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Vom Sammler zum Museumsdirektor

Actionfiguren aus Plastik, bunte Skateboards, unzählige Turnschuhe und weitere Sammlerobjekte standen bis vor Kurzem im Wohnzimmer des Schauspielers Oliver Korittke. In Berlin hat er nun mit diesen und anderen Gegenständen das Museum Generation 13 eröffnet.

Von Gesine Kühne | 05.12.2012
    "Hier geht’s also gleich los. Das sind die alten Mego-Figuren, das sind so Sachen mit denen man früher gespielt hat. Da ist meine Lieblingsfigur. Das ist dieser alte Batman."

    Oliver Korittke steht mit blitzenden Augen in einem Kellergewölbe in der Nähe des Hackeschen Markts in Berlin Mitte und zeigt auf einen beleuchteten Schaukasten. Darin Plastikfiguren. Batman, Robin und andere Comichelden. Das Spielzeug sieht gebraucht aus, aber nicht abgebrabbelt.

    "Dann kommste hier zu einer Vitrine, wo man schon alles sieht, was wir haben. Von Spielzeugfiguren über Oldschool-Sachen bis hin zu Turnschuhen."


    Wir - das sind der Schauspieler Oliver Korittke und seine Freunde: Niklas Beckert, der lange Zeit Turnschuhe in der Hauptstadt verkauft hat, und Oliver Kircher, Koch und Ex-Graffiti-Sprüher. Zusammen haben sie letzte Woche das wohl best aufgeräumte Kinderzimmer eröffnet. Sie nennen es Generation 13 – was an Spielstube erinnert ist ein privates, durch namhafte Sponsoren unterstütztes Museum für urbane Popkultur der letzten 40 Jahre.

    "Wichtig daran ist, dass es die 13. Generation nach Gründung der USA ist. Daran haben wir uns orientiert, weil das ganze Spielzeug oder überhaupt der Hype auch damals mit den BMX-Rädern und Skateboards kam ja aus Amerika. Die ganzen Funsportarten, das Spielzeug, auch die Sneakers."

    Es war tatsächlich in den 70ern - also vor 40 Jahren - als der Amerikaner Stacy Peralta mit seinen Z-Boys das Skateboard fahren kommerzialisierte. Skaten wurde von einer kleinen Untergrundbewegung zur Subkultur mit eigenen Marken. In den 80ern schwappte die Bewegung nach Deutschland, auch nach Westberlin, wo Korittke und seine Mitstreiter aufgewachsen sind.

    "Wir haben hier ein 80er-Jahre Kinderzimmer angerissen, damit man mal gesehen hat, wie es aussah, hier versuchen wir noch die Konsole zum Laufen zu bringen."

    600 Quadratmeter Souterrain nimmt Generation 13 ein. Ein länglicher Gang, ein kleines Zimmerchen, ein unverputztes Gewölbe müssen durchschritten werden, um zum Herzstück des Museums zu kommen.

    "Hier geht es weiter in unseren Hauptraum."

    Weiß gestrichen, hell beleuchtet und wo das Auge hinblickt Turnschuhe und Plastikfiguren. Korittke, natürlich in Turnschuhen und Streetwear gekleidet, schreitet fast stolz von Schaukasten zu Schaukasten - zu jedem hat er etwas zu sagen, denn das meiste Zeug hier ist von ihm.

    "Hier haben wir eine klassische Musikvitrine gemacht von Spinal Tap über Mötley Crew bis hin zu Misfits und das ganze gebrochen mit Heino in der Mitte, um zu zeigen man darf auch alles nicht zu ernst nehmen."

    Ernst zu nehmen ist allerdings die Sammelmacke des Oliver Korittke, denn ohne diese würde es das Museum nicht geben.

    "Das ist halt so in den letzten Jahren entstanden und war immer ein Traum von mir. Ich hab lange beim Ulf Poschardt gewohnt, ein Journalist und Chefredakteur von der 'Welt' und da waren auch immer Partys, da kamen ganz andere Menschen hin, die überhaupt nicht mit Sneakers oder hippen Stüssy-Jacken rein kamen, sondern die hatten eher teure Anzüge und Einsteckhemden an und die haben auch zu mir gesagt, dass das eine der größten Pop-Art-Sammlungen ist, die sie je gesehen haben und dass eine Zeit kommen wird, in der das kulturellen Mehrwert haben wird und dass man das den Leuten unbedingt zeigen muss. Das ist jetzt der Anspruch den wir haben mit dem Museum."

    Generation 13 zeigt Schlumpfsammelfiguren aus dem Kinderzimmersetzkasten, die Spielkonsolen eines pubertierenden Jungen aus den 80ern und die seltenen, teuren Sneaker mit dazugehörigen Devotionalien eines Turnschuhverrückten der heutigen Zeit. Die einen sagen dazu Pop-Art-Sammlung, die anderen urbane Popkultur.

    "Hier ist halt auch für jeden was dabei. Hier kommt der Vater mit seinem Sohn rein und denkt: Oh meine Güte – hier Hip-Hop-Caps und Turnschuhe und geht in dieses Museum und der Sohn findet seinen Vater nicht mehr, weil er verschwunden ist, weil er irgendwas gesehen hat, mit dem er vor 25 bis 30 Jahren gespielt hat."

    So stellt sich das Korittke vor – ob die Besucher es genauso sehen, wird sich herausstellen. Schließlich bekommt man bunte Plastikfiguren und noch buntere Turnschuhe in den einschlägigen Sneakerläden auch zu sehen und das ohne acht Euro Eintritt zu zahlen.

    "Wir stehen in den Startschuhen, ich bin erst seit fünf Tagen Museumsdirektor."

    Der Schauspieler und Jung-Museumsdirektor geht zurück durch das Gewölbe. Vorbei an seinem Bonanza-Rad, an dem Nachbau eines Jugendzimmers, vorbei an seiner Lieblingsbatman-Figur. Korittke wirkt entschlossen, schließlich ist das Museum die erwachsene Version seiner Sammelmacke - ganz professionell mit angeschlossenem Museumsshop und Museumscafe.
    Oliver Kircher, Oliver Korittke und Niklas Beckert im Museum Generation 13
    Oliver Kircher, Oliver Korittke und Niklas Beckert im Museum Generation 13 (picture alliance / dpa - Paul Zinken)