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Vom "idealen" Studium

Frust im Studium? Ärger über die deutsche Hochschulpolitik? Stress mit dem BaföG? Das Deutsche Studentenwerk ruft zur Meinungsäußerung auf. Gefragt ist allerdings kein Herumgemecker, sondern ein kreatives Statement. Das Studentenwerk lobt nämlich zum 20. Mal einen Plakatwettbewerb aus. Das Thema in diesem Jahr: das ideale Studium. Aufgerufen sind Designstudenten aller Universitäten und Fachhochschulen.

Von Jens Rosbach | 15.11.2005
    "Wenn ich jetzt meine ideale Studentenwohnung beschreiben würde, würde die aus einem kleinen Gartenanteil bestehen oder ein großer schöner Balkon für meine Katzen, vielleicht noch ne kleine Köchin oder Haushälterin oder so und ein Atelier. Aber das ist natürlich auch wieder sehr utopisch. "

    Jennifer Kyselka träumt. Ach ja, seufz, das wär' doch was, schmachtet die Designstudentin: eine kuschelige Studentenbude und ein schicker, gestylter Campus.

    "Ein Meditations- bzw. Ruheraum, der nach Feng Shui eingerichtet ist, eine im Campus befindliche Grünanlage mit einem Brunnen oder Blumen zum Entspannen, wo man frische Luft schnappen und wo Rauchverbot herrscht. Und anstatt harten Vorlesungsklappstühlen entweder Sitzbälle oder Sitzkissen, die eine entspannte, aufrechte Körperhaltung ermöglichen oder eventuell Vorlesungen auf dem Boden (Lachen). Das ist so ein Wellness-Studium."

    Eine Mensa mit superleckerem Essen, keine Bafög-Schulden, viele fitte Dozenten und Prüfungen ohne Noten – Kommilitone Michael Pfötsch "spinnt" ein bisschen weiter.

    "Die Idealsituation wäre natürlich, wenn wir von der Uni alle schon abgeworben werden. Das wäre die ideale Situation, zu wissen, dass ich sofort, wenn ich fertig bin, von der Uni weg geklaut werde und ordentlich Kohle scheffle. "

    So, und nun für all das Phantasierte ein Motiv finden, grübel grübel, ein symbolträchtiges Motiv, das auch andere Studierende bzw. Fabulierende anspricht.

    "Das könnte meinetwegen so aussehen, dass ich einfach nur rein trockenes Brötchen aufschneide und aufgeklappt fotografiere und nur drunter setze: frei belegbar. Also ideales Studium ist für mich frei belegbar. Also vielleicht Sachen, die ein bisschen grotesk wirken, aber dadurch vielleicht auch wieder witzig sind und dieses an sich sehr trockene Thema "Das ideale Studium" sarkastisch-ironisch behandeln. "

    Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk weiß, wie man Kreativität weckt. Man nehme 5.500 Euro Preisgeld, formuliere ein hintergründiges Motto (Das "ideale" Studium) und schreibe einen Plakatwettbewerb aus. Und schon gibt’s Post von 300 bis 400 Designstudenten, die Entwürfe aller Couleur gezeichnet, geschnitten oder geklebt haben. Zumeist Arbeiten, die – offen oder versteckt - Studienprobleme ausdrücken.

    "In diesen Zeiten, wir stehen ja vor grundlegenden Reformen im Hochschulbereich, müssten eigentlich alle Studierenden politisch sein und für ihre eigenen Interessen eintreten und wir als Deutsches Studentenwerk wollen da einen kleinen Funken dazu beitragen."

    Eine Jury wählt unter den eingesandten Entwürfen die 40 besten aus und schickt sie in einer Wanderausstellung quer durch die Republik. Die fünf Top-Motive werden richtig gedruckt und flächendeckend an den Universitäten und Fachhochschulen aufgehängt.

    "Die Plakate sind zum Teil heiß begehrt und zwar so, dass, wenn die Ausstellung durch die Hochschulstandorte tourt, haben wir schon erlebt, dass Studierende von einem Motiv so angetan waren, dass sie es kurzerhand geklaut haben. "

    Viele Wettbewerbsteilnehmer senden ihre Arbeiten von sich aus ein. Einige werden aber auch von ihrem Professor dazu "verdonnert". Etwa von Jürgen Huber. Huber lehrt an der Berliner Fachhochschule für Technik und Wirtschaft und macht die DSW-Aktion zum Seminar-Inhalt. Damit seine Designstudenten auch ein echtes "Motiv" haben, sich an Marktbedingungen zu gewöhnen.

    "Es gibt Geld zu gewinnen, es gibt Öffentlichkeit, es gibt Konkurrenz. Und da in so einer Situation, in so einer Konkurrenzsituation kann ich also tatsächlich mal beweisen, ob ich gut genug bin, mich draußen tatsächlich zu behaupten. "

    Und außerdem: So ein eigenes, gedrucktes Plakat macht sich auch immer gut in einer Bewerbungsmappe – zumal die Arbeitsmarkt-Chancen für Designer nicht gerade rosig sind. Nicht zu verachten sind natürlich Geld und Ruhm, sollte man einen der drei Hauptpreise absahnen.

    "Also diese Bestätigung, wir suchen ja alle nach Bestätigung und das wäre halt einfach so ein Bestätigungs-…. Bestätigungsding (lacht). "

    Teilnahme

    Teilnahmeberechtigt sind Studierende der Studiengänge Grafikdesign, Visuelle Kommunikation oder Kommunikationsdesign, die an einer staatlich anerkannten Fachhochschule, Kunsthochschule, Universität oder Akademie in Deutschland immatrikuliert sind.

    Anmeldeschluss: 1. Dezember 2005

    Einsendeadresse ist:
    Deutsches Studentenwerk
    Referat II / 20. Plakatwettbewerb
    Monbijouplatz 11
    10178 Berlin
    Tel.: 030-29 77 27 – 23
    kultur@studentenwerke.de