Von Hartmut Schade
Augen zu, die Arme nach vorn gestreckt, Handflächen nach oben und dann eine Minute still stehen. Unweigerlich fangen Sie an zu schwanken. Seit der Arzt Romberg 1857 diesen Test entwickelte, hat sich an der Untersuchungsmethode für das Gleichgewicht nichts geändert. Der Arzt beschreibt das Schwanken als auffällig oder o.B., ohne Besonderheiten. Auch die Leipziger Arbeitsmediziner arbeiten mit dem Romberg-Test. Professor Gert Schreinicke demonstriert ihn im Selbstversuch:
"Ich stelle mich hin, Arme nach vorn, und versuche ruhig zu stehen, je länger desto schwieriger, Schwankungen sind normal. Dass jemand absolut still steht, das gibt es nicht."
Doch Schreinicke steht nicht auf dem Boden, sondern einer modernen digitalen Personenwaage und auf einem Computerbildschirm flirrt ein Pünktchen um ein gelbes Fadenkreuz. Am Ende gleicht das Bild auf dem Monitor dem krakeligen Malversuchen eines Zweijährigen
"Dort wird alles, was an Mittelpunktabweichung auftritt, aufsummiert und ergibt einen solchen Zahlenwert. Diesen Zahlenwert vergleichen wir mit der Normalpopulation. Wir haben jetzt auf dem Bildschirm den Durchgang, wo Professor Schreinicke mit geschlossenen Augen gestanden hat. Sie haben hier den Wert 27, normalerweise liegen die Werte bei 200, 300, bei Leuten, die nicht so gute Regulationseigenschaften besitzen."
Erläutert Dr. Bernhard Hüber, der Erfinder des Verfahrens. Auf die Idee brachte ihn die neue digitale Waage seiner Frau. In deren Füßen stecken Druck-Sensoren, ein Chip addiert die Messungen der vier Sensoren und errechnet so das Gewicht.
"Ich habe die Signale der vier Messköpfe angezapft, führe sie über Verstärker in einen Rechner und mache das, was Waage auch macht: ich verrechne sie zu Summensignal und lasse über das Programm die XY-Abweichung des Gleichgewichts hier anzeigen und berechnen."
Während die Waage beim Körpergewicht einfach addiert, nutzt Hüber für die Berechnung des Gleichgewichts die Differenz zwischen den vier Signalen:
"Sie haben also die beiden vorderen Köpfe und die beiden hinteren Köpfe und die werden mathematisch so verarbeitet, dass eine Schwankung längs zur Körperachse und eine quer zur Körperachse zustande kommt und das sind die XY-Abweichungen, die sie auf dem Bildschirm sehen und die hier ausgewertet werden."
Je stärker die Abweichungen, desto unsicherer stehen die Versuchspersonen. Bei ihren Testreihen entdecken die Leipziger Arbeitsmediziner, dass der Gleichgewichtssinn mit dem Alter abnimmt. Es sei denn, man arbeitet regelmäßig in großer Höhe, wie Bauarbeiter, Dachdecker oder Gerüstbauer. Für diese Berufe sind Gleichgewichtsprüfungen in regelmäßigen Abständen vorgeschrieben, bei denen die Ärzte bislang auf ihre Beobachtungsgabe gewiesen waren, sagt Professor Schreinicke
"Exakt ist das halt nicht und wir meinen, dass es mit diesem Verfahren schon wesentlich exakter ist und wir auch Dokumentation für Unterlagen haben, die wichtig sind, mit einem Zahlenwert und einem Diagramm. Und bei Nachuntersuchungen können Vergleiche angestellt werden, ob es Änderungen gegeben hat, denen man aus medizinischen Gründen nachgehen muss."
Gleichgewichtsstörungen können auf neurologische Erkrankungen, auf Fehlfunktionen des Innenohrs oder Alkoholismus deuten. Die Gleichgewichtswaage liefert den Ärzten so schnell erste Indizien, die auf eine Erkrankung hindeuten. Doch sie kann mehr: Zu den ersten Nutzern gehört die Bundeswehr. Die Ausbilder dort stellten fest, dass den Piloten nach rasanten Manövern am Flugsimulator schwindlig wurde. Nun testet sie mit der Leipziger Waage, wie lange der Gleichgewichtssinn braucht, um wieder normal zu funktionieren.
Die Sendung steht Ihnen auch als Audiodatei zur Verfügung. Forschung aktuell als Real-Audio-Datei Forschung aktuell als mp3-Datei
Augen zu, die Arme nach vorn gestreckt, Handflächen nach oben und dann eine Minute still stehen. Unweigerlich fangen Sie an zu schwanken. Seit der Arzt Romberg 1857 diesen Test entwickelte, hat sich an der Untersuchungsmethode für das Gleichgewicht nichts geändert. Der Arzt beschreibt das Schwanken als auffällig oder o.B., ohne Besonderheiten. Auch die Leipziger Arbeitsmediziner arbeiten mit dem Romberg-Test. Professor Gert Schreinicke demonstriert ihn im Selbstversuch:
"Ich stelle mich hin, Arme nach vorn, und versuche ruhig zu stehen, je länger desto schwieriger, Schwankungen sind normal. Dass jemand absolut still steht, das gibt es nicht."
Doch Schreinicke steht nicht auf dem Boden, sondern einer modernen digitalen Personenwaage und auf einem Computerbildschirm flirrt ein Pünktchen um ein gelbes Fadenkreuz. Am Ende gleicht das Bild auf dem Monitor dem krakeligen Malversuchen eines Zweijährigen
"Dort wird alles, was an Mittelpunktabweichung auftritt, aufsummiert und ergibt einen solchen Zahlenwert. Diesen Zahlenwert vergleichen wir mit der Normalpopulation. Wir haben jetzt auf dem Bildschirm den Durchgang, wo Professor Schreinicke mit geschlossenen Augen gestanden hat. Sie haben hier den Wert 27, normalerweise liegen die Werte bei 200, 300, bei Leuten, die nicht so gute Regulationseigenschaften besitzen."
Erläutert Dr. Bernhard Hüber, der Erfinder des Verfahrens. Auf die Idee brachte ihn die neue digitale Waage seiner Frau. In deren Füßen stecken Druck-Sensoren, ein Chip addiert die Messungen der vier Sensoren und errechnet so das Gewicht.
"Ich habe die Signale der vier Messköpfe angezapft, führe sie über Verstärker in einen Rechner und mache das, was Waage auch macht: ich verrechne sie zu Summensignal und lasse über das Programm die XY-Abweichung des Gleichgewichts hier anzeigen und berechnen."
Während die Waage beim Körpergewicht einfach addiert, nutzt Hüber für die Berechnung des Gleichgewichts die Differenz zwischen den vier Signalen:
"Sie haben also die beiden vorderen Köpfe und die beiden hinteren Köpfe und die werden mathematisch so verarbeitet, dass eine Schwankung längs zur Körperachse und eine quer zur Körperachse zustande kommt und das sind die XY-Abweichungen, die sie auf dem Bildschirm sehen und die hier ausgewertet werden."
Je stärker die Abweichungen, desto unsicherer stehen die Versuchspersonen. Bei ihren Testreihen entdecken die Leipziger Arbeitsmediziner, dass der Gleichgewichtssinn mit dem Alter abnimmt. Es sei denn, man arbeitet regelmäßig in großer Höhe, wie Bauarbeiter, Dachdecker oder Gerüstbauer. Für diese Berufe sind Gleichgewichtsprüfungen in regelmäßigen Abständen vorgeschrieben, bei denen die Ärzte bislang auf ihre Beobachtungsgabe gewiesen waren, sagt Professor Schreinicke
"Exakt ist das halt nicht und wir meinen, dass es mit diesem Verfahren schon wesentlich exakter ist und wir auch Dokumentation für Unterlagen haben, die wichtig sind, mit einem Zahlenwert und einem Diagramm. Und bei Nachuntersuchungen können Vergleiche angestellt werden, ob es Änderungen gegeben hat, denen man aus medizinischen Gründen nachgehen muss."
Gleichgewichtsstörungen können auf neurologische Erkrankungen, auf Fehlfunktionen des Innenohrs oder Alkoholismus deuten. Die Gleichgewichtswaage liefert den Ärzten so schnell erste Indizien, die auf eine Erkrankung hindeuten. Doch sie kann mehr: Zu den ersten Nutzern gehört die Bundeswehr. Die Ausbilder dort stellten fest, dass den Piloten nach rasanten Manövern am Flugsimulator schwindlig wurde. Nun testet sie mit der Leipziger Waage, wie lange der Gleichgewichtssinn braucht, um wieder normal zu funktionieren.
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