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Von Automat zu Automat

Kommunikationstechnologie. - Handys haben einen beispiellosen Erfolgsweg hinter sich, in vielen Ländern gibt es mehr Mobiltelefonzugänge als Einwohner. Daher drängen die Telekommunikationsfirmen auf dem Mobilfunkmesse MWC in Barcelona darauf Dinge miteinander sprechen zu lassen.

Von Manfred Kloiber | 28.02.2013
    Macario Namie hat sofort zwei Beispiele parat, wenn man ihn fragt, worum es eigentlich bei der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation geht. Warum denn Maschinen, zum Beispiel Getränkeautomaten mit anderen Maschinen, etwa in einem Rechenzentrum überhaupt kommunizieren sollen. Namie ist Vice-President von Jasper Wireless, einem amerikanisches Unternehmen, das vereinfacht gesagt SIM-Karten und Anwendungen speziell für die Automatenkommunikation verkauft. Seine einfache Antwort: Um Zeit und Geld zu sparen, was sonst?

    "Heute werden die meisten Verkaufsautomaten von einem Servicetechniker gewartet. Und zwar in Wartungsintervallen, zum Beispiel einmal die Woche. Da wird die Ware geprüft, das Geld eingesammelt und Wechselgeld eingefüllt. Aber 80 Prozent benötigen genau dann, wenn der Techniker kommt, gar keinen Service. Mit eingebauter M2M-Kommunikation aber weiß der Aufsteller jederzeit genau, welche Ware nachgelegt oder ob etwas gewartet werden muss."

    Dabei ist der Kostenaufwand für das zusätzlich nötige Kommunikationsmodul mit unter 100 Euro gering. Meist haben die Automaten nur einfache Telegramme zu senden, die sie zum Beispiel als SMS absetzen. Auch ist in einem Getränkeautomat genügend Platz, um das Sende-Modul in Briefmarkengröße unterzubringen und mit Strom zu versorgen. Macario Namie aber gibt noch andere Beispiele, etwa aus der Landwirtschaft, die nicht ganz so auf der Hand liegt wie das mit dem Getränkeautomaten in der Wartehalle:

    "Die Bewässerung in der Landwirtschaft findet gewöhnlich in festen Intervallen statt, also zum Beispiel jeden Tag um 6:00 Uhr morgens wird bewässert. Nun aber geht man dazu über, Sensoren in die Erde zu bringen, die mit einer Zentrale kommunizieren, die den ganzen Betrieb überwacht. Die weiß ganz genau, welche Flächen wie viel Wasser benötigen und vor allem wann. Die Intelligenz steck jetzt in der Bewässerungsanlage, die nur noch dann Wasser in die Stellen des Bodens bringt, die trocken sind. Und vor allem nur soviel Wasser, wie auch tatsächlich benötigt wird."

    Bei solchen Sensornetzen allerdings, hat nicht jeder Sensor ein eigenes Mobilfunkteil. Sondern hier senden die Sensoren per Funksystem mit geringer Reichweite an eine Relaisstation. Erst die hat dann ein Mobilfunkmodul. Seriöse Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 50 Milliarden Dinge auf diese Art und Weise bis zum Jahr 2020 vernetzt werden könnten. Da bekommen die Vertreter der Netzanbieter wie Oliver Kliegl von der Deutschen Telekom leuchtende Augen:

    "Absolut. Es handelt es sich ja hier um ein Wachstumssegment. Man kann vereinfach sagen, nachdem also die Menschheit mit Handys, Smartphones und dergleichen ausgestattet ist, haben wir jetzt die Möglichkeit, die Maschinen miteinander zu connecten, also mit SIM-Karten auszustatten und kommunizieren zu lassen, um eine Reihe von Vorteilen zu bringen."

    Tatsächlich sind die Zuwachsraten in diesem Geschäft – verglichen mit dem Smartphone-Markt – extrem stark. Bis zu 50 Prozent sagen Marktstudien voraus. Und Kritiker dieses Trends zur allumfassenden Vernetzung gibt es kaum. Im Gegenteil: Der marktwirtschaftlich orientierten Nicht-Regierungsorganisation "Carbon War Room", frei auf Deutsch übersetzt – Kommandozentrale gegen den CO2-Ausstoß, geht das alles nicht schnell genug. José Maria Figueres, vormals Präsident von Costa Rica und nun an der Spitze des "Carbon War Room", erklärt sehr euphorisch warum:

    "Zum ersten ist das ein industrieller Bereich, der vielen unterschiedlichen Studien zufolge im Jahr 2020 einen Wert von bis zu 750 Milliarden Euro pro Jahr erreichen kann. Und zweitens – für uns besonders wichtig – hat M2M das Potential, den Kohlendioxid-Ausstoß ab dem Jahr 2020 jährlich um 9,2 Gigatonnen zu reduzieren. Das ist also noch eine Gelegenheit, Umweltschutz und Wirtschaft miteinander zu verbinden. Es entstehen neue Geschäftsmodelle, während gleichzeitig der Kohlendioxid-Ausstoß reduziert wird."