Ursprünglich waren Internate an einen Fürstenhof, einen Dom, ein Kloster oder eine Universität angeschlossen. Fernab von der Familie sollten hier die Schüler auf das Priesteramt vorbereitet werden oder auf den Dienst bei Hofe. Oft übernahmen die Internatsabsolventen später Führungsaufgaben, also durchaus eine Eliteausbildung. Der Begriff Internat entstand im 19. Jahrhundert und kommt vom lateinischen Wort "internus", was soviel bedeutet wie "im Inneren" oder "vertraulich".
Als in der Renaissance mit der Entstehung des modernen Staatswesens mehr und andere Führungskräfte gebraucht wurden, gab es auch zunehmend nichtkirchliche Internate als Bildungsstätten. Später bildeten sich auch zunehmend "Spezialinternate" heraus, Fürstenschulen, Ritterakademien, Lehrerseminare etwa. Und weil anders gar nicht so viele neue Führungskräfte ausgebildet werden konnten, wie man brauchte, durften auch begabte Schüler aus einfacheren Verhältnissen Internate besuchen. Für die Bildung von Frauen spielten später vor allem die Pensionate für höhere Töchter eine Rolle.
Internate sind aber nicht nur klassischer Hort der Elitenbildung, viele neue pädagogische Ideen fanden in der Abgeschiedenheit des Internats statt. Die Odenwaldschule etwa, kurz OSO genannt, war ein solches Experiment.
1910 gegründet, stand sie in engem Zusammenhang mit der reformpädagogischen Bewegung des letzten Jahrhunderts. Lange vor 68 wurden hier die Lehrer geduzt, Mädchen und Jungen turnten gemeinsam und nackt, es gab keine Jahrgangsklassen. "Werde, der du bist", lautete der Leitspruch der Gründer Paul und Edith Geheeb. Klaus Mann ging hier zur Schule und Beate Uhse. Und auch Daniel Cohn-Bendit, der sich gerne an die Zeit zurückerinnert.
"Meine Fähigkeit, Dinge 30 Sekunden, bevor es jemand denkt, zu formulieren, dies hat mich nach vorne gebracht, auch die Freiheit, die ich in meiner Erziehung in der Odenwaldschule gewonnen hab, hat mir da geholfen."
Heute ist die Odenwaldschule eine integrierte Gesamtschule in Internatsform. Neben dem Abitur kann man dort noch eine Ausbildung zum Schreiner oder Schlosser machen.
Dass Internate eine Welt für sich bilden, wird aber auch häufig kritisiert, zum Beispiel von Ex-Odenwaldschülerin und Autorin Amelie Fried.
"Ich glaube schon, das die OSO in gewisser Hinsicht gesellschaftsfern ist, das Problem fängt eben an, wenn man diese Welt wieder verlässt. Ich glaube schon, dass das eine Gefahr ist für den OSO Schüler."
Das ganz spezielle Beziehungsgefüge im abgeschlossenen Universum Internat haben viele Schriftsteller thematisiert, nicht immer zur Freude ihrer ehemaligen Schulen. Hermann Hesse etwa in "Unterm Rad", eine Erzählung in der es darum geht, wie ein begabter Schüler von Lehrern, die zuviel von ihm fordern, zugrundegerichtet wird. Oder Robert Musil in den "Verwirrungen des Zöglings Törleß". Darin geht es um die Entwicklung des pubertierenden Schülers Törleß in einem Provinzinternat. Auch Autoren der Gegenwart wie Christian Kracht und Paul Ingendaay haben das Internat in ihren Werken thematisiert. Auch sie eher negativ.
Fragt man die Schüler in Salem zum Beispiel, dann können sie ganz klar sagen, was ihnen am Internatsleben gefällt:
"Ich finde es sehr schön, auf einem Internat zu sein, weil man hat eine tolle Gemeinschaft, kleine Klassen, und da fühlt man sich richtig wohl. Am ersten Tag war es schon ungewohnt, mit so vielen Kindern in einem Zimmer zu sein. Man musste sich auch erst richtig daran gewöhnen, aber jetzt ist man richtig glücklich, hier zu sein. Man ist in einer großen Gemeinschaft, man kann zusammenarbeiten, zuhause hat man selten Zeit, hier - es gibt eine bestimmte Zeit, da müssen wir arbeiten, zuhause wurde ich auch oft abgelenkt, da kann man hier richtig konsequent arbeiten."
Und was ihnen nicht gefällt:
"Es gibt dann immer das Problem, dass man ab und zu Heimweh bekommt. Dann: es sind schon viele Verbote. Manchmal will man einfach nur noch nachhause und dann ist es egal, was der Mentor sagt, die Freunde, aber manchmal ist es dann so doll, dass man nicht mehr auf der Schule sein will. Und dann wird man auch manchmal abgemeldet: Privatsphäre ist natürlich immer so ein heikles Thema hier, zurückziehen kann man sich nicht auf ein Zimmer, dann geht man lieber raus in den Wald, wenn man wirklich alleine sein will."
Immer wieder gab es Kritik an Internaten, die ihre Schüler zu sehr zu Disziplin und Gehorsam zwingen würden, zuletzt betraf das das Internat des Leipziger Thomanerchors. In den letzten Jahren kann man nicht wirklich von einem Boom bei deutschen Internaten sprechen, aber die Schülerzahlen sind konstant oder leicht zunehmend. Vor allem in den 70er-Jahren und danach war die vermeintliche Elitebildung am Internat verpönt. Parallel dazu wurde das Angebot an weiterführenden Schulen auch und vor allem auf dem Lande ausgebaut, so dass für die Internate eine wichtige Klientel wegfiel. Internatsträger haben versucht, dem zu begegnen, indem sie spezielle Angebote entwickelten. Zum Beispiel für hochbegabte Kinder - aber auch für Kinder mit ADS, dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Es gibt auch Internate für Schüler mit musischen Begabungen. In Wolfsburg gibt es seit einiger Zeit ein Fußballinternat - und in Köln das erste britische Internat.
Auch wenn Internate betonen, für alle Kinder offen zu stehen: Ein Platz dort kostet zwischen 1200 und 2000 Euro im Monat, an manchen Orten auch deutlich mehr. Ein konfessionelles Internat kostet 400 bis 1200 Euro monatlich.
Als in der Renaissance mit der Entstehung des modernen Staatswesens mehr und andere Führungskräfte gebraucht wurden, gab es auch zunehmend nichtkirchliche Internate als Bildungsstätten. Später bildeten sich auch zunehmend "Spezialinternate" heraus, Fürstenschulen, Ritterakademien, Lehrerseminare etwa. Und weil anders gar nicht so viele neue Führungskräfte ausgebildet werden konnten, wie man brauchte, durften auch begabte Schüler aus einfacheren Verhältnissen Internate besuchen. Für die Bildung von Frauen spielten später vor allem die Pensionate für höhere Töchter eine Rolle.
Internate sind aber nicht nur klassischer Hort der Elitenbildung, viele neue pädagogische Ideen fanden in der Abgeschiedenheit des Internats statt. Die Odenwaldschule etwa, kurz OSO genannt, war ein solches Experiment.
1910 gegründet, stand sie in engem Zusammenhang mit der reformpädagogischen Bewegung des letzten Jahrhunderts. Lange vor 68 wurden hier die Lehrer geduzt, Mädchen und Jungen turnten gemeinsam und nackt, es gab keine Jahrgangsklassen. "Werde, der du bist", lautete der Leitspruch der Gründer Paul und Edith Geheeb. Klaus Mann ging hier zur Schule und Beate Uhse. Und auch Daniel Cohn-Bendit, der sich gerne an die Zeit zurückerinnert.
"Meine Fähigkeit, Dinge 30 Sekunden, bevor es jemand denkt, zu formulieren, dies hat mich nach vorne gebracht, auch die Freiheit, die ich in meiner Erziehung in der Odenwaldschule gewonnen hab, hat mir da geholfen."
Heute ist die Odenwaldschule eine integrierte Gesamtschule in Internatsform. Neben dem Abitur kann man dort noch eine Ausbildung zum Schreiner oder Schlosser machen.
Dass Internate eine Welt für sich bilden, wird aber auch häufig kritisiert, zum Beispiel von Ex-Odenwaldschülerin und Autorin Amelie Fried.
"Ich glaube schon, das die OSO in gewisser Hinsicht gesellschaftsfern ist, das Problem fängt eben an, wenn man diese Welt wieder verlässt. Ich glaube schon, dass das eine Gefahr ist für den OSO Schüler."
Das ganz spezielle Beziehungsgefüge im abgeschlossenen Universum Internat haben viele Schriftsteller thematisiert, nicht immer zur Freude ihrer ehemaligen Schulen. Hermann Hesse etwa in "Unterm Rad", eine Erzählung in der es darum geht, wie ein begabter Schüler von Lehrern, die zuviel von ihm fordern, zugrundegerichtet wird. Oder Robert Musil in den "Verwirrungen des Zöglings Törleß". Darin geht es um die Entwicklung des pubertierenden Schülers Törleß in einem Provinzinternat. Auch Autoren der Gegenwart wie Christian Kracht und Paul Ingendaay haben das Internat in ihren Werken thematisiert. Auch sie eher negativ.
Fragt man die Schüler in Salem zum Beispiel, dann können sie ganz klar sagen, was ihnen am Internatsleben gefällt:
"Ich finde es sehr schön, auf einem Internat zu sein, weil man hat eine tolle Gemeinschaft, kleine Klassen, und da fühlt man sich richtig wohl. Am ersten Tag war es schon ungewohnt, mit so vielen Kindern in einem Zimmer zu sein. Man musste sich auch erst richtig daran gewöhnen, aber jetzt ist man richtig glücklich, hier zu sein. Man ist in einer großen Gemeinschaft, man kann zusammenarbeiten, zuhause hat man selten Zeit, hier - es gibt eine bestimmte Zeit, da müssen wir arbeiten, zuhause wurde ich auch oft abgelenkt, da kann man hier richtig konsequent arbeiten."
Und was ihnen nicht gefällt:
"Es gibt dann immer das Problem, dass man ab und zu Heimweh bekommt. Dann: es sind schon viele Verbote. Manchmal will man einfach nur noch nachhause und dann ist es egal, was der Mentor sagt, die Freunde, aber manchmal ist es dann so doll, dass man nicht mehr auf der Schule sein will. Und dann wird man auch manchmal abgemeldet: Privatsphäre ist natürlich immer so ein heikles Thema hier, zurückziehen kann man sich nicht auf ein Zimmer, dann geht man lieber raus in den Wald, wenn man wirklich alleine sein will."
Immer wieder gab es Kritik an Internaten, die ihre Schüler zu sehr zu Disziplin und Gehorsam zwingen würden, zuletzt betraf das das Internat des Leipziger Thomanerchors. In den letzten Jahren kann man nicht wirklich von einem Boom bei deutschen Internaten sprechen, aber die Schülerzahlen sind konstant oder leicht zunehmend. Vor allem in den 70er-Jahren und danach war die vermeintliche Elitebildung am Internat verpönt. Parallel dazu wurde das Angebot an weiterführenden Schulen auch und vor allem auf dem Lande ausgebaut, so dass für die Internate eine wichtige Klientel wegfiel. Internatsträger haben versucht, dem zu begegnen, indem sie spezielle Angebote entwickelten. Zum Beispiel für hochbegabte Kinder - aber auch für Kinder mit ADS, dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Es gibt auch Internate für Schüler mit musischen Begabungen. In Wolfsburg gibt es seit einiger Zeit ein Fußballinternat - und in Köln das erste britische Internat.
Auch wenn Internate betonen, für alle Kinder offen zu stehen: Ein Platz dort kostet zwischen 1200 und 2000 Euro im Monat, an manchen Orten auch deutlich mehr. Ein konfessionelles Internat kostet 400 bis 1200 Euro monatlich.