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Vom schwarzen Schaf zum Vorreiter

Es ist ein bisher einzigartiger Vertrag einer deutschen Sportart im Kampf gegen Doping, den der Deutsche Eishockey-Bund mit der Nationalen Anti Doping Agentur geschlossen hat: Rund 1500 Eishockey-Spieler aus den Bundesligen und Oberliga müssen ab Mai jederzeit für unangekündigte Tests zur Verfügung stehen.

Von Jessica Sturmberg |
    Vom schwarzen Schaf zum Vorreiter: Das deutsche Eishockey hat als erste Sportart die Zuständigkeit für Trainings- und Wettkampfkontrollen sowie für das Ergebnismanagement an die Nationale Anti Doping Agentur, NADA, übertragen.

    "Was unsere Kaderathleten anbelangt, da gab's das System ja schon, da hat die NADA entschieden, wann diese Spieler kontrolliert werden, ob im Wettkampf oder im Training oder auch im reinen privaten Bereich und das bahnbrechende ist, dass es jetzt auch eben in den Spielbetriebsliegen 1. Bundesliga, 2. Bundesliga, Oberliga erfolgen kann…"

    …, erläutert der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes Uwe Harnos. Ab dem 1. Mai wird die NADA bestimmen, bei wem und wann Kontrollen stattfinden und ob Urin- oder Bluttests oder beides vorgenommen werden.
    Im vergangenen Jahr hatte der Deutsche Eishockey-Bund 350 Kontrollen durchgeführt, die NADA plant nun jährlich 600 Kontrollen.

    Sollten dabei auffällige Werte aus dem Labor gemeldet werden, wird die NADA das Ermittlungsverfahren einleiten. Die Kosten tragen die Profiklubs der Deutschen Eishockey Liga, erläutert Geschäftsführer Gernot Tripcke:

    "Das ist ein höherer fünfstelliger Betrag, aber jetzt im Endeffekt jetzt auch nicht viel mehr als das, was wir in den letzten Jahren selber gemacht haben. Wir haben eine neutrale Organisation gewinnen können zu der Kooperation, und von daher glaube ich ist es einfach wichtig, damit wir dokumentieren unseren Anti-Dopingkampf und auch unangreifbar sind von irgendwelchen Unterstellungen."

    Diese waren im Zusammenhang mit einer verweigerten Dopingkontrolle von Florian Busch vor einem Jahr entstanden: Der Nationalspieler vom deutschen Meister Eisbären Berlin, der die zunächst verweigerte Kontrolle später nachholte, ist dafür bisher noch nicht gesperrt worden. Ein Urteil des Sportgerichtshofs CAS steht noch aus.

    In der Folge des Vorfalls wurde erst bekannt, dass das deutsche Eishockey die damaligen Doping-Bestimmungen nicht in seiner Satzung übernommen hatte. Das wiederum hatte zu einem Streit zwischen NADA und deutschem Eishockey geführt. Das Bundesinnenministerium stornierte damals öffentliche Gelder, was den Druck erhöhte, so dass sich Armin Baumert, Vorstandsvorsitzender der NADA vorstellen kann, ...

    "...dass ohne diese Situation von vor einem Jahr die Beschleunigung nicht so stark gewesen wäre wie jetzt."

    Der Vertrag sollte als Vorbild auch für andere Sportarten gelten, betonte Baumert, der in diesem Zusammenhang den Weltfußballverband FIFA für seine Forderung nach kontrollfreien Zeiten scharf kritisierte. Für den deutschen Eishockeysport sei das Vertragswerk jedenfalls ein Meilenstein:

    ""Weil er sich damit nicht mehr dem Verdacht unterwirft, dass interne Gerichtsbarkeiten oder Gremien gegebenenfalls etwas unter der Tisch kehren oder sportkameradschaftlich etwas betrachten, sondern er macht sich frei und gibt diese Dinge in neutrale Hände."