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Von der Bühne in den Beruf

Schauspielstudierende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz treffen sich in dieser Woche zu ihrem Jahrestreffen in Rostock. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Jahrestreffen soll dem künstlerischen Bühnennachwuchses den Weg in die berufliche Praxis erleichtern, und gilt seit nun 19 Jahren als wichtigstes Branchentreffen seiner Art im deutschsprachigen Raum.

Von Almuth Knigge |
    Das Leben kann ein Drama sein. Und ein Schauspielstudium erst recht. Mit Leidenschaft beginnt es meist - mit Lust - wie bei Brendzis.

    " Die Lust an der Verwandlung jemand anders sein zu können. "

    Ein cooler Typ - ganz so, wie man sich gemeinhin einen Künstler vorstellt. Schwarz gekleidet, mit Sonnenbrille und Hut. In Zürich studiert er Schauspiel und hat den zweiten Akt im Leben eines Schauspielers, das Tingeln von Vorsprechen zu Vorsprechen, schon hinter sich. Für ihn und für alle Schauspielstudenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich zurzeit in Rostock treffen, ist der dritte Akt bald zu Ende - die Ausbildung. Und dann?

    " Also ich habe natürlich keine Ahnung, wo es mich hin verschlägt, aber ich habe auf jeden Fall Lust drauf, was passiert, und ich bin da wahrscheinlich sehr zufrieden mit dem, was kommt, und noch zufriedener, wenn es mir dann noch viel Spaß macht. "

    Es ist das Branchentreffen für Schauspielschüler - schließlich finanziert das Bundesforschungsministerium das Ganze seit 19 Jahren mit 200.000 Euro. Trotz Sparzwängen und Streichungen gibt es auch in diesem Jahr das Treffen des Bühnennachwuchses. Auch Castingagenturen lassen sich das Treffen nicht entgehen - auch wenn es mal mehr war, meint Inge Volk, die das Treffen seit Anbeginn mit organisiert

    " Es gab mal so einen Boom. wo alle Caster dann kamen und sagten: Das ist es, die haben mir jetzt erklärt, warum nicht mehr, weil die Schauspielstudenten heute im ersten Studienjahr sich einen Agenten nehmen und dadurch die Caster auch die Lust verloren haben. "

    Aber eigentlich geht es um Erfahrungsaustausch, lernen, sich der Kritik zu stellen - und darum, den Übergang des künstlerischen Bühnennachwuchses in die berufliche Praxis zu erleichtern. So steht es in den Statuten.

    " Von daher ist diese Woche auch unwahrscheinlich spannend zu sehen, mit wem man sich später messen muss. "

    " Für mich ist es ganz interessant, die verschiedenen Schulen kennenzulernen, wie die so arbeiten, und auch die Leute, was die so beschäftigt, wie die mit der Situation umgehen, wie es dann weitergeht nach der Ausbildung, auch mit der Angst, ob es überhaupt weitergeht "

    Dabei ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt - das ist dann der vierte Akt des Dramas, für Absolventen noch eine ganz erträgliche - sagt Thomas Vallentin, der nicht nur Professor an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock, der HMT, ist, sondern auch Geschäftsführer der Ständigen Konferenz Schauspielausbildung. Die Theater suchen, gerade in Zeiten knapper Kassen, junge, frische - und vor allem preiswerte Gesichter. 1550 Euro pro Monat ist die Mindestgage im Theater, 300 Euro pro Drehtag bekommen Jungschauspieler beim Film

    " Schwierig wird es für die jungen Absolventen erst im zweiten und dritten Engagement. Da geht es wirklich ums Eingemachte, und merkwürdigerweise werden sich da erst die Schulen beweisen. "

    In Rostock zumindest überstehen 80 Prozent der Schüler den vierten Akt - und sind auch nach zehn Jahren noch Schauspieler - bei vielen sieht es anders aus.

    " Wenn man den Arbeitsmarkt anschaut und jetzt auch hier sieht, wie viele Abgänger das sind, das sind ja 200 Leute, und so viele Theater gibt's ja auch nicht im deutschsprachigen Raum, und die sparen auch immer, und es gehört schon auch Glück dazu, dass man einen Job findet, der einem dann auch gefällt.

    Ich glaube, das wäre die total falsche Einstellung zu sagen, ich habe Angst, und ich gehe da jetzt mal gucken. Nein, ich gehe dahin, und ich sage: He, nehmt mich! "

    Denn der dramatische Held ist ein edler Mensch mit bestimmten Fehlern, deren er sich schuldig macht. Und das ist dann der fünfte Akt denn:

    " Es gibt gute und nicht so gute. "

    Und jeder - das erfährt man leidvoll täglich beim Fernsehkonsum - darf sich - ungeschützt Schauspieler nennen