Der Tempodrang, der Hang zur Hochgeschwindigkeit ist keineswegs ein Phänomen der Gegenwart und auch nicht der Moderne. Im Gegenteil: er ist in zerebralen Tiefenschichten unserer Evolution verankert, denn Schnelligkeit war einstmals eine Überlebensfrage. Fressen oder Gefressenwerden – das entschied sich früher durch die Leistungskraft der Beinmuskeln. Rasches Rennen stand in direkter Relation zum Speiseplan, und es gehört gewiß zu den großen zivilisatorischen Errungenschaften des Homo Sapiens, daß er im Lauf seiner Entwicklung diese direkte Relation abschaffte.
Aber den Kitzel der Geschwindigkeit – den hat er behalten: den Machtrausch des Kriegenkönnens. Nur wurden diese Jagdrituale von der freien Wildbahn auf die freie Autobahn verlegt. Und wenn der Jäger den Gejagten kriegt, dann fließt – meistens jedenfalls – kein rotes Blut mehr, sondern es genügt, die roten Rücklichter zu zeigen. Dies ist überhaupt die ultimative Erfüllung aller Autofahrersehnsüchte, der Höhepunkt auf linker Spur, der tausendfältige Orgasmus. Man kann den Überholten gewissermaßen die roten Rücklichter rausstrecken. Das Gefühl, das sich dann einstellt, das ist deutsche Innerlichkeit. Da bricht unser innerer Schumi durch und weist zurück aufs Holozän.
Ach was, sagt plötzlich eine zarte Stimme, bei anderen Gelegenheiten als Vernunft bekannt. Der wahre Luxus ist doch die Gemächlichkeit. Denn warum rasen alle so? Entweder aus schlechtem Gewissen, laut der berühmten Zeile in Büchners Woyzeck. Oder weil sie von Angst getrieben sind. Angst wovor? Vor dem zu kurzen Leben. Deshalb müssen sie schneller sein, mehr Kilometer in weniger Stunden zurücklegen, mehr Raum in die Zeit packen. Aus Angst vor dem Tod versuchen sie, ihm davonzufahren. Und fahren ihm doch bloß entgegen. Sagt die Stimme der Vernunft.
Wir möchten das allerdings nicht so stehen lassen. Wir glauben, daß es auch einfach schön sein kann, in einem dicken Auto schnell zu fahren. Es ist der Fortschritt als solcher, der sich hier zeigt – und nicht von ungefähr ist Fortschritt selbst eine Bewegungsmetapher. Schließlich treten wir auch in der Weltgeschichte gern aufs Gaspedal; der Vorwärtstrieb des Menschen kennt einfach keine Grenzen. Aber auch da hören wir schon wieder die Vernunft irgendwelche Einwände wispern. Deshalb verlangsamen wir jetzt die theoretische Fahrt und reihen uns schön bei den Trödlern auf der rechten Spur ein – im philosophischen Sinne.
Aber den Kitzel der Geschwindigkeit – den hat er behalten: den Machtrausch des Kriegenkönnens. Nur wurden diese Jagdrituale von der freien Wildbahn auf die freie Autobahn verlegt. Und wenn der Jäger den Gejagten kriegt, dann fließt – meistens jedenfalls – kein rotes Blut mehr, sondern es genügt, die roten Rücklichter zu zeigen. Dies ist überhaupt die ultimative Erfüllung aller Autofahrersehnsüchte, der Höhepunkt auf linker Spur, der tausendfältige Orgasmus. Man kann den Überholten gewissermaßen die roten Rücklichter rausstrecken. Das Gefühl, das sich dann einstellt, das ist deutsche Innerlichkeit. Da bricht unser innerer Schumi durch und weist zurück aufs Holozän.
Ach was, sagt plötzlich eine zarte Stimme, bei anderen Gelegenheiten als Vernunft bekannt. Der wahre Luxus ist doch die Gemächlichkeit. Denn warum rasen alle so? Entweder aus schlechtem Gewissen, laut der berühmten Zeile in Büchners Woyzeck. Oder weil sie von Angst getrieben sind. Angst wovor? Vor dem zu kurzen Leben. Deshalb müssen sie schneller sein, mehr Kilometer in weniger Stunden zurücklegen, mehr Raum in die Zeit packen. Aus Angst vor dem Tod versuchen sie, ihm davonzufahren. Und fahren ihm doch bloß entgegen. Sagt die Stimme der Vernunft.
Wir möchten das allerdings nicht so stehen lassen. Wir glauben, daß es auch einfach schön sein kann, in einem dicken Auto schnell zu fahren. Es ist der Fortschritt als solcher, der sich hier zeigt – und nicht von ungefähr ist Fortschritt selbst eine Bewegungsmetapher. Schließlich treten wir auch in der Weltgeschichte gern aufs Gaspedal; der Vorwärtstrieb des Menschen kennt einfach keine Grenzen. Aber auch da hören wir schon wieder die Vernunft irgendwelche Einwände wispern. Deshalb verlangsamen wir jetzt die theoretische Fahrt und reihen uns schön bei den Trödlern auf der rechten Spur ein – im philosophischen Sinne.