Vor zwei Jahren, im August 2004, ging der ehemalige MTV-Moderator Adam Curry mit seiner Sendung "The Daily Source Code" online. Weltweit folgten Tausende Radiomacher seinem Beispiel, professionelle wie private. Sie stellen im Internet ihr persönliches Radioprogramm vor. Für Verbraucherforscher ist der Podcast-Boom ein Zeichen dafür, dass sich die Mediennutzung in einem massiven Wandel befindet. Weg vom passiven Konsumieren und hin zur aktiven Gestaltung eines individuellen Programms.
Viele öffentlich rechtliche Sender bieten inzwischen ausgewählte Sendungen zum Download an, hin und wieder sind auch Hörspiele darunter. Hier allerdings gibt es urheberechtliche Probleme. Ist Podcasting die Zukunft des Hörspiels? Wir haben dazu drei Hörspielredakteure befragt, zunächst WDR-Hörspielleiter Wolfgang Schiffer.
Frank Olbert: Herr Schiffer ,ist Podcasting die Zukunft des Hörspiels?
Wolfgang Schiffer: Wir haben ja jetzt schon die ein oder anderen Hörbuch-Portale im Internet und auch die Landesrundfunkanstalten gehen verstärkt dazu über, ein Podcasting-Angebot, also quasi den Abonnement-Vertrieb von einzelnen Sendungen, dem Publikum zusätzlich anzubieten. Da gibt es urheberrechtliche Restriktionen, was Hörspiel angeht. Das bezieht sich einerseits auf den Einsatz von Musik, aber auch auf verlagsgebundene Literatur. Da kann man nur hoffen, dass es irgendwann zu einem Konsens mit den jeweiligen Verwertungsgesellschaften kommt. Aus deren Sicht ist natürlich nachvollziehbar, dass sie hier die Urheberrechte schützen. Aus unserer Sicht, sag ich mal, ist nachvollziehbar, dass wir erstens dafür natürlich etwas bezahlen wollen, dass wir zweitens aber in einem Podcast oder in einem nichtkommerziellen Download nichts anderes sehen als die moderne Form des früheren Kassettenmitschnitts zu privaten Zwecken. Wenn ich ein Kassettendeck an ein Radiogerät anschließe, kann ich mir - das ist völlig legal - jede Sendung für meinen privaten Gebrauch mitschneiden und so oft anhören, wie ich will. Und ein Podcasting-Angebot ist im Grunde genommen aus meiner Perspektive nichts anderes als eine moderne Variante.
Konkrete Erfahrungen mit der modernen Variante des Kassettenmitschnitts suchte der Mitteldeutsche Rundfunk im Rahmen eines Podcast-Pilotprojektes. Vom 16. November bis zum 1. Dezember vergangenen Jahres konnte man Leonhard Koppelmanns Neuinszenierung von Schillers "Kabale und Liebe" kostenlos herunterladen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich noch kein Hörbuchverlag für die Herausgabe der Schiller-Neufassung gefunden, die aber insbesondere Schülern und Studenten zugänglich gemacht werden sollte. Mittlerweile steht fest, dass sie innerhalb der zehnteiligen Edition "Klassik: Jetzt!" beim Ergon-Verlag erscheinen wird. MDR-Hörspielchef Matthias Thalheim habe ich zu seinen Erfahrungen mit der neuen Technik befragt:
Frank Olbert: Wie ist das Download-Angebot zu "Kabale und Liebe" angenommen worden, Herr Thalheim?
Matthias Thalheim: Insgesamt war "Kabale und Liebe" der erfolgreichste Titel innnerhalb des Podcast-Pilotprojektes.
Frank Olbert: Werden Sie in Zukunft weitere Podcast-Angebote machen?
Matthias Thalheim: Wir werden das sicherlich partiell machen, dann eher mit kleineren Formaten, die sich an ein jüngeres Publikum wenden.
Ein kleines Format war gefragt beim Wettbewerb "Weekend 2006" des Bayerischen Rundfunks. Maximal drei Minuten durften die Beiträge lang sein und sollten sich von Walter Ruttmanns berühmtem Montage-Hörspiel "Weekend" aus dem Jahr 1930 inspirieren lassen. Parallel zum Wettbewerb lud der BR gestandene Hörspielmacher wie Hermann Bohlen, Kalle Laar oder Antje Vowinckel ein, sich kurze Podcast-geeignete Produktionen einfallen zu lassen. Barbara Schäfer betreute den Wettbewerb gemeinsam mit Hörspielleiter Herbert Kapfer.
Frank Olbert: Warum haben Sie gerade Ruttmanns Hörspiel "Weekend" als Vorlage gewählt, Frau Schäfer?
Herbert Kapfer: Es ist ein Pionierstück des Radios, das gezeigt hat, dass im Begriff "Hörspiel" von Anfang an sehr viel drin steckte. Ruttmann hat die Tonspur des Films benutzt, um aus Originaltönen eine Collage zu schneiden.
Frank Olbert: Ein Pionierprojekt angeregt von einer Pionierarbeit aus der Frühzeit des Genres - Ist Podcasting ein Modell für die Zukunft?
Herbert Kapfer: Ich glaube ganz bestimmt. Beim Podcasten muss man neue Angebote schaffen und da wollen wir mit dem Wettbewerb "Weekend 2006" ein Statement zu leisten.
Die insgesamt 14 Beiträge verschiedener Hörspielmacher zu "Weekend 2006" stehen auf br-online.de zum Abonnement bereit.
Viele öffentlich rechtliche Sender bieten inzwischen ausgewählte Sendungen zum Download an, hin und wieder sind auch Hörspiele darunter. Hier allerdings gibt es urheberechtliche Probleme. Ist Podcasting die Zukunft des Hörspiels? Wir haben dazu drei Hörspielredakteure befragt, zunächst WDR-Hörspielleiter Wolfgang Schiffer.
Frank Olbert: Herr Schiffer ,ist Podcasting die Zukunft des Hörspiels?
Wolfgang Schiffer: Wir haben ja jetzt schon die ein oder anderen Hörbuch-Portale im Internet und auch die Landesrundfunkanstalten gehen verstärkt dazu über, ein Podcasting-Angebot, also quasi den Abonnement-Vertrieb von einzelnen Sendungen, dem Publikum zusätzlich anzubieten. Da gibt es urheberrechtliche Restriktionen, was Hörspiel angeht. Das bezieht sich einerseits auf den Einsatz von Musik, aber auch auf verlagsgebundene Literatur. Da kann man nur hoffen, dass es irgendwann zu einem Konsens mit den jeweiligen Verwertungsgesellschaften kommt. Aus deren Sicht ist natürlich nachvollziehbar, dass sie hier die Urheberrechte schützen. Aus unserer Sicht, sag ich mal, ist nachvollziehbar, dass wir erstens dafür natürlich etwas bezahlen wollen, dass wir zweitens aber in einem Podcast oder in einem nichtkommerziellen Download nichts anderes sehen als die moderne Form des früheren Kassettenmitschnitts zu privaten Zwecken. Wenn ich ein Kassettendeck an ein Radiogerät anschließe, kann ich mir - das ist völlig legal - jede Sendung für meinen privaten Gebrauch mitschneiden und so oft anhören, wie ich will. Und ein Podcasting-Angebot ist im Grunde genommen aus meiner Perspektive nichts anderes als eine moderne Variante.
Konkrete Erfahrungen mit der modernen Variante des Kassettenmitschnitts suchte der Mitteldeutsche Rundfunk im Rahmen eines Podcast-Pilotprojektes. Vom 16. November bis zum 1. Dezember vergangenen Jahres konnte man Leonhard Koppelmanns Neuinszenierung von Schillers "Kabale und Liebe" kostenlos herunterladen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich noch kein Hörbuchverlag für die Herausgabe der Schiller-Neufassung gefunden, die aber insbesondere Schülern und Studenten zugänglich gemacht werden sollte. Mittlerweile steht fest, dass sie innerhalb der zehnteiligen Edition "Klassik: Jetzt!" beim Ergon-Verlag erscheinen wird. MDR-Hörspielchef Matthias Thalheim habe ich zu seinen Erfahrungen mit der neuen Technik befragt:
Frank Olbert: Wie ist das Download-Angebot zu "Kabale und Liebe" angenommen worden, Herr Thalheim?
Matthias Thalheim: Insgesamt war "Kabale und Liebe" der erfolgreichste Titel innnerhalb des Podcast-Pilotprojektes.
Frank Olbert: Werden Sie in Zukunft weitere Podcast-Angebote machen?
Matthias Thalheim: Wir werden das sicherlich partiell machen, dann eher mit kleineren Formaten, die sich an ein jüngeres Publikum wenden.
Ein kleines Format war gefragt beim Wettbewerb "Weekend 2006" des Bayerischen Rundfunks. Maximal drei Minuten durften die Beiträge lang sein und sollten sich von Walter Ruttmanns berühmtem Montage-Hörspiel "Weekend" aus dem Jahr 1930 inspirieren lassen. Parallel zum Wettbewerb lud der BR gestandene Hörspielmacher wie Hermann Bohlen, Kalle Laar oder Antje Vowinckel ein, sich kurze Podcast-geeignete Produktionen einfallen zu lassen. Barbara Schäfer betreute den Wettbewerb gemeinsam mit Hörspielleiter Herbert Kapfer.
Frank Olbert: Warum haben Sie gerade Ruttmanns Hörspiel "Weekend" als Vorlage gewählt, Frau Schäfer?
Herbert Kapfer: Es ist ein Pionierstück des Radios, das gezeigt hat, dass im Begriff "Hörspiel" von Anfang an sehr viel drin steckte. Ruttmann hat die Tonspur des Films benutzt, um aus Originaltönen eine Collage zu schneiden.
Frank Olbert: Ein Pionierprojekt angeregt von einer Pionierarbeit aus der Frühzeit des Genres - Ist Podcasting ein Modell für die Zukunft?
Herbert Kapfer: Ich glaube ganz bestimmt. Beim Podcasten muss man neue Angebote schaffen und da wollen wir mit dem Wettbewerb "Weekend 2006" ein Statement zu leisten.
Die insgesamt 14 Beiträge verschiedener Hörspielmacher zu "Weekend 2006" stehen auf br-online.de zum Abonnement bereit.