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Von der Juniorprofessorin zur C3-Professur

Im Juli hatte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die 2002 vom Bund eingeführte Regelung zur Juniorprofessur für verfassungswidrig erklärt. Jungen Akademikern sollte der Zugang zu Professorenstellen erleichtern werden - ohne Habilitation. Nach dem Urteil der Karlsruher Richter fehlt bislang eine bundeseinheitliche Regelung. Länder wie Nordrhein-Westfalen gehen deshalb ihren eigenen Weg. Und der Erfolg scheint ihnen Recht zu geben: Heute hat eine Juniorprofessorin der Dortmunder Universität als eine der ersten in Deutschland eine C3 - Professur angetreten - und das auch noch in einem anderen Bundesland.

Von Andrea Kath |
    Zwei Jahre lang war Birgit Spinath Juniorprofessorin an der Dortmunder Universität für pädagogische Psychologie - von morgen an lehrt und forscht sie an der Universität in Heidelberg. Für sie war die Juniorprofessur der schnelle Aufstieg auf der wissenschaftlichen Karriereleiter.

    Ich sehe keinen einzigen Nachteil den man hat durch die Juniorprofessur, im Gegenteil, man ist jetzt selber verantwortlich für die Dinge, die man richtig macht und auch für die Dinge die man falsch macht. Das finde ich sehr gut. Ich denke auch, dass sich die Qualität durchsetzt. Man wird nicht berufen, weil man Juniorprofessor ist, man wird aber auch nicht berufen, weil man habilitiert ist, sondern dass ist erst der Türöffner, und dann müssen sich andere Qualifikationen zeigen.

    Offenbar konnte sie die Berufungskommission überzeugen. Als eine der ersten in Deutschland ist sie von einer Juniorprofessur auf eine C 3 - Professur gewechselt. Ganz ohne Habilitation.

    Wenn erst einmal die Hürde genommen ist in die erste Professur dann wird erst Recht nach den anderen Qualifikationen geguckt, nach den Publikationen, den Drittmitteleinwerbungen, etc. Die Habilitation ist dann wirklich überflüssig.

    Erfolgreiche Wissenschaftlerinnen wie Birgit Spinath, die den Sprung von der Juniorprofessur zu einer ordentlichen Professur geschafft haben, sind für NRW-Wissenschaftsministerin Hannelore Kraft nur ein Beweis mehr, dass Nordrhein-Westfalen auf dem richtigen Weg ist. Immerhin hat Birgit Spinath auch noch den Sprung über die Landesgrenzen hinweg nach Baden-Württemberg geschafft.

    Das ist kein Einzelfall. Wir haben 119 Juniorprofessoren und Juniorprofessorinnen in Nordrhein-Westfalen und es sind schon einige berufen worden, das heißt, wir sind hier auf einem guten Weg und Qualität wird sich durchsetzen.

    Für die NRW-Wissenschaftsministerin steht die Juniorprofessur in Nordrhein-Westfalen deshalb nicht zur Debatte. Auch wenn bundesweit nach dem Karlsruher Urteil über ein Für und Wider vor allem zwischen den SPD-regierten Ländern und den CDU/CSU regierten Ländern weiter gestritten wird.

    Hannelore Kraft: Wenn es keine bundeseinheitliche Regelung gibt, werden wir es alleine hier in Nordrhein-Westfalen verankern. Das Thema ist mir zu wichtig, und auch dieser Qualifikationsweg ist mir zu wichtig, als das wir darauf verzichten könnten. Nordrhein-Westfalen setzt auf den wissenschaftlichen Nachwuchs, wir wollen das Land Nr. 1 werden für den wissenschaftlichen Nachwuchs aus der ganzen Welt und von daher kann ich auf die Juniorprofessur gar nicht verzichten und sie wird hier bei uns gesetzlich verankert.

    In Nordrhein-Westfalen wird sich der wissenschaftliche Nachwuchs deshalb künftig grundsätzlich entscheiden können, ob er den Weg über eine Juniorprofessur oder die Habilitation wählt.

    Für mich ist die Juniorprofessur ein Weg, wo es schneller geht, mit größerer Selbstständigkeit nach vorne geht. Das ist ein Weg, den die jungen Leute wollen, das macht den Standort Nordrhein-Westfalen auch interessant für Leute aus dem Ausland. Und deshalb ist es wichtig, dass wir die Möglichkeit hier bieten.

    Trotz allem Optimismus - Zweifel bleiben. Viele Juniorprofessorinnen und -professoren schreiben während ihrer sechsjährigen Zeit an der Universität noch ihre Habilitation. Sicher ist sicher. Birgit Spinath brauchte das zwar nicht - kann aber ihre Kollegen gut verstehen.

    Denn die Entscheidungen werden ja in den Kommissionen gefällt und wenn wir da noch auf die Strukturen treffen, dass die sagen, dieses formale Kärtchen Habilitation muss da sein, ich kann es verstehen, wenn man diesen Weg geht. Ich selber habe es ohne geschafft und möchte das auch gerne kundtun und Leuten Mut machen und sagen, es geht auch ohne Habilitation.