Dadurch, dass diese Fachmesse Biofach in Nürnberg schon seit 12 Jahren stattfindet und diese Projekte jetzt einen sehr hohen Export- und Internationalitätscharakter gewonnen haben, beschäftigen wir uns einfach auch mit dieser Branche.
Auch der Deutsche Entwicklungsdienst hatte dies schon getan und nun arbeiten Nürnberg Global Fairs und der ded zusammen. Die Messefachleute um die Geschäftsführerin Herta Krausmann kümmern sich um das Marketing der Bioprodukte. Die Entwicklungshelfer arbeiten mit den brasilianischen Kleinbauern daran, dass Bio auch Bio bleibt:
In Brasilien gibt es ja so genannte "virgin areas". Man hat noch keine Pestizide in den Ländern. In Nordbrasilien oder gerade in Amazonien ist die Arbeit dieses Experten vor Ort, das Bewusstsein zu öffnen, dass man ohne Chemikalien eigentlich viel mehr am Markt erreichen kann. Aber das dauert noch viele Jahre.
Auch Nürnberg Global Fairs kalkuliert auf lange Sicht. Die Auslandstochter der Nürnberger Messe freut sich natürlich über einen Imagegewinn durch das Engagement im Entwicklungshilfebereich. Doch langfristig zählt auch der Profit und da hat Nürnberg Global Fairs den Öko-Markt fest im Blick:
In den Großstädten in Brasilien gibt es heute Öko-Supermärkte, gibt es Supermarktketten, die eben auch schon genauso wie bei uns hier in Deutschland kommunizieren, was ein Ökoprodukt ist. Da geht das über den Geschmack, das geht über die Gesundheit. Und da gibt es Leute, die sich das einfach leisten wollen und die auch dieses Ernährungsbewusstsein haben, das ist ein ganz ähnliches Verhalten wie bei uns in Deutschland.
Zusammenarbeit nach dem Vorbild "Bio in Rio" soll es nach dem Wunsch des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Zukunft öfter geben. Vor dem Hintergrund leerer öffentlicher Kassen denken nicht nur die Entwicklungshilfeorganisationen über derartige Modelle nach. Für Michael Blank vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag in Berlin können auch die Unternehmer von Public Private Partnerships profitieren. Gerade mittelständische Unternehmen sind auf Expertenwissen angewiesen, bevor sie sich ausländische Märkte erschließen. Blank hat einen regelrechten Zusammenbruch alter Denkmuster bei Wirtschaft und Entwicklungshilfe ausgemacht:
Weil die EZ schon längst Abschied genommen hat davon, dass Profite schlecht sind – ganz im Gegenteil, Profite sind ein Zeichen von Nachhaltigkeit, was man ja auch fördern möchte, und die Privatwirtschaft nimmt auch sukzessive Abschied von der Vorstellung, dass EZ-Helfer und Entwicklungsinstitutionen immer noch in Birkenstocksandalen einherkommen müssen.
Über dieses Image macht sich der Geschäftsführer des Wuppertaler Unternehmens gepa weniger Gedanken. Thomas Speck beschäftigt 150 Mitarbeiter, davon sind vier ehemalige Entwicklungshelfer. Im fairen Handel mit Kaffee, Brotaufstrichen und anderen Lebensmitteln können die Rückkehrer ihren vorhandenen Idealismus und auch ihre Erfahrung aus den Ländern gewinnbringend einsetzen:
Wir handeln ja direkt mit unseren etwa 150 Handelspartnern - insofern haben wir einen hohen Bedarf an den Sprachkenntnissen, an den Landeskenntnissen, an dem interkulturellen Management. Uns ist das Engagement recht, mit dem die besagten Rückkehrer auch zur Sache gehen. Wir haben die auch als hochprofessionell erlebt und nicht nur als Traumtänzer. Eine Mitarbeiterin ist in der Grundsatzabteilung bei uns und beschäftigt sich mit Beziehungsmanagement zwischen Handelspartnern.
Doch nicht immer passen die Interessen und Ziele der Wirtschaft und der Entwicklungshilfeorganisationen so gut zusammen. Für Susanne Friedrich von InWEnt ist ganz klar, dass es Bereiche gibt, in denen weiterhin allein mit öffentlichen Mitteln geholfen werden muss. Friedrich betreut bei InWEnt, in der unter anderen die Carl Duisberg Stiftung aufgegangen ist, den Bereich der Private Public Partnership. Ein Bereich, in dem es klare Grenzen gibt:
Ppp macht dann Sinn, wenn sich die Interessen von Unternehmen, und das ist einfach die Gewinnerzielung mit entwicklungspolitischen Interessen von InWEnt überschneiden. Es gibt natürlich Bereiche, in denen einfach keine Geschäfte zu machen sind und dann ist es für Unternehmen uninteressant, eine Partnerschaft mit einer Einrichtung wie InWEnt einzugehen. Leistungen in der Armutsbekämpfung, der Katastrophenhilfe, das sind Leistungen, die können nur staatliche Einrichtungen erbringen, die werden keine Unternehmen erbringen, weil da kein Markt vorhanden ist und die ihr ureigenes Interesse, nämlich Gewinn zu machen, dort nicht verfolgen können.