Dienstag, 23. April 2024

Archiv


Vom Schiffbauch ins Mehrfamilienhaus

Das Prinzip ist simpel: Motoren treiben einen Generator zur Stromerzeugung an, dessen Wärme gleichzeitig zur Warmwasserbereitung und Heizung genutzt wird. Blockheizkraftwerke werden verstärkt im privaten Umfeld genutzt - Gesetzesänderungen könnten nun zu einem regelrechten Boom der Anlagen führen.

Von Susanne Schrammar | 02.04.2009
    "Theoretisch und vom Potenzial her, könnte 2025 mehr oder weniger in jedem Haus so ein Blockheizkraftwerk stehen. Sei es auf einem Verbrennungsmotor basierend, auf einer Stirling-Maschine basierend oder vielleicht sogar einer Brennstoff-Zelle. Ich würde als Prognose sagen, 20 - 25 Prozent sind realistisch."

    Christoph Konrad vom Europäischen Institut für Energieforschung an der Eifer-Universität Karlsruhe hat in einer Studie die Marktpotenziale von Kraftwärmekopplung untersucht. Für die Zukunft in Privathaushalten sieht er den Trend bei den so genannten Mini-Blockheizkraftwerken. Im Vergleich zu herkömmlichen Heizungen haben sie den Vorteil, dass sie außer Raumwärme auch elektrischen Strom erzeugen, der von den Energieversorgern vergütet wird. Schon heute bieten alle großen Hersteller von Heizungsanlagen erste etwa spülmaschinengroße Lösungen an. Ab 15.000 Euro aufwärts ist ein solches Mini-Blockheizkraftwerk zu haben. Doch weil die heutigen Anlagen noch nicht genug Wärme erzeugen, um ohne einen zusätzlichen Brennwertkessel auszukommen, rät Fachmann Christoph Konrad derzeit vom Kauf der kleinsten Mini-Blockheizkraftwerke ab:

    "Also momentan muss man ehrlich sagen, lohnt es sich finanziell nicht für die Ein-, Zweifamilienhäuser. Noch nicht. Aber für die größeren Mehrfamilienhäuser, bis in die Hochhauskategorie hinein, kann sich das innerhalb von vier bis fünf Jahren mit dem heutigen Gesetz, mit dem heutigen Kraftwärmekopplungsgesetz von 2009 schon amortisieren."

    Vor allem bei Blockheizkraftwerken, die in Schulen, Sporthallen, Schwimmbädern oder Hotels eingesetzt werden können, versprechen sich Experten durch die Anfang des Jahres eingetretenen Änderungen des KWK-Gesetzes und des Gesetzes für Erneuerbare Energien einen regelrechten Schub. So wird zum Beispiel die Energiesteuer für verbrauchten Brennstoff erstattet und Betreiber von Blockheizkraftwerken erhalten für jede erzeugte Kilowattstunde neben der Vergütung noch einen KWK-Bonus. Markus Gailfuß vom BHKW Infozentrum:

    "Und zwar bei kleineren Anlagen bis 50 Kilowatt sind dies 5,11 Cent je erzeugter Kilowattstunde Strom. Weiterhin bekommen diese kleinen Anlagen einen Investitionskostenzuschuss, der bei Anlagen um die 5 Kilowatt circa 7000 Euro beträgt und bei Anlagen von 50 Kilowatt elektrischer Leistung ungefähr 12.000 Euro."

    Während das neue Kraftwärmekopplungsgesetz die mit Erdgas und Heizöl betriebenen Blockheizkraftwerke fördert, werden durch das Gesetz für Erneuerbare Energien vor allem Anlagen mit Biogasantrieb begünstigt. Schon jetzt sei ein deutlicher Anstieg der Verkaufszahlen zu beobachten, sagt Gailfuß, vor allem bei den kleinen Blockheizkraftwerken bis 50 Kilowatt. Hier gäbe es derzeit sogar Lieferzeiten von bis zu vier bis fünf Monate. Den mit erneuerbaren Energien betriebenen Blockheizkraftwerken werden große Potenziale zur Einsparung von CO2 nachgesagt. Dass sie bisher auf dem Markt noch nicht den ganz großen Sprung geschafft haben, führt Christoph Konrad vom Europäischen Institut für Energieforschung auf die teilweise noch unterentwickelte Technik zurück. Markus Gailfuß vom Blockheizkraftwerke Informationszentrum bemängelt das allgemeine Informationsdefizit, die fehlende Klarheit der Fördergesetze und sieht noch weiteren Verbesserungsbedarf:

    "Das KWK-Gesetz ist definitiv sehr positiv zu bewerten, hat aber den Nachteil, dass im Leistungssegment von 50 Kilowatt bis 250 Kilowatt, also gerade der Leistungsbereich, der für kleine, mittelständische Industrie interessant wäre, dass in dem Leistungsbereich eher zu wenig gefördert wird."