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Vom Geheimtipp zur Topdestination

Das schweizerische Andermatt liegt im touristischen Dornröschenschlaf. Noch ist das Gebiet am Gotthard ein Geheimtipp für Freerider, die bei Abfahrten durch den Tiefschnee die Natur genießen wollen. Doch nun möchte ein Großinvestor aus Ägypten das Skigebiet "wachküssen".

Von Andreas Burman | 07.03.2010
    Erwartungsvoll schauen wir nach draußen. Gerade sind wir durch die enge Schöllenenschlucht heraufgekommen, einst ein gefürchteter Durchgang, in dem manches schwer beladene Maultier mitsamt seinem Treiber in den Tod stürzte. Doch nun hat sich auf rund 1400 Metern das Urserntal am berühmten Sankt Gotthard geöffnet, gleich vor uns liegt der Ort Andermatt. 1779 ist auch Goethe hier gewesen, dreimal.

    "Mir ist's unter allen Gegenden, die ich kenne, die liebste und interessanteste", hat er geschwärmt. Damals stand im Tal allerdings viel Wald. Der ist später kräftig abgeholzt worden. Noch heute sind viele Berghänge baumfrei, doch schön wirkt die Landschaft immer noch. Vor allem wenn sie so schön mit Schnee bedeckt ist wie jetzt. Einen ganzen Meter hat es in zwei Tagen heruntergeschneit, oben auf den Bergen sogar doppelt soviel.

    "Das ist ein Ost-West-Tal, also in der Hauptwetterrichtung Europas vom Atlantik her. Mit einer Nordöffnung, was sehr unüblich ist. Haben einen direkten Zugang zu den Südwinden zu der Feuchtigkeit, zu der Wärme vom Mittelmeer. Plus eben diese Schöllenenschlucht, diese Nordrichtung, die uns halt die Kälte bringt. Und diese starke Exposition führt dazu, dass wir ganz starke Wetterlagen haben und auch große Schneehöhen."

    Bänz Simmen ist ein Mittvierziger mit dunklem Krusselkopf und Dreitagebart. Als gebürtiger Urserntaler kennt er sich bestens aus. Vor rund 30 Jahren ist er als einer der Ersten die Hänge um Andermatt auf dem Snowboard hinabgerauscht, hat den Schweizerischen Snowboardverband mitgegründet. Irgendwann aber hat er die Adrenalinkicks über gehabt. Seither steigt er gerne aufs Rad, bis Neuseeland hat er es auf dem Sattel schon gebracht. Heute führt er ein kleines Internet Café und bietet im Winter genussvolle Schneeschuhtouren an. Andermatt, sagt er, hat eine hervorragende Verkehrsanbindung:

    "Und dadurch, dass hier eine große Wetterscheide ist, kann man sich hier sehr schnell entscheiden: Alpennordseite schlechtes Wetter? Ich gehe über den Gotthardpass ins Tessin. Also man ist sehr zentral, sehr kurze Wege. Andermatt ist sehr, sehr gut erschlossen."

    Wir spazieren durch den reizvollen alten Ortskern. An der kleinen Straßenbrücke über die tief verschneite Reuss steht ein Haus mit lachsfarbenen Holzschindeln, auf der karmesinroten Tür mit einfachem weißen Blumenmuster lesen wir die Jahreszahl 1906.

    Gegenüber der Brücke ist eine alte Apotheke zu einer stylischen Loungebar umgebaut worden. An einigen Häusern mit braunroten Holzschindeln zieren hölzerne Engelsflügel in Blau und Türkis die Fenstersimse. Zu dem Ortsbild passt, dass Kinder wie Erwachsene uns gerne mit einem freundlichen "Grüezi" begegnen. Ja, sagt Marzell Camenzind, Pfarrer der überwiegend katholischen Gemeinde, so sind seine Andermatter - und fügt dann schmunzelnd hinzu: Obgleich sie auch anders können, wie beim Bau der evangelischen Kapelle vor rund 100 Jahren.

    "Irgendwo in der Wüste, da auf einem Feld wurde die gebaut. Immerhin, man hat ihnen zugestanden, eine Kapelle zu bauen, also eine Kirche. Aber möglichst weit weg vom Dorf."

    Und als ein paar Jahre später am katholischen Kirchturm Uhren angebracht wurden, blieb die Seite zur protestantischen Kirche hin leer:

    "Da gab's einen Streit unter der Bevölkerung: Soll man diesen Protestanten die Möglichkeit geben, dass sie auf die Uhr unserer Kirche schauen können, um zu wissen, wie spät es ist? In den 50er-Jahren hat man sie dann eingerichtet."

    Sie können also auch anders, die Andermatter. Mitte der 1990er-Jahre haben sie das Gotteshaus übrigens für sieben Millionen Franken renovieren lassen - trotz wirtschaftlich schwieriger Lage. Um die gleiche Zeit nämlich hatte sich der wichtigste Arbeitgeber zurückgezogen: Das Militär hatte seit Beginn des 20. Jahrhunderts den strategisch bedeutenden Gotthard zu einer Festung ausgebaut. Mehrere zehntausend Menschen arbeiteten darin, hatten ihr Auskommen, vermeintlich auf Lebenszeit - bis das Bollwerk zum Ende des Kalten Krieges seine Bedeutung verlor.

    "Das Militär hat natürlich wohl über 50 Jahre bestimmt. Die Bauern, die haben mitgemacht mit dem Militär. Und der Tourismus musste Rücksicht nehmen. Einige Hoteliers und einige Touristenleute, die hätten gerne dies und jenes anders gemacht, aber die kamen nicht durch."

    Deshalb fehlen heute die üblichen touristischen Angebote wie Wellnesscenter, Hallenbad, Eislaufbahn oder gehobene Hotellerie. Dabei hat Andermatt eine bedeutende touristische Vergangenheit gehabt.

    Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden im Ort Luxushotels wie das "Bellevue" oder das "Grand Hotel". Es kamen Touristen aus aller Herren Länder, insbesondere freilich Briten. Der dritte Skilift der Schweiz, ein Bügellift, ging hier in Betrieb. 1904 war der Skiclub Andermatt Gründungsmitglied des Schweizerischen Skiverbandes. Ein Jahr später trug er das erste Skirennen aus. Es folgten Landesskimeisterschaften, Skilangläufe, Skisprung-Wettbewerbe. Der Zweite Weltkrieg beendete diese Blütezeit.

    Indes: 1964 logierte im Hotel "Bergidyll" der berühmteste Mitarbeiter des britischen MI 6.

    "Guten Tag, mein Name ist Burman, Andreas Burman. Ich habe gehört, Sie haben hier ein sehr geheimes Zimmer."

    "Ah, Sie meinen das James-Bond-Zimmer. Ja, das stimmt, das haben wir, ja. Wenn Sie gerne mitkommen würden."

    Mario Gnazzo führt uns durch einen rustikalen Kaminsalon und über einen schmalen Treppenaufgang mit dunkelrotem Teppichboden in den ersten Stock zu Zimmer Nummer 21.

    Der Raum wirkt eher schlicht. Einfache holzgetäfelte Wände, ein kleiner Tisch mit zwei bequemen Sitzen, ein kleines Fernsehgerät und, zwischen zwei unauffälligen Nachttischchen, ein großes Bett. Auf dem also hat sich James Bond alias Sean Connery vom Dreh für den Film "Goldfinger” erholt. Heute kann man vor dem Einschlafen an der Wand das gerahmte Filmplakat betrachten, sowie drei private Fotos vom Filmteam:

    "Das ist hier unten vom Restaurant am runden Stammtisch, da sind sie am Käsefondue-Essen. Da sitzen sie an der Bar, die war dann früher nicht so wie die jetzt ist. Die ist mittlerweile umgebaut worden. Und das mit dem Auto ist vorne, wo die Seilbahn ist. Haben sie mit dem Auto parkiert."

    "Das ist also der berühmte Aston Martin, den der Bond hatte, mit dem Schleudersitz?"

    "Ja."

    Der ausgelassenen Stimmung und den reizenden Tischdamen nach zu schließen, scheint sich Connery gut amüsiert zu haben. Doch was hat Agent 007 in Andermatt Geheimnisvolles getan? Die Szene hat sich an der Tankstelle von Markus Turfluh abgespielt:

    "Er hat das Auto aufgetankt und ist wieder weggefahren."

    Bond war also nur auf der Durchreise, wie die meisten Besucher vor und nach ihm -sinnbildlich für den örtlichen Tourismus. Inzwischen will es jedoch ein beinahe unglaublicher Glücksfall, dass Andermatt aus dem Dornröschenschlaf erwachen soll. Der rettende Prinz kommt - aus Ägypten. Großinvestor Samih Sawiris will aus dem Dorf ein modernes Tourismusresort machen. Für mehr als eine Milliarde Franken. Seither scheint alles möglich. Mit dem Titel "Wahnsinnsprojekt in Andermatt", meldete zum Beispiel eine große Zeitung: "Die verrückteste Seilbahn der Welt" soll kommen. 480 Meter hoch, knapp drei Kilometer quer über Andermatt hinweg, um zwei Skiberge zu verbinden.

    "Diese Seilbahn, das ist ein Wunschdenken. Ich glaube nicht, dass ich noch einmal mit so einer Bahn fahre. Aber in das Skigebiet müssen wir jetzt natürlich viel investieren. Da haben wir zum Teil veraltete Anlagen, weil uns das Geld gefehlt hat. Das ist jetzt das Wichtigste, glaube ich. Das gibt sicher ein herrliches Skigebiet."

    Auf dem Boden bleiben und den Überblick behalten, scheint die Devise von Gemeindepräsident Karl Poletti zu lauten. Auf rund 220 Pisten-Kilometer soll das Skigebiet knapp verdoppelt werden, sechs Vier- und Fünfsterne-Hotels sind geplant, dazu rund 500 Ferien-Wohnungen und etwa 25 Chalets in alpenländischem Stil. Das Bettenangebot wird sich von heute 1000 auf 4500 erhöhen. Größer, schöner, komfortabler, internationaler. Und die Identität des Ortes? Die bleibt, versichert der hauptberufliche Sanitär- und Heizungsinstallateur Poletti:

    "Er sagt ja auch, was tut der Gemeinde gut? Und das ist auch speziell bei Herrn Sawiris: Er ist nicht einer, der kommt und sagt, ich baue dieses Hotel hier und fertig. Da wird man immer auch schauen: Was kann er bauen, wie hoch kann er bauen, wie breit und so. Das hat man ihm eigentlich bei der Planung schon gesagt: Das ist möglich und das ist nicht möglich. Ich glaube, er hat das begriffen: Wenn die Bevölkerung nicht will, kann er gar nicht bauen."

    Investor Sawiris, so betont Poletti, habe von sich aus zugesagt, das neue Dorf dem alten harmonisch anzugliedern, keine Zersiedelung zu betreiben. Ebenso lässt er die Böden des ehemaligen Militärareals mit Millionenaufwand sanieren und einen Golfplatz anlegen. Bänz Simmen, der politisch eher grün denkt, sagt, dass Sawiris durchaus ein ungewöhnlicher Spekulant ist:

    "Er hat ganz klare Bekenntnisse zur Region gemacht. Er hat Umweltorganisationen von Anfang an in die Planung einbezogen. Und was ganz wichtig ist, er hat Abstimmungen gewonnen. 75 bis 80 Prozent: ja. Bei einer Stimmbeteiligung, die das Tal vermutlich 20 Jahre nicht mehr gesehen hat."

    Der Urserntaler hofft, dass gerade die jungen Leute, die von Andermatt fortgegangen sind, wieder zurückkehren. Und die anderen Einwohner, was denken die?

    "Für mich ist das zu gigantisch. Aber ich hoffe, dass es für die Jugend schon was bringt und fürs Tal."

    "Andermatt kann dieses Projekt gebrauchen, die Abwanderung vielleicht stoppen und neue Arbeitsplätze schaffen, damit die Leute hierbleiben."

    "Ich habe da selber ein Restaurant. Wir hoffen, dass ein bisschen was für die Infrastruktur zusätzlich zu dem kommt, was wir schon haben. Und das ist leider nicht so viel."

    "Vor allem erwarte ich, dass die Zwischensaisons nicht mehr so lange sind. Weil, das ist schon mühsam. Mai, November, Oktober. Da erwarte ich viel."

    Langsam rollt der Zug der Matterhorn-Gotthard-Bahn aus dem kleinen Bahnhof. Wir wollen das Skitourengebiet von Andermatt kennenlernen. Schleife um Schleife fährt uns die Zahnradbahn am Nätschen hoch. In eine Winterlandschaft wie aus dem Bilderbuch. Nicht nur gegenüber, auf dem 3000 Meter hohen Gemsstock, entdecken wir Schlangenlinien, die Freerider auf Tiefschneehängen hinterlassen haben.

    Geländeskifahrer wie Klaus aus Darmstadt, unter denen Andermatt seit einigen Jahren als Geheimtipp gilt:

    "Zum Teil mit Tourenbindungen, aber auch so lohnt sich immer so eine halbe Stunde ein bisschen aufzusteigen, um dann doch wieder so ein bisschen weg von der Vielzahl der verspurten Tracks zu kommen. Das ist nicht das Gleiche, was teilweise in Österreich herrscht, das extrem mit Freeridern überlaufen ist. Und da muss man halt schauen, dass man irgendwo noch ein bissel was Ruhigeres findet wie Andermatt."

    Lara Mandioni, eine ehemalige Rennläuferin, die aus dem benachbarten Tessin stammt und sehr gut mit dem Gebiet vertraut ist, schränkt aber ein:

    "Es gibt wenige offene Hänge, immer wieder kommen Felsen, kommen Couloirs, kommen Sträucher. Das heißt, die hohen Geschwindigkeiten sind da oben nicht möglich. Es gibt auch ein paar leichtere Varianten, aber sie sind trotzdem nicht zu unterschätzen."

    Ein Angebot also, das sich eher an erfahrene Freerider richtet. Und für die gibt es sogar eine spezielle kleine Werkstatt unten in Andermatt. In der können sie sich ihre persönlichen Skier anfertigen lassen. Von Dan Loutrel, Spitzname Birdo. Sein Name deutet es an: Der 30-jährige ist US-Amerikaner. Das Skigebiet hat ihn derart überzeugt, dass er vor fünf Jahren aus Kalifornien hierher gezogen ist und mit der Produktion individueller Freeride-Skis begonnen hat:

    "Wir haben meistens Kunden von 25 bis 45 Jahren. Sie leihen erst mal Skier und schauen in die Werkstatt. Nachher besprechen wir, wie der Ski werden soll. Du kannst dein eigenes Design entwerfen, die technischen Details wählen, wie hart oder weich er sein soll, mit welcher Taillierung, welcher Spannung - also viele Möglichkeiten der Ausfertigung."

    Inzwischen baut er übers Jahr etwa 150 Freeride-Skier, das Paar für 1400 bis 1600 Euro.
    Wir sind jedoch unterwegs für eine Skitour. Dafür hat Lara - zum Auftakt und wegen des unsicheren Wetters - den Pazzolastock empfohlen.

    "Es ist relativ wenig aufwendig, aber die Aussicht, die man von diesem Punkt genießt, über das ganze Urserntal, aber auch über große Teile der Surselva im Kanton Graubünden, das ist für mich auch einzigartig."

    Mit diesem Ziel, einem der schönsten in der Zentralschweiz, scheinen wir Glück zu haben, denn entgegen der Vorhersage zeigt sich das Wetter zunächst schön sonnig.

    Nach gut 20 Minuten verlassen wir die Bahn am Oberalppass auf 2045 Metern und machen uns tourfertig. Das heißt, wir befestigen vor allem auf den Laufflächen der Skier die Klebefelle. Deren Funktion erklärt Hans-Gert:

    "Felle ist eine Mohair-Synthetikmischung: viele feine Härchen, die sich beim Abrutschen des Skis aufstellen und dann den Ski so praktisch fixieren, dass wir uns Schub für Schub nach oben arbeiten können."

    Also eine Art Rückbremse. Nicht weniger wichtig ist es, die Lawinensuchgeräte, kurz LVS oder Tracker genannt, anzulegen - womit Frank seine Schwierigkeiten hat:

    "Das krieg ich doch nie auf die Reihe, diesen Tracker da irgendwie um die Schulter zu binden. Eigentlich gar nicht so schwer. Na ja, wenn man vorher ein paar Bierchen getrunken hat."

    Dirk findet eine gute Aufstiegsspur, die wir benutzen können. Da lassen sich schon die Anforderungen der 700 Höhenmeter bis zum Gipfel erkennen, meint er:

    "Ihr könnt sehen, dass die Spur, die hier links in Richtung Südwesten zieht, im Grunde nach 100, 200 Metern bereits 20, 25 Grad steil wird. Und wenn wir jetzt weiterschauen, auf diesen Bergrücken, müssen wir rechts einen kleinen Schwenk machen, werden dann bei fast 30 Grad sein. Dann ist wichtig, dass wir mit den verschiedenen Steighilfen unserer Tourenskibindung arbeiten, sodass man einfach weniger arbeiten muss. Im Grunde wie eine Treppenstufe."

    Soll heißen, man kann eine Art Keil unterschieben, dessen Winkel das Hanggefälle ausgleicht und so das Heben und Senken der beweglichen Schuhferse erleichtert. Hörbar hat Frank sein Lawinensuchgerät inzwischen angelegt, so kann Dirk noch einen - für den Notfall überlebenswichtigen – Test machen:

    "Ich drück mal da drauf. Also das Ganze ist handtellergroß, einige Batterien sind drin, Leuchtdioden. Und der Abstand zum jeweiligen anderen Gerät wird hier angezeigt. Jetzt haben wir die Lara gleich neben mir: 0,3 Meter - stimmt alles, wunderbar. Das heißt, wenn einer von uns verschütt geht beziehungsweise verschüttet wird, dann können wir mit diesen Geräten versuchen, denjenigen zu orten, und dann, möglichst binnen kurzer Zeit, auszugraben."

    Wofür jeder auch eine Schaufel im Rucksack hat. Wir brechen auf, bei einer Temperatur um null Grad, ins metertief verschneite Gelände, zunächst in leichtem Anstieg. Das lässt uns gut in den Laufrhythmus finden.

    Nach den ersten Spitzkehren packen wir, gut aufgewärmt, den warmen Anorak in den Rucksack und öffnen die Luftschlitze an der Tourenhose.

    Je höher wir steigen, desto schöner gestaltet sich die Aussicht auf Bergrücken, Felsspitzen, sanfte Schneehänge und Talmulden. Auch auf schroffe Abgründe und schmal verlaufende Grate schauen wir. Ungestört, ohne Hast und Lärm, fast alleine die weiße Gebirgspracht, ihre im Sonnenlicht still funkelnden Schneekristalle zu durchstreifen und zu erleben, auch sich selbst zu erleben - das also macht eine Skitour aus. Bei einer Rast an einem sonnigen Aussichtspunkt lobt Lara Andermatt als sehr guten Ausgangsort für Skitouren:

    "Also von Graubünden bis ins Tessin, im Kanton Wallis und natürlich im ganzen Kanton Uri gibt es eine Menge Ausflüge, die man mit den Tourenskiern erleben kann."

    Ein frischer Wind ist aufgekommen, die Sonne hat sich hinter Wolken verzogen, wir holen wieder die warmen Anoraks aus den Rucksäcken hervor. Wenig später, an einem Geländeabsatz, müssen wir die Fersenbindung arretieren, um etwa zehn Meter tief seitlich auf den Skikanten abzusteigen.

    Der stufig abfallende Untergrund ist teils vereist und felsig. Wegen Lawinengefahr queren wir danach einzeln über etwa 100 Meter die sich anschließende Bergflanke. Es folgt noch eine schmale, etwas ausgebrochene Spur. Hier ist ein steiler Teil des Hangs offenbar schon abgegangen. Nach einer weiten Kurve endlich sehen wir, nur wenig höher, die fest eingeschneite Pazzolahütte. Fünf Minuten später sind wir am Ziel unseres zweieinhalbstündigen Aufstiegs: Eine gute heiße Tasse Tee danach nehmen wir die Felle von den Skiern.

    Lohn der Aufstiegsmühen: Die Tiefschnee-Abfahrt - ein wahrer Genuss für alle, die es gut können. Über den Westhang führt eine Strecke rund 1300 Höhenmeter hinunter nach Andermatt. Alternativ geht es in östlicher Richtung rund 900 Meter talwärts - zum Durstlöschen mit einem Abstecher in die Maighelshütte. Dort stoßen wir dann an auf unsere gelungene Tour - und eine gute Zukunft für Andermatt.