Der freie Wille ist eine große Sache in Philosophie und Jurisprudenz. Im Labor ist er ganz einfach - ein Tastendruck. Vor über 30 Jahren konnte Benjamin Libet nachweisen, dass das Gehirn längst mit der Vorbereitung dieser Bewegung begonnen hat, wenn seine Versuchspersonen das Gefühl hatten, sich bewusst für den Tastendruck zu entscheiden. Der freie Wille hinkt der Biologie hinterher, ist eine Illusion, das war zumindest Libets Interpretation. Trotzdem hielt er das Bewusstsein nicht für ein machtloses Begleitphänomen der Hirnaktiviät. In seinen Augen ist es eine Kontrollinstanz, die im Notfall ein Veto aussprechen kann.
Damit wollte sich der Hirnforscher Marcel Brass nicht zufrieden geben. Am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften entwickelte er das Experiment weiter. Auch im Labor in Leipzig werden Tasten gedrückt. Seinen Probanden gibt Marcel Brass allerdings eine etwas kompliziertere Anweisung als seinerzeit Benjamin Libet: "Drücken Sie eine Taste, aber zucken sie gelegentlich im letzten Moment zurück". Die Versuchspersonen befanden sich in einem Hirnscanner, so dass Marcel Brass im nachhinein die Nervenaktivität bei erfolgreichen und unterbrochenen Handlungen vergleichen und so die Hirnregion für das geistige Veto eingrenzen konnte.
"Diese Region befindet sich im sogenannten fronto-medialen Cortex. Das ist ein Teil des Gehirns, der vorne liegt und im Prinzip da wo die beiden Hirnhälften aufeinandertreffen."
Auch das freie Nicht-Wollen ist also im Gehirn verankert, irgendwo hinter den Augen. Die Veto-Region liegt noch vor Zentren, in denen Handlungen organisiert werden. Das passt gut zu einer Theorie, nach der Nervenzentren umso weiter vorne liegen, je höhere Entscheidungsfunktionen sie wahrnehmen.
"Man kann sich nun vorstellen, dass die Unterdrückung einer schon gefassten Handlungsintention oder einer schon gefassten Handlung hierarchisch übergeordnet zu der willentlichen Initiierung der Handlung ist. Insofern passt die Tatsache, dass diese Region vor den Regionen zur willentlichen Handlungssteuerung liegt, recht gut in die Literatur."
Die Kontrolle von Handlungen ist von entscheidender Bedeutung. Sie bildet den Schnittpunkt von Impuls und Intellekt. Während die meisten Tiere ihren Bedürfnissen direkt nachgeben, können Menschen überlegen.
"Das ist natürlich etwas, was im Alltag oft vorkommt, man kann sich beispielsweise eine Situation vorstellen, wo man sich mit seinem Partner streitet, und es liegt einem ein bestimmter Ausdruck auf der Zunge, und man entscheidet sich dann doch im letzten Moment, das nicht zu sagen. Also es ist sehr einschneidend, dass wir Handlungen, impulsive Handlungen im letzten Moment unterdrücken können."
Eine Fähigkeit, die bei einer Drogenabhängigkeit, bei Aufmerksamkeitsstörungen und einigen psychiatrischen Krankheiten vermindert ist. Aus diesem Grund werden sich vor allem Mediziner für die Leipziger Ergebnisse interessieren. Was aber heißt das Experiment jetzt für Benjamin Libets Hintertürchen für den freien Willen, für das freie Veto?
"Das ist nun aus der Perspektive von Libet sehr problematisch. Er argumentiert, ich finde nichts für diese Veto im Gehirn, also ist möglicherweise das Veto das, was von der Versuchsperson initiiert wird und nicht von Hirnaktivität vorweggenommen wird. Wir zeigen nun, dass eine Region im fronto-medialen Cortex mit dieser Entscheidung in Verbindung stehen, und das wiederum wiederspricht zunächst einmal Benjamin Libet."
Allerdings ist der Kernspintomograph, mit dem Marcel Brass, gearbeitet hat, ein eher langsames Gerät, er kann damit das "Wo" des Handlungsvetos eingrenzen, aber nicht das "Wann". Es ist also durchaus möglich, dass die Vetoregion erst aktiv wird, nachdem sich die Versuchspersonen bewusst entschlossen haben, den Tastendruck abzubrechen. Mit einem neuen Experiment wird Marcel Brass versuchen, dieses Schlupfloch im Hintertürchen auch noch zu schließen. Vorerst legt das Experiment aus Leipzig in jedem Fall nahe, dass man den freien Willen besser im Gehirn als außerhalb suchen sollte.
Damit wollte sich der Hirnforscher Marcel Brass nicht zufrieden geben. Am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften entwickelte er das Experiment weiter. Auch im Labor in Leipzig werden Tasten gedrückt. Seinen Probanden gibt Marcel Brass allerdings eine etwas kompliziertere Anweisung als seinerzeit Benjamin Libet: "Drücken Sie eine Taste, aber zucken sie gelegentlich im letzten Moment zurück". Die Versuchspersonen befanden sich in einem Hirnscanner, so dass Marcel Brass im nachhinein die Nervenaktivität bei erfolgreichen und unterbrochenen Handlungen vergleichen und so die Hirnregion für das geistige Veto eingrenzen konnte.
"Diese Region befindet sich im sogenannten fronto-medialen Cortex. Das ist ein Teil des Gehirns, der vorne liegt und im Prinzip da wo die beiden Hirnhälften aufeinandertreffen."
Auch das freie Nicht-Wollen ist also im Gehirn verankert, irgendwo hinter den Augen. Die Veto-Region liegt noch vor Zentren, in denen Handlungen organisiert werden. Das passt gut zu einer Theorie, nach der Nervenzentren umso weiter vorne liegen, je höhere Entscheidungsfunktionen sie wahrnehmen.
"Man kann sich nun vorstellen, dass die Unterdrückung einer schon gefassten Handlungsintention oder einer schon gefassten Handlung hierarchisch übergeordnet zu der willentlichen Initiierung der Handlung ist. Insofern passt die Tatsache, dass diese Region vor den Regionen zur willentlichen Handlungssteuerung liegt, recht gut in die Literatur."
Die Kontrolle von Handlungen ist von entscheidender Bedeutung. Sie bildet den Schnittpunkt von Impuls und Intellekt. Während die meisten Tiere ihren Bedürfnissen direkt nachgeben, können Menschen überlegen.
"Das ist natürlich etwas, was im Alltag oft vorkommt, man kann sich beispielsweise eine Situation vorstellen, wo man sich mit seinem Partner streitet, und es liegt einem ein bestimmter Ausdruck auf der Zunge, und man entscheidet sich dann doch im letzten Moment, das nicht zu sagen. Also es ist sehr einschneidend, dass wir Handlungen, impulsive Handlungen im letzten Moment unterdrücken können."
Eine Fähigkeit, die bei einer Drogenabhängigkeit, bei Aufmerksamkeitsstörungen und einigen psychiatrischen Krankheiten vermindert ist. Aus diesem Grund werden sich vor allem Mediziner für die Leipziger Ergebnisse interessieren. Was aber heißt das Experiment jetzt für Benjamin Libets Hintertürchen für den freien Willen, für das freie Veto?
"Das ist nun aus der Perspektive von Libet sehr problematisch. Er argumentiert, ich finde nichts für diese Veto im Gehirn, also ist möglicherweise das Veto das, was von der Versuchsperson initiiert wird und nicht von Hirnaktivität vorweggenommen wird. Wir zeigen nun, dass eine Region im fronto-medialen Cortex mit dieser Entscheidung in Verbindung stehen, und das wiederum wiederspricht zunächst einmal Benjamin Libet."
Allerdings ist der Kernspintomograph, mit dem Marcel Brass, gearbeitet hat, ein eher langsames Gerät, er kann damit das "Wo" des Handlungsvetos eingrenzen, aber nicht das "Wann". Es ist also durchaus möglich, dass die Vetoregion erst aktiv wird, nachdem sich die Versuchspersonen bewusst entschlossen haben, den Tastendruck abzubrechen. Mit einem neuen Experiment wird Marcel Brass versuchen, dieses Schlupfloch im Hintertürchen auch noch zu schließen. Vorerst legt das Experiment aus Leipzig in jedem Fall nahe, dass man den freien Willen besser im Gehirn als außerhalb suchen sollte.