Fürchtet sie die Rache Frankreichs nicht ? Wird sich der König von Spanien nicht gegen sie wappnen ?
Jubiläumspremiere im Deutschen Staatstheater Temeswar: Ein Klassiker steht auf dem Programm, Schillers "Maria Stuart." Und während die sich von Akt zu Akt dem unabänderlichen Gang zum Henker entgegenspielt, macht sich so mancher der Besucher Gedanken über jenen ungewöhnlichen Erlaß des damaligen kommunistischen Ministerpräsidenten Rumäniens. Der hatte Anfang 1953 die Gründung des Deutschen Staatstheaters in Temeswar verfügt - und das nach einer Zeit, in der die Angehörigen der Deutschen Minderheit von den neuen kommunistischen Machthabern Rumäniens für die Nazi-Greul mitverantwortlich gemacht, verfolgt und zu Tausenden in russische Arbeitslager deportiert worden waren. Die Gründung des Deutschen Staatstheaters markierte eine Kehrtwende, freilich nicht ohne Hintergedanken. Horst Vassel, gebürtiger Temeswarer und Germanist an der Universität Tübingen:
Es hat sich auch geändert, weil man in dem Augenblick schon Beziehungen zur DDR hatte. Man hat die Minderheiten, vor allem die Ungarn, sehr freundlich behandelt und die Deutschen nach dem gleichen Rezept zu behandeln begonnen. Also man hat nach außen zeigen wollen, wie offen dieses Regime ist für eine Kulturpolitik, die nach Moskauer Muster eigentlich gestrickt war. Die waren ja Steuerungsinstrumente für eine bestimmte Ideologie. Das sollte das Theater heute auch machen. Das wird heute ein bisschen vergessen, aber natürlich war es auch das.
Immerhin erlebte das Deutsche Staatstheater Temeswar, vor allem in der Zeit der Ceausescu-Diktatur, einen regen Zulauf. Vor allem die sogenannten Banater Schwaben, die sich vor zwei Jahrhunderten als deutsche Aussiedler in der Gegend rund um Temeswar niedergelassen hatten, sahen das Deutsche Staatstheater stets als Möglichkeit der ethnischen Identitätswahrung an. Dann kam der Dezember '89 in Rumänien: Ceaucescu wurde erschossenm, die Diktatur abgeschafft - und die meisten Rumäniendeutschen verließen das Land. Für das Deutsche Staatsheater hätte das fast den Todesstoß bedeutet; die Zuscherzahlen gingen drastisch zurück. Doch ganz allmählich begann sich eine andere Klientel für das Deutsche Staatstheater zu interessieren - jene Rumänen, die ganz ohne familiären und landsmannschaftliczhen Hintergrund Deutsch paukten, um damit bei den zahlreichen deutschen Investoren im Land einen Job zu finden. Ein Teil von ihnen, so der für Minderheitenfragen zuständige rumänische Staatssekreträr Ovideo Gant, interessiert sich auch fürs Deutsche Theater:
Es sind Rumänen, Deutsche, Ungarn, Swerben, alles Mögliche, die ihre Kinder in die deutsche Schule schicken beziehungsweise ins deutsche Theater gehen. Es ist ihnen wichtig, Deutsch zu erlernen, vor allem weil die Chancen auf dem rumänischenArbeitsmarkt viel besser sind, eine gut bezahlte Arbeit zu finden, wenn man Deutsch kann.
Die Subventionierung des Deutschen Staatstheaters durch die rumänischen Behörden erscheint damit ein Stück weit auch als Wirtschaftsförderung. Doch das ist es nicht alleine, dass das Überleben des Deutschen Staatsheaters sichert. Hinzu kommt der multikulturelle Charakter, der die Region rund um das rumänische Temeswar seit Jahrhunderten geprägt hat. Ildiro Jarcek-Xamphirescu, Schauspielerin und bis vor zwei Jahren Indendantin des Deutschen Staatstheaters:
Im Banat war das schon seit jahrhunderten so, dass Rumänen, Deutsche Ungarn, Serben gut zusammengelebt haben. Wir Banater sprechen alle drei Sprachen. Wir haben die Schweiz im Balkan im Kleinformat.
Doch gleichwohl sieht sich das Ensemble des Deutschen Staatstheaters Temeswar mit massiven Problemen konfrontiert. Es fehlt an Geld, es fehlt aber auch an qualifizierten deutschsprachigen Schauspielern. so Intendantin Alexandra Gandi-Ossau:
Im Moment haben wir ganz wenige Schauspieler, zwölf. Und mit zwölf Schauspielern neun Premieren zu haben, das ist ganz schwierig. Das ist natürlich auch eine Konsequenz davon, dass man vor 20 Jahren - plusminus - die Deutsche Schauspielabteilung in Bukarest zugeschlossen hat. Im Moment haben wir die Schauspieler, die ein bisschen älter sind, von da. Neue Schauspieler von hier ein bisschen...Es gibt in Temeswar inzwischen die Deutsche Schauspielschule, und ein paar aus Deutschland, hoffen wir, wir kriegen sie weiter, sonst haben wir gar keine.
Drei Schauspieler aus Deutschland, finanziert über das Stuttgarter Institut für Auslandsbeziehungen, spielen derzeit im Temeswarer Ensemble mit - ein zeitlich befristetes Projekt allerdings. Hinzu kommt: Wer Schauspieler ist, verdient in Rumänien nicht allzu viel. Wer Schauspieler am Deutschen Theater ist, noch weniger.
Nicht einmal 100 Euro. Und dafür müssen die Schauspieler ganz viel tun: Also Proben, Spielen, Proben, Spielen - wie gesagt, weil wir so wenige Leute haben.
Hinzu kommt, dass es noch nicht gelungen ist, die Mehrzahl der Rumänen, die in den vergangenen Jahren Deutsch gelernt haben, ins Theater zu bringen. Einer, der dennoch zu den Vorstellungen kommt, ist der 20jährige Student Dan Caramidariu, der ein deutschsprachiges Gymnasium besucht hat
Also bei einer Premiere sind halt viele Leute. Aber es waren auch Fälle, ich sage es leider...also in vielen Fällen waren die Schauspieler unter sich. Also es waren Vorstellungen, die ich mir auch angeschaut habe, wo 1o bis 20 Leute im Saal waren.
Daneben ist die Spielplangestaltung schwieriger. Neue Besuchergruppen versuchte die Intendantin mit moderneren Spielformen wie Experimentaltheater und Cabaret zu locken , was prompt massive Proteste des Stammpublikums zur Folge hatte.
Nur für die Klassiker ist der Beifall sicher - Schlussapplaus nach der Jubiläumspremiere "Maria Stuart." Was bei allen Problemen bleibt, ist unter anderem das große Engagement des Ensembles. Die meisten rumänischen Schauspieler dort sehen ihre Zukunft auch weiterhin beim Deutschen Staatstheater - wie die die junge Ramona Ulas::
Wir arbeiten wirklich hart. Und es ist wahr: Wir sind arm. Wir haben kein Geld. Der Staat unterstütz und zwar, aber es mangelt an allem. Aber wir tun das beste in die Konditionen, die wir haben.
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Jubiläumspremiere im Deutschen Staatstheater Temeswar: Ein Klassiker steht auf dem Programm, Schillers "Maria Stuart." Und während die sich von Akt zu Akt dem unabänderlichen Gang zum Henker entgegenspielt, macht sich so mancher der Besucher Gedanken über jenen ungewöhnlichen Erlaß des damaligen kommunistischen Ministerpräsidenten Rumäniens. Der hatte Anfang 1953 die Gründung des Deutschen Staatstheaters in Temeswar verfügt - und das nach einer Zeit, in der die Angehörigen der Deutschen Minderheit von den neuen kommunistischen Machthabern Rumäniens für die Nazi-Greul mitverantwortlich gemacht, verfolgt und zu Tausenden in russische Arbeitslager deportiert worden waren. Die Gründung des Deutschen Staatstheaters markierte eine Kehrtwende, freilich nicht ohne Hintergedanken. Horst Vassel, gebürtiger Temeswarer und Germanist an der Universität Tübingen:
Es hat sich auch geändert, weil man in dem Augenblick schon Beziehungen zur DDR hatte. Man hat die Minderheiten, vor allem die Ungarn, sehr freundlich behandelt und die Deutschen nach dem gleichen Rezept zu behandeln begonnen. Also man hat nach außen zeigen wollen, wie offen dieses Regime ist für eine Kulturpolitik, die nach Moskauer Muster eigentlich gestrickt war. Die waren ja Steuerungsinstrumente für eine bestimmte Ideologie. Das sollte das Theater heute auch machen. Das wird heute ein bisschen vergessen, aber natürlich war es auch das.
Immerhin erlebte das Deutsche Staatstheater Temeswar, vor allem in der Zeit der Ceausescu-Diktatur, einen regen Zulauf. Vor allem die sogenannten Banater Schwaben, die sich vor zwei Jahrhunderten als deutsche Aussiedler in der Gegend rund um Temeswar niedergelassen hatten, sahen das Deutsche Staatstheater stets als Möglichkeit der ethnischen Identitätswahrung an. Dann kam der Dezember '89 in Rumänien: Ceaucescu wurde erschossenm, die Diktatur abgeschafft - und die meisten Rumäniendeutschen verließen das Land. Für das Deutsche Staatsheater hätte das fast den Todesstoß bedeutet; die Zuscherzahlen gingen drastisch zurück. Doch ganz allmählich begann sich eine andere Klientel für das Deutsche Staatstheater zu interessieren - jene Rumänen, die ganz ohne familiären und landsmannschaftliczhen Hintergrund Deutsch paukten, um damit bei den zahlreichen deutschen Investoren im Land einen Job zu finden. Ein Teil von ihnen, so der für Minderheitenfragen zuständige rumänische Staatssekreträr Ovideo Gant, interessiert sich auch fürs Deutsche Theater:
Es sind Rumänen, Deutsche, Ungarn, Swerben, alles Mögliche, die ihre Kinder in die deutsche Schule schicken beziehungsweise ins deutsche Theater gehen. Es ist ihnen wichtig, Deutsch zu erlernen, vor allem weil die Chancen auf dem rumänischenArbeitsmarkt viel besser sind, eine gut bezahlte Arbeit zu finden, wenn man Deutsch kann.
Die Subventionierung des Deutschen Staatstheaters durch die rumänischen Behörden erscheint damit ein Stück weit auch als Wirtschaftsförderung. Doch das ist es nicht alleine, dass das Überleben des Deutschen Staatsheaters sichert. Hinzu kommt der multikulturelle Charakter, der die Region rund um das rumänische Temeswar seit Jahrhunderten geprägt hat. Ildiro Jarcek-Xamphirescu, Schauspielerin und bis vor zwei Jahren Indendantin des Deutschen Staatstheaters:
Im Banat war das schon seit jahrhunderten so, dass Rumänen, Deutsche Ungarn, Serben gut zusammengelebt haben. Wir Banater sprechen alle drei Sprachen. Wir haben die Schweiz im Balkan im Kleinformat.
Doch gleichwohl sieht sich das Ensemble des Deutschen Staatstheaters Temeswar mit massiven Problemen konfrontiert. Es fehlt an Geld, es fehlt aber auch an qualifizierten deutschsprachigen Schauspielern. so Intendantin Alexandra Gandi-Ossau:
Im Moment haben wir ganz wenige Schauspieler, zwölf. Und mit zwölf Schauspielern neun Premieren zu haben, das ist ganz schwierig. Das ist natürlich auch eine Konsequenz davon, dass man vor 20 Jahren - plusminus - die Deutsche Schauspielabteilung in Bukarest zugeschlossen hat. Im Moment haben wir die Schauspieler, die ein bisschen älter sind, von da. Neue Schauspieler von hier ein bisschen...Es gibt in Temeswar inzwischen die Deutsche Schauspielschule, und ein paar aus Deutschland, hoffen wir, wir kriegen sie weiter, sonst haben wir gar keine.
Drei Schauspieler aus Deutschland, finanziert über das Stuttgarter Institut für Auslandsbeziehungen, spielen derzeit im Temeswarer Ensemble mit - ein zeitlich befristetes Projekt allerdings. Hinzu kommt: Wer Schauspieler ist, verdient in Rumänien nicht allzu viel. Wer Schauspieler am Deutschen Theater ist, noch weniger.
Nicht einmal 100 Euro. Und dafür müssen die Schauspieler ganz viel tun: Also Proben, Spielen, Proben, Spielen - wie gesagt, weil wir so wenige Leute haben.
Hinzu kommt, dass es noch nicht gelungen ist, die Mehrzahl der Rumänen, die in den vergangenen Jahren Deutsch gelernt haben, ins Theater zu bringen. Einer, der dennoch zu den Vorstellungen kommt, ist der 20jährige Student Dan Caramidariu, der ein deutschsprachiges Gymnasium besucht hat
Also bei einer Premiere sind halt viele Leute. Aber es waren auch Fälle, ich sage es leider...also in vielen Fällen waren die Schauspieler unter sich. Also es waren Vorstellungen, die ich mir auch angeschaut habe, wo 1o bis 20 Leute im Saal waren.
Daneben ist die Spielplangestaltung schwieriger. Neue Besuchergruppen versuchte die Intendantin mit moderneren Spielformen wie Experimentaltheater und Cabaret zu locken , was prompt massive Proteste des Stammpublikums zur Folge hatte.
Nur für die Klassiker ist der Beifall sicher - Schlussapplaus nach der Jubiläumspremiere "Maria Stuart." Was bei allen Problemen bleibt, ist unter anderem das große Engagement des Ensembles. Die meisten rumänischen Schauspieler dort sehen ihre Zukunft auch weiterhin beim Deutschen Staatstheater - wie die die junge Ramona Ulas::
Wir arbeiten wirklich hart. Und es ist wahr: Wir sind arm. Wir haben kein Geld. Der Staat unterstütz und zwar, aber es mangelt an allem. Aber wir tun das beste in die Konditionen, die wir haben.
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