Über schneidenden Gitarren und schmetterndem Schlagzeug grunzt, stöhnt und schreit der US-amerikanische Bodybuilder, Sänger und Dichter Henry Rollins seinen Text über die unbegrenzte Macht des skrupellosen Lügners ins Mikrofon, dass einem Angst und Bange werden kann. Ist sie das, böse Musik, die von bösen Menschen gehört wird?
"Ich glaube, die sind auf du mit ihrem Beast, und das kann nur gut sein. Und ich glaube, dass, wenn du das ganz bewusst erfährst, was in dir an – nennen wir es weiter das Beast – wenn wir das bewusst zulassen, wenn wir das beobachten, dann können wir auch Spaß an dieser Grenzüberschreitung, an diesem Transgressiven haben. Wenn ich aus einem zum Beispiel Black Metal Konzert komme, fühle ich mich danach gereinigt."
Meint der Hamburger Musikjournalist und bekennende Metal Fan Lars Brinkmann. Am Donnerstagabend stellte Brinkmann in der "Bösen Lounge" im Haus der Kulturen der Welt seine "worst-of-music" Auswahl vor
Die Festivalbesucher mussten aber nicht bis spät in den Abend warten, bis sie sich bei diabolischen, gruseligen und sonst wie schmerzhaften Klängen der dunklen Seite der Musik widmen konnten. Schon im Foyer wurden sie von Anke Eckhardts äußerst unschönen Klanginstallationen begrüßt, mit der die Künstlerin zu Ohren brachte, welche Sounds als Waffe in der modernen Kriegsführung eingesetzt werden.
Üble Schwingungen gibt es auf dem Festival im Haus der Kulturen der Welt auch jenseits des Schlachtfelds. Die Musikwissenschaftlerin Ebba Durstewitz zum Beispiel beschäftigt sich heute mit "bösen Instrumenten". Flöten und Orgeln galten bereits im Mittelalter als bedrohlich, weil der Teufel mit den Luftschwingungen den menschlichen Geist verführe. Mythen, so Durstewitz, wie sie auch heute noch zum Beispiel für Schlagzeuger gelten.
"Es ist tatsächlich so, dass das so weit verbreitet war, die als verdächtig oder leicht korrumpierend zu empfinden, dass es im popkulturellen Gedächtnis noch so vor sich hinwabert. Das fängt bei denen damit an, dass tote Tierhaut im Spiel ist. Wieso stehen Schlagzeuger in dem Ruf, so einen abstrusen Tod zu sterben, da gibt es ja auch tausend Geschichten. Zu Beispiel Keith Moon, der Schlagzeuger; wo das Publikum immer gebeten wurde, im bitte nicht in die Augen zu schauen, der dreht sonst durch!"
Das vermeintlich diabolische Potential des Schlagzeugs kann man bekanntlich sogar beim stets angeketteten "Animal" aus der Muppet-Show-Band beobachten. Wer aber glaubt, Musik als solche könne böse sein, dem machte der Journalist und Poptheoretiker Dietmar Dath bereits in seiner Keynote am Donnerstag einen Strich durch die Rechnung.
"Das Böse ist etwas so Abstraktes, dass man zu seiner Darstellung einen Menge Feuerschutz aus anderen Arsenalen braucht. Gangsterrap ist dann das Ding mit den Goldzähnen und den kleinen tragbaren Maschinenpistolen, Black Metal das Ding mit den Nägeln auf der Schulter und der Panda-Fresse. Rape-and-Dismemberment-Rock, auch ein schönes Genre..."
Musik, mit dieser Erkenntnis konnte man sich am Eröffnungsabend trösten, kann erst im kulturellen Kontext zu etwas Bösem werden. Das gilt auch für die lustigen Lieder und Tänze der kalabrischen Mafia, wie man in einer Ausstellung über die "Kultur der Gewalt" erfährt. Holger Schulze, einer der Kuratoren des Festivals, wird dann in einer Diskussion heute Abend klären, …
"…dass das, was böse ist, einem selber vielleicht zu nahe geht, vielleicht die eigenen Privilegien beschneidet, die eigenen Freiheiten begrenzt, und so entsteht vielleicht das Böse in den Klängen."
Böse hin oder her: Über Musik lässt sich streiten. Wie sonst wäre es zu erklären, dass die Playlist der Musikfolter im Straflager von Guantanamo Bay aus Songs besteht, die in der westlichen Welt die Hitparaden stürmen? Wer mal wieder das Beast in sich entdecken möchte und dazu Hochinteressantes über unsere kulturellen Hörgewohnheiten und audio-psychologischen Reflexe lernen möchte, wird beim Festival im Haus der Kulturen der Welt übelst gut bedient werden.
"Ich glaube, die sind auf du mit ihrem Beast, und das kann nur gut sein. Und ich glaube, dass, wenn du das ganz bewusst erfährst, was in dir an – nennen wir es weiter das Beast – wenn wir das bewusst zulassen, wenn wir das beobachten, dann können wir auch Spaß an dieser Grenzüberschreitung, an diesem Transgressiven haben. Wenn ich aus einem zum Beispiel Black Metal Konzert komme, fühle ich mich danach gereinigt."
Meint der Hamburger Musikjournalist und bekennende Metal Fan Lars Brinkmann. Am Donnerstagabend stellte Brinkmann in der "Bösen Lounge" im Haus der Kulturen der Welt seine "worst-of-music" Auswahl vor
Die Festivalbesucher mussten aber nicht bis spät in den Abend warten, bis sie sich bei diabolischen, gruseligen und sonst wie schmerzhaften Klängen der dunklen Seite der Musik widmen konnten. Schon im Foyer wurden sie von Anke Eckhardts äußerst unschönen Klanginstallationen begrüßt, mit der die Künstlerin zu Ohren brachte, welche Sounds als Waffe in der modernen Kriegsführung eingesetzt werden.
Üble Schwingungen gibt es auf dem Festival im Haus der Kulturen der Welt auch jenseits des Schlachtfelds. Die Musikwissenschaftlerin Ebba Durstewitz zum Beispiel beschäftigt sich heute mit "bösen Instrumenten". Flöten und Orgeln galten bereits im Mittelalter als bedrohlich, weil der Teufel mit den Luftschwingungen den menschlichen Geist verführe. Mythen, so Durstewitz, wie sie auch heute noch zum Beispiel für Schlagzeuger gelten.
"Es ist tatsächlich so, dass das so weit verbreitet war, die als verdächtig oder leicht korrumpierend zu empfinden, dass es im popkulturellen Gedächtnis noch so vor sich hinwabert. Das fängt bei denen damit an, dass tote Tierhaut im Spiel ist. Wieso stehen Schlagzeuger in dem Ruf, so einen abstrusen Tod zu sterben, da gibt es ja auch tausend Geschichten. Zu Beispiel Keith Moon, der Schlagzeuger; wo das Publikum immer gebeten wurde, im bitte nicht in die Augen zu schauen, der dreht sonst durch!"
Das vermeintlich diabolische Potential des Schlagzeugs kann man bekanntlich sogar beim stets angeketteten "Animal" aus der Muppet-Show-Band beobachten. Wer aber glaubt, Musik als solche könne böse sein, dem machte der Journalist und Poptheoretiker Dietmar Dath bereits in seiner Keynote am Donnerstag einen Strich durch die Rechnung.
"Das Böse ist etwas so Abstraktes, dass man zu seiner Darstellung einen Menge Feuerschutz aus anderen Arsenalen braucht. Gangsterrap ist dann das Ding mit den Goldzähnen und den kleinen tragbaren Maschinenpistolen, Black Metal das Ding mit den Nägeln auf der Schulter und der Panda-Fresse. Rape-and-Dismemberment-Rock, auch ein schönes Genre..."
Musik, mit dieser Erkenntnis konnte man sich am Eröffnungsabend trösten, kann erst im kulturellen Kontext zu etwas Bösem werden. Das gilt auch für die lustigen Lieder und Tänze der kalabrischen Mafia, wie man in einer Ausstellung über die "Kultur der Gewalt" erfährt. Holger Schulze, einer der Kuratoren des Festivals, wird dann in einer Diskussion heute Abend klären, …
"…dass das, was böse ist, einem selber vielleicht zu nahe geht, vielleicht die eigenen Privilegien beschneidet, die eigenen Freiheiten begrenzt, und so entsteht vielleicht das Böse in den Klängen."
Böse hin oder her: Über Musik lässt sich streiten. Wie sonst wäre es zu erklären, dass die Playlist der Musikfolter im Straflager von Guantanamo Bay aus Songs besteht, die in der westlichen Welt die Hitparaden stürmen? Wer mal wieder das Beast in sich entdecken möchte und dazu Hochinteressantes über unsere kulturellen Hörgewohnheiten und audio-psychologischen Reflexe lernen möchte, wird beim Festival im Haus der Kulturen der Welt übelst gut bedient werden.