Zweimal täglich steht Michael Roth derzeit wieder bei seinem neuen Verein der HSG Wetzlar in der Halle und leitet das Training. In vier Wochen beginnt die neue Saison, bis dahin müssen alle fit sein. So wie der Trainer, dem man nicht anmerkt oder sieht was, dass eine harte Zeit hinter ihm liegt. Drei Monate ist die Operation her, bei der ihm die Prostata entfernt wurde und der Krebs beseitigt wurde. Komplikationen gab es nicht, die Operation verlief gut:
"Das ist bei mir ausgeblieben zum Glück, das heißt, ich konnte direkt in den Reha-Urlaub. Pure Erholung, das ist ganz wichtig danach, ausspannen und die OP auch wirklich so annehmen wie sie ist. Denn das ist ganz wichtig dabei, diese OP auch so anzunehmen wie sie ist, denn das ist ein schwerer Eingriff. Das merkt man auch selbst, dass das immer zu Ermüdungserscheinungen führt. Das wird auch noch eine ganze Zeit so bleiben, aber ich bin eigentlich topfit, topgesund."
Davon war lange nicht auszugehen. Rückblick: Nach einer Magen-Darm-Spiegelung geht Michael Roth im März routinemäßig zu seinem Urologen zur Vorsorgeuntersuchung. Auch der Vater der Roth-Brüder hatte Prostatakrebs, so dass beide ein erhöhtes Risiko haben. Der Urologe ordnet aufgrund erhöhter Werte eine Biopsie an:
"Das war eigentlich der schlimmste Schock, als ich dann in Schweinfurt weggefahren bin, die Magen-Darm-Spiegelung war in Ordnung, aber im Prinzip heimgefahren mit Prostatakrebs und man hat auch schon das Gefühl, dass das so sein wird. Andererseits hat man bis zur Biopsie natürlich trotzdem noch die Hoffnung, dass sich das Krankheitsbild doch noch zum Positiven entwickelt."
Die Diagnose Mitte April aber bestätigt die schlimmen Befürchtungen.
"Ich hatte Mittwochs noch ein Spiel in Nordhorn zu bestreiten als Trainer, hab dann Donnerstag mittags mit meinem Co-Trainer beim Mittagessen alles besprochen, hab dann einen Anruf bekommen dass es Krebs ist und dann bin ich innerhalb einer Stunde aus allem ausgestiegen. Da hat mich dann auch nix mehr interessiert, was mit Handball zu tun hat.""
Sein damaliger Verein der TV Großwallstadt stellt Roth sofort frei. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder Uli fährt Roth vier Tage nach Kitzbühel um die Diagnose zu verarbeiten, zu entspannen und um sich zu informieren. Zu seinem Bruder Uli, der als Musikmanager unter anderem die Popgruppe Pur betreut, hat Michael eine enge Verbindung. Krankheiten durchlebten die eineiigen Zwillinge auch in der Kindheit schon oft zur gleichen Zeit.
""Aber in dem Moment hat natürlich noch keiner dran gedacht, dass der Uli das Gleiche hat. Sondern das erste Mal wo ich dann extrem darauf aufmerksam geworden bin, war der Moment, wo ich beim Professor in Hamburg saß beim Vorgespräch und er mich gefragt hat, ob ich Geschwister habe und ich ihm gesagt habe dass ich zwei Schwestern und einen Zwillingsbruder, einen Eineiigen habe. Da hat er schon die Augen gerollt und gesagt, 'Oh - der ist natürlich hochgradig gefährdet', und dann war natürlich schon so ein Alarmzeichen da."
Ende April lässt Michael Roth sich in Hamburg operieren - am selben Tag erhält sein Bruder dieselbe Diagnose. Auch er ist an Prostatakrebs erkrankt.
Mittlerweile sind drei Monate vergangen und die Nachuntersuchung zeigt, dass alles gut verlaufen ist. Michael Roths Krebswerte sind gut und auch sein Zwillingsbruder Uli, der einige Wochen nach ihm operiert wurde darf optimistisch sein wieder gesund zu werden:
"Deswegen sind wir ja auch den Weg in die Öffentlichkeit gegangen, weil wir irgendwann festgestellt haben, dass wir Glück im Unglück hatten. Das heißt dass wir durch unsere regelmäßige Vorsorge, die wir seit Jahren betreiben, wissen dass die Früherkennung ganz wichtig ist. Die Früherkennung beim Prostatakrebs ist ganz entscheidend dafür wie es danach weitergeht. Wenn der Krebs wie bei uns eingegrenzt ist und keine Metastasen streut und auch nicht an der Blase oder an den Nerven unseres Schwellkörpers sich befindet, dann ist natürlich die Operationstechnik am besten. So dass man davon ausgehen kann, dass wenn alles normal verläuft, dass dann diese zwei Schlagwörter Inkontinenz und Impotenz ausbleiben. Und das ist natürlich als junger Mann mit 47 nicht unwichtig."
Ganz bewusst sprechen Uli und Michael ohne Scham über ihr Schicksal und wollen damit auf ein Tabuthema aufmerksam machen. Die Reaktionen auf ihre Offenheit sind durchweg positiv:
"Die Hauptschlagworte waren einfach mutig, Respekt vor dieser Entscheidung. Und auch wie wir's dann letztendlich rübergebracht haben hat viele Leute wachgerüttelt. Und deswegen werden wir auch darüber ein Buch schreiben. Wir werden unsere Geschichte aufschreiben, das natürlich kombinieren mit unserer Zwillingsstory, die wir jahrelang praktiziert haben. Aber es wird auch ein medizinisches Buch sein, wo wir speziell versuchen über diese Krankheit aufzuklären, um damit andere Männer zu ermutigen zur Vorsorge zu gehen."
Neben der Aufklärungsarbeit widmet Roth sich jetzt aber wieder ganz seiner Arbeit als Trainer der HSG Wetzlar und lässt seine Spieler im Training schwitzen. Die Erkrankung des Trainers ist längst kein Thema mehr:
"Ich hab damals, als ich mal zwischendurch hier war, den Jungs erzählt, das ist so und so, das wird operiert und ich werde im Juli hier wieder fit auftauchen. Das war der Wunsch des Gedanken, aber es ist ja auch so eingetreten. Und ich habe in der ersten Ansprache an die Mannschaft das Thema eigentlich nicht mehr angesprochen, weil die alle gesehen haben ich bin da und ich will ja auch kein Mitleid erzeugen. Wichtig ist, dass die sehen, dass ich präsent bin und das habe ich bis jetzt gezeigt."
Präsent in der Handballhalle und im Leben. Die Erfahrungen der letzten Monate haben ihn verändert, an der Seitenlinie wird Roth aber vermutlich schon bald wieder ganz der Alte sein:
"Mein Ziel ist einfach, gewisse Ballastsituationen, die gestört haben, die man aber über Jahre mit trägt, einfach mich davon zu trennen und mich aufs wesentliche zu konzentrieren. Vielleicht kommt das irgendwann, dass man sich nach einem Spiel nicht ganz so ärgert, aber ich glaube eher das wird alles genau so bleiben wie vorher auch."
"Das ist bei mir ausgeblieben zum Glück, das heißt, ich konnte direkt in den Reha-Urlaub. Pure Erholung, das ist ganz wichtig danach, ausspannen und die OP auch wirklich so annehmen wie sie ist. Denn das ist ganz wichtig dabei, diese OP auch so anzunehmen wie sie ist, denn das ist ein schwerer Eingriff. Das merkt man auch selbst, dass das immer zu Ermüdungserscheinungen führt. Das wird auch noch eine ganze Zeit so bleiben, aber ich bin eigentlich topfit, topgesund."
Davon war lange nicht auszugehen. Rückblick: Nach einer Magen-Darm-Spiegelung geht Michael Roth im März routinemäßig zu seinem Urologen zur Vorsorgeuntersuchung. Auch der Vater der Roth-Brüder hatte Prostatakrebs, so dass beide ein erhöhtes Risiko haben. Der Urologe ordnet aufgrund erhöhter Werte eine Biopsie an:
"Das war eigentlich der schlimmste Schock, als ich dann in Schweinfurt weggefahren bin, die Magen-Darm-Spiegelung war in Ordnung, aber im Prinzip heimgefahren mit Prostatakrebs und man hat auch schon das Gefühl, dass das so sein wird. Andererseits hat man bis zur Biopsie natürlich trotzdem noch die Hoffnung, dass sich das Krankheitsbild doch noch zum Positiven entwickelt."
Die Diagnose Mitte April aber bestätigt die schlimmen Befürchtungen.
"Ich hatte Mittwochs noch ein Spiel in Nordhorn zu bestreiten als Trainer, hab dann Donnerstag mittags mit meinem Co-Trainer beim Mittagessen alles besprochen, hab dann einen Anruf bekommen dass es Krebs ist und dann bin ich innerhalb einer Stunde aus allem ausgestiegen. Da hat mich dann auch nix mehr interessiert, was mit Handball zu tun hat.""
Sein damaliger Verein der TV Großwallstadt stellt Roth sofort frei. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder Uli fährt Roth vier Tage nach Kitzbühel um die Diagnose zu verarbeiten, zu entspannen und um sich zu informieren. Zu seinem Bruder Uli, der als Musikmanager unter anderem die Popgruppe Pur betreut, hat Michael eine enge Verbindung. Krankheiten durchlebten die eineiigen Zwillinge auch in der Kindheit schon oft zur gleichen Zeit.
""Aber in dem Moment hat natürlich noch keiner dran gedacht, dass der Uli das Gleiche hat. Sondern das erste Mal wo ich dann extrem darauf aufmerksam geworden bin, war der Moment, wo ich beim Professor in Hamburg saß beim Vorgespräch und er mich gefragt hat, ob ich Geschwister habe und ich ihm gesagt habe dass ich zwei Schwestern und einen Zwillingsbruder, einen Eineiigen habe. Da hat er schon die Augen gerollt und gesagt, 'Oh - der ist natürlich hochgradig gefährdet', und dann war natürlich schon so ein Alarmzeichen da."
Ende April lässt Michael Roth sich in Hamburg operieren - am selben Tag erhält sein Bruder dieselbe Diagnose. Auch er ist an Prostatakrebs erkrankt.
Mittlerweile sind drei Monate vergangen und die Nachuntersuchung zeigt, dass alles gut verlaufen ist. Michael Roths Krebswerte sind gut und auch sein Zwillingsbruder Uli, der einige Wochen nach ihm operiert wurde darf optimistisch sein wieder gesund zu werden:
"Deswegen sind wir ja auch den Weg in die Öffentlichkeit gegangen, weil wir irgendwann festgestellt haben, dass wir Glück im Unglück hatten. Das heißt dass wir durch unsere regelmäßige Vorsorge, die wir seit Jahren betreiben, wissen dass die Früherkennung ganz wichtig ist. Die Früherkennung beim Prostatakrebs ist ganz entscheidend dafür wie es danach weitergeht. Wenn der Krebs wie bei uns eingegrenzt ist und keine Metastasen streut und auch nicht an der Blase oder an den Nerven unseres Schwellkörpers sich befindet, dann ist natürlich die Operationstechnik am besten. So dass man davon ausgehen kann, dass wenn alles normal verläuft, dass dann diese zwei Schlagwörter Inkontinenz und Impotenz ausbleiben. Und das ist natürlich als junger Mann mit 47 nicht unwichtig."
Ganz bewusst sprechen Uli und Michael ohne Scham über ihr Schicksal und wollen damit auf ein Tabuthema aufmerksam machen. Die Reaktionen auf ihre Offenheit sind durchweg positiv:
"Die Hauptschlagworte waren einfach mutig, Respekt vor dieser Entscheidung. Und auch wie wir's dann letztendlich rübergebracht haben hat viele Leute wachgerüttelt. Und deswegen werden wir auch darüber ein Buch schreiben. Wir werden unsere Geschichte aufschreiben, das natürlich kombinieren mit unserer Zwillingsstory, die wir jahrelang praktiziert haben. Aber es wird auch ein medizinisches Buch sein, wo wir speziell versuchen über diese Krankheit aufzuklären, um damit andere Männer zu ermutigen zur Vorsorge zu gehen."
Neben der Aufklärungsarbeit widmet Roth sich jetzt aber wieder ganz seiner Arbeit als Trainer der HSG Wetzlar und lässt seine Spieler im Training schwitzen. Die Erkrankung des Trainers ist längst kein Thema mehr:
"Ich hab damals, als ich mal zwischendurch hier war, den Jungs erzählt, das ist so und so, das wird operiert und ich werde im Juli hier wieder fit auftauchen. Das war der Wunsch des Gedanken, aber es ist ja auch so eingetreten. Und ich habe in der ersten Ansprache an die Mannschaft das Thema eigentlich nicht mehr angesprochen, weil die alle gesehen haben ich bin da und ich will ja auch kein Mitleid erzeugen. Wichtig ist, dass die sehen, dass ich präsent bin und das habe ich bis jetzt gezeigt."
Präsent in der Handballhalle und im Leben. Die Erfahrungen der letzten Monate haben ihn verändert, an der Seitenlinie wird Roth aber vermutlich schon bald wieder ganz der Alte sein:
"Mein Ziel ist einfach, gewisse Ballastsituationen, die gestört haben, die man aber über Jahre mit trägt, einfach mich davon zu trennen und mich aufs wesentliche zu konzentrieren. Vielleicht kommt das irgendwann, dass man sich nach einem Spiel nicht ganz so ärgert, aber ich glaube eher das wird alles genau so bleiben wie vorher auch."