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Volle Windkraft voraus!

Eine Studie des Bundesumweltministeriums kam zu dem Ergebnis, dass in Deutschland Forschung und Entwicklung der Windkraft zwar auf einem guten Stand sind, aber zu sehr im Land verstreut seien. Der Beitritt der Universität Bremen zum Zentrum für Windenergieforschung soll dem entgegenwirken.

Von Christina Selzer |
    Zusammenarbeit statt Konkurrenz - auf diese Formel lässt sich der Beitritt der Universität Bremen zum Netzwerk für Windenergieforschung bringen.
    Joachim Peinke von ForWind ist überzeugt, dass Bremer Wissenschaftler Wichtiges beisteuern werden.

    "Die Windenergieforschung ist ja keine traditionelle Disziplin, sondern ein neues Feld, was wirtschaftlich eine große Dynamik hat, wo es künftig um die Frage geht: Wie kriegen wir die Exzellenz zusammen, haben beschlossen, dass wir uns zusammentun. Keine Konkurrenz, lieber setzt man sich zusammen und macht gemeinsam einen Antrag."

    Bislang habe die Zusammenarbeit ja schon Erfolg gehabt, sagt Peinke und verweist auf den Spitzencluster-Wettbewerb des Bundesumweltministeriums für Bildung und Forschung. Die Universitäten kooperieren im Cluster "germanwind – Windenergie in der Nordwest-Region" und qualifizierten sich kürzlich für die Endrunde. Von einer Zusammenarbeit in der Forschung profitieren auch die Studierenden, da ist sich Joachim Peinke sicher.
    "Sie haben interdisziplinäre Ausbildung, und dass es ein Thema ist, mit dem sie sich identifizieren können, ich krieg dauernd Anfragen. Die werden alle Jobs bekommen. Für Lehrende und Studierende ist das eine super Situation."

    Martina Fuhrmann hat an der Universität Bremen "Systems Engineering" studiert, das ist ein Studiengang, der sich aus Elektrotechnik, Maschinenbau und Informatik zusammensetzt. Sie hat sich auf Windkraftanlagen spezialisiert und schreibt gerade ihre Doktorarbeit in Messtechnik, dabei untersucht sie, wie sich Zahnräder und Getriebe verbessern lassen. Dass die Uni Bremen jetzt Mitglied bei ForWind ist, findet sie gut.

    "Wir betreiben Forschung im Gebiet der Windkraftanlagen, Getriebe und Sensorik. Die Oldenburger haben viel Physik, Strömungslehre. Da könnte man sich vorstellen, gemeinsame Projekte in den unterschiedlichen Disziplinen."

    Außerdem erwartet Martina Fuhrmann eine bessere Verbindung zwischen Universität und der Wirtschaft.

    "Das ist natürlich die Hoffnung, dass aus einem Verbund Ergebnisse in die Industrie transferiert werden können. Germanwind gibt es einen Clusterwettbewerb und es gibt ja schon Windkraft-Cluster in Hannover und Oldenburg und wenn wir auch Mitglied werden, haben wir die Chance mitzumachen. Die beiden Unis haben schon Projekte mit den Industriepartnern."

    Eine Studie des Bundesumweltministeriums kam zu dem Ergebnis, dass in Deutschland Forschung und Entwicklung der Windkraft zwar auf einem guten Stand sind, dass sie aber nicht genügend koordiniert und stattdessen im Land verstreut sind. Deshalb arbeitet das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik in Bremerhaven bereits mit den Universitäten Hannover, Oldenburg und auch Kassel zusammen.

    Die Bremer Doktorandin Martina Fuhrmann könnte sich aber auch vorstellen, dass die neue Zusammenarbeit dazu führt, dass es gemeinsame Lehrveranstaltungen an beiden Universitäten gibt.

    "Es wäre denkbar, zumindest den Effekt zu nutzen, Inhalte die in Bremen gelehrt werden, und in Bremen und Oldenburg zu verknüpfen."

    Doch das hält Professor Bernd Orlik von der Universität Bremen für unwahrscheinlich. Die Distanz zwischen den Städten sei zu groß.

    "Bei uns wird viel Wert auf praktische Aufgaben gelegt. Das kann man nicht machen, indem man pendelt. Man braucht einen Platz, Labor, man ist gebunden. Es kann schon sein, dass wissenschaftliche Impulse hinzukommen. Ich erwarte, dass die Promovierenden etwas an neuen Impulsen bekommen, wo sie sonst in ferne Länder fahren müssten."

    Allerdings sollen in Bremen zusätzliche Lehrveranstaltungen zur Windkraft angeboten werden. Und in Hannover wird im Wintersemester 2010/11 der Masterstudiengang "Windenergie-Ingenieurwesen" gestartet. Außerdem soll es ein Weiterbildungsstudium "Windenergietechnik und -management" geben und in Oldenburg wird das Master-Studium "Erneuerbare Energien" eingerichtet. Denn der Bedarf ist hoch: Die Windenergiebranche rechnet in den kommenden Jahren mit zehntausenden neuen Arbeitsplätzen.