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Von Fachwissen bis Forschung

Das Auslagern von Aufgaben wird in der modernen Arbeitswelt Outsourcing genannt. Auch Ministerien bedienen sich dieses Instruments. Allen voran das Forschungsministerium gefolgt vom Wirtschaftsministerium. Für externe Dienstleistungen haben sie eigene Budgets. Doch diese werden unterschiedlich definiert.

Von Anja Nehls |
    Studien, Gutachten, Rechtsberatungen, Broschüren, Konferenzen, Messeauftritte, Vorträge, Wettbewerbe, Workshops und klassische Unternehmensberatung. Alles, was ein Bundesministerium nicht selbst mit eigenen Mitarbeitern stemmen kann, wird als Auftrag extern vergeben.

    Was unter den Begriffen Beratung und Dienstleistung genau zu verstehen ist, hat wohl jedes Ministerium anders interpretiert. Am großzügigsten das Forschungsministerium. Von den fast eine Milliarde Euro, die seit 2009 für Beratung und Dienstleistung von deutschen Ministerien ausgegeben wurden, verbrauchte knapp die Hälfte - stolze 464 Millionen - das Bildungs- und Forschungsministerium. Allerdings machten die klassischen Beraterhonorare davon nur 4,6 Millionen Euro aus. Der gesamte Rest floss in die Forschung. Realisiert werden Forschungsprojekte über Träger wie zum Beispiel das Forschungszentrum Jülich oder das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, sagt Robin Mishra vom Forschungsministerium:

    "Das sind Dinge wie Gesundheitsforschung um Beispiel seltener Erkrankungen, was im Moment ein wichtiges Thema ist, Energieforschung, die im Moment wichtig ist, um die Energiewende nach vorne zu bringen, also die Frage wie findet man Energiespeicher, die sehr schnell funktionieren und die auch erneuerbare Energien speichern. Wir haben ein großes Förderprogramm für die neuen Länder, das wird über Projektträger abgewickelt, wir haben Programme kulturelle Bildung, da geht es darum, dass benachteiligte Kinder Zugang zu Kulturangeboten haben. All das ist in dieser Summe drin. Das ist also Geld, das für Inhalte ausgegeben wird und nicht für Berater."

    Im Gegensatz zu anderen Ministerien habe das Forschungsministerium auch keine nachgeordneten Behörden, die eine Teil der Aufgaben abnehmen könnten und dann in der Aufstellung externer Kosten nicht auftauchen würden.

    Das Umweltministerium habe das Umweltbundesamt, das Wirtschaftsministerium beispielsweise das Kartellamt. So der Sprecher von Forschungs- und Bildungsministerin Johanna Wanka.

    Darüber hinaus läuft ein Forschungsprojekt in der Regel mehrere Jahre. Dass gerade erst kürzlich so viel Geld dafür geflossen ist, begründet Robin Mishra folgendermaßen:

    "Es ist so, dass wir in dieser Legislaturperiode Ende 2010, Anfang 2011 neu ausgeschrieben haben im Hinblick auf neue europarechtliche Vorschriften. Das heißt, alle Projekte wurden neu ausgeschrieben und man sollte ja nur die Projekte angeben, die Aufträge, die neu sind, deswegen sammeln sich jetzt Ende 2012, Anfang 2013 diese Projekte an, da fließt jetzt das Geld."

    Allein 56 Millionen Euro wurden gerade erst für das Forschungsschiff Sonne bezahlt.

    "Es geht darum, für das Schiff eine Mannschaft zu finden, die Geräte so hinzubekommen, dass sie funktionieren, also alles zu tun, damit das Forschungsschiff auslaufen kann, damit es forschen kann, damit es Erkenntnisse zum Klimawandel liefert. Dieses Schiff versucht zum Beispiel den Einfluss des Klimawandels auf die Meerestemperatur zu erforschen, hat genaue Messmethoden, um zu gucken wie tief sind Eisschichten etc. Also das ist ein Forschung, die auch weltweit in der Bekämpfung des Klimawandels eine ganz wichtige Rolle spielt und ei wir auch aus Überzeugung als Ministerium machen."

    Nach dem Forschungsministerium auf Platz zwei bei den Ausgaben für externe Leistungen rangiert mit 115 Millionen Euro das Wirtschaftsministerium. Hier geht es - anders als im Forschungsministerium - weniger um Projekte, vielmehr um Fachwissen, heißt es aus dem Hause Philipp Röslers. Externe Spezialisten würden gebraucht zum Beispiel in Energiefragen, bei Fragen über Zukunftschancen für die Wirtschaft in der Informationstechnologie und Elektromobilität. Außerdem wurden klassische Konjunkturprognosen bei Wirtschaftsforschungsinstituten, Wirtschaftsprüfern und Unternehmensberatern in Auftrag gegeben.