Freitag, 10. Mai 2024

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Von der Schwierigkeit, Religion zu vermitteln

Der Ökumenische Kirchentag in Berlin ist auch ein Treffen junger Leute. Im Vergleich zur Gesamtbesucherzahl vielleicht nicht ganz so vieler Jugendlicher wie beim Weltjugendtag in Toronto 2002, zum dem der Papst die jungen Katholiken gerufen hatte - und sie kamen in Massen. Aber die Aussicht, Gleichgesinnten und Gleichaltrigen zu begegnen, hat eine große Anziehungskraft für Jugendliche. Selbst wenn die Religiosität als Grund für eine Reise nach Berlin hinter dem Zusammensein mit Altersgenossen in der großen Stadt an zweiter Stelle stehen sollte - was zu beweisen wäre - das Label "Kirchentag" ist werbewirksam. Die Sehnsucht nach Spiritualität ist größer unter Heranwachsenden, als ihre coole Abwehr gegen die erwachsene Wertediskussion vermuten lässt. Das hat ein Forschungsprojekt ergeben, für das 10 000 Jugendliche in Europa nach ihren Lebensauffassungen befragt worden sind. Die daran beteiligten Forscher der Universität Würzburg konstatieren, dass junge Leute einen Unterschied machen zwischen religiösen Institutionen und individueller Religiosität. Nicht umsonst ziehen viele kirchenferne religiös-spirituelle Gruppen die Jugend an. Auch der Religionsunterricht ist offenbar populärer als sein Ruf: gerade mal 5 Prozent der Schüler melden sich mit dem Eintreten der Religionsmündigkeit von diesem Fach ab. Der hohe Anteil von Abiturienten mit dem Prüfungsfach Religion ausgerechnet in Vorpommern widerlegt das Vorurteil, der Religionsunterricht im Osten sei dysfunktional. Einer bundesweiten Umfrage der "Süddeutschen Zeitung" zufolge beurteilen die Interviewten dieses Fach als das einzige, in dem sie merkten: Hier geht es um mich. Dennoch bleiben viele Fragen offen: Ob - wie? - man Glauben "lernen" kann oder "erfahren" muss? Ob es besser ist, über Religion zu unterrichten - wie zum Beispiel in dem Projekt LER in Brandenburg - als die Religion zu lehren? Und warum muss der Unterricht in Konfessionen getrennt sein - wenn doch sogar der Kirchentag ökumenisch sein kann....

Moderation: Mirko Smiljanic und Jacqueline Boysen | 30.05.2003
    Gesprächspartner

    Dr. Eckhard Nordhofen, Dezernent für Schule und Hochschule des Bistums Limburg, http://www.bistum-limburg.de

    Pfarrer Christian Reich, Berlin

    Schülerinnen und Schüler aus Berlin, Riedstadt, Recklinghausen und Eutin: Olga Scupin, Konrad Olszewski, Anna Niederkut, Pierre Schweger, Michael Hartung, Malte Vesper, Annika Traue, Deborah Wolf, Julia Becker, Frauke Hoffmann. www.kloster.be.schule.de www.canisius.de

    Literatur zum Thema

    Evangelische Denkschrift "Identität und Verständigung - Standort und Perspektiven des Religionsunterrichts in der Pluralität." hrsg. EKD 1994

    "Die bildende Kraft des Religionsunterrichts - Zur Konfessionalität des katholischen Religionsunterrichts. Hrsg Sekr. der Deutschen Bischofskonferenz 1996

    Iris Bosold, Peter Kliemann (Hsg.): Ach, Sie unterrichten Religion? Methoden, Tipps und Trends. Verlag Kösel-Calwer

    Ruth Priese: Lernen und soziale Verantwortung. Zur Lehrerausbildung im Projekt Lebensgestaltung - Ethik - Religionskunde. Psychosozial-Verlag, Gießen.

    Für mehr Literatur siehe auch Forum PISA vom 13.12.2002

    Links zum Thema

    Religious Education in Europe: Viele Modelle, Religion zu thematisieren. http://idw-online.de/...

    Ökumene im Religionsunterricht http://www.rpi-loccum.de/oekum.html

    EKD-Denkschrift zum Religionsunterricht http://www.uni-essen.de/Ev-Theologie/...

    Religionsunterricht und Internet http://www.religionsunterricht.net/

    Zur Situation des Religionsunterrichts in Deutschland: http://www.kmk.org/doc/publ/... Bericht-Kath-Religionsunterricht.pdf

    Religiöse Großveranstaltungen vs. Unterricht: http://www.uni-wuerzburg.de/religionspaedagogik/ http://idw-online.de/...

    Untersuchung zu religiös-spirituellen Entwicklungsverläufen Dekonvertiten-Projekt http://idw-online.de/public/zeige_pm.html?pmid=56124

    Neue religiöse Bewegungen http://idw-online.de/public/zeige_pm.html?pmid=53928


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