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Vollgas oder Vollbremsung?

Die Deutschen kaufen zu wenig Neuwagen. Das ist nur ein Fazit des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Während hierzulande der Absatz 2012 stagnierte, stieg die Nachfrage in den USA und China. Eine ähnliche Entwicklung erwartet der Verband auch für 2013.

Von Philipp Banse | 04.12.2012
    Das Jahr 2012 war für die deutsche Automobilindustrie ein Jahr mit "Licht und Schatten", wie es der Chef des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, sagte. Für Licht sorgt die Weltkonjunktur, für Schatten der gesättigte deutsche Markt, vor allem aber Westeuropa, wo in diesem Jahr wohl neun Prozent weniger Neuwagen zugelassen werden als im Vorjahr.

    "Das sind über eine Million Autos weniger als vor einem Jahr. Mit dem aktuellen Niveau kann niemand zufrieden sein."

    Im Vergleich zu diesen EU-Märkten wirkt der deutsche Markt noch wie ein Hort der Stabilität. Bis Ende des Jahres werden hierzulande 3,1 Millionen Pkw neu zugelassen worden sein – ein Minus zum Vorjahr von zwei Prozent. Die Autoproduktion in Deutschland ging um drei Prozent zurück. Damit könne die Branche nicht zufrieden sein, sagte Matthias Wissmann. Eine rechte Erklärung konnte er nicht bieten. Beschäftigung, Einkommensaussichten der Menschen und Konsumlaune – die wirtschaftlichen Fundamentaldaten seien unverändert gut, sagte Wissmann. Griechenland und die Eurokrise schlügen dagegen auf die Stimmung und bremsten den Autoverkauf, sagt Deutschlands oberster Auto-Lobbyist:

    "Wer Tag für Tag mit der Frage konfrontiert wird, ob dieses oder jenes EU-Land noch seine Schulden bezahlen kann, und was die entsprechenden Rettungsmaßnahmen für den Steuerzahler bedeuten, der geht nicht unmittelbar nach dieser Lektüre ins Autohaus, um einen Neuwagen zu kaufen."

    Dass diese Depression nicht die Autokonzerne und Zulieferer selbst ergreift, hängt mit dem Weltmarkt zusammen, der 2012 um vier Prozent wachsen wird - und die Verkäufe deutscher Marken wachsen noch schneller. Drei von vier Autos, die in Deutschland gebaut werden, gehen ins Ausland. Die Deutschen Autokonzerne haben einen Weltmarktanteil von 20 Prozent, bei Premium-Autos sogar 80 Prozent. Getragen werden globale Autokonjunktur und auch deutsche Autoindustrie von den Autoverkäufen in den USA, dieses Jahr plus zwölf Prozent, und China, dieses Jahr plus acht Prozent, sagte Wissmann:

    "So haben wir in China unseren Marktanteil in den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres auf mehr als 22 Prozent gesteigert. Mehr als jeder fünfte Neuwagen, der dort verkauft wird, trägt ein deutsches Markenzeichen."

    2013 wird nach Ansicht des VDA ähnlich sein wie 2012. In Deutschland werde sich die Zahl der Neuzulassungen in den kommenden Jahren bei drei Millionen stabil einpendeln. In Westeuropa dagegen werden 2013 wieder weniger Autos verkauft werden, VDA-Prognose: minus drei Prozent. Der Weltmarkt dagegen werde weiter wachsen und 2013 70 Millionen Neuwagen verkaufen. Grund wieder: Immer mehr Neuwagenkäufer in den USA und China.