Ein polnischer Ingenieur, der den Bau des EM-Stadions in Pozna leitet:
"Das was wir hier sehen, haben wir schon vor zwei Jahren angefangen zu bauen. Da drüben ist schon fast alles fertig. Dort bauen wir nur noch die dritte Ebene. Nachdem was ich gehört habe, sollte es zuerst ein kleineres Stadion werden. Jetzt aber plant man für 55.000 Zuschauer."
Und ein ukrainischer EM-Koordinator über den Stand der Vorbereitungen in seinem Land:
"Ein Freund hat uns gesagt: In Europa lädt man normalerweise Gäste ein, wenn man ein Haus baut. In der Ukraine sieht es so aus, als ob wir alle einladen würden und noch nicht einmal angefangen haben zu bauen. Wir sollten jetzt so schnell wie möglich loslegen."
Gesichter Europas: Von Danzig bis Donezk - Die Fußball-Europameisterschaft 2012 als Kraftakt für Polen und die Ukraine.
Mit Reportagen von Ernst-Ludwig von Aster und Wojtek Mroz. Am Mikrofon begrüßt Sie Norbert Weber.
Es sei eine politisch motivierte Wahl gewesen, sagte Michel Platini, der Präsident der Europäischen Fußball-Union, als die UEFA sich am 19. April 2007 überraschend dafür entschied, nicht dem favorisierten Italien, sondern Polen und der Ukraine, den Zuschlag für die Austragung der Fußball-Europameisterschaft 2012 zu geben. Damit wird erstmals seit 1976 im damaligen Jugoslawien wieder ein EM-Turnier in Osteuropa ausgetragen und der Versuch unternommen, einen östlichen EU- Mitgliedsstaat und seinen Nachbarn zu fördern. Das Ziel der Fußball- Funktionäre: Europa soll mit Hilfe dieses Sport- Großereignisses ein Stückchen weiter zusammen wachsen.
Die Herausforderung ist groß für beide Länder: Acht Stadien müssen neu gebaut werden, dazu mehr als tausend Kilometer Autobahn. Schienennetze, Bahnhöfe, Flughäfen und Hotels warten auf Modernisierung. Das erfordert einen gewaltigen logistischen und finanziellen Kraftakt. Und die Zeit drängt.
Vielerorts hängt man in der Vorbereitung dem Zeitplan hinterher. In der 600.000 Einwohnerstadt Poznan, zu Deutsch Posen, einem der sechs möglichen EM-Austragungsorte in Polen, ist man jedoch zuversichtlich. Hier pflegt man - wirtschaftlich und kulturell - den Wettbewerb mit dem 300 km entfernten Warschau. In Sachen EM-Vorbereitungen haben die Poznaner zurzeit eindeutig die Nase vorn. Denn während in Warschau noch über den Stadienbau debattiert wird, montieren Handwerker in Poznan bereits die Tribünenteile.
"Das was wir hier sehen, haben wir schon vor zwei Jahren angefangen zu bauen. Da drüben ist schon fast alles fertig. Dort bauen wir nur noch die dritte Ebene. Nachdem was ich gehört habe, sollte es zuerst ein kleineres Stadion werden. Jetzt aber plant man für 55.000 Zuschauer."
Und ein ukrainischer EM-Koordinator über den Stand der Vorbereitungen in seinem Land:
"Ein Freund hat uns gesagt: In Europa lädt man normalerweise Gäste ein, wenn man ein Haus baut. In der Ukraine sieht es so aus, als ob wir alle einladen würden und noch nicht einmal angefangen haben zu bauen. Wir sollten jetzt so schnell wie möglich loslegen."
Gesichter Europas: Von Danzig bis Donezk - Die Fußball-Europameisterschaft 2012 als Kraftakt für Polen und die Ukraine.
Mit Reportagen von Ernst-Ludwig von Aster und Wojtek Mroz. Am Mikrofon begrüßt Sie Norbert Weber.
Es sei eine politisch motivierte Wahl gewesen, sagte Michel Platini, der Präsident der Europäischen Fußball-Union, als die UEFA sich am 19. April 2007 überraschend dafür entschied, nicht dem favorisierten Italien, sondern Polen und der Ukraine, den Zuschlag für die Austragung der Fußball-Europameisterschaft 2012 zu geben. Damit wird erstmals seit 1976 im damaligen Jugoslawien wieder ein EM-Turnier in Osteuropa ausgetragen und der Versuch unternommen, einen östlichen EU- Mitgliedsstaat und seinen Nachbarn zu fördern. Das Ziel der Fußball- Funktionäre: Europa soll mit Hilfe dieses Sport- Großereignisses ein Stückchen weiter zusammen wachsen.
Die Herausforderung ist groß für beide Länder: Acht Stadien müssen neu gebaut werden, dazu mehr als tausend Kilometer Autobahn. Schienennetze, Bahnhöfe, Flughäfen und Hotels warten auf Modernisierung. Das erfordert einen gewaltigen logistischen und finanziellen Kraftakt. Und die Zeit drängt.
Vielerorts hängt man in der Vorbereitung dem Zeitplan hinterher. In der 600.000 Einwohnerstadt Poznan, zu Deutsch Posen, einem der sechs möglichen EM-Austragungsorte in Polen, ist man jedoch zuversichtlich. Hier pflegt man - wirtschaftlich und kulturell - den Wettbewerb mit dem 300 km entfernten Warschau. In Sachen EM-Vorbereitungen haben die Poznaner zurzeit eindeutig die Nase vorn. Denn während in Warschau noch über den Stadienbau debattiert wird, montieren Handwerker in Poznan bereits die Tribünenteile.
Planwirtschaft in Pozna - Ein 30jähriger Ingenieur baut Polens erstes EM-Stadion
Mit einer alten Seilwinde zieht ein Arbeiter das Farbfass an der Außenwand des Lech-Stadions empor: Verschönerungsarbeiten an der Fassade. Auf dem staubigen Stadion-Parkplatz stehen die Fahrzeuge der Bauarbeiter. Daneben parkt ein Schulbus aus dem gerade ein Schülergruppe gestiegen ist.
Langsam trödeln die Kinder hinter ihren beiden Lehrern durch den Tribünentunnel und betreten das Spielfeld. Staunend betrachten die Zwölfjährigen die leeren Tribünen. Sonst kickt hier der polnische Fußball-Erstligist Lech Poznan. Heute macht die Sportlehrerin hier ihren Unterricht.
"Wir haben heute einfach einmal einen Ausflug gemacht. Die Kinder sind zum ersten Mal hier."
Die Lehrerin lacht. Dass in vier Jahren hier auf dem Rasen um die Fußball-Europameisterschaft gespielt wird, hat sie ihren Schülern erzählt. Die waren aber nicht sonderlich beeindruckt.
Die Schüler schleudern ihre Sporttaschen auf die verwaiste Trainerbank und beginnen in lockerem Trab die Außenlinie entlangzulaufen. Die Lehrerin setzt sich mit ihrem Kollegen in den Schatten, holt eine Stoppuhr und einen Klemmhefter aus der Sporttasche, blickt neugierig nach rechts. Dort, am Rand, hinter der Bande, schwitzen drei Arbeiter in Sicherheitswesten und Helmen.
Piotr, einer der Arbeiter, hält ein schweres Armiereisen mit beiden Händen. Jarek, sein Kollege, dreht es Zentimeter für Zentimeter in Position. Tomek, der Dritte im Bunde, nimmt den Fixierdraht und verbindet damit die Metallstangen.
"Wir bauen Elemente für die neue Tribüne", sagt Jarek. Seit einem Jahr sind sie hier schon beschäftigt, zusammen mit weiteren 70 Kollegen. Drei Kräne hieven große Betonteile von den Lastwagen, platzieren sie zentimetergenau auf schon fertigen Tribünenteilen.
Das Mobiltelefon am Ohr, gestikuliert Andrzej Guzniczak zwischen den Kränen, dirigiert die Bauarbeiten. 30 Jahre ist der Ingenieur alt, das hier ist sein erster Stadionumbau.
"Das, was wir hier sehen, haben wir schon vor zwei Jahren angefangen zu bauen. Da drüben ist schon fast alles fertig. Dort bauen wir nur noch die dritte Ebene."
Guzniczak schiebt den weißen Helm etwas in den Nacken, wischt sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Als die Entscheidung für Polen und die Ukraine als EM-Ausrichter fiel, hatten hier schon die Bauarbeiten begonnen, mussten die Planungen nur noch leicht modifiziert werden.
"Nachdem, was ich gehört habe, sollte es zuerst ein kleineres Stadion werden. Jetzt aber plant man für 55.000 Zuschauer."
Und deshalb bauen Guzniczak und seine Kollegen noch ein paar Tribünen mehr. "Kein Thema", sagt der junge Bauingenieur und eilt mit großen Schritten eine Beton-Treppe empor.
"Die zwei alten Tribünen werden demontiert. Und die neuen werden alle so aussehen wie diese hier. Die hier werden wir im August fertig haben. Dann bauen wir noch zwei Seitentribünen. Damit beginnen wir noch im Juni. Und bei diesem Tempo, und wir haben ein gutes Tempo, werden wir in einem Jahr fertig sein."
Das dunkelblaue Tribünen-Geländer ist bereits angebracht, die blauen Sitzschalen sind schon in Position. Guzniczak blickt zufrieden. Alles läuft wie geplant. Nächsten Monat wird er die Zahl seiner Bauarbeiter auf 100 aufstocken können. Der frühe Baubeginn, die frühzeitig abgeschlossenen Verträge, garantieren ihm die nötige Bauarbeiterstärke.
"Wir haben hier keine Probleme. Die Polen sind sehr gute Facharbeiter. Darüber braucht man nicht zu diskutieren. Aber alles hängt von dem Lohn ab. Wenn wir anständig zahlen, dann kommen die Arbeiter auch zu uns."
Andere Austragungsorte - wie Warschau oder Breslau - fürchten schon jetzt einen Arbeiter-Engpass auf ihren Baustellen. Sind doch Tausende von Fachkräften in den letzten Jahren nach Westen abgewandert, arbeiten vor allem in Irland und Großbritannien.
Mit bis zu 200.000 fehlenden Fachkräften rechnet der polnische Arbeitgeberverband. Das Arbeitsministerium schlug bereits vor im großen Maßstab Chinesen oder Vietnamesen anzuwerben. Und der Leiter der polnischen Gefängnisverwaltung regte an, Sträflinge beim Straßenbau einzusetzen.
Wieder klingelt Guzniczaks Mobil-Telefon. Ein Transporter mit Betonteilen steckt im Stau. Der Ingenieur zuckt mit den Schultern. An das Verkehrschaos hat er sich gewöhnt. "Da kann man nichts machen", sagt er. Trotzdem liegen die Bauarbeiten im Zeitplan
"Im Traum habe ich es schon fertig gesehen: Es wird ein wunderbares Stadion. Es wird ein ganz besonderes Stadion sein."
Die erste polnische Arena für die Europameisterschaft 2012 - und sein erster Stadionbau: Der 30-Jährige lächelt. In vier Jahren um diese Zeit will er auf einer der Tribünen sitzen.
"Ich habe von Anfang an hier auf der Baustelle gearbeitet. Also, ich hoffe, dass ich dann auch als Zuschauer hier sein werde."
Im Innern des Stadions laufen die Schüler ihre letzte Runde. Anja liegt um Längen an der Spitze, biegt jetzt um die Eckfahne, geht auf die Zielgerade.
Die Lehrerin drückt die Stoppuhr. Anja lässt sich auf die Trainerbank fallen, greift erschöpft zur Wasserflasche. Die Lehrerin lacht. "Sie laufen schon", sagt sie. "Aber die Kondition ist noch ausbaufähig." Ihr Kollege grinst. "Das ist doch so ähnlich", lästert er, "wie bei unseren EM-Vorbereitungen".
Oft sind es die legendären Spiele bei Fußball-Welt- oder Europameisterschaften, Idole wie Beckenbauer in Deutschland, Boniek in Polen oder Blochin in der Ukraine, die junge Menschen begeistern und anstiften, selbst dem Ball hinterherzujagen. Ähnlich war es auch bei dem jungen ukrainischen Schriftsteller Serhij Zhadan. In seinem Prosaband "Anarchy in the UKR", wo er Erinnerungen aus seiner Jugendzeit zu Papier bringt, schildert er, wie er als 12-jähriger Junge bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1986 urplötzlich vom Fußball-Bazillus befallen wurde.
"Bis zur fünften Klasse hatte ich mit Sport nichts am Hut. Sport rauschte an mir vorbei. Alle meine Freunde rannten einem Gummiball hinterher - einen Lederball hatten sie natürlich nicht - und forderten mich andauernd auf, ins Tor zu gehen, wenn ich schon nicht richtig mitspielen wollte, aber ich fand immer einen Grund, nicht mitzumachen, manchmal machte ich einfach so nicht mit, grundlos. Sie hielten mich natürlich für einen Idioten, womit sie nicht ganz Unrecht hatten, aber trotzdem hatte ich mit Sport nun mal nichts am Hut. Es juckte mich nicht, was die anderen über mich dachten, es juckt mich eigentlich auch jetzt nicht, was andere über mich denken, das ist sozusagen ein Charakterzug von mir geworden. Aber 1986, genauer im Juni 1986, fand sich alles an seinem Platz. Wir schalteten alle unsere Fernseher ein und sahen Maradona, den alten Gauner, der das Team von Kaiser Franz zur Schnecke machte, die Bälle mit der Hand versenkte und Kokain schnupfte - das weiß ich jetzt, dass er schnupfte, damals wäre ich nie auf so eine Idee gekommen -, er weinte in den bewegendsten Momenten und schämte sich nicht einmal. Maradona war wirklich ein fescher Typ, den man einfach mögen und nachahmen musste. Also ging ich ins Tor."
Nur ein Jahr nach dem grenzenlosen Jubel über den Zuschlag der Fußball-EM 2012, macht sich in Warschau und Kiew Katerstimmung breit: Werden die beiden Länder es überhaupt schaffen, alle ihre Stadien bis in vier Jahren EM-tauglich zu machen? Und was ist mit der übrigen Infrastruktur? Vieles existiert bislang meist nur auf dem Papier. UEFA-Präsident Michel Platini sah sich deshalb gezwungen, den beiden Gastgeberländern die gelbe Karte zu zeigen. Die Verwarnung verfehlte ihre Wirkung nicht: In Polen und der Ukraine wurde das Projekt Fußball-EM zur Chefsache erklärt. Polens Premier Donald Tusk und die ukrainische Regierungschefin Julia Timoschenko versicherten, gemeinsam ihr Bestes zu geben.
In vielen Fällen haperte es bei der Planung und Koordination. In Polen etwa hatten die bei der EM-Vorbereitung beteiligten Kommunen zwar klare Vorstellungen über notwendige Projekte, doch der Regierung Tusk fehlte der Überblick. Und weil der polnische Staat die Planung und Ausführung vieler Projekte möglichst in Eigenregie betreiben will, wurden auf zentraler und kommunaler Ebene sogenannte Zweckgesellschaften mit beschränkter Haftung gegründet, die zu hundert Prozent dem Staat gehören.
Diese sollen Polen nun auf EM-Kurs bringen. Einer der Direktoren, der zentralen Koordinierungsstelle in Warschau ist der 34-jährige Projektmanager Rafael Kappler.
Langsam trödeln die Kinder hinter ihren beiden Lehrern durch den Tribünentunnel und betreten das Spielfeld. Staunend betrachten die Zwölfjährigen die leeren Tribünen. Sonst kickt hier der polnische Fußball-Erstligist Lech Poznan. Heute macht die Sportlehrerin hier ihren Unterricht.
"Wir haben heute einfach einmal einen Ausflug gemacht. Die Kinder sind zum ersten Mal hier."
Die Lehrerin lacht. Dass in vier Jahren hier auf dem Rasen um die Fußball-Europameisterschaft gespielt wird, hat sie ihren Schülern erzählt. Die waren aber nicht sonderlich beeindruckt.
Die Schüler schleudern ihre Sporttaschen auf die verwaiste Trainerbank und beginnen in lockerem Trab die Außenlinie entlangzulaufen. Die Lehrerin setzt sich mit ihrem Kollegen in den Schatten, holt eine Stoppuhr und einen Klemmhefter aus der Sporttasche, blickt neugierig nach rechts. Dort, am Rand, hinter der Bande, schwitzen drei Arbeiter in Sicherheitswesten und Helmen.
Piotr, einer der Arbeiter, hält ein schweres Armiereisen mit beiden Händen. Jarek, sein Kollege, dreht es Zentimeter für Zentimeter in Position. Tomek, der Dritte im Bunde, nimmt den Fixierdraht und verbindet damit die Metallstangen.
"Wir bauen Elemente für die neue Tribüne", sagt Jarek. Seit einem Jahr sind sie hier schon beschäftigt, zusammen mit weiteren 70 Kollegen. Drei Kräne hieven große Betonteile von den Lastwagen, platzieren sie zentimetergenau auf schon fertigen Tribünenteilen.
Das Mobiltelefon am Ohr, gestikuliert Andrzej Guzniczak zwischen den Kränen, dirigiert die Bauarbeiten. 30 Jahre ist der Ingenieur alt, das hier ist sein erster Stadionumbau.
"Das, was wir hier sehen, haben wir schon vor zwei Jahren angefangen zu bauen. Da drüben ist schon fast alles fertig. Dort bauen wir nur noch die dritte Ebene."
Guzniczak schiebt den weißen Helm etwas in den Nacken, wischt sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Als die Entscheidung für Polen und die Ukraine als EM-Ausrichter fiel, hatten hier schon die Bauarbeiten begonnen, mussten die Planungen nur noch leicht modifiziert werden.
"Nachdem, was ich gehört habe, sollte es zuerst ein kleineres Stadion werden. Jetzt aber plant man für 55.000 Zuschauer."
Und deshalb bauen Guzniczak und seine Kollegen noch ein paar Tribünen mehr. "Kein Thema", sagt der junge Bauingenieur und eilt mit großen Schritten eine Beton-Treppe empor.
"Die zwei alten Tribünen werden demontiert. Und die neuen werden alle so aussehen wie diese hier. Die hier werden wir im August fertig haben. Dann bauen wir noch zwei Seitentribünen. Damit beginnen wir noch im Juni. Und bei diesem Tempo, und wir haben ein gutes Tempo, werden wir in einem Jahr fertig sein."
Das dunkelblaue Tribünen-Geländer ist bereits angebracht, die blauen Sitzschalen sind schon in Position. Guzniczak blickt zufrieden. Alles läuft wie geplant. Nächsten Monat wird er die Zahl seiner Bauarbeiter auf 100 aufstocken können. Der frühe Baubeginn, die frühzeitig abgeschlossenen Verträge, garantieren ihm die nötige Bauarbeiterstärke.
"Wir haben hier keine Probleme. Die Polen sind sehr gute Facharbeiter. Darüber braucht man nicht zu diskutieren. Aber alles hängt von dem Lohn ab. Wenn wir anständig zahlen, dann kommen die Arbeiter auch zu uns."
Andere Austragungsorte - wie Warschau oder Breslau - fürchten schon jetzt einen Arbeiter-Engpass auf ihren Baustellen. Sind doch Tausende von Fachkräften in den letzten Jahren nach Westen abgewandert, arbeiten vor allem in Irland und Großbritannien.
Mit bis zu 200.000 fehlenden Fachkräften rechnet der polnische Arbeitgeberverband. Das Arbeitsministerium schlug bereits vor im großen Maßstab Chinesen oder Vietnamesen anzuwerben. Und der Leiter der polnischen Gefängnisverwaltung regte an, Sträflinge beim Straßenbau einzusetzen.
Wieder klingelt Guzniczaks Mobil-Telefon. Ein Transporter mit Betonteilen steckt im Stau. Der Ingenieur zuckt mit den Schultern. An das Verkehrschaos hat er sich gewöhnt. "Da kann man nichts machen", sagt er. Trotzdem liegen die Bauarbeiten im Zeitplan
"Im Traum habe ich es schon fertig gesehen: Es wird ein wunderbares Stadion. Es wird ein ganz besonderes Stadion sein."
Die erste polnische Arena für die Europameisterschaft 2012 - und sein erster Stadionbau: Der 30-Jährige lächelt. In vier Jahren um diese Zeit will er auf einer der Tribünen sitzen.
"Ich habe von Anfang an hier auf der Baustelle gearbeitet. Also, ich hoffe, dass ich dann auch als Zuschauer hier sein werde."
Im Innern des Stadions laufen die Schüler ihre letzte Runde. Anja liegt um Längen an der Spitze, biegt jetzt um die Eckfahne, geht auf die Zielgerade.
Die Lehrerin drückt die Stoppuhr. Anja lässt sich auf die Trainerbank fallen, greift erschöpft zur Wasserflasche. Die Lehrerin lacht. "Sie laufen schon", sagt sie. "Aber die Kondition ist noch ausbaufähig." Ihr Kollege grinst. "Das ist doch so ähnlich", lästert er, "wie bei unseren EM-Vorbereitungen".
Oft sind es die legendären Spiele bei Fußball-Welt- oder Europameisterschaften, Idole wie Beckenbauer in Deutschland, Boniek in Polen oder Blochin in der Ukraine, die junge Menschen begeistern und anstiften, selbst dem Ball hinterherzujagen. Ähnlich war es auch bei dem jungen ukrainischen Schriftsteller Serhij Zhadan. In seinem Prosaband "Anarchy in the UKR", wo er Erinnerungen aus seiner Jugendzeit zu Papier bringt, schildert er, wie er als 12-jähriger Junge bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1986 urplötzlich vom Fußball-Bazillus befallen wurde.
"Bis zur fünften Klasse hatte ich mit Sport nichts am Hut. Sport rauschte an mir vorbei. Alle meine Freunde rannten einem Gummiball hinterher - einen Lederball hatten sie natürlich nicht - und forderten mich andauernd auf, ins Tor zu gehen, wenn ich schon nicht richtig mitspielen wollte, aber ich fand immer einen Grund, nicht mitzumachen, manchmal machte ich einfach so nicht mit, grundlos. Sie hielten mich natürlich für einen Idioten, womit sie nicht ganz Unrecht hatten, aber trotzdem hatte ich mit Sport nun mal nichts am Hut. Es juckte mich nicht, was die anderen über mich dachten, es juckt mich eigentlich auch jetzt nicht, was andere über mich denken, das ist sozusagen ein Charakterzug von mir geworden. Aber 1986, genauer im Juni 1986, fand sich alles an seinem Platz. Wir schalteten alle unsere Fernseher ein und sahen Maradona, den alten Gauner, der das Team von Kaiser Franz zur Schnecke machte, die Bälle mit der Hand versenkte und Kokain schnupfte - das weiß ich jetzt, dass er schnupfte, damals wäre ich nie auf so eine Idee gekommen -, er weinte in den bewegendsten Momenten und schämte sich nicht einmal. Maradona war wirklich ein fescher Typ, den man einfach mögen und nachahmen musste. Also ging ich ins Tor."
Nur ein Jahr nach dem grenzenlosen Jubel über den Zuschlag der Fußball-EM 2012, macht sich in Warschau und Kiew Katerstimmung breit: Werden die beiden Länder es überhaupt schaffen, alle ihre Stadien bis in vier Jahren EM-tauglich zu machen? Und was ist mit der übrigen Infrastruktur? Vieles existiert bislang meist nur auf dem Papier. UEFA-Präsident Michel Platini sah sich deshalb gezwungen, den beiden Gastgeberländern die gelbe Karte zu zeigen. Die Verwarnung verfehlte ihre Wirkung nicht: In Polen und der Ukraine wurde das Projekt Fußball-EM zur Chefsache erklärt. Polens Premier Donald Tusk und die ukrainische Regierungschefin Julia Timoschenko versicherten, gemeinsam ihr Bestes zu geben.
In vielen Fällen haperte es bei der Planung und Koordination. In Polen etwa hatten die bei der EM-Vorbereitung beteiligten Kommunen zwar klare Vorstellungen über notwendige Projekte, doch der Regierung Tusk fehlte der Überblick. Und weil der polnische Staat die Planung und Ausführung vieler Projekte möglichst in Eigenregie betreiben will, wurden auf zentraler und kommunaler Ebene sogenannte Zweckgesellschaften mit beschränkter Haftung gegründet, die zu hundert Prozent dem Staat gehören.
Diese sollen Polen nun auf EM-Kurs bringen. Einer der Direktoren, der zentralen Koordinierungsstelle in Warschau ist der 34-jährige Projektmanager Rafael Kappler.
Macher mit Masterplan - Eine junge Managertruppe koordiniert Polens EM-Vorbereitungen
Mit sportlichem Schritt eilt Rafael Kappler über den Kiesweg. Links flattert die olympische Fahne am matt glänzenden Mast, neben der polnischen und der europäischen.
Rechts des Weges blickt eine über Manns große Statue auf die Passanten herab: Ikarus, der Himmelsstürmer.
"Diese Skulptur, das ist das Symbol von unserem Olympia-Center. Sie symbolisiert den Weg zur Perfektion. Und verschönert die Umgebung."
Arg ramponiert steht Ikarus vor der Olympia-Zentrale. Dem Himmelsstürmer fehlt ein Flügel, ein Arm ist abgebrochen. Kappler kann sich ein Grinsen nicht verkneifen und versichert schnell: Bei ihm drohe keine Absturzgefahr. Er wisse, wie hoch er hinauswolle: In den fünften Stock.
Leicht quietschend gleitet der gläserne Fahrstuhl nach oben, vorbei an grauem Sichtbeton, gestylten Metallgeländern, großen Glastüren.
"Sie können sich angucken, wie wir hier arbeiten. Vom Büro gehen wir nach oben ins Restaurant zum Essen, dann gehen wir eine Etage tiefer zum Fitness-Studio. Meine Frau sagte schon zu mir: Du kannst ja auch gleich dein Bett mitnehmen. Bei solchen Projekten braucht es eben viel Engagement."PL Euro 2012" heißt sein Arbeitgeber: ein Unternehmen der polnischen Regierung, in Form einer privaten Gesellschaft.
""Das Unternehmen 'PL 2012' hat eine Koordinierungsfunktion für alles, was mit der Europameisterschaft zu tun hat. Wir sind keine Investoren, wir kümmern uns nicht um den Ausbau von Infrastruktur. Wir sind die Projektmanager. Und wir garantieren der UEFA eine sichere Organisation bei der Fußball-Europameisterschaft in Polen."
Kappler ist Betriebswirtschaftler, kommt von einer großen Telekommunikationsfirma. Davor arbeitete er bei einem Mineralölkonzern. Seit einem halben Jahr managt er die EM-Vorbereitungen.
Kappler öffnet die Tür von Zimmer 5.50, geht in sein kleines Büro, greift zu einer großen Papierrolle und breitet diese auf dem kleinen Schreibtisch aus.
"Das ist hier alles so klein geschrieben, damit die Journalisten es nicht lesen können. Und die UEFA auch nicht", scherzt der Mittdreißiger. In der linken Spalte: kleine Buchstaben, eng aneinandergerückte Zeilen. Positionen von Nummer eins bis 346.
"Das ist der Masterplan für alle Stadien die bis 2012 fertig sein müssen. Wir haben sechs Objekte, die vorbereitet werden müssen. Drei Stadien werden umgebaut, drei ganz neu errichtet."
Schritt für Schritt bis zur EM 2012: Jeder Arbeitsschritt für jedes Stadion ist ein blauer Strich auf Kapplers Masterplan. Die Zeitachse endet 2012.
"Das Stadion in Warschau wird als letztes fertig sein. Hier wird ein bisschen länger gebaut, aber es wird das größte Stadion werden. Hier wird 2012 die Fußball-Europameisterschaft eröffnet."
Kappler fährt mit dem Zeigefinger eine blaue Linie auf dem Masterplan entlang: der Zeitplan für den Neubau des Warschauer Stadions. Die Linie endet Mitte 2011. Allerdings:
"Die kritischen Phasen stehen uns noch bevor. Es ist allgemein bekannt, dass die Ausschreibungen und die Lieferantenauswahl in Polen immer lange dauern. Dazu kommt noch das Protestrisiko."
Anrainer, die ihre Grundstücke nicht verkaufen wollen, Firmen, die sich bei Ausschreibungen ungerecht behandelt fühlen - ihnen allen steht der Rechtsweg offen. Und jeder Prozess kostet Zeit, weiß Kappler.
"Bis vor kurzem waren für die UEFA die Stadien die größte Sorge. Aber jetzt, so scheint es mir, blickt sie schärfer auf andere Projekte - vor allem auf die Infrastruktur: den Umbau der Flughäfen, die Menge der Hotels, den Ausbau der Straßen. Wir spüren, die UEFA sieht immer ein Risiko."
Für Polen heißt das: mindestens 2000 Kilometer Straßenbau, Schienennetz-, Bahnhofs- und Flughafen-Modernisierungen, Hotel-Aufstockungen. Geschätzte Kosten: 40 Milliarden Euro.
Rafael Kappler rollt den Masterplan wieder zusammen, stellt ihn in die Ecke, neben einen kleinen Aktenschrank. Darüber hat er ein Gemälde gehängt: eine Segelyacht in schwerer See.
"Ein guter Segler ist der, der mit Erfolg gegen den Wind segelt. Er darf nicht warten, sondern muss sich bewegen, um schnell und effektiv vorwärts zu kommen."
Das gilt auch für die EM-Vorbereitungen, sagt er und lächelt. Unter das Gemälde hat Kappler das Modell eines alten Segelbootes gestellt. Ein Abschiedsgeschenk von seinen alten Manager-Kollegen als er zur EM-Truppe wechselte: Das Boot heißt "Endeavour". Das bedeutet so viel wie Anstrengung oder Bemühung.
Der Anblick ist trist: Von den Tribünen bröselt der Beton, es wuchert das Unkraut. Das Nationalstadion in Warschau - 1955 errichtet - ist eine der größten Bauruinen der Polnischen Republik, denn seit 1983 finden dort keine Sportveranstaltungen mehr statt. Nach der politischen Wende hielt die Marktwirtschaft Einzug in das Ruinen-Rund. Auf den Rängen eröffnete der "Jarmark Europa”, der größte Basar Osteuropas. Mehr als 5000 Händler boten ihre Waren an.
Vor einigen Monaten mussten sie das Stadion verlassen, denn auf dem Gelände am rechten Weichselufer soll für rund 350 Millionen Euro eine neue repräsentative Arena für 70.000 Zuschauer entstehen, in dem das Eröffnungsspiel der EM 2012 ausgetragen wird.
Rechts des Weges blickt eine über Manns große Statue auf die Passanten herab: Ikarus, der Himmelsstürmer.
"Diese Skulptur, das ist das Symbol von unserem Olympia-Center. Sie symbolisiert den Weg zur Perfektion. Und verschönert die Umgebung."
Arg ramponiert steht Ikarus vor der Olympia-Zentrale. Dem Himmelsstürmer fehlt ein Flügel, ein Arm ist abgebrochen. Kappler kann sich ein Grinsen nicht verkneifen und versichert schnell: Bei ihm drohe keine Absturzgefahr. Er wisse, wie hoch er hinauswolle: In den fünften Stock.
Leicht quietschend gleitet der gläserne Fahrstuhl nach oben, vorbei an grauem Sichtbeton, gestylten Metallgeländern, großen Glastüren.
"Sie können sich angucken, wie wir hier arbeiten. Vom Büro gehen wir nach oben ins Restaurant zum Essen, dann gehen wir eine Etage tiefer zum Fitness-Studio. Meine Frau sagte schon zu mir: Du kannst ja auch gleich dein Bett mitnehmen. Bei solchen Projekten braucht es eben viel Engagement."PL Euro 2012" heißt sein Arbeitgeber: ein Unternehmen der polnischen Regierung, in Form einer privaten Gesellschaft.
""Das Unternehmen 'PL 2012' hat eine Koordinierungsfunktion für alles, was mit der Europameisterschaft zu tun hat. Wir sind keine Investoren, wir kümmern uns nicht um den Ausbau von Infrastruktur. Wir sind die Projektmanager. Und wir garantieren der UEFA eine sichere Organisation bei der Fußball-Europameisterschaft in Polen."
Kappler ist Betriebswirtschaftler, kommt von einer großen Telekommunikationsfirma. Davor arbeitete er bei einem Mineralölkonzern. Seit einem halben Jahr managt er die EM-Vorbereitungen.
Kappler öffnet die Tür von Zimmer 5.50, geht in sein kleines Büro, greift zu einer großen Papierrolle und breitet diese auf dem kleinen Schreibtisch aus.
"Das ist hier alles so klein geschrieben, damit die Journalisten es nicht lesen können. Und die UEFA auch nicht", scherzt der Mittdreißiger. In der linken Spalte: kleine Buchstaben, eng aneinandergerückte Zeilen. Positionen von Nummer eins bis 346.
"Das ist der Masterplan für alle Stadien die bis 2012 fertig sein müssen. Wir haben sechs Objekte, die vorbereitet werden müssen. Drei Stadien werden umgebaut, drei ganz neu errichtet."
Schritt für Schritt bis zur EM 2012: Jeder Arbeitsschritt für jedes Stadion ist ein blauer Strich auf Kapplers Masterplan. Die Zeitachse endet 2012.
"Das Stadion in Warschau wird als letztes fertig sein. Hier wird ein bisschen länger gebaut, aber es wird das größte Stadion werden. Hier wird 2012 die Fußball-Europameisterschaft eröffnet."
Kappler fährt mit dem Zeigefinger eine blaue Linie auf dem Masterplan entlang: der Zeitplan für den Neubau des Warschauer Stadions. Die Linie endet Mitte 2011. Allerdings:
"Die kritischen Phasen stehen uns noch bevor. Es ist allgemein bekannt, dass die Ausschreibungen und die Lieferantenauswahl in Polen immer lange dauern. Dazu kommt noch das Protestrisiko."
Anrainer, die ihre Grundstücke nicht verkaufen wollen, Firmen, die sich bei Ausschreibungen ungerecht behandelt fühlen - ihnen allen steht der Rechtsweg offen. Und jeder Prozess kostet Zeit, weiß Kappler.
"Bis vor kurzem waren für die UEFA die Stadien die größte Sorge. Aber jetzt, so scheint es mir, blickt sie schärfer auf andere Projekte - vor allem auf die Infrastruktur: den Umbau der Flughäfen, die Menge der Hotels, den Ausbau der Straßen. Wir spüren, die UEFA sieht immer ein Risiko."
Für Polen heißt das: mindestens 2000 Kilometer Straßenbau, Schienennetz-, Bahnhofs- und Flughafen-Modernisierungen, Hotel-Aufstockungen. Geschätzte Kosten: 40 Milliarden Euro.
Rafael Kappler rollt den Masterplan wieder zusammen, stellt ihn in die Ecke, neben einen kleinen Aktenschrank. Darüber hat er ein Gemälde gehängt: eine Segelyacht in schwerer See.
"Ein guter Segler ist der, der mit Erfolg gegen den Wind segelt. Er darf nicht warten, sondern muss sich bewegen, um schnell und effektiv vorwärts zu kommen."
Das gilt auch für die EM-Vorbereitungen, sagt er und lächelt. Unter das Gemälde hat Kappler das Modell eines alten Segelbootes gestellt. Ein Abschiedsgeschenk von seinen alten Manager-Kollegen als er zur EM-Truppe wechselte: Das Boot heißt "Endeavour". Das bedeutet so viel wie Anstrengung oder Bemühung.
Der Anblick ist trist: Von den Tribünen bröselt der Beton, es wuchert das Unkraut. Das Nationalstadion in Warschau - 1955 errichtet - ist eine der größten Bauruinen der Polnischen Republik, denn seit 1983 finden dort keine Sportveranstaltungen mehr statt. Nach der politischen Wende hielt die Marktwirtschaft Einzug in das Ruinen-Rund. Auf den Rängen eröffnete der "Jarmark Europa”, der größte Basar Osteuropas. Mehr als 5000 Händler boten ihre Waren an.
Vor einigen Monaten mussten sie das Stadion verlassen, denn auf dem Gelände am rechten Weichselufer soll für rund 350 Millionen Euro eine neue repräsentative Arena für 70.000 Zuschauer entstehen, in dem das Eröffnungsspiel der EM 2012 ausgetragen wird.
Brot kontra Spiele - Der größte Flohmarkt Europas muss einem Stadion-Neubau weichen
Geschickt manövriert ein Mittfünfziger im blauen Fliegerseide-Trainingsanzug seine Ware durch die enge Marktgasse, transportiert ein Metallfass mit einer Sackkarre über die brüchigen Betonplatten. Lauthals preist der Händler seine Ware an: kaltes Bier; morgens um halb neun.
Links und rechts kleine Stände, im Angebot: Sonnenbrillen, Büstenhalter, Jeansjacken, Hosen, CDs, Taschenlampen, Bürsten, Schuhe, Antiquitäten neben Plastikkitsch, Motor- neben Modeteilen.
"Das ist ein Anzug von einem Düsenjäger-Piloten, der ist damit in einer Höhe von 20.000 Meter geflogen."
Jarek zerrt einen blauen Overall mit Arm- und Beinschnüren vom Bügel, präsentiert ihn einem Kunden. Der winkt ab. Jarek wühlt kurz in einem Karton, holt zwei Flugzeug-Armaturen hervor.
"Das sind die Höhenmesser der MIG 21, des sowjetischen Kampfflugzeugs", lockt Jarek. Doch der Kunde hat kein Interesse. Der Verkäufer verstaut die Flugzeugarmatur wieder im Karton unter dem Tisch. Auf dem liegen Stahlhelme, Uniformteile, Münzalben. Dazwischen steht eine Steckpuppe mit Hitlerkonterfei.
"Ich stehe hier seit 16 Jahren. Natürlich habe ich erst im Stadion verkauft. Hier draußen stehe ich seit September. Aber bald müssen wir auch hier weg."
Denn hier soll 2012 das EM-Eröffnungsspiel stattfinden, in einer komplett neu gebauten Arena - dort, wo heute noch das alte Stadion vor sich hin rottet.
Mit schnellem Schritt, auf hohen Absätzen, bahnt sich Lucyna Kwiatek den Weg durch die Marktgasse. Dunkelrotes Haar, zum lockeren Dutt geschwungen, Dreiviertelhose, gelbe Weste, darunter ein schwarzes Top mit Strassbesatz, über dem Arm eine Jacke aus Schlangenlederimitat.
Die Mittvierzigerin grüßt die Händler links und rechts. Alle kennen sie hier, alle nennen sie "Pani Lucynna". Jarek verbeugt sich, haucht ihr einen Kuss auf den Handrücken.
"Ja, ich war auch eine Händlerin. 14 Jahre habe ich dahinten unter schwersten Bedingungen verkauft. Bei Minus 25 Grad habe ich da im Skianzug gestanden."
Und elegante Damenmode verkauft, zu unschlagbar günstigen Preisen. Auch die heutige Warschauer Bürgermeisterin, Gronkiewicz-Waltz, gehörte damals zu ihren Kunden, erzählt Pani Lucynna.
"Seit 18 Jahren handeln wir hier, sie sehen noch das Schild 'Jarmarkt Europa'. Und tatsächlich war es der größte Basar Europas. Es war ein Zentrum für Unternehmer aus ganz Polen."
Von denen viele hier erst zu Unternehmern wurden. Auch Pani Lucynna gab damals ihren Bürojob auf und handelte lieber im Stadion. "Der heißeste Markt in ganz Osteuropa”, schrieb die Presse aus dem Westen. Jetzt aber hängen Warnschilder am Stadionzaun, darauf steht "Betreten verboten". Beton bröckelt. Zwischen den Stufen wächst Gras.
"Als Polen den Zuschlag für die Fußball-Europameisterschaft 2012 bekommen hat, da wussten wir, dass einige tausend Arbeitsplätze in Gefahr sind. Und darum haben wir die Vereinigung 'Stadion' gegründet. Zurzeit haben wir 1500 Mitglieder."
Und darum handelt Pani Lucynna jetzt nicht mehr mit Damenmode, sondern verhandelt mit der Bürgermeisterin und dem Sportminister - im Auftrag ihrer Kollegen. Mit der letzten Sportministerin der Kaczynski-Regierung einigte sie sich auf einen Kompromiss: ein neuer, überdachter Standort für die alten Händler.
"Es waren einige tausend Händler, die freiwillig ihren Platz verlassen haben, die mit der Regierung einen guten Vertrag schließen wollten. Wir waren zum Kompromiss bereit: Wir gehen raus aus dem Stadion, obwohl das schlecht für unser Geschäft ist. Aber als Gegenleistung wollen wir einen Platz im Zentrum. Alles war in Ordnung. Doch jetzt sieht alles ganz anders aus."
Denn die neue Regierung legte alle Vereinbarungen ad acta, bot den Händlern statt dessen ein Grundstück am Stadtrand an. Pani Lucynna schüttelt den Kopf, so heftig, das sich eine Haarsträhne aus ihrem Dutt löst.
"Alle wollen, dass die EM 2012 gut verläuft, es geht für Polen um das Prestige. Aber wir können nicht akzeptieren, wie uns die politischen Parteien jetzt behandeln. Wir wollen unser Schicksal in unsere eigenen Hände nehmen. Und wir werden alles tun, um einen Platz zu bekommen, an dem wir weiter unser Brot verdienen können."
Im September sollen die Händler den Platz rund ums Stadion räumen. "Ich werde hart verhandeln", sagt Pani Lucynna. Sie weiß, das jede Verzögerung den Stadion-Neubau empfindlich aus dem Zeitplan bringen kann. Und das ihre Händler einen faulen Kompromiss nicht mittragen werden.
Jarek hat die ganze Zeit zugehört, immer wieder zustimmend genickt. Auch er wird nicht freiwillig gehen. 48 Jahre ist er alt. Ein Drittel seinen Lebens hat er hier gestanden und gehandelt - 16 Jahre lang.
"Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, ich mache mir Sorgen, nicht um mich, sondern um meine vier Kinder. Deswegen habe ich schon graue Haare bekommen."
"Einer der größten Helden in meinem Leben war mein Trainer. Er ist etwas später und vollkommen zufällig aufgetaucht, das örtliche Sportkomitee hatte entschieden, ihm eine Arbeit zu verschaffen, und schlug ihn unserer Schule zu, als Sportlehrer. Außerdem sollte er auch die Herren-Mannschaft trainieren, in der unsere ältesten Kumpels spielten. Er selbst war Profifußballer gewesen und hatte mehrere Jahre in der ersten oder zweiten Liga gespielt, jetzt trat er für unsere Stadtmannschaft an, so ein halbprofessioneller Verein, in dem lauter abgetakelte Outsider spielten, die meisten hatten wirklich Erst- oder Zweitliganiveau, waren aber alle die letzten Looser, unser Ortsverein war ihr Schwanengesang, ein Müllhaufen für Abgewrackte, was uns nicht daran hinderte, zu jedem Heimspiel zu gehen und unseren Trainer anzufeuern. Der Trainer trank immer mehr und pöbelte auf dem Platz, aber das machte uns nichts aus, er war unser Trainer, er trainierte uns, er stellte eine Amateurmannschaft aus unseren älteren Kumpels zusammen, und sie spielten alle Werksmannschaften der Stadt in Grund und Boden. Ohne Profisport konnten wir auskommen, aber unter den Amateuren waren wir die Kings."
Lviv im Westen, Kiew im Osten - das sind die Machtzentren der Ukraine. Traditionell ist der Osten des Landes eher Russland zugeneigt, im Westen blickt man dagegen verstärkt nach Europa.
Lviv, die Metropole der Westukraine, das alte Lemberg, liegt nur knapp einhundert Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. Die Vergabe der Europameisterschaft feierten dann auch vor allem die westlich orientierten Politiker als wichtigen Schritt in Richtung Europa, als sportliches Bekenntnis über die EU-Außengrenze hinweg. Doch die hohen Anforderungen der UEFA geben auch einen Vorgeschmack auf den harten, langen Weg in Richtung Westen: Keiner der Flughäfen genügt derzeit den strengen Kriterien; dasselbe gilt für Straßen, öffentliche Transportmittel und Hotels. Ein Grund für die Verzögerungen ist die lange innenpolitische Krise im Land.
Links und rechts kleine Stände, im Angebot: Sonnenbrillen, Büstenhalter, Jeansjacken, Hosen, CDs, Taschenlampen, Bürsten, Schuhe, Antiquitäten neben Plastikkitsch, Motor- neben Modeteilen.
"Das ist ein Anzug von einem Düsenjäger-Piloten, der ist damit in einer Höhe von 20.000 Meter geflogen."
Jarek zerrt einen blauen Overall mit Arm- und Beinschnüren vom Bügel, präsentiert ihn einem Kunden. Der winkt ab. Jarek wühlt kurz in einem Karton, holt zwei Flugzeug-Armaturen hervor.
"Das sind die Höhenmesser der MIG 21, des sowjetischen Kampfflugzeugs", lockt Jarek. Doch der Kunde hat kein Interesse. Der Verkäufer verstaut die Flugzeugarmatur wieder im Karton unter dem Tisch. Auf dem liegen Stahlhelme, Uniformteile, Münzalben. Dazwischen steht eine Steckpuppe mit Hitlerkonterfei.
"Ich stehe hier seit 16 Jahren. Natürlich habe ich erst im Stadion verkauft. Hier draußen stehe ich seit September. Aber bald müssen wir auch hier weg."
Denn hier soll 2012 das EM-Eröffnungsspiel stattfinden, in einer komplett neu gebauten Arena - dort, wo heute noch das alte Stadion vor sich hin rottet.
Mit schnellem Schritt, auf hohen Absätzen, bahnt sich Lucyna Kwiatek den Weg durch die Marktgasse. Dunkelrotes Haar, zum lockeren Dutt geschwungen, Dreiviertelhose, gelbe Weste, darunter ein schwarzes Top mit Strassbesatz, über dem Arm eine Jacke aus Schlangenlederimitat.
Die Mittvierzigerin grüßt die Händler links und rechts. Alle kennen sie hier, alle nennen sie "Pani Lucynna". Jarek verbeugt sich, haucht ihr einen Kuss auf den Handrücken.
"Ja, ich war auch eine Händlerin. 14 Jahre habe ich dahinten unter schwersten Bedingungen verkauft. Bei Minus 25 Grad habe ich da im Skianzug gestanden."
Und elegante Damenmode verkauft, zu unschlagbar günstigen Preisen. Auch die heutige Warschauer Bürgermeisterin, Gronkiewicz-Waltz, gehörte damals zu ihren Kunden, erzählt Pani Lucynna.
"Seit 18 Jahren handeln wir hier, sie sehen noch das Schild 'Jarmarkt Europa'. Und tatsächlich war es der größte Basar Europas. Es war ein Zentrum für Unternehmer aus ganz Polen."
Von denen viele hier erst zu Unternehmern wurden. Auch Pani Lucynna gab damals ihren Bürojob auf und handelte lieber im Stadion. "Der heißeste Markt in ganz Osteuropa”, schrieb die Presse aus dem Westen. Jetzt aber hängen Warnschilder am Stadionzaun, darauf steht "Betreten verboten". Beton bröckelt. Zwischen den Stufen wächst Gras.
"Als Polen den Zuschlag für die Fußball-Europameisterschaft 2012 bekommen hat, da wussten wir, dass einige tausend Arbeitsplätze in Gefahr sind. Und darum haben wir die Vereinigung 'Stadion' gegründet. Zurzeit haben wir 1500 Mitglieder."
Und darum handelt Pani Lucynna jetzt nicht mehr mit Damenmode, sondern verhandelt mit der Bürgermeisterin und dem Sportminister - im Auftrag ihrer Kollegen. Mit der letzten Sportministerin der Kaczynski-Regierung einigte sie sich auf einen Kompromiss: ein neuer, überdachter Standort für die alten Händler.
"Es waren einige tausend Händler, die freiwillig ihren Platz verlassen haben, die mit der Regierung einen guten Vertrag schließen wollten. Wir waren zum Kompromiss bereit: Wir gehen raus aus dem Stadion, obwohl das schlecht für unser Geschäft ist. Aber als Gegenleistung wollen wir einen Platz im Zentrum. Alles war in Ordnung. Doch jetzt sieht alles ganz anders aus."
Denn die neue Regierung legte alle Vereinbarungen ad acta, bot den Händlern statt dessen ein Grundstück am Stadtrand an. Pani Lucynna schüttelt den Kopf, so heftig, das sich eine Haarsträhne aus ihrem Dutt löst.
"Alle wollen, dass die EM 2012 gut verläuft, es geht für Polen um das Prestige. Aber wir können nicht akzeptieren, wie uns die politischen Parteien jetzt behandeln. Wir wollen unser Schicksal in unsere eigenen Hände nehmen. Und wir werden alles tun, um einen Platz zu bekommen, an dem wir weiter unser Brot verdienen können."
Im September sollen die Händler den Platz rund ums Stadion räumen. "Ich werde hart verhandeln", sagt Pani Lucynna. Sie weiß, das jede Verzögerung den Stadion-Neubau empfindlich aus dem Zeitplan bringen kann. Und das ihre Händler einen faulen Kompromiss nicht mittragen werden.
Jarek hat die ganze Zeit zugehört, immer wieder zustimmend genickt. Auch er wird nicht freiwillig gehen. 48 Jahre ist er alt. Ein Drittel seinen Lebens hat er hier gestanden und gehandelt - 16 Jahre lang.
"Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, ich mache mir Sorgen, nicht um mich, sondern um meine vier Kinder. Deswegen habe ich schon graue Haare bekommen."
"Einer der größten Helden in meinem Leben war mein Trainer. Er ist etwas später und vollkommen zufällig aufgetaucht, das örtliche Sportkomitee hatte entschieden, ihm eine Arbeit zu verschaffen, und schlug ihn unserer Schule zu, als Sportlehrer. Außerdem sollte er auch die Herren-Mannschaft trainieren, in der unsere ältesten Kumpels spielten. Er selbst war Profifußballer gewesen und hatte mehrere Jahre in der ersten oder zweiten Liga gespielt, jetzt trat er für unsere Stadtmannschaft an, so ein halbprofessioneller Verein, in dem lauter abgetakelte Outsider spielten, die meisten hatten wirklich Erst- oder Zweitliganiveau, waren aber alle die letzten Looser, unser Ortsverein war ihr Schwanengesang, ein Müllhaufen für Abgewrackte, was uns nicht daran hinderte, zu jedem Heimspiel zu gehen und unseren Trainer anzufeuern. Der Trainer trank immer mehr und pöbelte auf dem Platz, aber das machte uns nichts aus, er war unser Trainer, er trainierte uns, er stellte eine Amateurmannschaft aus unseren älteren Kumpels zusammen, und sie spielten alle Werksmannschaften der Stadt in Grund und Boden. Ohne Profisport konnten wir auskommen, aber unter den Amateuren waren wir die Kings."
Lviv im Westen, Kiew im Osten - das sind die Machtzentren der Ukraine. Traditionell ist der Osten des Landes eher Russland zugeneigt, im Westen blickt man dagegen verstärkt nach Europa.
Lviv, die Metropole der Westukraine, das alte Lemberg, liegt nur knapp einhundert Kilometer von der polnischen Grenze entfernt. Die Vergabe der Europameisterschaft feierten dann auch vor allem die westlich orientierten Politiker als wichtigen Schritt in Richtung Europa, als sportliches Bekenntnis über die EU-Außengrenze hinweg. Doch die hohen Anforderungen der UEFA geben auch einen Vorgeschmack auf den harten, langen Weg in Richtung Westen: Keiner der Flughäfen genügt derzeit den strengen Kriterien; dasselbe gilt für Straßen, öffentliche Transportmittel und Hotels. Ein Grund für die Verzögerungen ist die lange innenpolitische Krise im Land.
Der Stadtplaner - Die ukrainische Metropole Lviv bereitet sich auf die EM vor
Oleg Zasadny schiebt die Gardine zur Seite, lehnt sich ein Stück aus dem Fenster, blickt hinab auf das quirlige Leben vor dem Rathaus von Lviv, dem alten Lemberg.
"Das ist der zentrale Platz in der Stadt. Sehen Sie, die Gebäude stammen fast alle aus dem 16. und 17. Jahrhundert, aus der Zeit der österreichisch-ungarischen Herrschaft."
Zasadny lächelt. Die meisten alten Gebäude sind liebevoll restauriert. In den letzten Jahren hat sich die Stadt zu einem Geheimtipp unter Osteuropa-Reisenden entwickelt. Seit die Ukraine die Visafreiheit für EU-Bürger eingeführt hat, kommen immer mehr Neugierige über die Grenze, genießen das k.u.k-Ambiente, dekoriert mit kyrillischen Schriftzeichen.
"Während eines Ferien-Tages hatten wir 100.000 Menschen in Lviv. Das ist auch die Größenordnung, die wir für die Fußballspiele hier erwarten. Für uns ist das eine normale Situation."
Das hat Zasadny neulich auch einem UEFA-Vertreter erzählt. Um klar zu machen, das Lviv nicht bei Null anfängt. Der 43-Jährige in Jeans und saloppem braunen Cordsakko plant für die Stadtverwaltung die Europameisterschaft. Seine Abteilung soll Lviv fit für 2012 machen.
Zasadny dreht sich um, geht zu einer Karte, die an der Wand hängt. Ein Stadtplan mit roten, blauen und grünen Punkten.
"Dieser Plan zeigt die Hotel-Situation in der Stadt. Die roten Punkte sind die existierenden Hotels. Die blauen Punkte stehen für Hotels, die im Bau sind. Und die grünen Punkte, das sind die Flächen, die wir noch Investoren anbieten können."
25 neue Hotels werden zurzeit gebaut, allesamt privat finanziert. Einige wenige Baugrundstücke sind noch zu haben. Zasadny nickt zufrieden. Die Stadt weist die Grundstücke aus, die Investoren bauen. So soll es sein. Schon komplizierter ist der Stadion-Neubau. Der Standort steht fest, Baubeginn soll Ende dieses Jahres sein. Nur die Finanzierung ist noch unklar. "Public-Private Partnership", sagt Zasadny. Doch wieviel public und viel private darüber wird zur Zeit noch hart verhandelt.
Zasadnys Zeigefinger gleitet über die Karte. Vom geplanten Stadionstandort im Norden der Stadt Richtung Osten, zum Flughafen.
"Die erste Frage, die uns Investoren stellen, ist: Wie viele Flüge gibt es pro Tag nach Österreich, nach Deutschland, nach Frankreich? Und wenn wir nur einen Flug haben, ist das sehr schlecht für das Geschäft."
Für den Flughafen aber ist die Regierung in Kiew zuständig. Da kann Zhasadny wenig ausrichten - ebenso wenig wie seine Kollegen in den anderen ukrainischen Städten.
"Aufgrund der großen Distanzen zwischen den Spielorten werden 80 Prozent der Fans das Flugzeug benutzen. Darum gibt es einen sehr großen Druck auf die bestehenden Flughäfen. Da muss überall noch die Infrastruktur verbessert werden. Und vor allem auch der Service."
Zhasadny schüttelt den Kopf. Er kann planen, entwerfen, kalkulieren soviel er will. Entschieden wird in vielen Belangen nur in Kiew. Dort wechselte im Herbst letzten Jahres wieder einmal die Regierung - und damit seine Gesprächspartner.
"Wir brauchen natürlich auch Unterstützung von der Regierung in Kiew, vor allem für den Straßenbau. Unsere Situation ist ganz anders, als die von anderen europäischen Städten. Die können über ihre Einnahmen verfügen. Wir aber überweisen einen Großteil unserer Geldes nach Kiew. Und die Regierung verteilt dann das Geld nach ihren Bedürfnissen, nicht nach unseren."
Strassen, Flughäfen, Eisenbahnstrecken - für all das ist in der Ukraine die Zentralregierung zuständig. Und die hat bis jetzt noch kein Gesamtkonzept vorgelegt.
"Eine Freund hat uns gesagt: In Europa lädt man normalerweise Gäste ein, wenn man ein Haus baut. In der Ukraine sieht es so aus, als ob wir alle einladen würden und noch nicht einmal angefangen haben zu bauen. Wir sollten jetzt so schnell wie möglich loslegen."
Er treibt die Planungen in Lviv voran und hofft, dass die Zentralregierung das Gleiche tut. Niemand hier will sich die Chance der EM entgehen lassen, sagt der 43-Jährige. Das Fußballfest Europas. Allerdings:
"Eine Hauptfrage wird sein: Wie schaffen wir es, dass die Ukrainer die polnischen Austragungsorte besuchen können? Die Fans aus Europa können problemlos zu uns kommen. Aber wir haben Probleme, das Land zu verlassen. Wir brauchen ein Visum."
Zasadny schüttelt den Kopf. Freie Fahrt für Fans in die Ukraine, aber Visazwang für Ukrainer? Unvorstellbar während der Fußball-Europameisterschaft. Zurzeit aber ist für ihn jede Reise gen Westen, über die EU-Außengrenze hinweg, immer noch ein Trip in die Vergangenheit.
"Wir fühlen uns wie zu Zeiten der Sowjetunion. Um nach Frankreich oder Polen zu reisen, müssen wir zwei Wochen auf ein Visa warten. Das ist eine traurige Situation für die Ukrainer."
"Mit Unterricht hatte der Trainer nichts am Hut, er hatte keinen Bock, das Klassenbuch zu führen, Programme auszuarbeiten und für jeden Schuljahresabschnitt einen Plan zu machen, zum Unterricht erschien er mit einem Ball - einem aus Leder, einem richtigen Lederball -, den warf er uns hin wie einem Straßenköter ein rohes Stück Fleisch, und wir droschen den Ball über den ausgetretenen Platz, knallten ihn dabei in die Schulfenster im Erdgeschoß, rissen uns gegenseitig die Dresse vom Leib und schossen ihn - diesen Ball - in den endlosen Sonnenhimmel der Achtziger.
Der Trainer hatte seine eigene Vorstellung von Lernerfolgen und Lehrplänen, er ließ uns gegen alle umliegenden Schulen antreten, wir gewannen, nach dem Sieg kam er mit einer Tasche voll Sportabzeichen 'Bereit zur Arbeit und Verteidigung der Heimat' in Silber und Bronze zum Unterricht und verteilte sie an uns anstelle von Noten. Wir waren genauso abgedreht wie er und steckten uns diese Abzeichen auch noch an, nicht dass sie uns viel bedeutet hätten, sie waren für uns wie Sterne von einem abgeschossenen Flugzeug. Ich erinnere mich, dass ich zeitweise zehn solcher Sportabzeichen an meiner Schuluniform trug. Dann hatte ich genug davon und schmiss sie weg. Die Uniform übrigens auch."
Mit ihnen geht fast alles, ohne sie fast nichts. Eine Handvoll Oligarchen bestimmt in der Ukraine mit über das politische und wirtschaftliche Geschehen. Ob Rinat Achmetow in Donezk, Grigorij Surkis in Kiew oder Petro Deminski in Lviv - sie alle wurden in der Kutschma-Ära zu Multimillionären. Fast alle besitzen eigene Fußballvereine, eigene Stadien, eigene Zeitungen. Sie unterstützten auch maßgeblich die ukrainisch-polnische Bewerbung als Austragungsort der Fußball- Europameisterschaft 2012.
Die heutigen ukrainischen Politiker haben es nicht leicht: Einerseits müssen sie alles versuchen, um den Einfluss der Oligarchen einzudämmen, andererseits sind sie auf ihre Investitionskraft angewiesen: ein machtpolitischer Spagat, der noch jungen Demokratie. Oligarchen wie Petro Diminski betrachten diese politischen Emanzipationsversuche gelassen. Sie vertrauen weiter auf die Macht ihres Kapitals.
"Das ist der zentrale Platz in der Stadt. Sehen Sie, die Gebäude stammen fast alle aus dem 16. und 17. Jahrhundert, aus der Zeit der österreichisch-ungarischen Herrschaft."
Zasadny lächelt. Die meisten alten Gebäude sind liebevoll restauriert. In den letzten Jahren hat sich die Stadt zu einem Geheimtipp unter Osteuropa-Reisenden entwickelt. Seit die Ukraine die Visafreiheit für EU-Bürger eingeführt hat, kommen immer mehr Neugierige über die Grenze, genießen das k.u.k-Ambiente, dekoriert mit kyrillischen Schriftzeichen.
"Während eines Ferien-Tages hatten wir 100.000 Menschen in Lviv. Das ist auch die Größenordnung, die wir für die Fußballspiele hier erwarten. Für uns ist das eine normale Situation."
Das hat Zasadny neulich auch einem UEFA-Vertreter erzählt. Um klar zu machen, das Lviv nicht bei Null anfängt. Der 43-Jährige in Jeans und saloppem braunen Cordsakko plant für die Stadtverwaltung die Europameisterschaft. Seine Abteilung soll Lviv fit für 2012 machen.
Zasadny dreht sich um, geht zu einer Karte, die an der Wand hängt. Ein Stadtplan mit roten, blauen und grünen Punkten.
"Dieser Plan zeigt die Hotel-Situation in der Stadt. Die roten Punkte sind die existierenden Hotels. Die blauen Punkte stehen für Hotels, die im Bau sind. Und die grünen Punkte, das sind die Flächen, die wir noch Investoren anbieten können."
25 neue Hotels werden zurzeit gebaut, allesamt privat finanziert. Einige wenige Baugrundstücke sind noch zu haben. Zasadny nickt zufrieden. Die Stadt weist die Grundstücke aus, die Investoren bauen. So soll es sein. Schon komplizierter ist der Stadion-Neubau. Der Standort steht fest, Baubeginn soll Ende dieses Jahres sein. Nur die Finanzierung ist noch unklar. "Public-Private Partnership", sagt Zasadny. Doch wieviel public und viel private darüber wird zur Zeit noch hart verhandelt.
Zasadnys Zeigefinger gleitet über die Karte. Vom geplanten Stadionstandort im Norden der Stadt Richtung Osten, zum Flughafen.
"Die erste Frage, die uns Investoren stellen, ist: Wie viele Flüge gibt es pro Tag nach Österreich, nach Deutschland, nach Frankreich? Und wenn wir nur einen Flug haben, ist das sehr schlecht für das Geschäft."
Für den Flughafen aber ist die Regierung in Kiew zuständig. Da kann Zhasadny wenig ausrichten - ebenso wenig wie seine Kollegen in den anderen ukrainischen Städten.
"Aufgrund der großen Distanzen zwischen den Spielorten werden 80 Prozent der Fans das Flugzeug benutzen. Darum gibt es einen sehr großen Druck auf die bestehenden Flughäfen. Da muss überall noch die Infrastruktur verbessert werden. Und vor allem auch der Service."
Zhasadny schüttelt den Kopf. Er kann planen, entwerfen, kalkulieren soviel er will. Entschieden wird in vielen Belangen nur in Kiew. Dort wechselte im Herbst letzten Jahres wieder einmal die Regierung - und damit seine Gesprächspartner.
"Wir brauchen natürlich auch Unterstützung von der Regierung in Kiew, vor allem für den Straßenbau. Unsere Situation ist ganz anders, als die von anderen europäischen Städten. Die können über ihre Einnahmen verfügen. Wir aber überweisen einen Großteil unserer Geldes nach Kiew. Und die Regierung verteilt dann das Geld nach ihren Bedürfnissen, nicht nach unseren."
Strassen, Flughäfen, Eisenbahnstrecken - für all das ist in der Ukraine die Zentralregierung zuständig. Und die hat bis jetzt noch kein Gesamtkonzept vorgelegt.
"Eine Freund hat uns gesagt: In Europa lädt man normalerweise Gäste ein, wenn man ein Haus baut. In der Ukraine sieht es so aus, als ob wir alle einladen würden und noch nicht einmal angefangen haben zu bauen. Wir sollten jetzt so schnell wie möglich loslegen."
Er treibt die Planungen in Lviv voran und hofft, dass die Zentralregierung das Gleiche tut. Niemand hier will sich die Chance der EM entgehen lassen, sagt der 43-Jährige. Das Fußballfest Europas. Allerdings:
"Eine Hauptfrage wird sein: Wie schaffen wir es, dass die Ukrainer die polnischen Austragungsorte besuchen können? Die Fans aus Europa können problemlos zu uns kommen. Aber wir haben Probleme, das Land zu verlassen. Wir brauchen ein Visum."
Zasadny schüttelt den Kopf. Freie Fahrt für Fans in die Ukraine, aber Visazwang für Ukrainer? Unvorstellbar während der Fußball-Europameisterschaft. Zurzeit aber ist für ihn jede Reise gen Westen, über die EU-Außengrenze hinweg, immer noch ein Trip in die Vergangenheit.
"Wir fühlen uns wie zu Zeiten der Sowjetunion. Um nach Frankreich oder Polen zu reisen, müssen wir zwei Wochen auf ein Visa warten. Das ist eine traurige Situation für die Ukrainer."
"Mit Unterricht hatte der Trainer nichts am Hut, er hatte keinen Bock, das Klassenbuch zu führen, Programme auszuarbeiten und für jeden Schuljahresabschnitt einen Plan zu machen, zum Unterricht erschien er mit einem Ball - einem aus Leder, einem richtigen Lederball -, den warf er uns hin wie einem Straßenköter ein rohes Stück Fleisch, und wir droschen den Ball über den ausgetretenen Platz, knallten ihn dabei in die Schulfenster im Erdgeschoß, rissen uns gegenseitig die Dresse vom Leib und schossen ihn - diesen Ball - in den endlosen Sonnenhimmel der Achtziger.
Der Trainer hatte seine eigene Vorstellung von Lernerfolgen und Lehrplänen, er ließ uns gegen alle umliegenden Schulen antreten, wir gewannen, nach dem Sieg kam er mit einer Tasche voll Sportabzeichen 'Bereit zur Arbeit und Verteidigung der Heimat' in Silber und Bronze zum Unterricht und verteilte sie an uns anstelle von Noten. Wir waren genauso abgedreht wie er und steckten uns diese Abzeichen auch noch an, nicht dass sie uns viel bedeutet hätten, sie waren für uns wie Sterne von einem abgeschossenen Flugzeug. Ich erinnere mich, dass ich zeitweise zehn solcher Sportabzeichen an meiner Schuluniform trug. Dann hatte ich genug davon und schmiss sie weg. Die Uniform übrigens auch."
Mit ihnen geht fast alles, ohne sie fast nichts. Eine Handvoll Oligarchen bestimmt in der Ukraine mit über das politische und wirtschaftliche Geschehen. Ob Rinat Achmetow in Donezk, Grigorij Surkis in Kiew oder Petro Deminski in Lviv - sie alle wurden in der Kutschma-Ära zu Multimillionären. Fast alle besitzen eigene Fußballvereine, eigene Stadien, eigene Zeitungen. Sie unterstützten auch maßgeblich die ukrainisch-polnische Bewerbung als Austragungsort der Fußball- Europameisterschaft 2012.
Die heutigen ukrainischen Politiker haben es nicht leicht: Einerseits müssen sie alles versuchen, um den Einfluss der Oligarchen einzudämmen, andererseits sind sie auf ihre Investitionskraft angewiesen: ein machtpolitischer Spagat, der noch jungen Demokratie. Oligarchen wie Petro Diminski betrachten diese politischen Emanzipationsversuche gelassen. Sie vertrauen weiter auf die Macht ihres Kapitals.
Der Herr der Spieler - Wie der Oligarch Petro Diminski bei den EM-Vorbereitungen mitmischen möchte
Geräuschlos öffnet sich die schwere Holztür. Bogdana Berkuta begrüßt die Besucher. "Bitte aus Sicherheitsgründen die Mobiltelefone hier abgeben”, sagt die dunkelhaarige Mittzwanzigerin und lächelt dabei charmant. Zwei breitschultrige, groß gewachsene Männer mit kurzen Haaren in dunklen Anzügen stehen im Hintergrund - ohne zu lächeln.
Bogdana Berkuta bittet, ihr zu folgen, durch das Vorzimmer mit dem großen Schreibtisch, den großen Flachbildschirmen, den Kronleuchtern an der Decke und den Gold gerahmten Fußballbildern an der Wand.
Noch eine schwere Holztür. Dahinter liegt das Besprechungszimmer: Wieder Kronleuchter an der Decke, an der Wand edle Holzverkleidung, diesmal mit eingelassenen Silberrosetten, darüber wieder Fußballbilder in Goldrahmen. In der Mitte des Raums steht ein großer Besprechungstisch.
"Bitte nehmen sie auf der rechten Seite Platz”, sagt Bogdana Berkuta und deutet auf fünf schwere, thronartige Holzstühle. Sie sind mit grünem Samt bezogen, auf dem das goldene Vereinswappen eingearbeitet ist. Die linke Tischseite ist für den Präsidenten reserviert.
Petro Diminski kommt herein: Blauer Anzug, darunter ein graues Poloshirt, bis oben zugeknöpft, graue Haare, bullige Statur, Augenringe. Ein kurzes Nicken zur Begrüßung, ein schwacher Händedruck. Ein breitschultriger Begleiter nimmt auf der Ledergarnitur an der Seite Platz. Diminski setzt sich auf seine Tischseite.
"Der FC Karpaty ist mein Club. Warum ich der Besitzer bin? Das ist der einzige gute Club in der West-Ukraine. Vor sieben Jahren hatte ich die Idee mir einen Fußballverein zu kaufen. Vorher hatte ich schon einen Club in Drohobycz. Aber ich dachte, ich kaufe mir einen größeren."
Der 54-Jährige nimmt unsere Visitenkarten, wirft einen kurzen Blick darauf, schiebt sie zusammen. Diminski spricht leise, klopft dabei mit den Karten auf den Tisch. Der ist ein Fußballfeld im Kleinformat. Gut zweieinhalb Meter lang, aus grünem Stein. Seitenlinien, Strafraum, Mittelkreis - alles eingearbeitet. Hinter beiden Toren steht "FC Karpaty". Einmal in Kyrillisch, einmal in lateinischer Schrift. Im Mittelkreis eingearbeitet die Worte "UEFA-Championship".
Bergbauingenieur, Bergbaudirektor, Businessman - das ist Petro Diminskis Lebenslauf in Kurzform. "Ich bin Fußballfan von Geburt an", sagt er. Und darum ist für ihn auch die EM 2012 Chefsache.
"Wir haben hier viele Objekte aus der Zeit der Sowjetunion, die könnte man sehr schön ausbauen. Mit unseren finanziellen Möglichkeiten würden wir die Infrastruktur ein gutes Stück voranbringen."
Diminskis Stimme wird etwas lauter. Er hat der Stadt angeboten ein Stadion zu bauen, versprochen über seine Kontakte die nötigen Gelder zu mobilisieren, die Planungen in die Hand zu nehmen. Der Bürgermeister aber hat das Angebot abgelehnt.
"Niemand ist darauf eingegangen. Es gab zwar einige Gespräche. Aber nichts wurde unterschrieben. Es passiert nichts. Wir würden gern mit der Stadt kooperieren, aber es gibt keine Gespräche, keinerlei Fortschritte."
Diminski blickt auf die Tischplatte - in den Strafraum. Die schleppenden Vorbereitungen in Lviv hat er neulich erst wieder im Fernsehen scharf kritisiert, die Politik zur Kooperation aufgefordert, um die Europameisterschaft am Standort Lviv nicht zu gefährden.
"Die anderen Städte sind viel weiter. Die haben schon vor langer Zeit angefangen, ihre Stadien zu bauen. Da arbeiten die örtlichen Regierungen mit den Besitzern der Fußballklubs viel besser zusammen. Die Besitzer der Klubs bauen dann auch das Stadion, nicht die Stadt. Die Stadt hilft ihnen nur, dass sie bauen können. Wenn wir über die Austragungsorte in der Ukraine sprechen, rangiert Lviv mit seinen Vorbereitungen ganz am Ende."
Während in Kiew und Dnjepopetrovsk seine Kollegen ungestört Stadien für die EM und ihre Vereine bauen können, sind ihm in Lviv die Hände gebunden. Anfang April mahnte dann auch der ukrainische EM-Koordinator, Chervonenko, eine bessere Zusammenarbeit von Bürgermeister und Business-Eliten in Lviv an. Sollen doch gut 80 Prozent der EM-Investitionen in der Ukraine aus privaten Kassen kommen.
"Es ist kein Geheimnis, das viele Millionäre und Milliardäre bei uns im Parlament sitzen. Bei uns gibt es einen Witz, den die Journalisten gern erzählen: Die Business-Elite, die Multi-Millionäre, sie können ihr Parlament wählen und ihren Präsidenten. Und wie in jedem Witz gibt es auch hier ein Körnchen Wahrheit: Das Kapital und das Geld, sie sind die wahre Macht."
"Nach und nach führte uns der Trainer in die Herren-Mannschaft ein, außer ihm spielten dort noch einige ernstzunehmende Fußballer aus dem örtlichen Verein, seine Outsiderkumpels, das war eigentlich gegen die Regeln, sie hätten nicht für unsere Amateurmannschaft spielen dürfen, aber wen kratzte das. Unsere fuhren mit dem Bus zu Auswärtsspielen in irgendwelche Kolchosenstadien, wo sie arme Traktorfahrer platt machten, die verzweifelt versuchten, gegen unsere anzukommen, nicht mal die Knochen konnte sie ihnen brechen, statt dessen brachen sie sich ihre eigenen.
Wir stiegen in den Bus, der kurz darauf vom Gestank nach nassen Stutzen, durch geschwitzten Trikots, dem Geruch von Haut und Alkoholausdünstungen erfüllt war, Fußball roch bei uns immer nach Schnaps, der Trainer hatte die Kasse - die Gewerkschaften zahlten jedem Spielteilnehmer drei Sowjetrubel, das war schon ein nettes Sümmchen; der Trainer setzte möglichst viele von uns auf die Liste, denn für jeden gab es, unabhängig vom Spielbeitrag, gemäß dem gerechten sowjetischen Verteilungssystem auch die drei Rubel, das Geld zahlte der Trainer natürlich nicht aus, er nahm die gesamte Summe und kaufte zwei Eimer Selbstgebrannten, sechs Liter hochexplosiven Rachenkiller, den er verteilte und den wir noch im Bus zusammen mit unseren älteren Ballkollegen weghauten, mit den Legionären vom Ortsverein und unserem Trainer und Lehrer."
Der Präsident des polnischen Fußballverbandes Micha³ Listkiewicz und Ex-Fußball-Nationalspieler und UEFA-Funktionär Zbigniew Boniek verblüfften vor kurzem die internationale Sportwelt: Wenn Polen die EM 2008 gewinnen sollte, so ihr Angebot, würden sie sich für eine Begnadigung von Spielern und Funktionären einsetzen, gegen die zur Zeit wegen Korruptionsvorwürfen ermittelt wird. Diese "Schwamm-drüber”-Politik weckte heftigen Widerspruch im Land. Vor allem ein ehemaliger Kicker-Kollege ging mit den Fußball-Funktionären ins Gericht: Die Torwartlegende Jan Tomaschewski.
In der polnischen Öffentlichkeit genießt er große Glaubwürdigkeit. Deckt er doch unermüdlich Missstände auf und treibt die Sportpolitiker an - auch in Sachen Europameisterschaft 2012.
Bogdana Berkuta bittet, ihr zu folgen, durch das Vorzimmer mit dem großen Schreibtisch, den großen Flachbildschirmen, den Kronleuchtern an der Decke und den Gold gerahmten Fußballbildern an der Wand.
Noch eine schwere Holztür. Dahinter liegt das Besprechungszimmer: Wieder Kronleuchter an der Decke, an der Wand edle Holzverkleidung, diesmal mit eingelassenen Silberrosetten, darüber wieder Fußballbilder in Goldrahmen. In der Mitte des Raums steht ein großer Besprechungstisch.
"Bitte nehmen sie auf der rechten Seite Platz”, sagt Bogdana Berkuta und deutet auf fünf schwere, thronartige Holzstühle. Sie sind mit grünem Samt bezogen, auf dem das goldene Vereinswappen eingearbeitet ist. Die linke Tischseite ist für den Präsidenten reserviert.
Petro Diminski kommt herein: Blauer Anzug, darunter ein graues Poloshirt, bis oben zugeknöpft, graue Haare, bullige Statur, Augenringe. Ein kurzes Nicken zur Begrüßung, ein schwacher Händedruck. Ein breitschultriger Begleiter nimmt auf der Ledergarnitur an der Seite Platz. Diminski setzt sich auf seine Tischseite.
"Der FC Karpaty ist mein Club. Warum ich der Besitzer bin? Das ist der einzige gute Club in der West-Ukraine. Vor sieben Jahren hatte ich die Idee mir einen Fußballverein zu kaufen. Vorher hatte ich schon einen Club in Drohobycz. Aber ich dachte, ich kaufe mir einen größeren."
Der 54-Jährige nimmt unsere Visitenkarten, wirft einen kurzen Blick darauf, schiebt sie zusammen. Diminski spricht leise, klopft dabei mit den Karten auf den Tisch. Der ist ein Fußballfeld im Kleinformat. Gut zweieinhalb Meter lang, aus grünem Stein. Seitenlinien, Strafraum, Mittelkreis - alles eingearbeitet. Hinter beiden Toren steht "FC Karpaty". Einmal in Kyrillisch, einmal in lateinischer Schrift. Im Mittelkreis eingearbeitet die Worte "UEFA-Championship".
Bergbauingenieur, Bergbaudirektor, Businessman - das ist Petro Diminskis Lebenslauf in Kurzform. "Ich bin Fußballfan von Geburt an", sagt er. Und darum ist für ihn auch die EM 2012 Chefsache.
"Wir haben hier viele Objekte aus der Zeit der Sowjetunion, die könnte man sehr schön ausbauen. Mit unseren finanziellen Möglichkeiten würden wir die Infrastruktur ein gutes Stück voranbringen."
Diminskis Stimme wird etwas lauter. Er hat der Stadt angeboten ein Stadion zu bauen, versprochen über seine Kontakte die nötigen Gelder zu mobilisieren, die Planungen in die Hand zu nehmen. Der Bürgermeister aber hat das Angebot abgelehnt.
"Niemand ist darauf eingegangen. Es gab zwar einige Gespräche. Aber nichts wurde unterschrieben. Es passiert nichts. Wir würden gern mit der Stadt kooperieren, aber es gibt keine Gespräche, keinerlei Fortschritte."
Diminski blickt auf die Tischplatte - in den Strafraum. Die schleppenden Vorbereitungen in Lviv hat er neulich erst wieder im Fernsehen scharf kritisiert, die Politik zur Kooperation aufgefordert, um die Europameisterschaft am Standort Lviv nicht zu gefährden.
"Die anderen Städte sind viel weiter. Die haben schon vor langer Zeit angefangen, ihre Stadien zu bauen. Da arbeiten die örtlichen Regierungen mit den Besitzern der Fußballklubs viel besser zusammen. Die Besitzer der Klubs bauen dann auch das Stadion, nicht die Stadt. Die Stadt hilft ihnen nur, dass sie bauen können. Wenn wir über die Austragungsorte in der Ukraine sprechen, rangiert Lviv mit seinen Vorbereitungen ganz am Ende."
Während in Kiew und Dnjepopetrovsk seine Kollegen ungestört Stadien für die EM und ihre Vereine bauen können, sind ihm in Lviv die Hände gebunden. Anfang April mahnte dann auch der ukrainische EM-Koordinator, Chervonenko, eine bessere Zusammenarbeit von Bürgermeister und Business-Eliten in Lviv an. Sollen doch gut 80 Prozent der EM-Investitionen in der Ukraine aus privaten Kassen kommen.
"Es ist kein Geheimnis, das viele Millionäre und Milliardäre bei uns im Parlament sitzen. Bei uns gibt es einen Witz, den die Journalisten gern erzählen: Die Business-Elite, die Multi-Millionäre, sie können ihr Parlament wählen und ihren Präsidenten. Und wie in jedem Witz gibt es auch hier ein Körnchen Wahrheit: Das Kapital und das Geld, sie sind die wahre Macht."
"Nach und nach führte uns der Trainer in die Herren-Mannschaft ein, außer ihm spielten dort noch einige ernstzunehmende Fußballer aus dem örtlichen Verein, seine Outsiderkumpels, das war eigentlich gegen die Regeln, sie hätten nicht für unsere Amateurmannschaft spielen dürfen, aber wen kratzte das. Unsere fuhren mit dem Bus zu Auswärtsspielen in irgendwelche Kolchosenstadien, wo sie arme Traktorfahrer platt machten, die verzweifelt versuchten, gegen unsere anzukommen, nicht mal die Knochen konnte sie ihnen brechen, statt dessen brachen sie sich ihre eigenen.
Wir stiegen in den Bus, der kurz darauf vom Gestank nach nassen Stutzen, durch geschwitzten Trikots, dem Geruch von Haut und Alkoholausdünstungen erfüllt war, Fußball roch bei uns immer nach Schnaps, der Trainer hatte die Kasse - die Gewerkschaften zahlten jedem Spielteilnehmer drei Sowjetrubel, das war schon ein nettes Sümmchen; der Trainer setzte möglichst viele von uns auf die Liste, denn für jeden gab es, unabhängig vom Spielbeitrag, gemäß dem gerechten sowjetischen Verteilungssystem auch die drei Rubel, das Geld zahlte der Trainer natürlich nicht aus, er nahm die gesamte Summe und kaufte zwei Eimer Selbstgebrannten, sechs Liter hochexplosiven Rachenkiller, den er verteilte und den wir noch im Bus zusammen mit unseren älteren Ballkollegen weghauten, mit den Legionären vom Ortsverein und unserem Trainer und Lehrer."
Der Präsident des polnischen Fußballverbandes Micha³ Listkiewicz und Ex-Fußball-Nationalspieler und UEFA-Funktionär Zbigniew Boniek verblüfften vor kurzem die internationale Sportwelt: Wenn Polen die EM 2008 gewinnen sollte, so ihr Angebot, würden sie sich für eine Begnadigung von Spielern und Funktionären einsetzen, gegen die zur Zeit wegen Korruptionsvorwürfen ermittelt wird. Diese "Schwamm-drüber”-Politik weckte heftigen Widerspruch im Land. Vor allem ein ehemaliger Kicker-Kollege ging mit den Fußball-Funktionären ins Gericht: Die Torwartlegende Jan Tomaschewski.
In der polnischen Öffentlichkeit genießt er große Glaubwürdigkeit. Deckt er doch unermüdlich Missstände auf und treibt die Sportpolitiker an - auch in Sachen Europameisterschaft 2012.
Torwart in der Offensive - Polens Torwartlegende Tomaschweski fürchtet ein EM-Chaos
Jan Tomaschewski lehnt sich in dem rot-weiß geblümten Sessel zurück, verschränkt die Arme hinter dem Kopf. Das kurzärmelige blau-schwarze Sporttrikot spannt über dem Bizeps.
"Ja, hier ist mein Stammplatz, vor allem morgens treffe ich meine Bekannten, hier ist mein Platz."
Im Café an der Flaniermeile Piotrowska, der Einkaufsstrasse von Lodz. In der Ecke vorne rechts neben der Kuchenbar, unter dem Bücherregal. Hier ist Tomaschewski nicht zu übersehen: Knapp zwei Meter groß, breite Schultern, massiger Körper, riesige Hände.
Immer wieder grüßen Cafe-Gäste und Passanten. Tomaschewski nickt, grüßt freundlich zurück. Jeder Fußballfan kennt ihn in Polen - als Torwartlegende. 1974 bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland hat er sich einen Namen als Elfmetertöter gemacht, hielt unter anderem im Halbfinalspiel gegen Deutschland einen Strafstoß von Ulli Hoeness. Polen wurde letztendlich Dritter.
"Der Torwart ist die einzige Spieler auf dem Platz, der alle anderen sehen kann. Der steht hinter der Verteidigung und hat den Überblick. Er ist der Dirigent, und die Mannschaft muss ihm blind vertrauen."
Heute ist Tomaschweski einer der bekanntesten Sportkommentatoren des Landes und pflegt immer noch die Torwartperspektive. Tomaschewski legt seine riesigen Hände flach auf den Tisch und drückt die Finger durch. Seit Polen den Zuschlag für die EM 2012 bekam, treibt er Politiker und Sportfunktionäre an, wie einst seine Hintermannschaft.
"Es geht nicht um den damaligen Premier Kaczynski oder den jetzigen Premier Tusk. Es ist jetzt eine nationale Aufgabe. Es kann fünf Ministerpräsidenten und 15 Minister geben, jetzt muss jeder in die gleiche Trompete blasen und die heißt: Euro 2012."
Tomaschweski nimmt ein Schluck Wasser, das Glas verschwindet fast in seiner rechten Hand. Der Regierungswechsel im Herbst, die neue Machtverteilung im Sejm hat viel Zeit gekostet.
"Der Sejm hat noch kein Beschleunigungsgesetz verabschiedet, um schnell Projekte umsetzen zu können. Man muss auch noch Grundstücke aufkaufen, Bahnhöfe und Autobahnen bauen. Und dann ist da noch die Korruption."
Und die Korruption ist zur Zeit das Thema Nummer eins in der polnischen Sportwelt. Ein Sportminister der alten Kaczynski-Regierung sitzt in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Bestechlichkeit vor. Er soll versucht haben, sich mit Kollegen im Rahmen der EM-Vorbereitungen zu bereichern.
Seit einigen Wochen halten auch noch korrupte Kicker die Republik in Atem. Mehr als 120 Fußballfunktionäre und Spieler wurden verhaftet, gegen mehr als 20 Vereine wird wegen unerlaubter Absprachen und Bestechung ermittelt. Der polnische Fußballverband ist derzeit in der größten Krise seiner Geschichte:
"Sie alle haben ihre Finger in der Korruptionsaffäre. Und deswegen kleben sie an ihren Stühlen. Ich habe neulich erst in einem Fernseh-Interview gesagt: Wenn ein Bordell nicht mehr läuft, dann hilft es nicht, die Wände neu zu streichen oder die Betten auszutauschen, dann muss man das Personal auswechseln."
Tomaschewski deutet auf ein Nachrichtenmagazin, das im Bücherregal ausliegt. Auf dem Titelblatt: Der Chef des polnischen Fußballverbandes auf einem elektrischen Stuhl. Über seine Schulter lächelt, die Hand am Strom-Schalter, der polnische Sportminister. Tomaschewski schüttelt den Kopf.
"Die Ukraine ist schneller fertig als wir. Sie haben schon drei Stadien fertig. Es gibt noch ein paar Probleme in Kiew, aber ich bin fest überzeugt, dass die Leute, die entscheiden, die Oligarchen, die Aufgabe erfüllen. Die einfachen Leute dort sagen: Es wird schwer, aber 2012 werden wir alle Europäer sein. Ich bin neidisch darauf, dass sie sagen: Wir opfern uns noch vier Jahre aber danach sind wir richtig in Europa."
Von dieser Begeisterung spürt er in Polen zurzeit nur wenig. "Die Zuschauer schauen sich Fußball an und denken an Korruption", sagt er. Aufräumen im polnischen Fußball-Verband, gleichzeitig Aufbauen für die Europameisterschaft 2012, das ist für Tomaschewski die einzig aussichtsreiche EM-Strategie.
"Wenn die UEFA uns die Europameisterschaft wegnimmt, dann fahre ich nach Japan und kaufe 460 Harakiri-Messer. Die verteile ich dann vor unserem Parlamentsgebäude an die Abgeordneten."
Denn eines steht fest für die Torwart-Legende fest: Eine Nachspielzeit wird es diesmal nicht geben.
Sie hörten Gesichter Europas: Von Danzig bis Donezk-
Die Fußball-Europameisterschaft 2012 als Kraftakt für Polen und die Ukraine.
Die Autoren der Reportagen waren Ernst-Ludwig von Aster und Wojtek Mroz. Die Musik suchte Babette Michel aus. Die Literaturauszüge entnahmen wir dem Buch Anarchy in the UKR von Serhij Zhadan erschienen im Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main. Sprecher war Hendrik Stickan.
Für Ihr Interesse dankt, auch im Namen von Ton und Technik, Norbert Weber. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag!
"Ja, hier ist mein Stammplatz, vor allem morgens treffe ich meine Bekannten, hier ist mein Platz."
Im Café an der Flaniermeile Piotrowska, der Einkaufsstrasse von Lodz. In der Ecke vorne rechts neben der Kuchenbar, unter dem Bücherregal. Hier ist Tomaschewski nicht zu übersehen: Knapp zwei Meter groß, breite Schultern, massiger Körper, riesige Hände.
Immer wieder grüßen Cafe-Gäste und Passanten. Tomaschewski nickt, grüßt freundlich zurück. Jeder Fußballfan kennt ihn in Polen - als Torwartlegende. 1974 bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland hat er sich einen Namen als Elfmetertöter gemacht, hielt unter anderem im Halbfinalspiel gegen Deutschland einen Strafstoß von Ulli Hoeness. Polen wurde letztendlich Dritter.
"Der Torwart ist die einzige Spieler auf dem Platz, der alle anderen sehen kann. Der steht hinter der Verteidigung und hat den Überblick. Er ist der Dirigent, und die Mannschaft muss ihm blind vertrauen."
Heute ist Tomaschweski einer der bekanntesten Sportkommentatoren des Landes und pflegt immer noch die Torwartperspektive. Tomaschewski legt seine riesigen Hände flach auf den Tisch und drückt die Finger durch. Seit Polen den Zuschlag für die EM 2012 bekam, treibt er Politiker und Sportfunktionäre an, wie einst seine Hintermannschaft.
"Es geht nicht um den damaligen Premier Kaczynski oder den jetzigen Premier Tusk. Es ist jetzt eine nationale Aufgabe. Es kann fünf Ministerpräsidenten und 15 Minister geben, jetzt muss jeder in die gleiche Trompete blasen und die heißt: Euro 2012."
Tomaschweski nimmt ein Schluck Wasser, das Glas verschwindet fast in seiner rechten Hand. Der Regierungswechsel im Herbst, die neue Machtverteilung im Sejm hat viel Zeit gekostet.
"Der Sejm hat noch kein Beschleunigungsgesetz verabschiedet, um schnell Projekte umsetzen zu können. Man muss auch noch Grundstücke aufkaufen, Bahnhöfe und Autobahnen bauen. Und dann ist da noch die Korruption."
Und die Korruption ist zur Zeit das Thema Nummer eins in der polnischen Sportwelt. Ein Sportminister der alten Kaczynski-Regierung sitzt in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Bestechlichkeit vor. Er soll versucht haben, sich mit Kollegen im Rahmen der EM-Vorbereitungen zu bereichern.
Seit einigen Wochen halten auch noch korrupte Kicker die Republik in Atem. Mehr als 120 Fußballfunktionäre und Spieler wurden verhaftet, gegen mehr als 20 Vereine wird wegen unerlaubter Absprachen und Bestechung ermittelt. Der polnische Fußballverband ist derzeit in der größten Krise seiner Geschichte:
"Sie alle haben ihre Finger in der Korruptionsaffäre. Und deswegen kleben sie an ihren Stühlen. Ich habe neulich erst in einem Fernseh-Interview gesagt: Wenn ein Bordell nicht mehr läuft, dann hilft es nicht, die Wände neu zu streichen oder die Betten auszutauschen, dann muss man das Personal auswechseln."
Tomaschewski deutet auf ein Nachrichtenmagazin, das im Bücherregal ausliegt. Auf dem Titelblatt: Der Chef des polnischen Fußballverbandes auf einem elektrischen Stuhl. Über seine Schulter lächelt, die Hand am Strom-Schalter, der polnische Sportminister. Tomaschewski schüttelt den Kopf.
"Die Ukraine ist schneller fertig als wir. Sie haben schon drei Stadien fertig. Es gibt noch ein paar Probleme in Kiew, aber ich bin fest überzeugt, dass die Leute, die entscheiden, die Oligarchen, die Aufgabe erfüllen. Die einfachen Leute dort sagen: Es wird schwer, aber 2012 werden wir alle Europäer sein. Ich bin neidisch darauf, dass sie sagen: Wir opfern uns noch vier Jahre aber danach sind wir richtig in Europa."
Von dieser Begeisterung spürt er in Polen zurzeit nur wenig. "Die Zuschauer schauen sich Fußball an und denken an Korruption", sagt er. Aufräumen im polnischen Fußball-Verband, gleichzeitig Aufbauen für die Europameisterschaft 2012, das ist für Tomaschewski die einzig aussichtsreiche EM-Strategie.
"Wenn die UEFA uns die Europameisterschaft wegnimmt, dann fahre ich nach Japan und kaufe 460 Harakiri-Messer. Die verteile ich dann vor unserem Parlamentsgebäude an die Abgeordneten."
Denn eines steht fest für die Torwart-Legende fest: Eine Nachspielzeit wird es diesmal nicht geben.
Sie hörten Gesichter Europas: Von Danzig bis Donezk-
Die Fußball-Europameisterschaft 2012 als Kraftakt für Polen und die Ukraine.
Die Autoren der Reportagen waren Ernst-Ludwig von Aster und Wojtek Mroz. Die Musik suchte Babette Michel aus. Die Literaturauszüge entnahmen wir dem Buch Anarchy in the UKR von Serhij Zhadan erschienen im Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main. Sprecher war Hendrik Stickan.
Für Ihr Interesse dankt, auch im Namen von Ton und Technik, Norbert Weber. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag!