
In einer Konstanzer Altstadtwohnung starren fünf Studenten fassungslos auf den Fernsehschirm. Sie können kaum glauben, was da soeben über die Auswirkungen der Flutkatastrophe in Indonesien berichtet wird. Indonesien kennen sie gut; sie alle studieren in Konstanz "Angewandte Weltwirtschaftssprachen" mit Schwerpunkt Indonesisch und haben bereits ihr Praxisjahr in Indonesien absolviert. Am stärksten betroffen zeigt sich Andi Norheina; die Indonesierin arbeitet seit fünf Jahren als Sprachlektorin an der Fachhochschule Konstanz:
Das erste, was mir eingefallen war, war so eine Art Schuldgefühl: Ich bin hier, und mir geht es gut eigentlich, und ich weiß gar nicht, was dort überhaupt passiert ist.
Für Andi Norheina ist klar: Die Flutkatastrophe wird auch ihren Indonesisch-Unterricht für die Konstanzer Studenten beeinflussen.
Wir werden uns erst einmal mit dem Thema beschäftigen. Für bestimmte Semester, für höhere Semster beispielsweise, nehme ich immer aktuelle Themen aus Indonesien, und ich nehme dann auch Texte über Indonesien. Wir werden in erster Linie über Indonesien sprechen, über diese Flutkatastrophe.
Zu reden gibt es da genug. Die Konstanzer Fachhochschul-Studenten bewegt vor allem eine Frage: Wie können wir helfen ? Nils Ulbrich studiert "Angewandte Weltwirtschaftssprachen" mit Schwerpunkt Indonesisch im siebten Semester:
Was ich wahrgenommen habe hier ist, dass einige von uns, die bereits ein Jahr dort verbracht haben, schnell auch mit dem Gedanken gespielt haben: Wir waren dort, wir kennen die Kultur, wir kennen die Sprache, gibt es nicht die Möglichkeit, für uns, dort etwas zu machen, dort zu helfen, Dolmetschertätigkeiten und so weiter, weil man kriegt dann halt schon mit, dass Teams vom Roten Kreuz, aber auch vom Militär dort sind, helfen. Da fragen wir uns halt: Wenn man die Sprache nicht kann, in Indonesien, wo die englische Sprache nicht so verbreitet ist, es für solche Teams gar nicht so einfach ist. Und da spielt man da doch mit dem Gedanken, ob man da selber auch etwas tun kann.
Doch die Kontaktaufnahme mit den Hilfsorganisationen gestaltete sich bislang schwierig. Und vielleicht, so glauben es die meisten Studenten, können sie durch nachhaltige, langfristige Projekte mehr tun. Professor Helmut Weber leitet den Schwerpunkt Indonesisch an der Konstanzer Fachhochschule:
Wir machen ja im Rahmen des Studiums regelmäßig Projekte. Ich habe vor einem Jahr etwas über Wirtschaftsförderung und Tourismus gemacht. Und etwas ähnliches können wir hier in diesem Falle auch tun. Das heißt: Wenn die ersten Probleme beseitigt sind, die Nothilfe gemacht wurde, dann können wir uns fragen: Wir können wir uns als Fachhochschule, als Studiengang beteiligen auch an ganz konkreten Projekten: Wirtschaftsförderung, Förderung von kleineren und mittleren Unternehmen, vielleicht die Tourismusförderung und so weiter.
Um solche Projekte zu starten, ist aber zunächst eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme notwendig. Auch darin sehen die Konstanzer Studenten eine wichtige Aufgabe. Olaf Heimburger könnte sich sogar vorstellen, sich im Rahmen seiner Diplomarbeit mit der Wiederaufbauhilfe in Indonesien zu beschäftigen. An möglichen Themen fällt ihm so einiges ein.
Also zum Beispiel wie die Infrastruktur erschlossen wird, wie die Küstenregionen bebaut werden in Zukunft, Installation von Warnsystemen.
Ganz besonders enge Beziehungen unterhält die Fachhochschule Konstanz zur indonesischen Insel Nias, westlich von Sumatra. Dort zerstörte die Flutwelle eine Poliklinik, vier Schulen und zwei Brücken; über 100 Personen kamen alleine auf Nias ums Leben. Noch vor einigen Jahren erarbeitete Professor Helmut Weber dort eine Studie, wie sich auf Nias Öko-Tourismus verwirklichen lässt - ein Projekt, das, so scheint es, auf längere Zeit ad acta gelegt werden muss.
Makulatur würde ich nicht sagen. Die Frage ist jetzt umgekehrt: Wie kann man vor diesem Hintergrund Strukturen schaffen, die nachhaltiger sind als vorher ? Es war ohnehin sehr schwer, diese Studie, die wir gemacht haben, in die Realität umzusetzen, aus den klassischen Gründen, Machtinteressen, wer profitiert von dem Tourismus und so weiter. Jetzt, in dieser Situation, wo insgesamt mehr Aufmerksamkeit in der Region ist, gibt es vielleicht sogar bessere Chancen auf eine Umsetzung bestimmter Ideen, die wir seinerzeit hatten.
15 Konstanzer Studenten absolvieren derzeit ihr Praxissemester in Indonesien. Zum Glück kam keiner von ihnen zu Schaden. Die meisten halten sich auf der Insel Java auf, die von der Flutwelle nicht heimgesucht wurde. Dennoch wenden sie sich besorgt und bewegt in zahlreichen E-Mails an ihre Kommilitonen daheim, in Konstanz. Sprachlektorin Andi Nurheina:
Es hat sie auch sehr betroffen. Sie haben zum Beispiel im Fernsehen gesehen, wie Reporter zum Beispiel oder Nachrichtensprecher auch beim Lesen der Nachrichten geheult haben. Das finden sie so schrecklich; sie sind sehr mitgerissen.
Die Konstanzer Fachhochschul-Studenten haben eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Der Erlös soll zum Wiederaufbau auf der Insel Nias verwendet werden. Den Erlös eines Benefizkonzertes am 7. Januar in Konstanz will die Studententiniative ebenfalls für Projekte auf Nias verwenden.
Das erste, was mir eingefallen war, war so eine Art Schuldgefühl: Ich bin hier, und mir geht es gut eigentlich, und ich weiß gar nicht, was dort überhaupt passiert ist.
Für Andi Norheina ist klar: Die Flutkatastrophe wird auch ihren Indonesisch-Unterricht für die Konstanzer Studenten beeinflussen.
Wir werden uns erst einmal mit dem Thema beschäftigen. Für bestimmte Semester, für höhere Semster beispielsweise, nehme ich immer aktuelle Themen aus Indonesien, und ich nehme dann auch Texte über Indonesien. Wir werden in erster Linie über Indonesien sprechen, über diese Flutkatastrophe.
Zu reden gibt es da genug. Die Konstanzer Fachhochschul-Studenten bewegt vor allem eine Frage: Wie können wir helfen ? Nils Ulbrich studiert "Angewandte Weltwirtschaftssprachen" mit Schwerpunkt Indonesisch im siebten Semester:
Was ich wahrgenommen habe hier ist, dass einige von uns, die bereits ein Jahr dort verbracht haben, schnell auch mit dem Gedanken gespielt haben: Wir waren dort, wir kennen die Kultur, wir kennen die Sprache, gibt es nicht die Möglichkeit, für uns, dort etwas zu machen, dort zu helfen, Dolmetschertätigkeiten und so weiter, weil man kriegt dann halt schon mit, dass Teams vom Roten Kreuz, aber auch vom Militär dort sind, helfen. Da fragen wir uns halt: Wenn man die Sprache nicht kann, in Indonesien, wo die englische Sprache nicht so verbreitet ist, es für solche Teams gar nicht so einfach ist. Und da spielt man da doch mit dem Gedanken, ob man da selber auch etwas tun kann.
Doch die Kontaktaufnahme mit den Hilfsorganisationen gestaltete sich bislang schwierig. Und vielleicht, so glauben es die meisten Studenten, können sie durch nachhaltige, langfristige Projekte mehr tun. Professor Helmut Weber leitet den Schwerpunkt Indonesisch an der Konstanzer Fachhochschule:
Wir machen ja im Rahmen des Studiums regelmäßig Projekte. Ich habe vor einem Jahr etwas über Wirtschaftsförderung und Tourismus gemacht. Und etwas ähnliches können wir hier in diesem Falle auch tun. Das heißt: Wenn die ersten Probleme beseitigt sind, die Nothilfe gemacht wurde, dann können wir uns fragen: Wir können wir uns als Fachhochschule, als Studiengang beteiligen auch an ganz konkreten Projekten: Wirtschaftsförderung, Förderung von kleineren und mittleren Unternehmen, vielleicht die Tourismusförderung und so weiter.
Um solche Projekte zu starten, ist aber zunächst eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme notwendig. Auch darin sehen die Konstanzer Studenten eine wichtige Aufgabe. Olaf Heimburger könnte sich sogar vorstellen, sich im Rahmen seiner Diplomarbeit mit der Wiederaufbauhilfe in Indonesien zu beschäftigen. An möglichen Themen fällt ihm so einiges ein.
Also zum Beispiel wie die Infrastruktur erschlossen wird, wie die Küstenregionen bebaut werden in Zukunft, Installation von Warnsystemen.
Ganz besonders enge Beziehungen unterhält die Fachhochschule Konstanz zur indonesischen Insel Nias, westlich von Sumatra. Dort zerstörte die Flutwelle eine Poliklinik, vier Schulen und zwei Brücken; über 100 Personen kamen alleine auf Nias ums Leben. Noch vor einigen Jahren erarbeitete Professor Helmut Weber dort eine Studie, wie sich auf Nias Öko-Tourismus verwirklichen lässt - ein Projekt, das, so scheint es, auf längere Zeit ad acta gelegt werden muss.
Makulatur würde ich nicht sagen. Die Frage ist jetzt umgekehrt: Wie kann man vor diesem Hintergrund Strukturen schaffen, die nachhaltiger sind als vorher ? Es war ohnehin sehr schwer, diese Studie, die wir gemacht haben, in die Realität umzusetzen, aus den klassischen Gründen, Machtinteressen, wer profitiert von dem Tourismus und so weiter. Jetzt, in dieser Situation, wo insgesamt mehr Aufmerksamkeit in der Region ist, gibt es vielleicht sogar bessere Chancen auf eine Umsetzung bestimmter Ideen, die wir seinerzeit hatten.
15 Konstanzer Studenten absolvieren derzeit ihr Praxissemester in Indonesien. Zum Glück kam keiner von ihnen zu Schaden. Die meisten halten sich auf der Insel Java auf, die von der Flutwelle nicht heimgesucht wurde. Dennoch wenden sie sich besorgt und bewegt in zahlreichen E-Mails an ihre Kommilitonen daheim, in Konstanz. Sprachlektorin Andi Nurheina:
Es hat sie auch sehr betroffen. Sie haben zum Beispiel im Fernsehen gesehen, wie Reporter zum Beispiel oder Nachrichtensprecher auch beim Lesen der Nachrichten geheult haben. Das finden sie so schrecklich; sie sind sehr mitgerissen.
Die Konstanzer Fachhochschul-Studenten haben eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Der Erlös soll zum Wiederaufbau auf der Insel Nias verwendet werden. Den Erlös eines Benefizkonzertes am 7. Januar in Konstanz will die Studententiniative ebenfalls für Projekte auf Nias verwenden.