Der rot geklinkerter Backsteinbau - eingeklemmt zwischen Nachtclub und Mietshaus liegt direkt hinter dem Bahnhof - an einer zuweil recht lauten Straße. "Hotel Bockhorn geschlossen" informiert schlicht ein Zettel an der Tür. Darunter erinnert ein vergilbtes Schild an bessere Tage: Dieses Haus wurde von einem Hotelführer ausgewählt und ausgezeichnet, ist da zu lesen.
"Das Hotel Bockhorn ist von uns angemietet worden und wir vermieten es an die Studierende."
erklärt Gisbert Schmitz vom Studentenwerk Münster.
"'"Nun mag eine Lage hinterm Bahnhof mitunter auch dubios erscheinen können, aber keine 200 Meter weiter ist das attraktive Hafenviertel und ich sag mal, wenn man gegenüber vom Hotel Bockhorn ins Wohnviertel rein geht ist das ein sehr beliebtes Studentenviertel dort.""
"Wir wussten nun auch, dass es sich bei dem Hotel Bockhorn nicht um ein kurz zuvor betriebenes Stundenhotel handelt, sondern ein Objekt, wo die Besitzerin aufgrund ihres Alters es aufgeben will. "
"Die Zimmer wurden renoviert die Gemeinschaftseinrichtungen wurden in Stand gesetzt, soweit es notwendig war. Ist auch voll ausgebucht."
Eine, die noch eins der 17 begehrten Hotelzimmer ergattert hat, ist die Medizinstudentin Franziska Jubt. Sie führt mich durch das ehemalige Mittelklassehotel.
"Guten morgen -guten Morgen! Wir können leider nicht den Aufzug benutzen, wahrscheinlich sind das zu hohe Wartungskosten, der ist seitdem das Studentenwohnheim hier eingerichtet worden ist, nicht mehr im Betrieb, Macht aber nix, ist nur drei Stockwerke."
"Wo sind wir hier? Jetzt steht hier an der Tür: Anmeldung - Frühstücksraum."
"Das ist unser Gemeinschaftsraum, der wurde umgemodelt zu einem studentischen Gemeinschaftsraum. Eigentlich ganz schön, schön groß, schön hell."
"Organgefarbene Tapeten, braune Tische und gestreift gepolsterte Stühle. Die Möbel standen die hier drin?"
"Ja wir haben hier nichts verändert und ich glaube der Vermieter hat es gestrichen neu, aber die Möble waren von Anfang an hier drin."
"Hier essen sie gemeinsam oder was findet hier statt?"
"Diverse Partys können hier stattfinden oder frühstücken kann man hier auch gemeinsam aber im Semester ist das nicht so häufig, das wir gemeinsam frühstücken, das macht jeder auf seinem Zimmer."
"Hier kommen wir in einen anderen Raum mit Schließfächern - der Postraum?"
"Ne das sind so kleine Schließfächer wo jeder Töpfe, Gläser, so Dinge, die man zum Kochen braucht, abstellen kann."
"Dann schauen wir uns mal ihr Zimmer an."
"Hier Appartement 26 bitteschön!"
"In welcher Wohnsituation waren sie, als sie hier ins Hotel eingezogen sind?
Studentin:"
"Ich habe die Uni gewechselt ganz plötzlich von Mainz nach Münster und was war alles ziemlich chaotisch. Gott sei Dank war dieses Zimmer frei.,"
Als Franziska Jubt dringend eine Bleibe suchte, fehlten in der Unistadt fast 700 Wohnplätze. Das Studentenwerk hatte mit dem Geld des Konjunkturpaketes längst notwendige Sanierungen vorgenommen. Wohnheime wurden vorübergehend geschlossen. Gisbert Schmitz vom Studentenwerk erinnert sich an chaotische Zeiten.
"Zum Wintersemester 2010/2011 haben wir schon eine verstärkte Nachfrage erlebt. Es gab Studierende, die vor dem Schloss gezeltet haben, um auf einen drohenden Notstand aufmerksam zu machen."
Eine schnelle Lösung musste her. So wurden in das leer stehende "Hotel Bockhorn" Studierende einquartiert. Für die Medizinstudenten Franziska Jubt ein Glücksfall
"Es war halt möbliert, sprich dieser Tisch war da, die Schränke waren hier und ein Stuhl und das Badezimmer. Das Badezimmer ist wirklich topp! Das Zimmer habe ich mir wegen des Badezimmers ausgesucht, weil es ziemlich groß und gemütlich ist, immer warm das finde ich ganz schön und das Bett war natürlich auch schon da, von daher musste ich nur ein paar Sachen dazuholen und es mir gemütlich machen."
Vom Zimmer gegenüber ertönt Klavierspiel. Ihr Hotelnachbar ist ein koreanischer Musikstudent, der Schubert Lieder übt. Der 19-jährige Shim Shan Myung hat sich mit Klavier, Notenbüchern und Haarspraydosen auf der Spiegelkommode sein eigenes Reich geschaffen.
Unterm Dach des ehemaligen Hotels wohnt Jens Paasen. Er studiert Anglistik und Germanistik
"Eine meiner besten Freundinnen sagt immer, du wohnst wie ein Rockstar im Hotel, das ist total dekadent, empfinde ich persönlich eigentlich gar nicht so."
"Vorher habe ich auf zehn Quadratmeter gewohnt, es war unheimlich klein und dieses hier hat fast 30 Quadratmeter. Also ich bezahle jetzt 324 Euro warm. Ich finde es ist viel, aber im Preis -Leistungsverhältnis ist es schon in Ordnung, und man muss das Ganze in Relation zur Stadt sehen, Ich wohne im absoluten Stadtzentrum und dafür ist es echt gut! Im Vergleich zu vorher bin ich wirklich sehr glücklich, auch mit dem Ausblick. Ich gucke hier quasi auf die Rangiergleise vom Münsteraner Bahnhof und ich sehe den ganzen Tag Züge ein und ausfahren, man hört sie Gott sei Dank nicht, weil die Fenster doppelt verglast sind. Dass ist einfach ein romantischer Ausblick, weil da sofort dieses Reisegefühl aufkommt."
"Wie sind Sie auf dieses Hotel gekommen?"
"Ich musste sofort in Panik innerhalb einer Woche ausziehen, und weil das Studentenwerk so Mitleid hatte, haben die gesagt, ja dann melden sie ich mal bei dem Hotel und gucken Sie mal."
Jens Paasen würde gern bis zum Ende seinen Studiums über den Dächern von Münster im "Hotel Bockhorn" residieren. Die Chancen stehen gut. Das Studentenwerk rechnet mit einem erneuten Andrang in der Zukunft. Die doppelten Abiturjahrgänge und diejenigen, die keinen Wehrdienst mehr absolvieren müssen, werden bald vor der Tür stehen. Gisbert Schmitz vom Studentenwerk schließt nicht aus, dann weitere Hotels für Studierende anzumieten.
"Selbstverständlich ist das eine Option. Wir sind eigentlich bemüht, unser Angebot an preiswerten Wohnraum für Studierende nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern möglichst preiswert für uns auszubauen."
"Das Hotel Bockhorn ist von uns angemietet worden und wir vermieten es an die Studierende."
erklärt Gisbert Schmitz vom Studentenwerk Münster.
"'"Nun mag eine Lage hinterm Bahnhof mitunter auch dubios erscheinen können, aber keine 200 Meter weiter ist das attraktive Hafenviertel und ich sag mal, wenn man gegenüber vom Hotel Bockhorn ins Wohnviertel rein geht ist das ein sehr beliebtes Studentenviertel dort.""
"Wir wussten nun auch, dass es sich bei dem Hotel Bockhorn nicht um ein kurz zuvor betriebenes Stundenhotel handelt, sondern ein Objekt, wo die Besitzerin aufgrund ihres Alters es aufgeben will. "
"Die Zimmer wurden renoviert die Gemeinschaftseinrichtungen wurden in Stand gesetzt, soweit es notwendig war. Ist auch voll ausgebucht."
Eine, die noch eins der 17 begehrten Hotelzimmer ergattert hat, ist die Medizinstudentin Franziska Jubt. Sie führt mich durch das ehemalige Mittelklassehotel.
"Guten morgen -guten Morgen! Wir können leider nicht den Aufzug benutzen, wahrscheinlich sind das zu hohe Wartungskosten, der ist seitdem das Studentenwohnheim hier eingerichtet worden ist, nicht mehr im Betrieb, Macht aber nix, ist nur drei Stockwerke."
"Wo sind wir hier? Jetzt steht hier an der Tür: Anmeldung - Frühstücksraum."
"Das ist unser Gemeinschaftsraum, der wurde umgemodelt zu einem studentischen Gemeinschaftsraum. Eigentlich ganz schön, schön groß, schön hell."
"Organgefarbene Tapeten, braune Tische und gestreift gepolsterte Stühle. Die Möbel standen die hier drin?"
"Ja wir haben hier nichts verändert und ich glaube der Vermieter hat es gestrichen neu, aber die Möble waren von Anfang an hier drin."
"Hier essen sie gemeinsam oder was findet hier statt?"
"Diverse Partys können hier stattfinden oder frühstücken kann man hier auch gemeinsam aber im Semester ist das nicht so häufig, das wir gemeinsam frühstücken, das macht jeder auf seinem Zimmer."
"Hier kommen wir in einen anderen Raum mit Schließfächern - der Postraum?"
"Ne das sind so kleine Schließfächer wo jeder Töpfe, Gläser, so Dinge, die man zum Kochen braucht, abstellen kann."
"Dann schauen wir uns mal ihr Zimmer an."
"Hier Appartement 26 bitteschön!"
"In welcher Wohnsituation waren sie, als sie hier ins Hotel eingezogen sind?
Studentin:"
"Ich habe die Uni gewechselt ganz plötzlich von Mainz nach Münster und was war alles ziemlich chaotisch. Gott sei Dank war dieses Zimmer frei.,"
Als Franziska Jubt dringend eine Bleibe suchte, fehlten in der Unistadt fast 700 Wohnplätze. Das Studentenwerk hatte mit dem Geld des Konjunkturpaketes längst notwendige Sanierungen vorgenommen. Wohnheime wurden vorübergehend geschlossen. Gisbert Schmitz vom Studentenwerk erinnert sich an chaotische Zeiten.
"Zum Wintersemester 2010/2011 haben wir schon eine verstärkte Nachfrage erlebt. Es gab Studierende, die vor dem Schloss gezeltet haben, um auf einen drohenden Notstand aufmerksam zu machen."
Eine schnelle Lösung musste her. So wurden in das leer stehende "Hotel Bockhorn" Studierende einquartiert. Für die Medizinstudenten Franziska Jubt ein Glücksfall
"Es war halt möbliert, sprich dieser Tisch war da, die Schränke waren hier und ein Stuhl und das Badezimmer. Das Badezimmer ist wirklich topp! Das Zimmer habe ich mir wegen des Badezimmers ausgesucht, weil es ziemlich groß und gemütlich ist, immer warm das finde ich ganz schön und das Bett war natürlich auch schon da, von daher musste ich nur ein paar Sachen dazuholen und es mir gemütlich machen."
Vom Zimmer gegenüber ertönt Klavierspiel. Ihr Hotelnachbar ist ein koreanischer Musikstudent, der Schubert Lieder übt. Der 19-jährige Shim Shan Myung hat sich mit Klavier, Notenbüchern und Haarspraydosen auf der Spiegelkommode sein eigenes Reich geschaffen.
Unterm Dach des ehemaligen Hotels wohnt Jens Paasen. Er studiert Anglistik und Germanistik
"Eine meiner besten Freundinnen sagt immer, du wohnst wie ein Rockstar im Hotel, das ist total dekadent, empfinde ich persönlich eigentlich gar nicht so."
"Vorher habe ich auf zehn Quadratmeter gewohnt, es war unheimlich klein und dieses hier hat fast 30 Quadratmeter. Also ich bezahle jetzt 324 Euro warm. Ich finde es ist viel, aber im Preis -Leistungsverhältnis ist es schon in Ordnung, und man muss das Ganze in Relation zur Stadt sehen, Ich wohne im absoluten Stadtzentrum und dafür ist es echt gut! Im Vergleich zu vorher bin ich wirklich sehr glücklich, auch mit dem Ausblick. Ich gucke hier quasi auf die Rangiergleise vom Münsteraner Bahnhof und ich sehe den ganzen Tag Züge ein und ausfahren, man hört sie Gott sei Dank nicht, weil die Fenster doppelt verglast sind. Dass ist einfach ein romantischer Ausblick, weil da sofort dieses Reisegefühl aufkommt."
"Wie sind Sie auf dieses Hotel gekommen?"
"Ich musste sofort in Panik innerhalb einer Woche ausziehen, und weil das Studentenwerk so Mitleid hatte, haben die gesagt, ja dann melden sie ich mal bei dem Hotel und gucken Sie mal."
Jens Paasen würde gern bis zum Ende seinen Studiums über den Dächern von Münster im "Hotel Bockhorn" residieren. Die Chancen stehen gut. Das Studentenwerk rechnet mit einem erneuten Andrang in der Zukunft. Die doppelten Abiturjahrgänge und diejenigen, die keinen Wehrdienst mehr absolvieren müssen, werden bald vor der Tür stehen. Gisbert Schmitz vom Studentenwerk schließt nicht aus, dann weitere Hotels für Studierende anzumieten.
"Selbstverständlich ist das eine Option. Wir sind eigentlich bemüht, unser Angebot an preiswerten Wohnraum für Studierende nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern möglichst preiswert für uns auszubauen."