nachfolgeprogramm Erasmus+ für beide Seiten weitergeht, werden die nächsten Verhandlungen zeigen.