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Von buddhistischer Ökonomie bis zur Wirtschaftskrise in Asien

Auch wenn Bangkok als Stadt für eine Deutsche gewöhnungsbedürftig ist, die 'Thammasat Universität' ist eine Oase von Grün mitten in der Stadt. Die Freiburgerin Lena Zimmer studiert hier 'Thai Studies', und bekommt ein immer diferenzierteres Bild des Landes.

    Ein Beitrag von Regina Kusch

    Ich lern seit drei Monaten Thai. Und ich kann mich schon durchschlagen alleine, mir was zu essen kaufen, was bestellen im Restaurant. Und wenn es nicht weitergeht, dann Hände und Füße, englisch wird doch überall verstanden.

    Die Schrift ist ein bisschen kompliziert, aber man lernt zuerst in Lautschrift und da man überall jederzeit Zeit Thai hört, lernt man sehr schnell. Und nach ein paar Wochen kann man sich sehr gut durchschlagen in Thailand. Wenn man nur ein paar Brocken Thai hervorbringt, dann hat man den Schlüssel zu den Herzen und plötzlich ist der Zugang sehr viel leichter zu den Thais.

    Schwieriger war es für Lena Zimmer am Anfang ihr Herz für die Millionenstadt Bangkok zu erwärmen. Vor dem Beginn ihres Studiums war sie vor allem durch den Norden des Landes gereist. Auf der Suche nach dem ursprünglichen Thailand hatte sie drei Monate im Dschungel gelebt unter ganz einfachen Bedingungen. Dort hat sie sich mit den Bewohnern eines kleinen Bergdorfs angefreundet. Der Moloch Bangkok hat der Ethnologie-Studentin aus Freiburg dann erst einmal einen Kulturschock versetzt.

    Zu allererst hab ich gedacht o Gott, das ist hier alles hässlich. Ich hab diese Stadt gesehen mit riesigen Werbetafeln, riesigen Highways und ich dachte meine Güte, das soll das schöne Thailand sein und es hat über ein Jahr gebraucht, bis ich hier überhaupt eine Orientierung hatte, weil alles, woran ich mich in Deutschland.

    Irgendwie orientiere, gibt es hier nicht. Es gibt keine vernünftigen Häuser, es gibt keine Kirchen, es gibt keine Straßencafes, es gibt keine Plätze, Brunnen, Geschäfte, die man kennen würde, irgendwie sieht hier alles komplett gleich aus und ich konnte mir nie einen Weg merken.

    Den Weg zur Uni hat Lena dann doch ganz schnell gefunden. Von ihrem Ein-Zimmer-Apartment im Stadtzentrum aus immer am Fluss lang, denn die Thammasat Universität liegt direkt am Ufer des Chao Praya ganz nah beim Königspalast. An der Uni selber hat Lena sich schon nach kurzer Zeit wohlgefühlt.

    Manche Professoren sind besser als zu Hause. Sie geben sich sehr viel mehr Mühe. Die Uni ist schön eine Oase von Grün mitten in der Stadt. Die Räume sind klimatisiert und sauber und groß. Das Essen in der Mensa ist vorzüglich und es macht Spaß, dort zu studieren.

    Absolut ungewohnt war es für Lena allerdings, eine Schuluniform tragen zu müssen, gestärkte weiße Bluse und dunkelblauer Rock. Doch sie hat festgestellt, dass das durchaus Vorteile haben kann.

    Man wird automatisch für einen Touristen gehalten, wenn man normal bekleidet ist. Wenn man allerdings eine Schuluniform trägt, dann sehen die Menschen sofort, von welchen Uni man ist, weil man das Emblem trägt. Die Thammasat Universität ist hoch anerkannt. Studenten haben sowieso einen sehr hohen Status in der Gesellschaft. Und die Menschen begegnen einem mit sehr viel mehr Respekt, als wenn man die Uniform nicht trägt.

    Jeder Neuankömmling bekommt von der Universitätsleitung sogenannte "Buddies" an die Seite gestellt. Das sind persönliche Tutoren. die die Eingewöhnung erleichtern sollen. Sie wissen nicht nur in der Bibliothek Bescheid sondern auch, wo die interessanten Geschäfte und Discos sind. Trotzdem findet Lena es schwierig, Kontakte zu thailändischen Mitstudierenden zu bekommen.

    Thailändische Studenten sind anders als europäische Studenten. Die Thai Studenten sagen nichts, sie fragen nichts, sie schreiben alles nieder, lernen auswendig. In Deutschland gibt es viele z.B. Subkulturen, es ist ne starke Bewegung etwas verändern zu wollen, alternativ leben zu wollen. In Thailand ist doch alles main stream, Konsum, Konsum, Konsum. Wenn man die Leute fragt, es gibt keine Hobbys außer bummeln, shoppen, window shopping und mal ins Kino zu gehen.

    Thailändische Freunde, mit denen sie ganz offen über Probleme und Gefühle reden kann wie sie es aus Freiburg gewöhnt ist, hat Lena in Bangkog nicht gefunden. Die offensive deutsche Art ist dort nicht unbedingt gefragt.

    Was in Dtl. ganz normal wäre, dass man auch mit dem anderen Geschlecht befreundet sein kann, das gibt es hier nicht. Man hängt immer in großen Cliquen zusammen, außer man ist ein Paar. Lena zieht es immer wieder in den Norden Thailands zu ihren Freunden in die Berge. Inzwischen hat sie herausgefunden, dass man "Thai studies" auch dort belegen kann, in Chiang Mai. Im nächsten Semester will sie dahin wechseln.

    Links zum Thema:

    Thammasat University