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Vom "Schnüffel-VZ" zum Saubermann?

StudiVZ hat heute ein Manifest vorgestellt, das geltende Datenschutzregelungen hervorhebt und einheitliche Regeln fordert für alle sozialen Netzwerke in Deutschland - auch eine PR-Kampagne, um sich vom Konkurrenten Facebook abzuheben.

Von Philipp Banse |
    Die Nutzer sollten sich darauf verlassen können, dass sie überall gleich behandelt werden, sagte Markus Berger-de Leon, Chef von Studi-, Schüler- und MeinVZ:

    "Warum machen wir das? Weil wir glauben, dass es wichtig ist, dass die Nutzer sich darauf verlassen können müssen, dass bei allen Netzwerken, die gleichen Regeln gelten."
    Das sei heute nicht der Fall. So hat der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) kürzlich die größten Konkurrenten von StudiVZ abgemahnt und moniert, dass diese sich Blankovollmachten ausstellen ließen, um die Daten der Nutzer unbeschränkt nutzen zu können. Für die Netzwerke StudiVZ, MeinVZ und SchülerVZ gab Markus Berger-de Leon heute ein Datenschutzversprechen ab, mit dem das Datenschutzmanifest umsetzt werden soll:

    "Wir bestätigen dem Nutzer, dass er alleine bestimmt, wer seine Daten sehen kann. Seine persönlichen Daten, sein Profil, seine Fotos schützen wir optimal auf unseren Servern. Und wir lassen keine Suchmaschinen darauf zugreifen. Deswegen können Nutzer auch etwas löschen und wir stellen sicher, dass es danach auch wirklich restlos weg ist - was natürlich auch bedeutet, dass wir Nutzern Gelöschtes nicht wieder geben können, weil es ist weg."
    Restlos gelöscht, das geht zum Beispiel bei Facebook nicht. Eigentlich gelöschte Profile liegen immer noch auf dem Server und können reaktiviert werden. Weiterhin gilt aber: Wer sich heute auf StudiVZ oder MeinVZ anmeldet, muss einwilligen, dass seine Daten zu Werbezwecken ausgewertet werden. Nutzer bekommen so auf sie zugeschnittene Werbung, können diese personalisierte Werbung aber abschalten. Auch bei personalisierter Werbung, so VZ-Chef Markus Berger-de Leon, blieben die Daten der Nutzer stets auf den firmeneigenen Servern:

    "Wir verkaufen keine Nutzerdaten. Haben wir nicht und werden wir in Zukunft nicht. Es verlassen keine Daten das Unternehmen. Auch nicht für personalisierte Werbung. Wenn Unternehmen personalisierte Werbung schalten wollen, dann sagen sie uns, welcher Zielgruppe sie diese Werbung zeigen wollen und wir zeigen den Nutzern, die zugestimmt haben, diese Werbung. Es gehen nie Daten raus."
    Da sollten Nutzer zukünftig sehr wachsam sein, sagt Falk Lüke, Referent für Verbraucherrechte in der digitalen Welt beim Verbraucherzentrale Bundesverband. Denn vieles deute darauf hin, dass auch StudiVZ sogenannte Applications einführen will, kleine Anwendungen, die bei Facebook etwa sehr erfolgreich sind. Wer dort etwa ein Quiz mitmacht, übertrage auch Daten seiner Freunde an Drittanbieter außerhalb des sozialen Netzwerks, so Lüke:

    "Wenn man diese installiert für sein eigenes Profil, werden häufig nicht nur eigene Daten übertragen, sondern auch Daten der Kontakte. Also deren Nutzerfoto oder deren Name."
    Solche Anwendungen gibt es aber derzeit noch nicht bei StudiVZ. Ein weiterer Punkt im Manifest der VZ-Gruppe fordert von allen sozialen Netzwerken Transparenz: Personalisierte Werbung muss abschaltbar sein, Kosten müssten klar erkennbar sein. Transparente Kosten - in diesem Punkt könne StudiVZ noch besser werden, kritisiert Verbraucherschützer Lüke:

    "Auch StudiVZ kommuniziert zwar, dass sie eine Firma sind, aber nicht in dem Maße wie sie es eigentlich müssten, damit etwa Nutzer von SchülerVZ, die jung sind, auch klar ist, dass sie es nicht mit einem Verein zu tun haben, sondern mit einer Firma, die gern mit ihnen Geld verdienen möchte."