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Volle Windkraft voraus

Um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen, muss die Energiegewinnung aus Windkraft weiter ausgebaut werden. Dazu ist es erforderlich, weiter zu forschen und neue Windanlagen zu entwickeln. Diese Aufgabe soll das neue Institut für Windenergieforschung und Energiesystemtechnik in Bremerhaven übernehmen.

Von Christina Selzer |
    Bremerhaven liegt am Meer, außerdem haben sich schon weit mehr als einhundert Unternehmen der Windenergie im Umkreis angesiedelt. Zwei gute Gründe, weshalb Bremerhaven zu einem Zentrum der Windenergie werden sollte, findet Bremens Wissenschaftssenatorin Renate Jürgens-Pieper:

    "Deshalb ist es für Fraunhofer auch leicht zu sagen, hier ist ein guter Standort. Es hat sich ja aus dem Fraunhofer-Zentrum entwickelt."

    Eine Studie des Bundesumweltministeriums kam zu dem Ergebnis, dass die Forschung und Entwicklung in Deutschland zwar auf einem guten Stand sind, dass sie aber nicht genügend koordiniert und stattdessen im Land verstreut sind.

    Das neue Fraunhofer Institut für Windenergie soll das ändern. Es hat seinen Hauptsitz zwar in Bremerhaven, arbeitet aber mit den Universitäten Bremen, Oldenburg, Hannover und später auch Kassel zusammen.
    Am Standort in Bremerhaven werden in einer riesigen Halle Rotorblätter und ihre Komponenten überprüft, erklärt der Leiter Hans-Gerd Busmann:

    "Wir haben hier das Kompetenzzentrum Rotorblatt, wo wir Forschung betreiben und erforschen, wie wir Rotorblätter weiterentwickeln können. Wir entwickeln Verfahren, um zu testen: Wie kann ich im Labor nachweisen, dass ein Rotor 20 Jahre hält."

    Zurzeit werden die ersten Offshore-Windparks in der Nordsee entwickelt. Die Offshore-Energie ist nach Ansicht des Umweltministeriums ganz entscheidend, um die gesteckten Ziele für erneuerbare Energien zu erreichen. Denn bis zum Jahr 2020 will die Bundesregierung 30 Prozent des Stroms aus erneuerbare Energien gewinnen. Und ein Offshore-Windpark bringt neue Schwierigkeiten für die Konstrukteure mit sich. Hans-Gerd Busmann:

    "Der Wind weht kräftiger und länger als an Land. Es ist mehr Beanspruchung der Anlage. Dazu kommen die Wellen, der Seegang, der starke Kräfte ausübt. Das muss bei der Konstruktion berücksichtigt werden."

    Ein anderes Problem, das gelöst werden muss: Wie werden die Fundamente in 40 Metern Tiefe im Meeresboden verankert. Und: Wie können Windräder auf hoher See so schnell wie möglich repariert werden, wenn sie ausfallen.

    "Wir kennen es vom Land, wenn eine Anlage steht, dann kommt ein Wagen und es klettert ein Monteur rauf und repariert sie. Im Offshore-Bereich ist das nicht so leicht. Wir haben, wenn das Wetter schlecht ist, weniger Gelegenheit, an die Anlage ranzukommen."

    An der Universität Oldenburg wird vor allem die Physik des Windes erforscht, in Hannover die Konstruktion der Anlagen. In Kassel werden sich Elektrotechniker und Informatiker damit befassen, wie der Strom ins Netz kommt, wie er verteilt und gespeichert wird, so dass der Verbraucher auch dann Strom hat, wenn der Wind nicht weht.

    Der Bund und die Länder Bremen, Niedersachsen und Hessen finanzieren das Windenergie-Institut gemeinsam: Rund 25 Millionen kommen vom Bundesumweltministerium. Bremen ist mit insgesamt 21 Millionen Euro dabei. Ein Kraftakt für das klamme Bundesland. Aber eine wichtige Investition in die Zukunft, davon ist Bremens Forschungssenatorin Renate Jürgens-Pieper überzeugt:

    "Wir ernten die Früchte in den nächsten Jahren. Es ist richtig, an solchen Stellen zu investieren, damit sich diese an Arbeitsplätzen nicht gerade reiche Region entwickelt."