Er verändert sich, der Körper: Die Elastizität der Haut geht verloren, Mimikfalten entstehen, die Muskulatur des Unterhautgewebes erschlafft. Die biologischen Veränderungen des Alters sind bei dem einen früher und bei dem anderen später zu sehen:
"Ich spüre schon häufig, dass ich nicht mehr so sehr von Männern angeschaut werde,"
ist dann von Frauen zu hören. Während Männer das gelassener sehen:
"wenn man keine Haare hat, graue Haare hat, dann ist das nicht unbedingt mit nem gravierenden Verlust an Attraktivität ... gegenüber dem anderen Geschlecht verbunden."
Dass das so ist, ist allgemein bekannt - doch wenig wissenschaftlich erforscht. Deshalb gab es am Lehrstuhl für Gerontologie der Hochschule Vechta unter der Leitung von Professorin Gertrud Backes ein Forschungsprojekt, dass sich mit der Frage auseinander setzte, wie alternde Menschen sich und ihren alternden Körper wahrnehmen.
"Wir haben uns explizit mit der Frage auseinandergesetzt, ... Selbstwahrnehmungen körperlichen Älterwerdens bei Frauen und Männern zwischen 45 und 75 ... wir sind von der These ausgegangen, dass es Unterschiede gibt in der Wahrnehmung körperlichen Älterwerdens zwischen Frauen auf der einen und Männern auf der anderen Seite."
Natürlich! Wenn Frauen altern, fehlt etwas - die Jugend nämlich. Während Männer, so zumindest das Klischee, eher etwas dazu gewinnen: Prestige, Seriosität - manchmal auch Geld. Verwundert es da, dass Frauen ihren alternden Körper stärker beobachten als Männer?
"Erstens scheinen sich Frauen sehr früh damit auseinander zu setzen, was Älterwerden bedeutet, mit 25, 30.. Das heißt die 45 - 55 jährigen sind schon regelmäßig damit befasst, was körperliches Älterwerden bedeutet und was alles damit verbunden ist. Sie antizipiert sehr viel, sieht sich sehr früh als ältere Arbeitnehmerin, die keine oder eingeschränktere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Männer nicht, es ist weiter weg, also nicht mit 45 sondern eher erst mit 55, es sei denn sie haben einen gravierenden Einschnitt durch ne Erkrankung, ..., also wenn sie mit 50 nen Herzinfarkt erleiden, dann nehmen sie die körperlichen Veränderungen des Älterwerdens sehr deutlich wahr. "
Bei Frauen ist es besonders die Zeit der Wechseljahre mit ihren körperlichen Veränderungen, die das Altern deutlich bewusst macht. Ein gravierender Umbruch für viele, oft auch krisenhaft. Danach kann sich das Stimmungsbild allerdings wieder aufhellen.
"Vorher sind's eher die negativen Überlegungen. Also Antizipation der Endlichkeit spielt da ne große Rolle. Und danach, wenn eben der Schritt passiert ist, dann ist es eher ne Art Versöhnung und die Perspektive, es bleiben mir ja noch Jahre. Diese Versöhnung hat auch was mit der sozialen Lage zu tun. Das muss nicht unbedingt was mit Einkommen oder Status zu tun haben, sondern der Sinnhaftigkeit des Tuns, wenn beides als stabil empfunden wird, und wenn das nicht der Fall ist, dann ist es ne Art Resignation oder sogar Hader mit dem Schicksal."
Manche Frauen empfinden die Zeit nach den Wechseljahren sogar als Befreiung, ergaben die Untersuchungen am Zentrum für Altern und Gesellschaft. Zwar bleibt der bewundernde männliche Blick jetzt meistens aus,
"aber dafür habe ich jetzt meine Freiheit, ich kann auch so rumlaufen, wie es mir gefällt und muss nicht immer darauf achten auf diese kommoden Formen weiblicher Attraktivität, wo ich doch vorher einen starken Druck aufgebaut habe."
Allerdings ist das Verhältnis zum Älter-Werden abhängig vom sozialen Status der betroffenen Frauen. Bildung, Beruf, ökonomische Sicherheit können Bindegewebsschwäche, Krähenfüße und sinkenden Östrogenspiegel ein Stück weit kompensieren.
"Je mehr sonstige Ressourcen, materielle Ressourcen, soziale Ressourcen, Bildungsressourcen Frau zur Verfügung steht, desto eingebetteter ist diese Auseinandersetzung mit dem körperlichen Älterwerden. Desto weniger bedrohlich wird sie letztendlich. Je weniger sonstige Ressourcen, desto bedeutsamer scheint das materielle Gut körperlicher Attraktivität, körperlicher Jugendlichkeit, und desto bedrückender erscheint Älterwerden."
Für viele Frauen, meint Gertrud Backes, habe sich der Druck, 'in Schönheit zu altern' verstärkt. Dies wird aber durchaus ambivalent beschrieben. Denn zunehmend sehe man ja tatsächlich in Werbung und Medien Bilder attraktiver 40, 50, ja auch 60jähriger. "50 ist heute jung" heißt es in einer Kosmetikwerbung für Frauen. Und in der Tat, 50 kann heute jung scheinen, wenn 'frau' ihrem Körper nur genügend Beachtung schenkt, im äußersten Fall gar chirurgisch nachhelfen lässt. "Welche Chance!" sagen die einen dankbar. "Welcher Stress!" die anderen und sprechen von Schönheitsterror, weil
"die extreme Sensibilisierung für körperliches Älterwerden über Medien, aber auch die Steigerung der Interventionsmöglichkeiten, dass dieses zum einen massiven sozialen Druck aufgebaut hat, dass es zum Teil als eine Art Makel empfunden wird, wenn Frau es nicht schafft, ihre Falten anständig zu behandeln, so im Sinne von "wer alt aussieht ist selbst schuld". Und da scheiden sich auch die Gruppen, da gibt's die Gruppe, die sagt, das tut mir auch gut und die andere sagt, dass ist ein Wahnsinnsdruck und am besten geht's mir, wenn ich in meiner Hütte auf dem Land bin und überhaupt nicht in den Spiegel gucke." ...
Was aber bleibt nun über die Männer zu sagen? Sie denken weniger nach über ihr Alter, wissen um den Reiz grauer Schläfen und beruflichen Erfolgs. Der Preis möglicherweise für diese Unbekümmertheit: sie leben, so der Gesundheitsreport 2008 der Deutschen Angestellten Krankenkasse, "riskanter und sterben sechs Jahre früher".
"Bei 55 bis 65 Jahre alten Männern ist häufig die Ernährung ganz akut, weil sich jetzt gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Alkohol, zuviel Fett schon so niederschlagen, dass sie ärztlicherseits gezwungen sind, sich umzustellen. Wenn im Falle einer plötzlichen Erkrankung, Hörsturz oder Herzinfarkt, das ganze System vollständig kollabiert, dann ist die Reaktion bei Männern auch extrem, während Frauen eher auch mit gravierenden Einschnitten, die plötzlich auftreten, souveräner umgehen."
Und vielleicht werden die Männer auch nicht mehr so lange ihr "Falten-Machen-Attraktiv-Privileg" halten können. Gertrud Backes sieht jedenfalls Anzeichen dafür, dass Attraktivität bei Männern im Wandel ist - und dass diese Botschaft manchen Mann auch schon erreicht hat. Weil
"Bei den Jüngeren, den 45 - 55 jährigen Männer sich schon was zu zeigen beginnt, was wir bei anderen Männern in anderen Gesprächen festgestellt haben: Dass eben mit diesem Bodybuilding-Kult bei Männern jetzt stärker so ein Attraktivitätsideal aufgebaut wird - der männliche Körper muss muskulös sein, muss gut riechen, muss auch gut gestylt sein, das ist bei den 45plus jährigen schon zu spüren. Dass für Männer die Körpergebundenheit von Attraktivität stärker wird."
"Ich spüre schon häufig, dass ich nicht mehr so sehr von Männern angeschaut werde,"
ist dann von Frauen zu hören. Während Männer das gelassener sehen:
"wenn man keine Haare hat, graue Haare hat, dann ist das nicht unbedingt mit nem gravierenden Verlust an Attraktivität ... gegenüber dem anderen Geschlecht verbunden."
Dass das so ist, ist allgemein bekannt - doch wenig wissenschaftlich erforscht. Deshalb gab es am Lehrstuhl für Gerontologie der Hochschule Vechta unter der Leitung von Professorin Gertrud Backes ein Forschungsprojekt, dass sich mit der Frage auseinander setzte, wie alternde Menschen sich und ihren alternden Körper wahrnehmen.
"Wir haben uns explizit mit der Frage auseinandergesetzt, ... Selbstwahrnehmungen körperlichen Älterwerdens bei Frauen und Männern zwischen 45 und 75 ... wir sind von der These ausgegangen, dass es Unterschiede gibt in der Wahrnehmung körperlichen Älterwerdens zwischen Frauen auf der einen und Männern auf der anderen Seite."
Natürlich! Wenn Frauen altern, fehlt etwas - die Jugend nämlich. Während Männer, so zumindest das Klischee, eher etwas dazu gewinnen: Prestige, Seriosität - manchmal auch Geld. Verwundert es da, dass Frauen ihren alternden Körper stärker beobachten als Männer?
"Erstens scheinen sich Frauen sehr früh damit auseinander zu setzen, was Älterwerden bedeutet, mit 25, 30.. Das heißt die 45 - 55 jährigen sind schon regelmäßig damit befasst, was körperliches Älterwerden bedeutet und was alles damit verbunden ist. Sie antizipiert sehr viel, sieht sich sehr früh als ältere Arbeitnehmerin, die keine oder eingeschränktere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Männer nicht, es ist weiter weg, also nicht mit 45 sondern eher erst mit 55, es sei denn sie haben einen gravierenden Einschnitt durch ne Erkrankung, ..., also wenn sie mit 50 nen Herzinfarkt erleiden, dann nehmen sie die körperlichen Veränderungen des Älterwerdens sehr deutlich wahr. "
Bei Frauen ist es besonders die Zeit der Wechseljahre mit ihren körperlichen Veränderungen, die das Altern deutlich bewusst macht. Ein gravierender Umbruch für viele, oft auch krisenhaft. Danach kann sich das Stimmungsbild allerdings wieder aufhellen.
"Vorher sind's eher die negativen Überlegungen. Also Antizipation der Endlichkeit spielt da ne große Rolle. Und danach, wenn eben der Schritt passiert ist, dann ist es eher ne Art Versöhnung und die Perspektive, es bleiben mir ja noch Jahre. Diese Versöhnung hat auch was mit der sozialen Lage zu tun. Das muss nicht unbedingt was mit Einkommen oder Status zu tun haben, sondern der Sinnhaftigkeit des Tuns, wenn beides als stabil empfunden wird, und wenn das nicht der Fall ist, dann ist es ne Art Resignation oder sogar Hader mit dem Schicksal."
Manche Frauen empfinden die Zeit nach den Wechseljahren sogar als Befreiung, ergaben die Untersuchungen am Zentrum für Altern und Gesellschaft. Zwar bleibt der bewundernde männliche Blick jetzt meistens aus,
"aber dafür habe ich jetzt meine Freiheit, ich kann auch so rumlaufen, wie es mir gefällt und muss nicht immer darauf achten auf diese kommoden Formen weiblicher Attraktivität, wo ich doch vorher einen starken Druck aufgebaut habe."
Allerdings ist das Verhältnis zum Älter-Werden abhängig vom sozialen Status der betroffenen Frauen. Bildung, Beruf, ökonomische Sicherheit können Bindegewebsschwäche, Krähenfüße und sinkenden Östrogenspiegel ein Stück weit kompensieren.
"Je mehr sonstige Ressourcen, materielle Ressourcen, soziale Ressourcen, Bildungsressourcen Frau zur Verfügung steht, desto eingebetteter ist diese Auseinandersetzung mit dem körperlichen Älterwerden. Desto weniger bedrohlich wird sie letztendlich. Je weniger sonstige Ressourcen, desto bedeutsamer scheint das materielle Gut körperlicher Attraktivität, körperlicher Jugendlichkeit, und desto bedrückender erscheint Älterwerden."
Für viele Frauen, meint Gertrud Backes, habe sich der Druck, 'in Schönheit zu altern' verstärkt. Dies wird aber durchaus ambivalent beschrieben. Denn zunehmend sehe man ja tatsächlich in Werbung und Medien Bilder attraktiver 40, 50, ja auch 60jähriger. "50 ist heute jung" heißt es in einer Kosmetikwerbung für Frauen. Und in der Tat, 50 kann heute jung scheinen, wenn 'frau' ihrem Körper nur genügend Beachtung schenkt, im äußersten Fall gar chirurgisch nachhelfen lässt. "Welche Chance!" sagen die einen dankbar. "Welcher Stress!" die anderen und sprechen von Schönheitsterror, weil
"die extreme Sensibilisierung für körperliches Älterwerden über Medien, aber auch die Steigerung der Interventionsmöglichkeiten, dass dieses zum einen massiven sozialen Druck aufgebaut hat, dass es zum Teil als eine Art Makel empfunden wird, wenn Frau es nicht schafft, ihre Falten anständig zu behandeln, so im Sinne von "wer alt aussieht ist selbst schuld". Und da scheiden sich auch die Gruppen, da gibt's die Gruppe, die sagt, das tut mir auch gut und die andere sagt, dass ist ein Wahnsinnsdruck und am besten geht's mir, wenn ich in meiner Hütte auf dem Land bin und überhaupt nicht in den Spiegel gucke." ...
Was aber bleibt nun über die Männer zu sagen? Sie denken weniger nach über ihr Alter, wissen um den Reiz grauer Schläfen und beruflichen Erfolgs. Der Preis möglicherweise für diese Unbekümmertheit: sie leben, so der Gesundheitsreport 2008 der Deutschen Angestellten Krankenkasse, "riskanter und sterben sechs Jahre früher".
"Bei 55 bis 65 Jahre alten Männern ist häufig die Ernährung ganz akut, weil sich jetzt gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Alkohol, zuviel Fett schon so niederschlagen, dass sie ärztlicherseits gezwungen sind, sich umzustellen. Wenn im Falle einer plötzlichen Erkrankung, Hörsturz oder Herzinfarkt, das ganze System vollständig kollabiert, dann ist die Reaktion bei Männern auch extrem, während Frauen eher auch mit gravierenden Einschnitten, die plötzlich auftreten, souveräner umgehen."
Und vielleicht werden die Männer auch nicht mehr so lange ihr "Falten-Machen-Attraktiv-Privileg" halten können. Gertrud Backes sieht jedenfalls Anzeichen dafür, dass Attraktivität bei Männern im Wandel ist - und dass diese Botschaft manchen Mann auch schon erreicht hat. Weil
"Bei den Jüngeren, den 45 - 55 jährigen Männer sich schon was zu zeigen beginnt, was wir bei anderen Männern in anderen Gesprächen festgestellt haben: Dass eben mit diesem Bodybuilding-Kult bei Männern jetzt stärker so ein Attraktivitätsideal aufgebaut wird - der männliche Körper muss muskulös sein, muss gut riechen, muss auch gut gestylt sein, das ist bei den 45plus jährigen schon zu spüren. Dass für Männer die Körpergebundenheit von Attraktivität stärker wird."