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Von der Lochkarte zum Superrechner

1972 gründete die Technische Hochschule in Darmstadt den Fachbereich Informatik. Grund genug, eine Veranstaltung auszurichten, die sich heute und morgen mit Geschichte und Zukunft des Fachs befasst.

    Am Anfang standen die Lochkarten. Die Pappdeckel, etwa halb so groß wie ein Mousepad, waren alles, was die Rechner der siebziger Jahre an "User-Interface" hatten. Programmtext wurde als eine Art Barcode in diese Karten gestanzt. Den Kartenstapel konnte der Programmierer dann bei dem Experten einreichen, der in der Lage war, den Rechner damit zu füttern. Am nächsten Tag konnte man dann vielleicht schon mit einem Ergebnis rechnen. Oder auch nur einer Fehlermeldung. Professor Robert Piloty war einer der Gründer des Darmstädter Informatik-Lehrstuhls. Er erinnert sich noch lebhaft an den ersten Darmstädter Lochkarten-Superrechner: "Das war ein Siemens-Rechner, das war die Siemens 4004, die hatte glaube ich 500.000 Byte als Arbeitsspeicher, das ist heute praktisch in jedem Kühlschrank schon drin."

    Mitte der 60er Jahre hatte man festgestellt, dass Programmieren nichts ist, was man sich mal eben selber beibringt. Einige spektakuläre Misserfolge führten um 1970 dann weltweit zum Entstehen von Studiengängen wie Computer Science in den USA oder der Informatik in Deutschland. Hier lernten Studenten endlich den systematischen Umgang mit Computern und ihren Möglichkeiten.

    In den 80er Jahren lösten die ersten PCs den Lochkartenrechner ab. Inzwischen kommen die meisten Darmstädter Informatikstudenten mit dem eigenen Notebook an die Uni und binden sich dort per Funk in das lokale Netz ein. Und am Dienstag, sozusagen als Geburtstagsgeschenk, kommt ein neuer Superrechner nach Darmstadt: Etwa 500 Milliarden Rechenoperationen pro Sekunde soll er durchführen können und damit etwa so leistungsstark sein wie 500 handelsübliche PCs.

    Dank der gestiegenen Rechenleistungen moderner Computer entstehen ganz neue Zweige der Informatik. Auch in anderen Disziplinen wie der Medizin oder dem Ingenieurwesen steigt der Anteil der Informatik immer noch beständig an. Hier dient der Rechner beispielsweise in Simulationen als Modell der Wirklichkeit und erlaubt es so, Zusammenhänge zu erforschen, die zu komplex sind, um sie direkt zu berechnen, die man aber auch nicht einfach in der Realität ausprobieren kann.

    Aus der Verflechtung der Informatik mit anderen Disziplinen entstehen nicht nur Forschungsprojekte, sondern auch neue Studiengänge. Informationssystemtechnik, Bioinformatik und Medieninformatik sind in Darmstadt geplant. "Computational Engineering" kann man dort bereits ab dem nächsten Wintersemester studieren.

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