Ein kleines Geschäft für Dessous in der Mailänder Innenstadt. Eine Kundin ist auf der Suche nach einem Männerpyjama. Caterina Boria, die Geschäftsinhaberin, holt eine edle Schachtel aus dem Regal und zieht einen feinen braunen Seidenpyjama heraus. Der stolze Preis für die edle Nachtwäsche: 160 Euro. Die Kundin verzieht ein wenig das Gesicht. Warum soll sie so viel Geld ausgeben, wenn sie ähnliche Schlafanzüge in einem der vielen chinesischen Geschäfte der Stadt schon für 35 Euro bekommt? Nur dass da die Schachteln nicht so hübsch und exklusiv aussehen. Doch die Ladenbesitzerin Caterina Boria hat heute Glück: Ihre Kundin lässt sich am Ende von dem feinen Pyjama "Made in Italy" überzeugen und kauft es - trotz des hohen Preises. Und Signora Boria ist zufrieden - Qualität setze sich eben durch, meint sie.
"Nur wenn die italienischen Textilunternehmer hochwertige Waren herstellen, gibt es für unsere Textilbranche noch Hoffnung auf Rettung. Wenn unsere Unternehmer aber nur an den großen Profit denken, wenn sie irgendwo im Ausland billig produzieren und hier teuer verkaufen wollen, dann machen sie alles kaputt. Überlegen Sie doch mal: Ein Arbeiter verdient in China umgerechnet 30 Euro im Monat - da können wir uns doch nicht auf das gleiche Niveau begeben, nur um mit der Konkurrenz mitzuhalten."
Doch genau das geschieht: Weil italienische Produzenten mit den Billigpreisen der chinesischen Hersteller nicht mehr mithalten können, verlagern sie einfach ihre Produktion nach Fernost. Die Geschäftsidee: Billig in China produzieren, um die Waren dann als italienische Mode nach Europa zurück zu importieren. So lässt sich zwar sparen – allerdings mit der Konsequenz, dass nun viele Textilfabriken in Italien leer stehen. Gegenden, die früher einmal von der Textilwirtschaft lebten, wie Biella in Piemont, Como in der Lombardei oder Prato in der Toskana, haben heute mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Experten schätzen, dass allein in diesem Jahr 100.000 Arbeitsplätze in der italienischen Textilbranche auf der Kippe stehen. Stefano Azzali von der Mailänder Handelskammer.
"Wir Italiener stehen vor dem großen Problem der chinesischen Raubkopien. Es ist entstanden, weil viele Unternehmer ihre Produktion nach China verlagert haben. Und dort haben die Leute schnell gelernt, wie sie am besten perfekte Warenkopien nach europäischen Standards herstellen können. So entsteht eine Konkurrenz, gegen die wir nicht ankommen."
Der Export von Billigwaren aus China nach Europa boomt wie nie zuvor - und Italien bleibt kaum etwas Anderes übrig, als sich mit dieser Tatsache abzufinden. Die Zahlen sind alarmierend: Allein im vergangenen Jahr stieg der Import von Pullis aus China um das 900fache an. Männer- und Frauenhosen erlebten einen Boom von über 700 Prozent. Und erst vor wenigen Wochen machte diese Meldung Schlagzeilen: Vor der italienischen Küste wurde ein Schiffscontainer voller Büstenhalter zum Schnäppchenpreis sichergestellt. Herkunftsland: China. Preis: Päckchen mit jeweils zwölf BH sollten für 50 Cents über den Tisch gehen. Schon seit langem fordert die italienische Regierung daher Quoten und Einfuhrzölle für Textilprodukte aus China, um die einheimische Industrie und ihre Arbeitsplätze zu schützen. Doch ganz so einfach ist dies nicht: Die gefährliche Konkurrenz kommt mittlerweile nicht nur aus dem Fernen Osten, sondern direkt aus dem eigenen Land. Chinesische Billighersteller produzieren inzwischen überall in Italien - egal ob im toskanischen Prato oder mitten im Zentrum der Modestadt Mailand. Chen Bo von der chinesischen Handelskammer in Mailand erklärt das Phänomen so:
"Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Die Chinesen, die nach Italien emigriert sind, arbeiten unheimlich viel und sparen ihr Geld. Außerdem sind sie sehr stark in Familiengruppen organisiert. Die Familienangehörigen und Freunde helfen sich bei der Arbeit, auch finanziell. Deshalb brauchen die Chinesen so gut wie nie einen Kredit, um ein Geschäft auf die Beine zu stellen. Sie schaffen es eben."
Was Chen Bo nicht sagt: Es ist nicht nur der starke Familienzusammenhalt, der chinesische Hersteller in Italien so erfolgreich macht. Immer wieder berichten die italienischen Zeitungen von unmenschlichen Arbeitsbedingungen mitten in Mailand, Turin oder Genua; von illegalen Immigranten aus China, die an ihre Nähmaschinen angekettet werden und 20 Stunden am Tag arbeiten müssen. Und von zehnjährigen Kindern, die zur Arbeit gezwungen werden. Eine illegale, unmenschliche Konkurrenz, die auch Importquoten und Einfuhrzölle nicht stoppen werden.
"Nur wenn die italienischen Textilunternehmer hochwertige Waren herstellen, gibt es für unsere Textilbranche noch Hoffnung auf Rettung. Wenn unsere Unternehmer aber nur an den großen Profit denken, wenn sie irgendwo im Ausland billig produzieren und hier teuer verkaufen wollen, dann machen sie alles kaputt. Überlegen Sie doch mal: Ein Arbeiter verdient in China umgerechnet 30 Euro im Monat - da können wir uns doch nicht auf das gleiche Niveau begeben, nur um mit der Konkurrenz mitzuhalten."
Doch genau das geschieht: Weil italienische Produzenten mit den Billigpreisen der chinesischen Hersteller nicht mehr mithalten können, verlagern sie einfach ihre Produktion nach Fernost. Die Geschäftsidee: Billig in China produzieren, um die Waren dann als italienische Mode nach Europa zurück zu importieren. So lässt sich zwar sparen – allerdings mit der Konsequenz, dass nun viele Textilfabriken in Italien leer stehen. Gegenden, die früher einmal von der Textilwirtschaft lebten, wie Biella in Piemont, Como in der Lombardei oder Prato in der Toskana, haben heute mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Experten schätzen, dass allein in diesem Jahr 100.000 Arbeitsplätze in der italienischen Textilbranche auf der Kippe stehen. Stefano Azzali von der Mailänder Handelskammer.
"Wir Italiener stehen vor dem großen Problem der chinesischen Raubkopien. Es ist entstanden, weil viele Unternehmer ihre Produktion nach China verlagert haben. Und dort haben die Leute schnell gelernt, wie sie am besten perfekte Warenkopien nach europäischen Standards herstellen können. So entsteht eine Konkurrenz, gegen die wir nicht ankommen."
Der Export von Billigwaren aus China nach Europa boomt wie nie zuvor - und Italien bleibt kaum etwas Anderes übrig, als sich mit dieser Tatsache abzufinden. Die Zahlen sind alarmierend: Allein im vergangenen Jahr stieg der Import von Pullis aus China um das 900fache an. Männer- und Frauenhosen erlebten einen Boom von über 700 Prozent. Und erst vor wenigen Wochen machte diese Meldung Schlagzeilen: Vor der italienischen Küste wurde ein Schiffscontainer voller Büstenhalter zum Schnäppchenpreis sichergestellt. Herkunftsland: China. Preis: Päckchen mit jeweils zwölf BH sollten für 50 Cents über den Tisch gehen. Schon seit langem fordert die italienische Regierung daher Quoten und Einfuhrzölle für Textilprodukte aus China, um die einheimische Industrie und ihre Arbeitsplätze zu schützen. Doch ganz so einfach ist dies nicht: Die gefährliche Konkurrenz kommt mittlerweile nicht nur aus dem Fernen Osten, sondern direkt aus dem eigenen Land. Chinesische Billighersteller produzieren inzwischen überall in Italien - egal ob im toskanischen Prato oder mitten im Zentrum der Modestadt Mailand. Chen Bo von der chinesischen Handelskammer in Mailand erklärt das Phänomen so:
"Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Die Chinesen, die nach Italien emigriert sind, arbeiten unheimlich viel und sparen ihr Geld. Außerdem sind sie sehr stark in Familiengruppen organisiert. Die Familienangehörigen und Freunde helfen sich bei der Arbeit, auch finanziell. Deshalb brauchen die Chinesen so gut wie nie einen Kredit, um ein Geschäft auf die Beine zu stellen. Sie schaffen es eben."
Was Chen Bo nicht sagt: Es ist nicht nur der starke Familienzusammenhalt, der chinesische Hersteller in Italien so erfolgreich macht. Immer wieder berichten die italienischen Zeitungen von unmenschlichen Arbeitsbedingungen mitten in Mailand, Turin oder Genua; von illegalen Immigranten aus China, die an ihre Nähmaschinen angekettet werden und 20 Stunden am Tag arbeiten müssen. Und von zehnjährigen Kindern, die zur Arbeit gezwungen werden. Eine illegale, unmenschliche Konkurrenz, die auch Importquoten und Einfuhrzölle nicht stoppen werden.