"Vom Abend bis zum frühen Morgen stinkt es hier erbarmungslos nach Gummi. Das Zeugs dringt doch in die Lunge ein. Das ist gefährlich! So ist das jetzt jeden Abend, jede Nacht: Wenn sie gegen später das Fenster öffnen, kommt dieser üble Geruch ins Haus. Und schauen Sie hier in den Garten: Die Pflanzen verkümmern. Das alles darf doch nicht wahr sein. Wenn wir neue Autos kaufen, müssen die schadstoffarm sein. Und dann diese Fabrik hier bei uns hier in diesem Stadtviertel. Wenn die die draußen irgendwo am Stadtrand gebaut hätten, wäre es nicht so schlimm. Aber so ..."
Anwohner der "Strada Avram Imbroameu" in Temesvar: Auf der einen Seite des Viertels ein Wohngebiet, eingebettet in einem kleinen Wäldchen. Auf der anderen Seite ein Industriegebiet: mittendrin das riesige Reifenwerk der deutschen Continental-AG. Seit rund zehn Jahren produziert der Hannoveraner Automobilzulieferer hier PKW-Reifen. Anfangs war Conti ein willkommener und umworbener Investor; schließlich schuf das deutsche Unternehmen mehre hundert Arbeitsplätze. Seit ein paar Jahren hat sich die Stimmung aber gedreht.
"Seit etwa drei Jahren ist da bei Conti etwas im Gange. Möglicherweise haben sie die Produktion enorm ausgeweitet, oder sie haben nicht genügend Filter für die Abgase der Produktionsanlagen - Tatsache ist: So in etwa seit dem Jahr 2006, 2007 haben wir hier unglaubliche starke Geruchsbelästigungen. Möglicherweise hat Conti damit begonnen, ein neues Produktionsverfahren zu starten. Was wir hier mitkriegen: Seit dieser Zeit sind die Geruchsbelästigungen extrem angestiegen, ebenso die Klage über Erkrankungen und gesundheitliche Beeinträchtigungen der Anwohner. Es ist die Rede von Rußemissionen, die da möglicherweise aus der Fabrik dringen."
So Laszlo Arpad, Journalist und Mitglied einer Bürgerinitiative, die gegen die angeblichen Schadstoffemissionen des Conti-Reifenwerkes in Temeswar Front macht. Doch was ist wirklich dran an den Klagen der Anwohner, an Meldungen über angebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen? Die Ergebnisse von Emissionsmessungen bringen die Experten vor Ort auch nicht wirklich weiter: Unabhängig voneinander haben ein rumänisches und ein ungarisches Institut Messungen angestellt – mit völlig unterschiedlichen Ergebnissen. Die "Agentie pentru Protectia Medului Timis", so die Bezeichnung der örtlichen Umweltbehörde, hat jedenfalls bereits die Notbremse gezogen. Behördensprecherin Florina Raicea:
"Die Umweltgenehmigung für dieses Conti-Reifenwerk haben wir deshalb nicht jedes Jahr automatisch verlängert, weil erstens einmal der Antrag in einem Fall zu spät einging. Das führte dazu, dass die Umweltgenehmigung für das Werk bereits am 10. März 2006 ihre Gültigkeit verlor. Ein anderer Antrag von Conti wurde wiederum abgelehnt, weil Conti die entsprechenden Emissionsauflagen nicht eingehalten hat. Ein erneuter Antrag vom 20. Februar 2007 durchläuft derzeit das Genehmigungsverfahren."
Das heißt: Derzeit läuft das Reifenwerk ohne das erforderliche "grüne Licht" durch das Umweltamt. Allerdings geben sich die rumänischen Umweltbehörden, wenn die Rede auf das Conti-Reifenwerk kommt, erstaunlich einsilbig. Wie es möglich ist, dass das Werk trotz fehlender Umweltgenehmigung weiterläuft, bleibt ebenso unbeantwortet wie die Frage, ob Conti bereits Strafen wegen Verstoßes gegen die Umweltauflagen bezahlt hat. In der Hannoveraner Konzernzentrale der Continental AG können sich die Verantwortlichen den Fall ebenfalls nicht erklären:
"Wir haben ja viele Produktionsstandorte in aller Welt. Aber so etwas ist uns auch noch nicht passiert!"
So Conti-Unternehmenssprecher Alexander Lührs auf Anfrage. Conti haben alle angeforderten Unterlagen, beispielsweise über Emissionsgrenzwerte, ordnungsgemäß bei der Umweltbehörde eingereicht.
"Offensichtlich hat die Behörde aber ein Interesse, immer neue Anforderungen an uns zu richten. Und deswegen – auch wenn man sich das aus deutscher Sicht recht schwer vorstellen kann – zieht sich das nun schon das dritte Jahr hin, dass wir diese Genehmigung nicht bekommen haben, sondern immer neue Anforderungen erfüllen sollen."
Und gleich gar nicht wolle Conti in Osteuropa als Umweltfrevler in die Schlagzeilen kommen. Das widerspreche der Unternehmensphilosophie diametral.
"Der Status im Moment ist der, dass wir größtes Interesse haben, diese Genehmigung zu bekommen, damit an der Stelle Ruhe einkehrt. Denn wir haben alles andere als ein Interesse, gegen Umweltregeln zu verstoßen, bei der Produktion schon überhaupt gar nicht. Wir sind nicht dafür bekannt, dass wir das machen. Aber aus unserer Sicht liegt das jetzt nicht an uns selbst, sondern einfach an der Behörde. Und wir machen uns natürlich auch Gedanken und fragen uns, warum denn immer neue Auflagen an uns interessiert werden."
Vorläufig läuft die Reifenproduktion in Temesvar auch ohne Umweltgenehmigung weiter. Wie so etwas überhaupt möglich ist, darüber schweigen sich die Behörden vor Ort aus. Und so konzentriert sich denn der Ärger von Lazlo Arpad, der die Bürgerinitiative unterstützt, nicht so sehr gegen den deutschen Investor Conti als gegen diejenigen, die die rumänische Umweltgesetzgebung zu verantworten haben.
"Nach unserer Auffassung wird diese Fabrik derzeit illegal betrieben. Und für uns ist es ein Rätsel, wie unser Umweltrecht so schwammig sein kann. Denn ansonsten müsste man das Werk ja sofort schließen. Aber andere Interessensgruppen haben da mehr Macht: der Bürgermeister beispielsweise, der Druck macht wegen der Arbeitsplätze, entgegen den Regeln des Umweltrechts und statt der eigentlich dort vorgesehenen notwendigen Schritte."
Anwohner der "Strada Avram Imbroameu" in Temesvar: Auf der einen Seite des Viertels ein Wohngebiet, eingebettet in einem kleinen Wäldchen. Auf der anderen Seite ein Industriegebiet: mittendrin das riesige Reifenwerk der deutschen Continental-AG. Seit rund zehn Jahren produziert der Hannoveraner Automobilzulieferer hier PKW-Reifen. Anfangs war Conti ein willkommener und umworbener Investor; schließlich schuf das deutsche Unternehmen mehre hundert Arbeitsplätze. Seit ein paar Jahren hat sich die Stimmung aber gedreht.
"Seit etwa drei Jahren ist da bei Conti etwas im Gange. Möglicherweise haben sie die Produktion enorm ausgeweitet, oder sie haben nicht genügend Filter für die Abgase der Produktionsanlagen - Tatsache ist: So in etwa seit dem Jahr 2006, 2007 haben wir hier unglaubliche starke Geruchsbelästigungen. Möglicherweise hat Conti damit begonnen, ein neues Produktionsverfahren zu starten. Was wir hier mitkriegen: Seit dieser Zeit sind die Geruchsbelästigungen extrem angestiegen, ebenso die Klage über Erkrankungen und gesundheitliche Beeinträchtigungen der Anwohner. Es ist die Rede von Rußemissionen, die da möglicherweise aus der Fabrik dringen."
So Laszlo Arpad, Journalist und Mitglied einer Bürgerinitiative, die gegen die angeblichen Schadstoffemissionen des Conti-Reifenwerkes in Temeswar Front macht. Doch was ist wirklich dran an den Klagen der Anwohner, an Meldungen über angebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen? Die Ergebnisse von Emissionsmessungen bringen die Experten vor Ort auch nicht wirklich weiter: Unabhängig voneinander haben ein rumänisches und ein ungarisches Institut Messungen angestellt – mit völlig unterschiedlichen Ergebnissen. Die "Agentie pentru Protectia Medului Timis", so die Bezeichnung der örtlichen Umweltbehörde, hat jedenfalls bereits die Notbremse gezogen. Behördensprecherin Florina Raicea:
"Die Umweltgenehmigung für dieses Conti-Reifenwerk haben wir deshalb nicht jedes Jahr automatisch verlängert, weil erstens einmal der Antrag in einem Fall zu spät einging. Das führte dazu, dass die Umweltgenehmigung für das Werk bereits am 10. März 2006 ihre Gültigkeit verlor. Ein anderer Antrag von Conti wurde wiederum abgelehnt, weil Conti die entsprechenden Emissionsauflagen nicht eingehalten hat. Ein erneuter Antrag vom 20. Februar 2007 durchläuft derzeit das Genehmigungsverfahren."
Das heißt: Derzeit läuft das Reifenwerk ohne das erforderliche "grüne Licht" durch das Umweltamt. Allerdings geben sich die rumänischen Umweltbehörden, wenn die Rede auf das Conti-Reifenwerk kommt, erstaunlich einsilbig. Wie es möglich ist, dass das Werk trotz fehlender Umweltgenehmigung weiterläuft, bleibt ebenso unbeantwortet wie die Frage, ob Conti bereits Strafen wegen Verstoßes gegen die Umweltauflagen bezahlt hat. In der Hannoveraner Konzernzentrale der Continental AG können sich die Verantwortlichen den Fall ebenfalls nicht erklären:
"Wir haben ja viele Produktionsstandorte in aller Welt. Aber so etwas ist uns auch noch nicht passiert!"
So Conti-Unternehmenssprecher Alexander Lührs auf Anfrage. Conti haben alle angeforderten Unterlagen, beispielsweise über Emissionsgrenzwerte, ordnungsgemäß bei der Umweltbehörde eingereicht.
"Offensichtlich hat die Behörde aber ein Interesse, immer neue Anforderungen an uns zu richten. Und deswegen – auch wenn man sich das aus deutscher Sicht recht schwer vorstellen kann – zieht sich das nun schon das dritte Jahr hin, dass wir diese Genehmigung nicht bekommen haben, sondern immer neue Anforderungen erfüllen sollen."
Und gleich gar nicht wolle Conti in Osteuropa als Umweltfrevler in die Schlagzeilen kommen. Das widerspreche der Unternehmensphilosophie diametral.
"Der Status im Moment ist der, dass wir größtes Interesse haben, diese Genehmigung zu bekommen, damit an der Stelle Ruhe einkehrt. Denn wir haben alles andere als ein Interesse, gegen Umweltregeln zu verstoßen, bei der Produktion schon überhaupt gar nicht. Wir sind nicht dafür bekannt, dass wir das machen. Aber aus unserer Sicht liegt das jetzt nicht an uns selbst, sondern einfach an der Behörde. Und wir machen uns natürlich auch Gedanken und fragen uns, warum denn immer neue Auflagen an uns interessiert werden."
Vorläufig läuft die Reifenproduktion in Temesvar auch ohne Umweltgenehmigung weiter. Wie so etwas überhaupt möglich ist, darüber schweigen sich die Behörden vor Ort aus. Und so konzentriert sich denn der Ärger von Lazlo Arpad, der die Bürgerinitiative unterstützt, nicht so sehr gegen den deutschen Investor Conti als gegen diejenigen, die die rumänische Umweltgesetzgebung zu verantworten haben.
"Nach unserer Auffassung wird diese Fabrik derzeit illegal betrieben. Und für uns ist es ein Rätsel, wie unser Umweltrecht so schwammig sein kann. Denn ansonsten müsste man das Werk ja sofort schließen. Aber andere Interessensgruppen haben da mehr Macht: der Bürgermeister beispielsweise, der Druck macht wegen der Arbeitsplätze, entgegen den Regeln des Umweltrechts und statt der eigentlich dort vorgesehenen notwendigen Schritte."