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Von Abhängigkeit, Lethargie und Hexerei

Südafrika hält einen traurigen Rekord: Neben Brasilien ist die Kap-Republik das Land mit der größten Kluft zwischen Arm und Reich. Durch Unternehmensgründungen könnten mehr Arbeitsplätze geschaffen werden, doch die scheitern häufig an Aberglauben und alten Traditionen im Umgang mit Besitz.

Von Corinna Arndt |
    Südafrika hält einen traurigen Rekord: Neben Brasilien ist die Kap-Republik das Land mit der größten Kluft zwischen Arm und Reich. Während die weiße Minderheit und eine überschaubare schwarze Elite sich mit dem Luxus der ersten Welt umgeben, leben - je nach Definition - 50 bis 70 Prozent der Bevölkerung in bitterer Armut. Am härtesten trifft es diejenigen, die schon in der Vergangenheit das Nachsehen hatten: Menschen mit dunkler Hautfarbe. Die Ärmsten der Armen haben seit Ende der Apartheid im Schnitt sogar noch weniger Geld.
    Dabei geht es dem Land wirtschaftlich nicht schlecht: Südafrika hat stabile, wenn auch niedrige Wachstumsraten und einen ausgeglichenen Staatshaushalt. Die Wirtschaftsdaten sind so gut, dass die Regierung es sich leisten kann, fast sieben Millionen Armen Kindergeld, Rente oder Pflegegeld zu zahlen. 3,5 Prozent der Staatseinnahmen fließen direkt in solche Sozialleistungen - mehr als in jedem anderen Entwicklungsland. Eine langfristige Lösung des Armutsproblems ist das freilich nicht. Das sei auch der Regierung klar, sagt Sprecher Joel Netshitenzhe.

    "Arbeitsplätze zu schaffen, das hat in den kommenden zehn Jahren absolute Priorität für uns. Langfristig müssen Arme in die Wirtschaft einbezogen werden. Momentan versuchen wir, durch Sozialleistungen den Armen zu helfen. Doch die Wirtschaft wächst nur im Schneckentempo. Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann kommen wir früher oder später zu einem Punkt, an dem das Arbeitslosenproblem die Sozialleistungen in den Schatten stellt. Und das wiederum könnte unsere soziale und wirtschaftliche Stabilität gefährden."

    Wann die Geduld der Armen zu Ende sein wird, daran scheiden sich die Geister. In den vergangenen Monaten sind immer wieder vereinzelt Proteste im Land aufgeflammt, in denen sich die Menschen Luft darüber machten, dass sich an ihrer Situation nichts ändert. Außer Wohnungen, Strom und Wasser fordern sie Arbeitsplätze.

    Fast 40 Prozent der Südafrikaner haben keinen Job. Hinzu kommt: Als Folge der Apartheidpolitik ist das Gros der Arbeitslosen nicht oder schlecht ausgebildet. Der Markt für ungelernte Arbeiter aber ist gesättigt und Arbeitsbeschaffungs-Programme lindern das Problem nur kurzfristig. Gleichzeitig ist die Regierung nicht bereit, gegen den Willen der Gewerkschaften den Arbeitsmarkt zu de-regulieren und die Kap-Republik zum Billiglohnland nach asiatischem Vorbild zu machen.

    Neben einem verbesserten Berufsbildungssystem heißt das Zauberwort nun: Selbständigkeit. Arbeitslose sollen lernen, für sich selbst zu sorgen, kleine Unternehmen zu gründen, Handel zu treiben und auf diese Weise langfristig zu überleben. Doch was auf dem Papier plausibel klingt, das scheitert oftmals in der südafrikanischen Realität. Verglichen mit anderen Entwicklungsländern hat Südafrika die niedrigste Unternehmerquote. Lediglich fünf Prozent der Schulabgänger spielen überhaupt mit dem Gedanken, sich selbständig zu machen, sagt Christian Friedrich, der als Gastprofessor den Unternehmergeist am Kap erforscht.

    "Zur Zeit sieht es so aus, dass das Image eines Unternehmers im Land relativ schlecht ist. Jugendliche entscheiden sich fast ausschließlich nur dafür, wenn sie keine andere Chance haben, das heißt es findet eine negative Selektion statt. Die guten versuchen, irgendwo in großen Firmen unterzukommen, die schlechten machen sich selbständig, weil sie keine andere Chance haben. Das erklärt vielleicht auch die hohe Quote der 80 Prozent, die in den ersten fünf Jahren nicht erfolgreich sind.

    Für die meisten Südafrikaner ist Arbeit gleichbedeutend mit Lohnarbeit. Über Generationen haben sie im Bergbau, in der Landwirtschaft und als Hausangestellte das weiße Regime am Leben gehalten. Wer keine Arbeit hatte, wurde in verarmte Homelands abgeschoben. Heute streben junge Schwarze in die Wirtschaft und in Regierungspositionen, auf der Suche nach Prestige und Wohlstand. Sein eigener Chef zu sein und eigene Ideen auf den Markt zu bringen - das ist vielen bis heute suspekt. Wer es dennoch tut und als Existenzgründer erfolgreich ist, hat es noch lange nicht geschafft: Unternehmer gelten einerseits als Ausbeuter, gleichzeitig will aber die gesamte Sippe, wollen Freunde und Nachbarn vom Erfolg profitieren. Noch einmal Christian Friedrich:

    "Unsere Studien haben gezeigt, dass im Gegensatz zu Asien, wo viele Familienunternehmen extrem erfolgreich sind und Familienangehörige sich gegenseitig unterstützen, das in Afrika ganz anders ist. Dass es plötzlich in einer Firma viele Bosse gibt. Die anderen Familienangehörigen haben das Gefühl, weil der Onkel die Firma hat, dass ich am Erfolg partizipieren kann. Ich sage den Mitarbeitern, was sie zu tun haben und schaue am Freitagnachmittag auch mal nach, was in der Kasse noch übrig ist, weil es ist ein langes Wochenende und ich hätte mich gern ein bisschen vergnügt. Das sind Dinge, die mit Business nichts zu tun haben, aber sind typisch für die Mentalität."

    Mentalität und afrikanische Traditionen - ein Hindernis für wirtschaftliche Entwicklung? Das Thema ist sensibel und wird in Südafrika praktisch nicht diskutiert. In der öffentlichen Debatte geht es um fehlendes Geld, um inkompetente Manager, korrupte Politiker und ignorante Bürokraten. Und das nicht ohne Grund: SANGOCO, ein Dachverband für Nichtregierungs-Organisationen, schätzt, dass allein aus diesen Gründen zwei Drittel seiner Mitglieder bei der Armutsbekämpfung keine oder kaum Fortschritte machen.

    Doch selbst viele gut geführte und finanziell stabile Projekte haben sich damit abgefunden, die Not nur vorübergehend zu lindern. Initiativen, die Nahrungspakete oder Kleidung verteilen, laufen generell gut. Andere jedoch, die sich dem modernen Entwicklungsansatz von 'Hilfe zur Selbsthilfe' verschrieben haben, kämpfen mit Problemen. Das Klagelied der Helfer vor Ort klingt immer ähnlich - obwohl die wenigsten bereit sind, so offen über ihre Sorgen zu sprechen wie Kholiswa Ngonzo. Die Sozialarbeiterin im Township Khayelitsha, einem der größten Elendsviertel des Landes, bereitet seit Jahren in Projekten junge Frauen auf den Arbeitsmarkt vor. Die Nachfrage ist riesig, doch meist taucht bereits nach wenigen Wochen ein Drittel der Teilnehmer nicht mehr auf.

    "Der Grund ist ihre Erwartungshaltung. Sobald man sagt, dieses Projekt ist für arbeitslose Frauen, denken sie, wir geben ihnen direkt einen Arbeitsplatz. So etwas dauert aber, weil wir sie ja erst ausbilden müssen. Wir machen Trainingskurse und sehen immer wieder, dass die Teilnehmer einfach kein Interesse daran haben. Stattdessen wollen sie für Weiterbildung bezahlt werden, fragen, ob es Essen gibt und ob sie Kleidung geschenkt bekommen. Unsere Leute verstehen nicht, dass Entwicklungshilfe keine Einbahnstraße ist."

    Kholiswa Ngonzo spricht von einem Abhängigkeits-Syndrom: Arme Südafrikaner seien so daran gewöhnt zu empfangen und dankbar zu sein, dass viele sich nicht mehr vorstellen könnten, selbst die Initiative zu ergreifen und durch Arbeit Anerkennung zu gewinnen.

    Das Ergebnis: Ein Jahr nach Ende des Projektes sind fast alle ehemaligen Teilnehmer noch immer arbeitslos und leben weiterhin vom kargen Kindergeld, das eigentlich ihrem Nachwuchs zu Gute kommen sollte. Das ist frustrierend - nicht zuletzt für ehrenamtliche Helfer, die oft das Gefühl haben, gegen Windmühlen zu kämpfen. Die Studentin Mieke Krynauw hat in ihrer Freizeit ein Arbeitslosenprojekt im Township Nyanga geleitet und zieht Bilanz:

    "Nachdem ich das ein Jahr lang gemacht hatte, konnte ich einfach nicht mehr. Ich war absolut demoralisiert. Ich hatte das Gefühl, alles, was ich mache, verschwindet in einem schwarzen Loch, es kommt nichts dabei raus, und die Teilnehmer wollen das alles gar nicht. Die Leute denken, dass du auf alles eine Antwort weißt, dass deine Ressourcen unerschöpflich sind. Sie verstehen nicht, dass das unrealistisch ist und lassen ihren Frust dann auch schon mal an dir aus."

    In der Apartheid-Geschichte wurzelt der größte Teil des Problems. Doch auch die afrikanische Kultur selbst spielt eine Rolle: Während im Westen der Individualismus kultiviert wird, steht bei südafrikanischen Stämmen wie den amaXhosa, amaZulu oder Basotho die Gemeinschaft im Mittelpunkt. Das wiederum verträgt sich nur bedingt mit Konkurrenzdenken und wirtschaftlichem Wettbewerb, sagt Otto Kohlstock vom Berliner Missionswerk. Nach 20 Jahren Entwicklungsarbeit in ländlichen Gebieten und städtischen Slums in Südafrika leitet er zurzeit das diakonische Zentrum Themba Labantu in Philippi bei Kapstadt.

    "In der traditionellen afrikanischen Gesellschaft geht's immer darum, das Gleichgewicht in der Gemeinschaft zu halten, und nur so konnte die Sippe überleben. Sobald jemand den Kopf rausgesteckt hat und versucht hat, besser zu sein als die anderen, dann wurde dieser Mensch entweder ausgestoßen oder wurde diszipliniert. Wenn ich ein Projekt mache, setze ich jemanden ein, der das leitet, zum Beispiel bei Perlenarbeit. Und der teilt ganz genau ein, wie viel Material jeder kriegt. Und wenn jemand schon eher fertig ist, schneller gearbeitet hat, fleißiger war, dann muss der oder die warten, bis alle anderen auch so weit sind."

    Doch traditionelle Werte und Gesellschaftsstrukturen wandeln sich. Neben den Weißen im Land hat die neue schwarze Elite bewiesen, dass man mit einer gehörigen Portion Individualismus reich werden kann. Und so fühlen sich viele arme Südafrikaner zwischen allen Stühlen, sagt Mary Simons, Politikwissenschaftlerin an der Universität Kapstadt.

    "Südafrika durchlebt eine Zeit enormer kultureller Konflikte, einen Übergang von kommunalen zu individuellen Werten. Die Gemeinschaft, die weit verzweigte Großfamilie, wird zur Last, besonders, wenn es um soziale Verpflichtungen wie Beerdigungen geht."

    So fahren zum Beispiel bitterarme Slumbewohner in Kapstadt mehrmals im Jahr hunderte von Kilometern zu den Beerdigungen entfernter Verwandter in ihre Heimatdörfer im Ostkap. Ersparnisse werden aufgebraucht und Projekte unterbrochen. Auf dem Land sei die Situation nicht viel besser, sagt Ken Duncan von der Schweizer Entwicklungshilfe-Organisations SSACI.

    "Wir haben ein Weberei-Projekt in der Provinz KwaZulu-Natal initiiert. Dort hat sich herausgestellt, dass die Weberinnen einen dringend benötigten Auftrag verloren haben, weil jemand im Dorf gestorben ist und sie zwei Wochen lang mit der Beerdigung beschäftigt waren und nicht arbeiten konnten. Die Idee, dass ein Vertrag wichtiger sein kann als soziale Verpflichtungen war ihnen absolut fremd."

    Weit verbreitet sei außerdem die Vorstellung, dass Menschen, die Geld verdienen, es mit anderen teilen müssen: Nachbarn, Freunde und Verwandte erwarten Finanzspritzen oder wenigstens Kredite. Unkontrollierte Kredite aber sind der Tod eines jungen Unternehmens. Und so werden aktive und erfolgreiche Schwarze oft Opfer ihrer eigenen Kultur, bestätigt Mary Simons.

    "Entweder werden sie zum Wohltäter, von dem dann eine große Zahl von Menschen abhängig ist. Oder sie verstecken ihr Hab und Gut. Aber natürlich will jeder zeigen, dass er jetzt ein Auto oder ein Haus hat. Und so verlassen sie ihre Dörfer, oft aus Angst davor, dass ihr Haus angezündet oder ihr Eigentum zerstört wird. Ganz einfach deshalb, weil man sich ihren Erfolg nicht erklären kann."

    Vor allem in ländlichen Gebieten wie der Limpopo-Provinz kommt es immer wieder zu solchen Vorfällen. Die oft damit einhergehen, dass erfolgreiche Geschäftsleute der Hexerei beschuldigt werden. Sie stehen im Verdacht, Muti - traditionelle Medizin - zu nutzen, um die Konkurrenz auszuschalten. Viele vergraben angeblich eine menschliche Hand unter der Schwelle ihres Geschäftes, um Kunden anzulocken. Kommen die Dorfbewohner zu dem Schluss, dass sie es mit einer Hexe zu tun haben, steht alles auf dem Spiel. Das Wissen darum reicht oft schon, um geschäftlichen Ehrgeiz im Keim zu ersticken. Thias Kgatla, Theologieprofessor an der Universität des Nordens.

    "Leute, die einmal der Hexerei beschuldigt wurden, fassen kein Geschäft mehr an, weil sie wissen, dass sie Neid sähen. Wenn sie hingegen nachgeben und sich dem Mob unterordnen, sind sie sicher. Hexenglauben verhindert Entwicklung auf dem Land, dort, wo sie am nötigsten ist."

    Darauf müssen sich Organisationen einstellen, die in Südafrika Existenzgründer fördern wollen. Bheki Madolo von CARE Südafrika setzt sich genau dafür ein - und gilt deshalb unter Kollegen als Rebell.

    "Ich verstehe die Kultur der Menschen und bringe ihnen darauf aufbauend grundlegende Geschäftsprinzipien bei. In Afrika muss man Trainingsprogramme in den kulturellen Kontext einbinden, man muss die Menschen da abholen, wo sie stehen und sie dann ans Unbekannte heranführen. Aber das ist unbequem, echte Knochenarbeit - und sie braucht viel Zeit."

    Peter Matetwa hat es alles hinter sich. Vor fünf Jahren wohnte er in einer Wellblechhütte und begann, mit umgerechnet acht Euro, am Straßenrand Eier zu verkaufen. Heute hat er ein vollgepacktes kleines Lebensmittelgeschäft in Mamelodi bei Pretoria und bildet selbst Kleinstunternehmer aus.

    "Das hier ist mein Laden. Wir verkaufen alles, was die Leute täglich brauchen: Maismehl, Reis und jetzt im Winter Hustensaft. Die Regierung macht viel, aber wir müssen uns auch selbst helfen und die Armut bekämpfen. Am Anfang wusste ich nicht, wie und habe deshalb an einem Business-Start-up-Projekt teilgenommen. Jetzt helfe ich anderen, ihr eigenes Geschäft aufzubauen."

    Zu Anfang, erzählt er, hätten seine Nachbarn ihn ausgelacht. Dann hätten ihn die Leute auf der Straße nicht mehr gegrüßt. Später sei er beschuldigt worden, sich der Hexerei zu bedienen. Doch er habe sich nicht einschüchtern lassen. Jetzt ist er ein angesehener Mann und wird immer wieder von der Familie um Geld gebeten. Meist lehnt er ab.

    "Sie denken, dass die Einnahmen mein Profit sind! Aber das ist das Geld, von dem ich wieder Waren kaufen muss. Es dauert, bis man die Früchte seiner Arbeit ernten kann. Doch inzwischen habe ich ein ordentliches Haus gebaut, und diese Mauer hier, und eine Dusche und eine Toilette. Es gibt fließend Wasser und demnächst sogar warmes Wasser. Ich weiß jetzt, wo ich hin will - anders als früher."

    Peter Matetwa hatte beides: den festen Willen, es zu schaffen und eine Organisation an seiner Seite, die ihm da geholfen hat, wo er selbst nicht weiterkam. Beides ist eher die Ausnahme als die Regel, sagt Karin Webber. Sie beklagt, dass viele Initiativen blauäugig sind in ihrem Streben, arme Südafrikaner zu "entwickeln".

    "Viele dieser Projekte entscheiden einfach, was gut für die Menschen ist. Und erwarten dann Dankbarkeit, weil sie ja etwas gegen Armut tun. Aber niemand hat die Menschen gefragt, was sie eigentlich brauchen, und am Ende ist das Projekt nur eine Eintagsfliege. Besonders wenn es um Weiterbildung geht müssen wir uns fragen: Was bringen wir den Leuten eigentlich bei? Wer entscheidet, welche Fertigkeiten sie brauchen? Wissen wir um ihr soziales Umfeld? Oder finanzieren wir ein Projekt nur deshalb, weil es leicht durchzuführen ist?"

    Klar ist: Armutsbekämpfung kann nur erfolgreich sein, wenn alle mit anpacken: Regierung, Privatwirtschaft, gemeinnützige Organisationen und die Betroffenen selber. Allen Bemühungen zum Trotz werden große Teile der Bevölkerung dennoch auf absehbare Zeit auf Sozialleistungen angewiesen sein. Dass damit Abhängigkeit und Lethargie noch größer werden, gibt Anlass zur Sorge. Inzwischen ist es zum Beispiel für arme Frauen oft lukrativer, Kinder zu bekommen als einen Job zu suchen, erzählt Kholiswa Ngonzo.

    "Das ist ein Problem. Es ist nicht akzeptabel, aber so überleben die Menschen. Je mehr Kinder du hast, desto mehr Kindergeld gibt es. Umgerechnet 20 Euro pro Kind im Monat - das ist ziemlich viel Geld für eine arme Familie."

    Der ANC hat ein Interesse an höheren Sozialausgaben: Sie halten die armen Massen im eigenen politischen Lager. Mehr Eigeninitiative zu verlangen, das verträgt sich so schlecht mit den sozialistischen Wurzeln der Partei wie mit dem aktuellen Versprechen von mehr Staat. Doch zunehmend stellt man auch auf Regierungsebene kritische Fragen. Noch einmal Regierungssprecher Joel Netshitenzhe:

    "Haben wir die Gesellschaft ausreichend mobilisiert und dafür gesorgt, dass die Menschen sich gegenseitig helfen, für sich selbst Verantwortung übernehmen und die Möglichkeiten auch nutzen, die sich ihnen bieten? Ich denke nicht. Wer arbeitslos ist, kann mehr tun als im Schatten sitzen und zuzusehen, wie andere ihm ein Haus bauen. Wir als Regierung werden den Armen weiterhin helfen, und die Privatwirtschaft wird investieren, aber letztlich liegt es auch an den Armen selbst, ihr Leben zu verbessern. Die alte Wahrheit stimmt noch immer: Die Menschen müssen ihre eigenen Befreier sein.