Es hat lange gedauert, bis das Gesetz über öffentlich-rechtlichen Rundfunk endlich das Parlament in Bosnien-Herzegowina passierte. Zuvor war es von Vertretern der kroatischen Volksgruppe im Parlament blockiert worden. Die Kroaten wollten, dass in ihrer Sprache, Kroatisch, gesendet wird, dabei unterscheiden sich Bosnisch, Serbisch und Kroatisch nur wenig. Der Streit um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Bosnien-Herzegowina zeigt, wie zerrissen das Land auch zehn Jahre nach dem Krieg ist. Das Land steht immer noch unter der Kontrolle internationaler Organisationen. Besonders die EU hatte eine Weiterentwicklung der Beziehungen mit Bosnien-Herzegowina auch von der Umwandlung des Staatsrundfunks in ein öffentlich-rechtliches System abhängig gemacht. Dementsprechend erleichtert war man in Sarajevo. Thomas Franke hat die Stadt und ihren Sender besucht.
Mittwochabend bei BHT1, dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender in Bosnien-Herzegowina. Die Sendung "Nerijesen Slucaj", "Ungelöste Fälle", eine Art bosnisches "XY-Ungelöst", geht zum ersten Mal über den Sender. Ein Polizeiwagen fährt vor, ein Auto wird von Maschinengewehren durchlöchert, der tote Fahrer gezeigt, eine Telefonnummer wird eingeblendet. Der erste Fall ist ein Mord in einer Provinzmetropole.
"Nerijesen Slucaj" wurde von der EU-Polizei in Bosnien-Herzegowina initiiert und gesponsort. Die Sendung wird in beiden Landesteilen Bosnien-Herzegowinas ausgestrahlt, in der Muslimisch-Kroatischen Föderation und in der Republika Srpska. Sie soll helfen, Verbrechen aufzuklären, und sie soll die Menschen im Land zusammenschweißen. Immer noch ist die Zusammenarbeit der Volksgruppen problematisch, funktioniert häufig nur unter Druck. Milan Trivic, ist Programdirektor von BHT1.
"In einem Land im Umbruch, wie Bosnien-Herzegowina, ist es besonders schwer, sich seine Unabhängigkeit zu bewahren. Mich rufen jeden Tag Leute an, die versuchen, unser Programm zu beeinflussen oder mich zu bestechen.
Einmal kam einer an mit einem Band über die Automobilindustrie. Er hat mir eine Halbstundensendung angeboten, jede Woche, umsonst. Und 1.000 Euro für mich. Ich hab das nicht genommen. Ich bin stark genug, mich nicht abhängig von denen zu machen. Bei anderen Leuten weiß ich das nicht. Das ist ein Problem der gesamten Gesellschaft. Wir versuchen, unabhängig zu sein, und kämpfen. "
BHT1 und der öffentlich-rechtliche Hörfunk benötigen dringend eine bessere gesetzliche und wirtschaftliche Grundlage. Das neue Gesetz, das am Mittwoch verabschiedet wurde, ist dazu nur ein erster Schritt. Die Rundfunkgebühren werden in Bosnien-Herzegowina gemeinsam mit der Telefonrechnung abgerechnet. Sechs konvertible Mark, umgerechnet drei Euro, im Monat. Wenn jemand nicht bezahlt, fragt die Telefongesellschaft nach. Wer sich dann noch weigert, die Gebühr zu bezahlen, wird einfach von ihr befreit. So kommt es, dass nur etwa die Hälfte aller Haushalte in Bosnien-Herzegowina Rundfunkgebühren bezahlt. Ohne Sponsoring geht deshalb im Fernsehen fast gar nichts, sagt Programmdirektor Trivic.
"Es ist mein Kampf, das Geld zu nehmen, und trotzdem unabhängig zu bleiben. Das geht. So war das auch mit der Sendung "Nerijesen Slucaj", "Ungelöste Fälle", die von der EU-Polizei gesponsort wird. Jemand forderte sogar, dass ich die Sendung "Krimo-lovci" nenne. Das ist der Name der Polizeihotline hier. Ich war entschlossen, das nicht zu akzeptieren. Mit Erfolg. Am Ende haben unsere Partner zugestimmt. "
BHT1 sendet 18 bis 20 Stunden am Tag. Etwa 60 Prozent des Programms sind selbst produziert. Ein Grund, warum das Gesetz über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk so spät verabschiedet wurde, war, dass die Entscheidung des Verfassungsgerichts in Bosnien-Herzegowina lange nicht veröffentlicht wurde. Das oberste Gericht hatte bereits vor einiger Zeit entschieden, dass der Gesetzentwurf der bosnischen Verfassung entspricht. Insider vermuten, dass Beamte im Gericht die Veröffentlichung bewusst hinausgezögert haben. Dementsprechend erleichtert ist nun Frane Maroevic. Er ist bei der EU-Vertretung in Bosnien-Herzegowina für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zuständig.
"Öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist etwas, dass ganz stark mit der Entwicklung einer Demokratie verbunden ist. Besonders, wenn wir schauen, welche Rolle die Sender in Bosnien-Herzegowina beim Schüren von Hass gespielt haben. Deshalb wurde es von der gesamten internationalen Gemeinschaft als vordringlich gesehen, die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks voranzutreiben. Jeder in Bosnien-Herzegowina muss den gleichen Zugang zu korrekter und seriöser Information im Geiste der europäischen öffentlich-rechtlichen Anstalten haben. Unglücklicher Weise haben die bosnischen Autoritäten in den letzten Jahren da wenig Fortschritte gemacht. Seit Mittwoch sind wir weiter. "
Bosnien-Herzegowina kann nun hoffen, einen weiteren Schritt in Richtung der EU machen zu können. Auf die Sendung "Ungelöste Fälle" folgten noch am selben Abend mehr als 60 verwertbare Hinweise. Die Anrufe kamen aus allen Landesteilen, von allen Volksgruppen. Der Mord kann dadurch eventuell aufgeklärt werden.
Mittwochabend bei BHT1, dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender in Bosnien-Herzegowina. Die Sendung "Nerijesen Slucaj", "Ungelöste Fälle", eine Art bosnisches "XY-Ungelöst", geht zum ersten Mal über den Sender. Ein Polizeiwagen fährt vor, ein Auto wird von Maschinengewehren durchlöchert, der tote Fahrer gezeigt, eine Telefonnummer wird eingeblendet. Der erste Fall ist ein Mord in einer Provinzmetropole.
"Nerijesen Slucaj" wurde von der EU-Polizei in Bosnien-Herzegowina initiiert und gesponsort. Die Sendung wird in beiden Landesteilen Bosnien-Herzegowinas ausgestrahlt, in der Muslimisch-Kroatischen Föderation und in der Republika Srpska. Sie soll helfen, Verbrechen aufzuklären, und sie soll die Menschen im Land zusammenschweißen. Immer noch ist die Zusammenarbeit der Volksgruppen problematisch, funktioniert häufig nur unter Druck. Milan Trivic, ist Programdirektor von BHT1.
"In einem Land im Umbruch, wie Bosnien-Herzegowina, ist es besonders schwer, sich seine Unabhängigkeit zu bewahren. Mich rufen jeden Tag Leute an, die versuchen, unser Programm zu beeinflussen oder mich zu bestechen.
Einmal kam einer an mit einem Band über die Automobilindustrie. Er hat mir eine Halbstundensendung angeboten, jede Woche, umsonst. Und 1.000 Euro für mich. Ich hab das nicht genommen. Ich bin stark genug, mich nicht abhängig von denen zu machen. Bei anderen Leuten weiß ich das nicht. Das ist ein Problem der gesamten Gesellschaft. Wir versuchen, unabhängig zu sein, und kämpfen. "
BHT1 und der öffentlich-rechtliche Hörfunk benötigen dringend eine bessere gesetzliche und wirtschaftliche Grundlage. Das neue Gesetz, das am Mittwoch verabschiedet wurde, ist dazu nur ein erster Schritt. Die Rundfunkgebühren werden in Bosnien-Herzegowina gemeinsam mit der Telefonrechnung abgerechnet. Sechs konvertible Mark, umgerechnet drei Euro, im Monat. Wenn jemand nicht bezahlt, fragt die Telefongesellschaft nach. Wer sich dann noch weigert, die Gebühr zu bezahlen, wird einfach von ihr befreit. So kommt es, dass nur etwa die Hälfte aller Haushalte in Bosnien-Herzegowina Rundfunkgebühren bezahlt. Ohne Sponsoring geht deshalb im Fernsehen fast gar nichts, sagt Programmdirektor Trivic.
"Es ist mein Kampf, das Geld zu nehmen, und trotzdem unabhängig zu bleiben. Das geht. So war das auch mit der Sendung "Nerijesen Slucaj", "Ungelöste Fälle", die von der EU-Polizei gesponsort wird. Jemand forderte sogar, dass ich die Sendung "Krimo-lovci" nenne. Das ist der Name der Polizeihotline hier. Ich war entschlossen, das nicht zu akzeptieren. Mit Erfolg. Am Ende haben unsere Partner zugestimmt. "
BHT1 sendet 18 bis 20 Stunden am Tag. Etwa 60 Prozent des Programms sind selbst produziert. Ein Grund, warum das Gesetz über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk so spät verabschiedet wurde, war, dass die Entscheidung des Verfassungsgerichts in Bosnien-Herzegowina lange nicht veröffentlicht wurde. Das oberste Gericht hatte bereits vor einiger Zeit entschieden, dass der Gesetzentwurf der bosnischen Verfassung entspricht. Insider vermuten, dass Beamte im Gericht die Veröffentlichung bewusst hinausgezögert haben. Dementsprechend erleichtert ist nun Frane Maroevic. Er ist bei der EU-Vertretung in Bosnien-Herzegowina für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zuständig.
"Öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist etwas, dass ganz stark mit der Entwicklung einer Demokratie verbunden ist. Besonders, wenn wir schauen, welche Rolle die Sender in Bosnien-Herzegowina beim Schüren von Hass gespielt haben. Deshalb wurde es von der gesamten internationalen Gemeinschaft als vordringlich gesehen, die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks voranzutreiben. Jeder in Bosnien-Herzegowina muss den gleichen Zugang zu korrekter und seriöser Information im Geiste der europäischen öffentlich-rechtlichen Anstalten haben. Unglücklicher Weise haben die bosnischen Autoritäten in den letzten Jahren da wenig Fortschritte gemacht. Seit Mittwoch sind wir weiter. "
Bosnien-Herzegowina kann nun hoffen, einen weiteren Schritt in Richtung der EU machen zu können. Auf die Sendung "Ungelöste Fälle" folgten noch am selben Abend mehr als 60 verwertbare Hinweise. Die Anrufe kamen aus allen Landesteilen, von allen Volksgruppen. Der Mord kann dadurch eventuell aufgeklärt werden.