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Vom Bauernhof zum Schlachthof

Am 20. Februar trat auf einem Hof in der Grafschaft Essex der erste Fall von Maul- und Klauenseuche bei Schweinen auf. Danach erkrankte ein Bulle unmittelbar neben dem Schlachthof, in dem die Schweine geschlachtet worden waren. Dann griff die Seuche auf den Rinderbestand des Schlachthofbesitzers über. Anschließend breitete sich die Seuche in Großbritannien aus. Bis heute sind rund 300 Betriebe davon betroffen. 170.000 Tiere wurden bisher gekeult.

Annette Eversberg |
    Doch dieser Ausbruch wird noch immer von der Seuche der 60er Jahre in Großbritannien in den Schatten gestellt. Damals waren 2.400 Betriebe betroffen. Eine halbe Million Schweine, Rinder, Schafe und Ziegen musste getötet werden. Auch in Deutschland ist die Maul- und Klauenseuche eine altbekannte Krankheit bei Klauentieren.

    Ich kann mich gut entsinnen. Also die Seuche hat hier grassiert Anfang der 50er Jahre. Und unser Betrieb- wir hatten auch nur einen kleinen Betrieb, wir sind selbst nicht betroffen seinerzeit. Aber in der Nachbarschaft haben wir das erlebt. Und damals haben die Tiere durchgesäugt, und dann war das gelaufen.

    Peter Lennart Petersen, Landwirt aus Klanxbüll, unweit von Sylt bringt das Thema Maul- und Klauenseuche nicht so schnell aus der Ruhe. In seiner aktiven Zeit hat er gelernt, mit der Gefahr zu leben. Denn die Seuche ist nicht neu. Sie war es auch nicht in den 50er Jahren.

    Im Winter 1888 grassierte die Maul- und Klauenseuche in Deutschland. Damals erkrankten rund eineinhalb Millionen Tiere an der Krankheit, bei der sich Bläschen im Maul und tropfender Schleim bilden, die Euter von Kühen entzündet sind und sich an den Klauen offene Stellen befinden. Der größte Teil Rinder, Schafe und erst an letzter Stelle die Schweine. Vier Jahre später, 1892, waren es sogar 4 Millionen Tiere. Einige von ihnen starben. Von großangelegten Tötungsaktionen wird jedoch nichts berichtet.

    Die Seuchen überraschten die Menschen des 19. Jahrhunderts kaum. Die Aus- und Einfuhr von Tieren war gang und gäbe. Dadurch kamen auch Tierkrankheiten ins Land. Die intensive Tierhaltung war zwar unbekannt. Dafür übersäte ein Netz von kleinen und kleinsten Bauernhöfen auf durchschnittlichen Flächen von 2-5 Hektar unser Land, so dass die Krankheit sehr schnell von Hof zu Hof übergreifen konnte.

    In den 50er Jahren kam niemand auf die Idee, die Tierbestände zu dezimieren. Statt dessen wurden die Tiere geimpft. Die Politiker hatten andere Sorgen. Die Lebensmittelversorgung der deutschen Bevölkerung war noch lange nicht ausreichend. Das war eine Folge des Zweiten Weltkrieges.

    Heute steht Deutschland in der Schweinezucht mit rund 26 Millionen Schweinen an der Spitze in Europa. Noch weit vor den Niederlanden, Frankreich, Dänemark und Großbritannien. Unter den Bundesländern nehmen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen eine führende Stellung ein. In den neuen Bundesländern gibt es große Bestände mit mehreren Tausend Schweinen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Selbst im hohen Norden in Nordfriesland wachsen die Bestände. Peter Lennart Petersen verkauft pro Jahr 10.000 Mastschweine an den Schlachthof. Da ist für ihn Sauberkeit oberstes Gebot.

    Wir machen heute an sich nicht mehr, wie wir vorher gemacht haben. Wir haben bei uns ein geschlossenes System. Wir produzieren die Ferkel selber und verbringen die Tiere von der Zuchtstelle in mehrere Mastbetriebe. Und die werden praktisch einzeln geführt. Und sogar da noch mit Hygieneschleuse, also dass wenn die von einem zum anderen Betrieb gehen, das Personal, dass sie da sogar noch die Kleidung wechseln.

    Das Unternehmen des Landwirts ist das, was man eine intensive Tierhaltung nennt. Davon lebt er, und mit ihm noch vier weitere Familien.

    Wie groß sein Risiko ist, dessen ist sich Peter Lennart Petersen durchaus bewußt. Auch wenn er alles richtig macht, kann das MKS-Virus schnell übertragen werden. Vor allem wenn es kalt, und dazu noch nebelig ist in der Marsch, wie in den letzten Tagen. Mit dem Wind kann das Virus über Distanzen von bis zu 300 Kilometern schnell aus anderen Beständen zu ihm kommen. Denn auch in seiner Region gibt es eine Million Tiere.

    Wir haben hier eine relative Tierdichte, und das kommt dadurch, weil unsere Betriebe alle sehr klein sind. Wir können vom Ackerbau nicht leben. Wir müssen nebenbei Veredlung machen. Und wenn wir natürlich in unserer Region einen solchen Einbruch kriegen, dann ist das doch beachtlich, was da kaputt geht.

    Gefahren für eine Seuchenausbreitung gibt es viele. Dazu gehören auch die neuen, extensiven Haltungsformen. Sie werden vom Verbraucher bevorzugt, weil sie tiergerechter sind. Statt im Stall stehen die Kühe auf der Weide, statt geschlossener Ställe, gibt es immer mehr offene Systeme. Daran gewöhnen sich die Tiere schnell, aber die Emissionen in die Atmosphäre sind auch direkter.

    Das gleiche gilt für die sogenannte Outdoor-Haltung von Schweinen. Die Tiere haben freien Auslauf, belasten aber mit der Gülle den Boden so stark, dass die Flächen ständig gewechselt werden müssen. Für eine Seuchenerkrankung sind sie besonders anfällig. Deshalb schenkt der Kreisveterinär von Nordfriesland, Christian Runge, diesen Beständen seine besondere Aufmerksamkeit.

    Wir haben also ganz konkret auch Schutzmaßregeln für solche Bestände vereinbart mit den Betrieben, um sicher zu gehen, dass nicht irgendwelche Touristen, die diese Schweine sehen - und Schweine lernen sehr schnell, wenn sie sehen, dass Menschen kommen, die möglicherweise etwas zu Fressen mitbringen, dass Betteln sich lohnt. Das sind also Dinge, die wir unbedingt vermeiden wollen.

    Die Maul- und Klauenseuche ist keine rein europäische Erscheinung. Sie ist auch auf anderen Kontinenten verbreitet. Doch einen Unterschied gibt es bei den Bekämpfungsmaßnahmen, betont Christian Runge:

    Wer gehört hat, dass in den Vereinigten Arabischen Emiraten klinische Fälle aufgetreten sind, und dass man da jetzt die Tiere beobachtet, entnimmt daraus, dass in diesen Ländern etwas gemacht wird, was wir vor 35 und 40 Jahren auch noch gemacht haben. Damals hat man die Seuche beobachtet, hat versucht sie irgendwie einzugrenzen, aber im Grunde hat man sich irgendwie arrangieren müssen.

    In den Vereinigten Arabischen Emiraten spielt die Viehhaltung keine allzu große Rolle. Aber der Nahe Osten ist wie große Teile Afrikas oder des indischen Subkontinents, einige Länder Indochinas und des Fernen Ostens bis nach Südamerika, Teil des sogenannten MKS-Gürtels. Hier ist die Seuche immer präsent.

    Der größte Ausbruch der Maul- und Klauenseuche ereignete sich 1997 auf Taiwan. In wenigen Tagen breitete sich die Krankheit über die ganze Insel aus. Über 6000 Bestände wurden davon betroffen. Eine Million Schweine erkrankte. Fast ein Viertel des gesamten Schweinebestandes auf Taiwan.

    1996, also ein Jahr vor dem Ausbruch auf Taiwan, trat die Maul- und Klauenseuche in Bulgarien, Albanien, Mazedonien und Serbien auf. Zur damaligen Zeit hatte man in Europa - mit einer Ausnahme - nicht mehr geimpft, weil Europa als MKS-frei galt, weiß Christian Runge.

    Wie sich die EU entschieden hatte, dass nicht mehr geimpft wird, hat man natürlich auch überlegt, wie man dem Risiko des Einschleppens der Seuche von Drittländern her begegnen kann. Und den direkten Kontakt zur EU hat die Türkei. In der Türkei haben wir ein fast ständiges Maul- und Klauenseuchenproblem. Und um dem zu begegnen, finanziert die EU seit vielen Jahren in der Türkei, an der Grenze zur EU und in Griechenland ein Impfprogramm.

    Das ist nicht leicht. Denn es gibt sieben verschiedene Typen des Erregers. Je nach Region oder Kontinent, wo die Erreger erstmals aufgetreten sind. Darunter sind solche, die nur für den asiatischen Raum typisch sind. Und einige andere sind erstmals in Südafrika entdeckt worden.

    Bei dem Virus in Großbritannien handelt es sich um eine Form, die zuletzt in Asien aufgetreten ist. Doch damit nicht genug. Die MKS-Viren mutieren weiter. Zu den sieben Hauptformen kommen noch etliche Unterformen. So gab es in den 50er Jahren einen Typus, den man damals im bayrischen Kaufbeuren entdeckte, und einen anderen, der erstmals im Westerwald auftrat. Das macht es so schwierig, den richtigen Impfstoff parat zu haben. Und für den jetzigen Virus-Typ wäre er gar nicht vorhanden.

    Das Impfen der Tiere ist trotz eines geeigneten Impfstoffs kein Allheilmittel. Deswegen hat selbst der zuständige Veterinär für den Tierpark Hellabrunn in München, Hans Bierl, Vorbehalte gegen diese Maßnahme.

    Gewisse Gefahr bei der Impfung ist, dass erkrankte Tiere, Virusträger, dann nicht mehr erkannt werden, Virus ausgeschieden wird, und damit die Seuche verbreitet werden würde. Im Falle des Tierparks, das ist ja ein Sonderfall, es ist nicht ein normaler landwirtschaftlicher Betrieb, ist denkbar, dass man in einer bestimmten Seuchensituation dann doch beschließt, die Tiere zu impfen.

    Die Möglichkeit der Ausscheidung des Virus ist für Amtsveterinär Roland Otto aus Münster ebenfalls ein Argument gegen eine Impfung.

    Da Schweine Antikörper bilden, die Schafe und die Rinder genau so, wären also Lebensmittel von diesen Tieren, die auch die Antikörper enthalten, und in denen Antikörper nachzuweisen sind, nicht mehr von infizierten Tieren zu unterscheiden. Und dann wären wir vom EG-Handel ausgeschlossen. Und da wir innerhalb der EG eine intensive wirtschaftliche Beziehung halten, würde das dazu führen, dass die Bundesrepublik von jeglichen Exporten ausgeschlossen ist. Nicht nur innerhalb der EG, sondern auch nach USA und Japan, und, und, und...

    Impfungen sind in den Maßnahmen der Bundesregierung dennoch vorgesehen. Das gilt aber nur für den Fall, dass befallene Bestände nicht rechtzeitig getötet werden können, um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern.

    Mit dem Argument, es gehe um den Fortbestand der Exportwirtschaft, wies auch der britische Landwirtschaftsminister Nick Brown die Impfungen vor dem Parlament zurück. Den Bauern hat er einen vollen Ausgleich für ihre Verluste zugesagt. Nicht zuletzt, weil in Großbritannien Wahlen anstehen. Die britische Landwirtschaft ist gebeutelt, nachdem sie schon wegen des BSE-Debakels auf massive Vorbehalte in Europa gestoßen ist.

    Ähnliche Erfahrungen muss jetzt auch Argentinien machen. Die EU hat alle Importe untersagt, nachdem Argentinien den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche gemeldet hatte. Seinen MKS-freien Status hatte es bereits früher verloren, weil es seine Kontrollen nicht ordnungsgemäß durchgeführt hatte. Gastronomen, die angesichts der BSE-Krise mit einwandfreiem argentinischen Rindfleisch geworben hatten, befinden sich jetzt in einem Dilemma. Eine Ächtung steht nun auch Frankreich ins Haus, wenn es um die Einfuhr von französischem Fleisch- und Fleischprodukten geht. Christian Runge:

    Die Situation in Frankreich ist für mich nicht ganz überschaubar. Wir wissen, dass die Holländer ein gewisses Risiko darstellen. Wer gehört hat, dass in Portugal zwei Kühe aus holländischen Betrieben mit Antikörpern gefunden sind, und da sie nicht geimpft worden sind, dürften sie mit dem Virus Kontakt gehabt haben. Das ist etwas, was mich nachdenklich macht. Ich weiß aus französischen Presseberichten, dass aus dem Gebiet um Mayenne 55 Schafhaltungen in den Niederlanden mit Schafen versorgt worden sind. Also daher ist für mich die Situation gerade in Frankreich und in den Niederlanden zur Zeit nicht überschaubar. Da muss man einfach sagen, bis die Situation geklärt ist, machen wir keine Geschäfte mit diesen Menschen.

    Die Viehmärkte in Deutschland sind vorübergehend geschlossen. Für Fahrten von einem Bauernhof zum Schlachthof sind besondere Papiere erforderlich. Ferkel, die in einen anderen Betrieb gebracht werden, müssen vorher von einem Tierarzt untersucht werden.

    Die Maul- und Klauenseuche hat deutlich gemacht, dass die Arbeitsteilung in der Wirtschaft schon längst auch für die Landwirtschaft gilt. Zuchtschweine kommen aus Großbritannien, weil man sich dort auf diesen Bereich spezialisiert hat. Bei dem Verdachtsfall unlängst in Brandenburg stellte sich heraus, dass fünf Betriebe jeweils 170 Schweine aus Großbritannien eingekauft hatten.

    Innerhalb eines Landes ist der Viehverkehr nicht minder intensiv. Ferkel werden in Bayern erzeugt, nach Norddeutschland zum Mästen gebracht, und das Fleisch kommt dann wieder zurück nach Bayern. Manchmal sind die Wege sogar noch weiter. Und Landwirte wissen, dass ein Schwein im Laufe seines kurzen Lebens von einem halben Jahr, fünf Mal hin- und her transportiert wird.

    Dabei werden auch andere Krankheiten durch die Republik befördert. Die Maul- und Klauenseuche - obwohl hoch ansteckend - ist bei weitem nicht die einzige Krankheit, die Schweine befällt. Herpesviren, Erkrankungen des Skeletts, Durchfallerkrankungen, Salmonellen, Parasiten und vieles andere mehr gehören heute zum Fächerkanon einer jeden Tierarztausbildung.

    Die Tiertransporte sind ins Gerede gekommen. Nun sollen auch die Reisenden Solidarität mit den betroffenen Landwirten üben. Die nordrhein-westfälische Umweltministerin Bärbel Höhn warnt davor, nach Frankreich zu fahren. Und sie will schon gar nicht, dass der Castor-Transport vom französischen La Hague, der auf seiner Fahrt das Seuchengebiet bei Mayenne streift, durchgeführt wird. Die schleswig-holsteinische Landesregierung hat sogar die Schulfahrten nach Frankreich und England ausgesetzt.

    An den Grenzen innerhalb der EU wird intensiv kontrolliert. Frischfleischtransporter werden wieder nach Frankreich zurückgeschickt. Die USA haben bereits ein einstweiliges Verbot von Fleisch- und Viehimporten aus allen EU-Staaten erlassen. Australien zog nach. Kanada ging sogar noch einen Schritt weiter, indem es die Einfuhr aller Agrarprodukte aus den EU-Ländern untersagte. Auch aus Dänemark, das ebenfalls MKS-frei ist.

    Das Land lebt vom Export und fühlt sich ungerecht behandelt, weil Seuchenbekämpfung und tiergerechte Haltungsbedingungen bisher schon groß geschrieben wurden. Gerade konnten die Analysten für Agrarprodukte melden, dass der Schweinefleischexport im letzten Jahr um 20 Prozent gestiegen ist. Einziger Lichtblick im Augenblick. Der für Dänemark so wichtige japanische Markt ist weiterhin uneingeschränkt zugänglich.

    Mehr als die Hälfte der dänischen Schweinefleischproduktion geht in die EU und in Drittländer. In der jetzigen Krise nimmt Amtstierarzt Anders Marager an der deutsch-dänischen Grenze nach einem ausgeklügelten Plan, Fahrzeuge unter die Lupe, damit die Seuche nicht eingeschleppt wird:

    Wir kontrollieren Futterwagen. Deutsches Wagen nach Dänemark, die mit Futter nach dem Landwirt fahren. Und das ist wegen mouth and svine desease und Schweinepest auch. Wir achten, ob sie absolut sauber sind, ob alles, was drin war, raus ist. Und sie rein sind, ganz rein.

    Jeder Tiertransporter, der nach Dänemark zurückkehrt, muss in eine Waschstraße. Die gehört dem dänischen Schlachterunternehmen Danske Slagteria. Es trägt auch die Kosten von rund 220 Mark. Erst wenn alles desinfiziert ist, dürfen wieder Tiere geladen werden.

    Urlauber werden wie überall an den Grenzen ebenfalls kontrolliert. Die Grenzbeamten wissen, dass gerade nach Dänemark viele Nahrungsmittel mitgebracht werden. Auch von den eigenen Leuten, die in Flensburg und Umgebung einkaufen. In den Wagen der Dänemark-Touristen türmen sich zuweilen die Lebensmittel, weil die Nahrungsmittelpreise hier den meisten zu teuer sind. Zur Zeit müssen sie am Urlaubsort einkaufen. Und wenn sie Reiseproviant dabei haben, ist der Zollbeamte Holm Petersen unerbittlich:

    Jetzt in Dänemark sind nicht erlaubt, Butterbrot oder so etwas mit zu haben. Auch Käse und Wurst nicht erlaubt in Dänemark. Frage: Wenn jetzt jemand was dabei hat, was muss er dann machen? Antwort: Dann nehmen wir es von ihnen und das wird destruiert dann. Frage: Wie lange sollen denn diese Kontrollen ausgeführt werden? Antwort: Solange bis das Lebensmitteldirektorat meint, dass die Gefahr vorüber ist.

    Roland Otto unterstützt diese Maßnahmen auch an der deutsch-niederländischen Grenze. Denn er weiß, dass der Erreger auch in Lebensmitteln enthalten sein kann, vor allem in Fleischprodukten:

    Das Virus, wenn es in einem Tier drin ist, befällt auch den ganzen Körper. Wir sehen es zwar nur an der Schleimhaut. Aber es ist im gesamten Körper irgendwo vorhanden. Und wenn aus diesem Tier irgendwo nachher Lebensmittel gemacht wird, dann kann es auch überleben.

    Vernichtet wird das Virus bei einem Kochvorgang von einer Stunde bei 90 Grad. Ein Großteil der Wurst ist aber Rohwurst. Auch Kochschinken und Brühwürste werden nicht lang genug erhitzt, um das Virus zu töten.

    Säure schadet dem Virus ebenfalls. Deshalb kann es sich in Produkten wie Joghurt nicht halten. In der Milch haben die Virologen den Erreger jedoch gefunden. Deshalb ist es jederzeit möglich, dass auch der Mensch Viren aufnimmt. Roland Otto kennt einen Fall aus Asien.

    Das hat es im letzten Jahr in Singapur gegeben. Da wurden einige Kindergärten geschlossen, wegen Mund-, Hand-, Fuß-, Bläschenkrankheit. Das war MKS.

    Trotz aller Dementis von Ministerien und Veterinärämtern: Die Krankheit ist auf den Menschen übertragbar. Allerdings werden in der Regel nur Kinder oder ältere Menschen davon betroffen, deren Immunsystem geschwächt ist. Die Symptome sind nur ganz gering. Darüber hinaus besteht jedoch die Möglichkeit, dass der Mensch Virusträger ist. Dann kann er den Erreger ebenso ausscheiden wie die Tiere, die davon befallen sind. Deshalb ist die Kontrolle englischer Fleischwaren so wichtig, weil darin der Erreger enthalten sein kann.

    Zum generellen Plan der Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche gehört, dass Reste von Proviant aus dem Ausland, der auf Schiffen und in Flugzeugen mit transportiert wird, auf jeden Fall verbrannt werden. Aber Tierseuchen können noch auf ganz andere Weise zum Problem werden. Schon längst laufen entsprechende Forschungsprogramme an den Universitäten. Besonders die Transplantation von Schweinelebern wird erwogen. Als Begründung wird angeführt, dass uns die Schweine genetisch sehr nahe stehen. Die Übertragung von Schnupfenviren vom Menschen auf das Schwein ist im übrigen ein Leichtes. Gerade weil die Artenschranke so durchlässig ist, sieht Roland Otto hier nicht nur einen Nutzen, sondern auch Gefahren.

    Weil wir immer wieder Erreger haben, die also relativ harmlos in der Tierpopulation vorhanden sind und wir nicht wissen, was sie beim Menschen tun. Das fängt mit dem Aujetzky-Virus an, das ist das Schweinepestvirus und was wir noch so alles haben an Viren, die wir überhaupt noch nicht kennen, weil wir nicht danach suchen. Und das macht das Ganze schon problematisch. Das ist ein Risiko, mit dem man sich grundsätzlich eigentlich in der Transplantationsmedizin auseinandersetzen muss.