Viele Stücke am Broadway haben in der ersten Spielzeit nach der Wahl Barack Obamas zum ersten schwarzen Präsidenten der USA mit dem Thema Rasse zu tun. Sei es im Musicalbereich in den Wiederaufnahmen von "Ragtime", "Memphis" und "South Pacific" oder im Schauspiel mit Stücken wie "Steady Rain", "Superior Donuts" oder "Finian's Rainbow". Vor dem Hintergrund des Konfliktes zwischen Weißen und Schwarzen werden Themen wie Liebe, Freundschaft, der amerikanische Traum oder das harte Leben der Immigranten verarbeitet. Fast könnte man meinen, "Race" sei das unausgesprochene Spielzeitmotto.
David Mamet versucht nun, diesen Hintergrund selbst zum Thema zu machen. Herausgekommen ist dabei ein Stück, das das Unwohlsein und schlechte Gewissen der Weißen und die ja immerhin auch vorhandenen Vorurteile der Schwarzen reflektiert, aber leider die schöne Oberfläche der intellektuellen Debatte nicht verlässt und deshalb auch nicht in die Tiefen dieser traumatischen Beziehung führt.
Der weiße Anwalt Jack Lawson und der schwarze Anwalt Henry Brown haben zusammen eine Kanzlei gegründet, die sich auf Rechtsstreitigkeiten mit rassistischem Hintergrund spezialisiert hat. Als Charles Strickland - weiß, reich, berühmt - der Vergewaltigung eines schwarzen Mädchens angeklagt wird, scheint der Fall wie für die Kanzlei gemacht, mit dem kleinen Problem, dass Strickland eine Vergangenheit hat, die in rassistischen Äußerungen besteht. Der weiße Anwalt wird gespielt von dem ebenso seltsamen wie intensiven James Spader, der vielen aus dem Film "Sex, Lügen und Video" in Erinnerung geblieben sein dürfte.
Lawson ist ein Kenner der subtilen Psychologie weiß-schwarzer Vorurteile. Er entwickelt, die Manipulation der Geschworenen fest im Blick, eine Verteidigungsstrategie, die davon ausgeht, dass das vermeintliche Opfer aufgrund fehlender Indizien lügen muss. Die schwarze Anwaltspraktikantin Susan hält den Mandanten dagegen intuitiv für schuldig. In langen, zugegeben spannenden Debatten voll zynischer und teilweise sehr witziger Bemerkungen über das amerikanische Rechtssystem, versucht Lawson sie davon zu überzeugen, dass ihre eigenen Vorurteile ihr Urteilsvermögen beeinträchtigen. Aber am Ende verrät sie der Gegenseite seine Strategie, der Mandant gesteht überraschend seine Schuld, und Lawson muss einsehen, dass er aus Voreingenommenheit blind zu völlig falschen Schlüssen gekommen war.
Kein Zweifel, das Stück ist perfekt komponiert, die Dialoge sind schnell und intelligent, und mit all den ausgesprochenen Vorurteilen kommt es geradezu aufklärerisch daher. Doch alles wirkt wie schon oft gehört und von gestern. Und mit Sätzen aus der Mottenkiste wie: "Niemals wird ein Schwarzer einem Weißen trauen", oder: "Die Schwarzen wollen sowieso alle nur Rache", wird in "Race" wieder aufgewärmt, was längst überwunden zu sein scheint.
Im Vorwahlkampf, in seiner berühmten Rede in Philadelphia über "Race" sprach Barack Obama davon, dass der Konflikt zwischen Weiß und Schwarz ein Problem ist, das Amerika sich nicht leisten kann zu ignorieren. Und dann sprach er von vererbter Wut, sozialem Ungleichgewicht und struktureller Ungerechtigkeit. David Mamet reduziert das Thema im Grunde auf das Dilemma einer weißen Mittelschicht, deren unausgesprochene Schuldgefühle ihr Verhältnis zu der schwarzen Bevölkerung völlig verkrampft hat. Sie sind die, die man bedauern muss. Denn im Grunde – und hier beginnt der wahre Zynismus – sind sie heute die Opfer der Schwarzen, die an ihrer ehemaligen Opferrolle festhalten, um sich Vorteile zu verschaffen. Und so spricht denn auch der schwarze, immer wütend zu sein scheinende Anwalt Brown – neben der Namensgebung ein weiteres Klischee über den schwarzen Mann - über die Vorurteile zwischen Weißen und Schwarzen, als wären sie in Stein gehauene Weisheiten.
"Race" ist ein Wohlfühlstück der ach so geschundenen weißen Seele Amerikas, die sich in Selbstmitleid und "die-anderen-machen-es-ja-auch-nicht-besser" ergeht, ohne wirklich den mühsamen Weg der Anerkennung von historischer Schuld und aktueller Versöhnung aufzuzeigen. Es hat jedenfalls nicht den von Obama geforderten Diskurs im Sinn. Die New York Times empfiehlt das Stück einem weißen intellektuellen Publikum, das etwas für eine angeregte Dinnerunterhaltung braucht. Der früher rebellische, gnadenlos schockierende David Mamet ist konsumierbar geworden.
David Mamet versucht nun, diesen Hintergrund selbst zum Thema zu machen. Herausgekommen ist dabei ein Stück, das das Unwohlsein und schlechte Gewissen der Weißen und die ja immerhin auch vorhandenen Vorurteile der Schwarzen reflektiert, aber leider die schöne Oberfläche der intellektuellen Debatte nicht verlässt und deshalb auch nicht in die Tiefen dieser traumatischen Beziehung führt.
Der weiße Anwalt Jack Lawson und der schwarze Anwalt Henry Brown haben zusammen eine Kanzlei gegründet, die sich auf Rechtsstreitigkeiten mit rassistischem Hintergrund spezialisiert hat. Als Charles Strickland - weiß, reich, berühmt - der Vergewaltigung eines schwarzen Mädchens angeklagt wird, scheint der Fall wie für die Kanzlei gemacht, mit dem kleinen Problem, dass Strickland eine Vergangenheit hat, die in rassistischen Äußerungen besteht. Der weiße Anwalt wird gespielt von dem ebenso seltsamen wie intensiven James Spader, der vielen aus dem Film "Sex, Lügen und Video" in Erinnerung geblieben sein dürfte.
Lawson ist ein Kenner der subtilen Psychologie weiß-schwarzer Vorurteile. Er entwickelt, die Manipulation der Geschworenen fest im Blick, eine Verteidigungsstrategie, die davon ausgeht, dass das vermeintliche Opfer aufgrund fehlender Indizien lügen muss. Die schwarze Anwaltspraktikantin Susan hält den Mandanten dagegen intuitiv für schuldig. In langen, zugegeben spannenden Debatten voll zynischer und teilweise sehr witziger Bemerkungen über das amerikanische Rechtssystem, versucht Lawson sie davon zu überzeugen, dass ihre eigenen Vorurteile ihr Urteilsvermögen beeinträchtigen. Aber am Ende verrät sie der Gegenseite seine Strategie, der Mandant gesteht überraschend seine Schuld, und Lawson muss einsehen, dass er aus Voreingenommenheit blind zu völlig falschen Schlüssen gekommen war.
Kein Zweifel, das Stück ist perfekt komponiert, die Dialoge sind schnell und intelligent, und mit all den ausgesprochenen Vorurteilen kommt es geradezu aufklärerisch daher. Doch alles wirkt wie schon oft gehört und von gestern. Und mit Sätzen aus der Mottenkiste wie: "Niemals wird ein Schwarzer einem Weißen trauen", oder: "Die Schwarzen wollen sowieso alle nur Rache", wird in "Race" wieder aufgewärmt, was längst überwunden zu sein scheint.
Im Vorwahlkampf, in seiner berühmten Rede in Philadelphia über "Race" sprach Barack Obama davon, dass der Konflikt zwischen Weiß und Schwarz ein Problem ist, das Amerika sich nicht leisten kann zu ignorieren. Und dann sprach er von vererbter Wut, sozialem Ungleichgewicht und struktureller Ungerechtigkeit. David Mamet reduziert das Thema im Grunde auf das Dilemma einer weißen Mittelschicht, deren unausgesprochene Schuldgefühle ihr Verhältnis zu der schwarzen Bevölkerung völlig verkrampft hat. Sie sind die, die man bedauern muss. Denn im Grunde – und hier beginnt der wahre Zynismus – sind sie heute die Opfer der Schwarzen, die an ihrer ehemaligen Opferrolle festhalten, um sich Vorteile zu verschaffen. Und so spricht denn auch der schwarze, immer wütend zu sein scheinende Anwalt Brown – neben der Namensgebung ein weiteres Klischee über den schwarzen Mann - über die Vorurteile zwischen Weißen und Schwarzen, als wären sie in Stein gehauene Weisheiten.
"Race" ist ein Wohlfühlstück der ach so geschundenen weißen Seele Amerikas, die sich in Selbstmitleid und "die-anderen-machen-es-ja-auch-nicht-besser" ergeht, ohne wirklich den mühsamen Weg der Anerkennung von historischer Schuld und aktueller Versöhnung aufzuzeigen. Es hat jedenfalls nicht den von Obama geforderten Diskurs im Sinn. Die New York Times empfiehlt das Stück einem weißen intellektuellen Publikum, das etwas für eine angeregte Dinnerunterhaltung braucht. Der früher rebellische, gnadenlos schockierende David Mamet ist konsumierbar geworden.