Archiv


Vom bunten Bentheimer Schwein

Zum siebten Mal findet der gut zweiwöchige "Tag der Regionen" statt, zu dem bundesweit regionaltypische Produkte und Dienstleistungen vorgestellt und beworben werden. Ziel der Aktion ist auch, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es durchaus Sinn macht, aus und in der Region zu kaufen. Auf der Eröffnungsveranstaltung im niedersächsischen Cloppenburg wurde zum Beispiel das bunte Bentheimer Schwein präsentiert.

Von Andreas Barnickel |
    Zwischen historischen Gehöften, Backhäusern und alten Windmühlen haben die Anbieter ihre Stände aufgebaut. Das Ambiente im Freilichtmuseum könnte passender nicht sein - denn was die Erzeuger hier anbieten, ist regionaltypisch, und so manches Produkt war schon längst in Vergessenheit geraten. Wie das bunte Bentheimer Schwein, eine Rasse, die erst seit einigen Jahren wieder im größeren Stil gezüchtet und vermarktet wird, sagt Helge Thoelen vom Verein zur Erhaltung des Bentheimer Schweines:

    "Das bunte Bentheimer Schwein ist eine bedrohte Schweinerasse, und es die einzige Schweinerasse, die aus Niedersachsen stammt, also aus der Region Grafschaft Bentheim, südwestliches Niedersachsen, die Ursprungsregion, alle anderen niedersächsischen Schweinerassen, die es früher gab, auch in größerer Vielzahl, sind verschwunden."

    Seit etwa zweieinhalb Jahren ist der Verein tätig. Seitdem hat sich die Zahl der eingetragenen Zuchttiere bundesweit von 50 auf 300 erhöht. Dabei ist das Fleisch des bunten Bentheimer Schweines etwas ganz Besonderes, nicht zuletzt wegen des höheren Fettgehaltes, ein Geschmacksträger, sagt Züchter Helge Thoelen:

    "Jeder, der schon einmal Fleisch vom bunten Bentheimer Schwein oder ein Produkt vom Bentheimer Schwein gegessen hat, sagt eigentlich, das ist vom Geschmack her einmalig. Und der höhere Preis, der dann für die Produkte bezahlt werden muss, das liegt daran, dass es eine bedrohte Rasse ist. Und es liegt daran, dass die Haltungsformen ganz anders sind, das heißt, wir arbeiten mit Freilandhaltung, wir arbeiten mit Außenhaltung, und die Mastzeit ist wesentlich länger als bei heutigen, modernen Schweinerassen."

    Ein paar Stände weiter serviert Mathias Dreier ebenfalls Fleisch, genauer gesagt Bratwürste von der Diepholzer Moorschnucke. Diese Schafrasse war ebenfalls vom Aussterben bedroht, weil die Tiere nicht allzu groß werden und der Fleischertrag eher gering ausfällt. Doch nun wird die Moorschnucke wieder gebraucht: Die Arbeitsgemeinschaft Diepholzer Moorschnucken setzt die Tiere auf abgetorften Hochmoorflächen ein - die Schafe halten das Gras kurz und tragen so zur Renaturierung ein. Und sie liefern gleichzeitig ein sehr schmackhaftes Fleisch, so der Züchter:

    "Das ist schon etwas, was zwischen Wild, Schaf und Lamm steht. De Moorschnucke hat ja ein sehr dunkles Fleisch, ein sehr würziges Fleisch, auf Grund der Nahrung, die sie in den Mooren aufnimmt: Kräuter und Birkenaufwuchs und Heide und andere Kräuter, und das ist schon ein sehr spezieller Geschmack."

    Ob seltene Obst- und Gemüsesorten, Essig und Öl, Brot und Kuchen, oder Marmelade und Säfte, um nur einige der ausgestellten Produkte zu nennen - die Anbieter wollen "echten Genuss" aus Norddeutschland anbieten, das heißt, die Lebensmittel müssen hochwertig sein, sollen handwerklich hergestellt und verabeitet werden.

    Außerdem sind Zusätze von industriellen Hilfsmitteln wie Farbstoffe oder Geschmacksverstärker nicht erwünscht. Auch sollten die Waren aus artgerechter, nachhaltiger und sozial gerechter Produktion kommen, erläutert Hartwig Dannemann, zuständiger Landeskoordinator des "Tages der Regionen Niedersachsen-Bremen":

    "Wir möchten mit dem Tag der Regionen vielleicht eine Informationslücke ein Stück weit schließen. Wir möchten Öffentlichkeitsarbeit machen für die Akteure, für die Anbieter, für die Erzeuger und ihnen eine Plattform bieten, um mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen und über das Gute, was sie in der Region produzieren, berichten zu können. Damit wir auch nachhaltig - sagen wir mal - einen Bewusstseinswandel vielleicht erreichen können in Teilen der Bevölkerung."

    Mit von der Partie im Cloppenburger Museumsdorf sind auch die Slow Food-Gruppen aus Oldenburg, Bremen, Diepholz, Ostfriesland und Osnabrück - mit einer Kostbar, an der die Besucher verschiedene Sorten von Geflügel probieren und vergleichen können - eine Art Geschmacksschulung. Dass eine Küche mit hochwertigen, regionalen Produkten teurer ist als Fertiggerichte oder Fastfood, bezweifelt Klaus Ruwisch von Slow Food Oldenburg:

    "Es gibt eine ganze Menge Leut, die sagen, eigentlich will ich das ganz gerne machen, es ist aber viel zu teuer. Das stimmt im Grunde aber nicht, wenn man verschiedene Faktoren mal berücksichtigt: Fast Food macht automatisch dick, das weiß man, das ist bewiesen. Und wenn man sich vernünftig ernährt und ein paar Cent mehr drauf packt, dann braucht man nicht in die Fitness-Bude zu rennen, um diese Folgen falscher Ernährung wieder abzutrainieren, da kann man also auch Geld sparen."

    Der Tag der Regionen geht in Niedersachsen und Bremen noch bis zum 9. Oktober - bis dahin sind mehr als 200 Einzelveranstaltungen geplant.