" Hiermit teilen wir Ihnen mit, dass Ihr Beschäftigungsverhältnis als Hausfrau und Mutter mit sofortiger Wirkung beendet ist? Das ist doch ein Scherz, oder?"
Sie ist schon weit vorgedrungen, die Ökonomisierung des Lebens. Jetzt bekommt es eine arglose Hausfrau zu spüren, die in der einen oder anderen Ecke nicht genug gefegt hat; so jedenfalls sehen es ihr Mann und ihre Kinder. Und kündigen ihr deswegen, das Geld kann man schließlich zur Sanierung des Familienhaushaltes ganz gut gebrauchen. "Mach doch, was du willst", heißt der aus einem Kurzfilmwettbewerb hervorgegangene Streifen mit elf Kurzfilmen zum Thema Arbeit. Fiktionale Werke, dunkel, sarkastisch, voller schwarzen Humors. Aber auch Dokumentarfilme enthält der Streifen, dem Thema entsprechend meist sehr bedrückend.
" Also ich sehe keine Perspektive mehr hier, keine Zukunft. Also ich sehe ein schwarzes Loch. Ich hab´ Angst, besser gesagt. "
Dunkle Perspektiven, bisweilen auch gar keine Perspektiven. Dass Arbeit Spaß macht, das Leben erfüllt, ihm gar einen Sinn gibt - das scheint ein frommer Topos von gestern. In keinem der Filme ist von ihm die Rede. Wie auch? Zu weit ist für viele die Arbeit in den Beriech der dumpfen, kruden, schlichten Lebenserhaltungsmaßnahme gedrungen, hat mit Freiheit nichts mehr zu tun. Stattdessen: Unterwerfung unters Joch dumpfer Verwaltungssprache.
"Wir müssen jetzt versuchen, gemeinsam an einem Rückkehrplan in die Maßnahme zu arbeiten. Bitte überlegen sie sich doch mal anhand dieses Feedback-Bogens, was sie persönlich tun können, um in der Maßnahme zubleiben und Konsequenzen zu vermeiden. "
So klingt es in der Beratung einer Arbeitsagentur, hier im fiktiven Film über zwei Ein-Euro-Jobber, die ihr Glück beim Sammeln von Müll im deutschen Wald versuchen. Doch die Konkurrenz schläft nicht und sammelt ihrerseits. Auf die Bäume ihr Affen, der Wald wird gefegt, hieß vor Jahrzehnten ein Karnevalsschlager aus der guten, noch reichen Bundesrepublik. Jetzt, jedenfalls im Film, wird der Wald tatsächlich sauber - gereinigt von denen, die sich in den entsprechenden Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zum Affen machen lassen müssen. Und zwar von jener Berufsgruppe, deren gut bezahlte Plattitüden und Banalitäten seit einigen Jahren regelmäßig im Fernsehen zu hören sind; und deren Dienste längst auch das Arbeitsamt entdeckt hat: der Psychologen.
"Fragen Sie sich einfach ganz persönlich jeder für sich, was kann ich persönlich tun, um meinen Müllwert zu erhöhen und meine Freizeitquote zu senken. "
Den Müllwert erhöhen. Ganz gewiss auch den der Arbeit, die tatsächlich bisweilen schrottreif ist. "Wie ich ein freier Reisebegleiter wurde" heißt ein Film, der davon handelt, auf was Menschen so kommen, wenn sie kein Geld mehr haben. Der chronisch unterfinanzierte Frührentner in diesem Film hat sich was einfallen lassen.
" Entschuldigen Sie bitte, ich könnte Sie auf meiner Gruppenkarte mitnehmen. Gegen einen geringen Beitrag für die Kosten. "
Reisen in der Gruppe ist eben billiger. Überhaupt Arbeit und Mobilität: im Ruhrgebiet, und das ist kein Film, sondern Realität, gibt es einen Mann, der Tag für Tag x-Mal in den IC- und ICE-Zügen mitfährt und dort diskret aus den Netzen vor den Sitzen die von den Reisenden zurückgelassenen Flaschen einsammelt. Die Bahn ist offenbar so freundlich, es zu dulden - und die Reisenden akzeptieren es, sind ganz offenbar auch beeindruckt vom Fleiß dieses Mannes, einem mobilen Sisyphos, der ankämpft gegen den Müll in der Bahn und die Ebbe im eigenen Portemonnaie. Eigentlich müsste es für ihn das Motto eines anderen Filmes gelten:
"Phantastische Arbeit! Wie wäre es mit einer Beförderung? "
Aber daraus wird wohl nichts. "Peters Prinzip" heißt der Film, der wirtschaftswissenschaftliche Theorien um die Kriterien für den Aufstieg bis in höchste Ämter anhand eines computeranimierten Trickfilms ironisiert. In dem Film wird ein Alligator zum Bademeister: Kein Mensch will mehr ins Wasser, aber weil das garstige Reptil im vorherigen Job einen guten Eindruck hinterlassen hat, wird es trotzdem befördert.
" Anders formuliert: Wer nur faul, boshaft und unfähig genug ist, kann es sehr, sehr weit bringen. "
"Mach doch, was du willst" ist eine geistreiche und sarkastische Auseinandersetzung mit den Arbeitsformen der Gegenwart. Von dem, was Max Weber der Arbeit noch nachsagen konnte, dass sie nämlich nicht nur die Finanzen, sondern auch die Seele des Menschen nach vorne führe, davon ist nicht mehr viel übrig. Arbeit an sich hat oft keinen Wert mehr. Stattdessen ist sie Tummelplatz des Prekariats, der vom Abstieg bedrohten, die sich jeden Tag gewaltig anstrengen müssen, um nicht ganz unten zu landen. Also jener Gruppe, die in Deutschland gedeiht, wie keine andere. "Mach doch was du willst", heißt der Film. "Es ist ohnehin egal", könnte der Untertitel lauten.
Sie ist schon weit vorgedrungen, die Ökonomisierung des Lebens. Jetzt bekommt es eine arglose Hausfrau zu spüren, die in der einen oder anderen Ecke nicht genug gefegt hat; so jedenfalls sehen es ihr Mann und ihre Kinder. Und kündigen ihr deswegen, das Geld kann man schließlich zur Sanierung des Familienhaushaltes ganz gut gebrauchen. "Mach doch, was du willst", heißt der aus einem Kurzfilmwettbewerb hervorgegangene Streifen mit elf Kurzfilmen zum Thema Arbeit. Fiktionale Werke, dunkel, sarkastisch, voller schwarzen Humors. Aber auch Dokumentarfilme enthält der Streifen, dem Thema entsprechend meist sehr bedrückend.
" Also ich sehe keine Perspektive mehr hier, keine Zukunft. Also ich sehe ein schwarzes Loch. Ich hab´ Angst, besser gesagt. "
Dunkle Perspektiven, bisweilen auch gar keine Perspektiven. Dass Arbeit Spaß macht, das Leben erfüllt, ihm gar einen Sinn gibt - das scheint ein frommer Topos von gestern. In keinem der Filme ist von ihm die Rede. Wie auch? Zu weit ist für viele die Arbeit in den Beriech der dumpfen, kruden, schlichten Lebenserhaltungsmaßnahme gedrungen, hat mit Freiheit nichts mehr zu tun. Stattdessen: Unterwerfung unters Joch dumpfer Verwaltungssprache.
"Wir müssen jetzt versuchen, gemeinsam an einem Rückkehrplan in die Maßnahme zu arbeiten. Bitte überlegen sie sich doch mal anhand dieses Feedback-Bogens, was sie persönlich tun können, um in der Maßnahme zubleiben und Konsequenzen zu vermeiden. "
So klingt es in der Beratung einer Arbeitsagentur, hier im fiktiven Film über zwei Ein-Euro-Jobber, die ihr Glück beim Sammeln von Müll im deutschen Wald versuchen. Doch die Konkurrenz schläft nicht und sammelt ihrerseits. Auf die Bäume ihr Affen, der Wald wird gefegt, hieß vor Jahrzehnten ein Karnevalsschlager aus der guten, noch reichen Bundesrepublik. Jetzt, jedenfalls im Film, wird der Wald tatsächlich sauber - gereinigt von denen, die sich in den entsprechenden Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zum Affen machen lassen müssen. Und zwar von jener Berufsgruppe, deren gut bezahlte Plattitüden und Banalitäten seit einigen Jahren regelmäßig im Fernsehen zu hören sind; und deren Dienste längst auch das Arbeitsamt entdeckt hat: der Psychologen.
"Fragen Sie sich einfach ganz persönlich jeder für sich, was kann ich persönlich tun, um meinen Müllwert zu erhöhen und meine Freizeitquote zu senken. "
Den Müllwert erhöhen. Ganz gewiss auch den der Arbeit, die tatsächlich bisweilen schrottreif ist. "Wie ich ein freier Reisebegleiter wurde" heißt ein Film, der davon handelt, auf was Menschen so kommen, wenn sie kein Geld mehr haben. Der chronisch unterfinanzierte Frührentner in diesem Film hat sich was einfallen lassen.
" Entschuldigen Sie bitte, ich könnte Sie auf meiner Gruppenkarte mitnehmen. Gegen einen geringen Beitrag für die Kosten. "
Reisen in der Gruppe ist eben billiger. Überhaupt Arbeit und Mobilität: im Ruhrgebiet, und das ist kein Film, sondern Realität, gibt es einen Mann, der Tag für Tag x-Mal in den IC- und ICE-Zügen mitfährt und dort diskret aus den Netzen vor den Sitzen die von den Reisenden zurückgelassenen Flaschen einsammelt. Die Bahn ist offenbar so freundlich, es zu dulden - und die Reisenden akzeptieren es, sind ganz offenbar auch beeindruckt vom Fleiß dieses Mannes, einem mobilen Sisyphos, der ankämpft gegen den Müll in der Bahn und die Ebbe im eigenen Portemonnaie. Eigentlich müsste es für ihn das Motto eines anderen Filmes gelten:
"Phantastische Arbeit! Wie wäre es mit einer Beförderung? "
Aber daraus wird wohl nichts. "Peters Prinzip" heißt der Film, der wirtschaftswissenschaftliche Theorien um die Kriterien für den Aufstieg bis in höchste Ämter anhand eines computeranimierten Trickfilms ironisiert. In dem Film wird ein Alligator zum Bademeister: Kein Mensch will mehr ins Wasser, aber weil das garstige Reptil im vorherigen Job einen guten Eindruck hinterlassen hat, wird es trotzdem befördert.
" Anders formuliert: Wer nur faul, boshaft und unfähig genug ist, kann es sehr, sehr weit bringen. "
"Mach doch, was du willst" ist eine geistreiche und sarkastische Auseinandersetzung mit den Arbeitsformen der Gegenwart. Von dem, was Max Weber der Arbeit noch nachsagen konnte, dass sie nämlich nicht nur die Finanzen, sondern auch die Seele des Menschen nach vorne führe, davon ist nicht mehr viel übrig. Arbeit an sich hat oft keinen Wert mehr. Stattdessen ist sie Tummelplatz des Prekariats, der vom Abstieg bedrohten, die sich jeden Tag gewaltig anstrengen müssen, um nicht ganz unten zu landen. Also jener Gruppe, die in Deutschland gedeiht, wie keine andere. "Mach doch was du willst", heißt der Film. "Es ist ohnehin egal", könnte der Untertitel lauten.